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Einsam statt gemeinsam
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Die evangelischen Freikirchen kochen lieber zuhause ihr eigenes Süppchen, während der Kölner Kirchentag die Vielfalt von lebendigem christlichen Glauben deutlich machen will. Den Evangelikalen, eine besonders bibeltreue Bewegung, sind die Landeskirchen zu liberal, ihre Theologie ist zu beliebig und freizügig. Deshalb bleiben sie lieber zu Hause. Bei Themen wie gleichgeschlechtlichen Ehen, Versöhnung für alle oder dem Dialog mit dem Islam ist Schluss mit lustig. Die Basis in der Evangelischen Kirche will jedoch von der theoretischen Diskussion um den kleinsten gemeinsamen Nenner, nach dem, was verbindet und was trennt, nichts wissen.
Alle christlichen Konfessionen und Kirchen wurden seitens der evangelischen Landeskirchen ausdrücklich auf den Kirchentag eingeladen. Katholiken und Orthodoxe sämtlicher Frömmigkeitsstile sind dabei, sowohl auf dem Podium als auch auf den Plätzen. Nur die Freikirchen machen es sich lieber zuhause gemütlich. Zwar sind einzelne Redner und Besucher von ihnen gekommen. Als Gemeinde jedoch „ haben wir unsere eigenen Veranstaltungen“, sagt Joost Reinke, Vorsitzender der Freikirchen in NRW. Zynisch mag man im Mainstream darauf reagieren, dass man dort in konzentrierter und somit auch kontrollierbarerer Form die eigenen Schäfchen besser beisammen halten kann.
Christlicher Glaube lässt sich jedoch nicht hinter den Kirchenmauern von Freikirchen einsperren, glaubt man doch gemeinsam an den dreieinigen Gott, der nur Liebe ist und nicht für sich bleiben will. „Wir werden unser Programm nicht einengen“, sagt der rheinische Präses Nikolaus Schneider und argumentiert mit der Evangelischen Freiheit eines Christenmenschen. Stattdessen wiederholt er seine Einladung, dass die Freikirchen die Vielfalt des Kirchentags bereichern könnten. Denn für jeden und jede Meinung ist an dem diskussionsfreudigen Ort ein Platz vorhanden – auch für die Freikirchen. Nur sind ihre Plätze hier frei geblieben, ihre Positionen bleiben damit leider ungehört.
Wollen sie doch eigentlich die an vielen Stellen kalt gewordene und nach gemeinsamer Identität lechzende Kirche mit ihrem Charisma wieder auf Betriebstemperatur bringen. In Köln hätten sie dazu die Chance gehabt, etwas zu bewegen. Das tun sie auch – aber auf ihren eigenen Kongressen und Festivals. Die missionarisch gewollte Außenwirkung ist dort nicht dieselbe, die eine gesellschaftliche Generaldebatte in Köln hat. Die erreicht sogar diejenigen, die sonst gar nichts mehr mit Kirche zu tun haben.
Jan Thomas Otte