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Die perfekt inszenierte Animation
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Es gibt Sportarten, bei denen man am Trikot der Spieler erahnen kann, dass dem Zuschauer über die sportliche Leistung der Athleten hinaus auch noch andere Anreize gegeben werden sollen, dem Wettkampf beizuwohnen. Beach Volleyball ist ein gutes Beispiel. Die Trikothosen der weiblichen Spielerinnen sind nur wenige Zentimeter breit. Mit ihren wohlgeformten Körpern sind die Spitzensportlerinnen nicht nur sportlich interessant.
Ganz im Sinne eines vielseitigen Zuschauererlebnisses sind auch Beach Volleyball Wettkämpfe der Olympischen Spiele in Peking organisiert. Vor Beginn des Wettkampfs tanzt eine Gruppe von eigens aus Spanien eingeflogenen Beachgirls zu karibischen Rhythmen und heißt die Gäste aus der ganzen Welt willkommen. Die fünf olympischen Maskottchen schließen sich ihnen an. Sie hüpfen wild im Hintergrund und geben sich alle Mühe, die Besucher auf das bevorstehende Spiel einzustimmen. Während sich die Spieler vor dem Anpfiff mit Aufschlägen aufwärmen, studieren die Mädchen in den knappen, grünen Badeanzügen mit den Zuschauern Klatschbewegungen zu kurzen Musiksequenzen ein.
Beim Anpfiff ist die Stimmung ausgelassen. Sechs Spiele kann man sich mit einer Eintrittskarte für diesen Abend ansehen. In der ersten Partie tritt die Schweizer Mannschaft von Patrick Heuscher und Sascha Heyer gegen die Mannschaft von Martins Plavins und Aleksandrs Samoilovs aus Lettland an. Vereinzelt sind Zuschauer mit rot-weißen Fahnen zu sehen. Ein Schweizer in der Reihe hinter mir versucht seine Nebensitzer als Fans für seine Mannschaft zu gewinnen. „Sagt: (C)hop Schwitz“ fordert er diese in astreinem Schweizerdeutsch auf. „Hop Schwitsch“ holpern die Worte von der Zunge des Chinesen. Er lacht dabei und ist begeistert von der Atmosphäre.
Zwischen den Ballwechseln werden immer wieder neue Musiksequenzen eingeblendet. Die westlichen Zuschauer kennen sie allesamt. Einige fangen an zu tanzen und mit ihren Flaggen in den Händen hüpfen sie im Takt. Die Chinesen beobachten das Geschehen. Obwohl viele die Lieder nicht kennen, stimmen einige in den Tanz mit ein.
Das Spiel läuft, Lettland greift an, doch Patrick Heuscher blockt. „Mein Block, mein Block, mein Block“, tönt es aus den Lautsprechern. Die Fans strecken ihre Hände in die Höhe und simulieren einen Block, so wie es sie die Beachgirls vor dem Spiel gelehrt haben. Doch schon ist der Ball wieder in der Luft. Es kehrt kurz Ruhe ein und die Zuschauer verfolgen den Spielzug gespannt, bis nach dem nächsten Angriff wieder die Musik aus den Lautsprechern schallt. Schließlich können die Letten das Spiel für sich entscheiden. Die Schweizer Fans sind enttäuscht, doch die nächste Schweizer Mannschaft spielt gleich im Anschluss und kann einen Sieg nach Hause tragen.
Danach ändert sich das Bild im Stadion. Im nächsten Spiel tritt die deutsche Mannschaft von David Klemperer und Eric Koreng gegen die Niederländer Richard Schuil und Reinder Nummerdor an. Die rot-weißen Fahnen sind allesamt verschwunden. Auf der Tribüne haben sich niederländische und deutsche Zuschauer zu kleinen Fangrüppchen zusammengefunden. Das Gesicht schwarz, rot, gold bemalt schwenken die Anhänger der deutschen Mannschaft ihre Nationalflaggen. "Deguo jiayou", "Auf geht´s Deutschland!" rufen ein paar Deutsche auf Chinesisch und erfreuen sich dabei der Unterstützung der Einheimischen, die im Chor einstimmen. "Kämpfen Deutschland, kämpfen", tönt es aus der anderen Ecke, als die Niederländer sich einen Vorsprung aufbauen. Trotz der Unterstützung der Fans kann die deutsche Mannschaft nicht mehr die Oberhand gewinnen und verliert gegen die Holländer. Aber nur drei Spiele später können sich die Fans mit einem Sieg für Deutschland durch das Team von Stephanie Pohl und Okka Rau trösten.
Im Stadion herrscht ein reges Kommen und Gehen. Vor jedem Spiel tauchen neue Grüppchen mit Trikos, Fahnen und bunt geschminkten Gesichtern auf. Mal spielt Brasilien gegen Australien. Dabei wird das Stadion für die Zeit einer Partie in grün und gelb getaucht. Dann treten Misty May-Treanor und Kerri Walsh aus den USA gegen Milagros Crespo und Imara Estevez aus Kuba an. Dieses Mal sind es die US-Amerikaner, die sich zu Fanchören zusammenraffen, um gegen das Heer der Chinesen anzuschreien, die für Kuba jubeln. Diejienigen, deren Teams gerade nicht an der Reihe sind, holen Nachschub an Bier oder Erfrischungsgetränken und stimmen in den Fangesang der anderen Nationen mit ein. Oder sie gönnen sich eine Pause vom Trubel im Inneren des Stadions und eifern auf den Beach Volleyballplätzen vor der Arena ihren Idolen nach. Dabei versuchen sie, den Ball so gekonnt über das Netz zu befördern, wie sie es kurz zuvor im Stadion gesehen haben.
Sabrina Eisenbarth, 18. August 2008