Judul tunggal
„Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! … Habt keine Angst! Verändert die Welt! Verändert diese Welt!“ mit diesen Worten Johannes Pauls II. bei seiner Amtseinführung 1978 begann eine Entwicklung, die Europa veränderte: es wurde größer, wertorientierter und demokratischer.
Die Wahl des Krakauer Kardinals Karol Woityla zum Nachfolger Petri war eine Sensation. Nach 450 Jahren wurde zum ersten Mal wieder ein Nichtitaliener zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Der neue Papst kam aus dem kommunistisch regierten Polen, das dem Warschauer Pakt angehörte, und er war ein Slawe.
Damit kam eine neue Perspektive in die Debatte um Europa. Als 1979 das Europäische Parlament zum ersten Mal direkt gewählt wurde, gehörten ihm Vertreter aus neun Staaten an. Undenkbar war damals für die meisten, dass auch die Länder des „Ostblocks“ rund 25 Jahre später Abgeordnete nach Straßburg entsenden könnten.
Für den Papst aus Polen galt aber schon damals eine gesamteuropäische Ausrichtung. Als slawischer Papst betrachtete er es als seine Aufgabe, die geistige Einheit des Christlichen in Europa sichtbar zu machen. Er setzte auf die Menschen, die ein vereintes Europa schaffen könnten, und appellierte an die Völker, sich enger zusammenzuschließen.
Nicht ein primär wirtschaftlich verbundenes Europa, sondern ein Europa, in dem alle Dimensionen des menschlichen Lebens geachtet würden, war seine Vision. Er beschrieb dies mit der Metapher von den beiden Lungenflügeln, mit denen Europa atmen müsse. Das bedeutete, dass sowohl die östliche Hälfte Europas mit ihrem reichen spirituellen Erbe als auch die westliche Hälfte Europas mit ihrer Demokratieerfahrung zum Gelingen Europas beitragen müssten. Osteuropa sei als gleichberechtigter Partner zu betrachten.
Es ging Johannes Paul II. schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs darum, die Einheit des ganzen Europas - im Westen wie im Osten – deutlich zu machen. Das „gemeinsamen Haus aller europäischen Nationen“, das er vor dem Europäischen Parlament 1988 beschrieb, sollte geprägt sein von einer Gemeinsamkeit der Werte. Dazu zählte für ihn vor allem die Freiheit der Person, die Johannes Paul II. durch seine Herkunft aus der Unfreiheit eines totalitären Staates besonders am Herzen lag.
Europa eine Seele geben, diese von Jacques Delors geprägten Worte spielen auch für Johannes Paul II. eine große Rolle. Er war überzeugt, dass Kirche dazu beitragen könne, dass Europa seine Identität und damit seine Seele findet. Denn die Kultur beruhe auf christlichen Werten, auf dem christlichen Menschenbild. Deswegen dürfe das religiöse Bekenntnis nicht in die Privatsphäre abgedrängt werden.
So hat er die Debatten um die Präambel des Verfassungsvertrags begleitet. Auch wenn es aufgrund der unterschiedlichen nationalen Traditionen nicht gelungen ist, den Begriff des Gottesbezuges festzuschreiben, so ist die Berücksichtung christlicher Werte in der Politik durch den Vertrag von Lissabon dennoch gegeben. In Art. 17 wird der Status der Kirchen anerkannt und institutionell zugesichert, dass sie ihre Stimme in den Prozess der Meinungsbildung einbringen können - eine Chance die genutzt werden muss, um die politischen Prozesse mit Wachsamkeit für Ungerechtigkeiten und Menschenwürdeverletzungen zu begleiten.
Zum Vermächtnis von Johannes Paul II. gehört, die geistlichen Grundlagen Europas als Chance zu begreifen und die demokratischen Institutionen zu nutzen – eine heilsame Erinnerung, zu der die Seligsprechung am 1. Mai beitragen kann. Johannes Paul II. bleibt in diesem Sinn auch über seinen Tod hinaus ein großer, ein prägender und in die Zukunft weisender Europäer.