Mit dem Tod von Bernhard Vogel verbindet sich die Erinnerung an eine außergewöhnliche, in mancherlei Hinsicht einzigartige politische Biographie. Eigentlich wollte der Politische Wissenschaftler an der Hochschule bleiben. Seine Kandidatur für den Deutschen Bundestag ergab sich 1965 ungeplant – weil er der Auffassung war, vier Jahre in der Politik könnten von Vorteil sein. Doch nach nicht einmal zwei Jahren wurde er zum Kultusminister von Rheinland-Pfalz berufen. Zahlreiche politische und gesellschaftliche Ämter und Funktionen folgten, manche davon mehr als einmal. Zweimal war er CDU-Landesvorsitzender – in Rheinland-Pfalz und Thüringen; zweimal Landtagsabgeordneter – in Mainz und Erfurt; zweimal Ministerpräsident – von Rheinland-Pfalz und des Freistaates Thüringen; zweimal Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, zuletzt ihr Ehrenvorsitzender. Er war der Regierungschef mit der längsten Amtszeit in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland; einer der erfahrensten, der populärsten und der einzige, der in einem west- und einem ostdeutschen Land die Regierungsverantwortung innehatte.
Bernhard Vogel verband auf beispiellose Weise Politik mit Menschlichkeit. Er führte Menschen zusammen, erklärte und erläuterte ihnen Politik, nahm sie mit auf dem Weg der Politik, bot ihnen Orientierung und Richtung. Fundament seiner Überzeugungen und seiner Entscheidungen waren das christliche Menschenbild und die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die Katholische Soziallehre sowie die Grundwerte unserer Verfassung. Daran orientierte sich sein Denken, daran richtet er sein Handeln aus, darauf gründeten seine Pflichterfüllung und Leidenschaft, seine Weitsicht verbunden mit Zuversicht, sein Optimismus verbunden mit Realismus, seine Grundsatz- und Prinzipientreue. Sie haben Bernhard Vogel zu einem außergewöhnlichen Politiker werden lassen.
Anlässlich des Todes von Bernhard Vogel erklärte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert: „Bernhard Vogel hat in Rheinland-Pfalz wie in Thüringen durch klare Orientierung und Respekt vor dem politischen Gegner ein Beispiel für demokratische Streitkultur gegeben und einen nachhaltigen Beitrag zum Zusammenwachsen unseres wiedervereinigten Landes geleistet. Das hat auch sein langjähriges Wirken als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung geprägt.“
So wird er vielen als Mensch, als Politiker und als Stiftungsvorsitzender in Erinnerung bleiben. Die Konrad-Adenauer-Stiftung wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.