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Am 12. März 2010 starb Hanna-Renate Laurien
Die CDU hat eine ihrer großen Politikerinnen verloren
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Am 12. März 2010 verstarb in Berlin die ehemalige Schulsenatorin und Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien, im Alter von 81 Jahren. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte sie als „Frau der klaren Worte“, die eine der „prägenden Persönlichkeiten“ der Union gewesen sei. Mit ihr verstarb eine der letzten Frauen der ersten Generation, die den Kurs der Union mitbestimmt haben.
Hanna-Renate Laurien wuchs in einer Danziger evangelischen Familie auf und konvertierte 1952 zum Katholizismus. Nach einem Lehramtsstudium in Berlin arbeitete die promovierte Germanistin mehrere Jahre im nordrhein-westfälischen Schuldienst, zuletzt als Oberstudiendirektorin in Köln, und setzte dort einen menschlicheren Umgang mit unverheirateten, schwangeren Schülerinnen und Kolleginnen durch, die noch in den 1960er Jahren amtlich gemaßregelt wurden. 1966 trat sie, mitten in der
Auseinandersetzung um einen Fortbestand der Konfessionsschulen, in die CDU ein. In Rheinland-Pfalz, das unter seinem jungen Ministerpräsidenten Helmut Kohl ein reformorientiertes Musterland war, wurde die Parteispitze schnell auf sie aufmerksam. 1970 holte der spätere Ministerpräsident und Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bernhard Vogel, Laurien in sein Kultusministerium und machte sie wenig später zur Staatssekretärin; 1976 folgte sie ihm als Kultusministerin nach. Seit dieser Zeit war sie ihm freundschaftlich verbunden.
1981 kehrte sie nach Berlin zurück, um unter Richard von Weizsäcker in der geteilten Stadt das Amt der Schulsenatorin zu übernehmen. Sie konnte sich nicht gegen Eberhard Diepgen bei der Wahl um die Nachfolge Richard von Weizsäckers als Regierender Bürgermeister durchsetzen, blieb aber Senatorin und wurde 1991 als erste Frau Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses. Sie führte das Präsidentenamt resolut, aber freundlich – der anerkennende Spitzname „Hanna Granata“ stammt aus diesen Jahren – und war beliebt in der Fraktion und beim politischen Gegner.
Hanna-Renate Laurien blieb unverheiratet, nicht untypisch für die konservativeren Politikerinnen ihrer Generation, die sich zwischen Karriere und Familie häufig noch entscheiden mussten. Sie hatte als Laiendominikanerin das Gelübde der Ganzhingabe abgelegt, war jedoch alles andere als klerikal. Innerhalb des deutschen Katholizismus gehörte sie zu den konservativen Modernisiererinnen, war etwa Mitglied im Präsidium der Würzburger Synode und im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Später setzte sie sich sowohl für das Frauendiakonat wie auch für den Verein „Donum Vitae“ zur Beratung von Frauen in Konfliktschwangerschaften ein, für den sie sich 2006 auch gegen ein Votum der Bischofkonferenz engagierte. Für ihren Einsatz wurde sie mit der Ehrendoktorwürde der katholisch-theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geehrt.
Mit dem Tod von Hanna-Renate Laurien verliert die CDU eine profilierte Bildungspolitikerin, deren Lebenslauf zwischen Vertreibung und Integration, deutscher Teilung und Einheit, konservativer Bildungsreform und Frauenemanzipation in Staat, Union und katholischer Kirche einen wesentlichen Teil der neueren deutschen Geschichte widerspiegelt, den sie selbst mit gestaltet hat.