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Kirche als stummer Betrachter
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Der Missbrauch von christlichen Symbolen sollte von der evangelischen Kirche stärker als bisher bekämpft werden. Sängerinnen, die sich kreuzigen lassen, abgeschlagenen Jesusköpfe auf der Bühne oder blasphemische Lieder auf dem Kirchentag. Das alles darf die Kirche nicht hinnehmen. Blasphemie darf kein Menschenrecht sein, wie dies etwa die Sängerin Madonna für sich in Anspruch nahm. Auf ihrer vergangenen Tour hing sie bei ihren Konzerten an einem Kreuz und trug eine Dornenkrone. Die evangelische Kirche schaute bei dieser Verhöhnung des Evangeliums stumm zu. Nur die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann forderte die Menschen dazu auf, die Konzerte zu ignorieren.
Leidenschaftlicher Protest sieht anders aus. Und selbst auf ihren eigenen Veranstaltungen ist der evangelischen Kirche die Gotteslästerung durch Kunst egal. Auf der Hauptkundgebung des Kirchentages singt die Schauspielerin Katja Riemann das „Wassermann-Lied“ aus dem Hippie-Musical „Hair“. Ein Lobgesang auf die Esoterik und ein Schmähgesang auf das Christentum. Fünf Meter hinter Riemann auf der Bühne sitzt EKD-Chef Wolfgang Huber und klatscht begeistert mit.
Weitere Beispiele gibt es genug, wie etwa die Diskussion um die Zeichentrickserie Pope-Town zeigt. Oft wird hierbei auf den Gotteslästerungsparagraph 166 verwiesen, der Blasphemie unter Strafe stellt. Doch die Zulässigkeit dieser Kunstwerke können keine Gerichte klären. Nur ein offener Diskurs in der Gesellschaft führt zu einer Lösung. In diesem Diskurs sollte die Kirche ihre christlichen Symbole verteidigen. Für sie muss es ein klares Richtig und Falsch geben, ganz unabhängig von Paragrafen wie 166. Doch die Diskussionen finden ohne sie statt. Die Kirche hat ihre Stimme verloren oder besser gesagt: Sie verzichtet darauf: Denn niemand soll verschreckt werden, niemand soll die Kirche für intolerant halten. Dieses Ziel ist erreicht. Doch zu tolerant hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung nun noch „verzichtbar“ und „gleichgültig“ gesellt.
Das Feld der Kunstkritik hat die evangelische Kirche einer anderen Religion überlassen. Dem Islam: Als bei der Idomeneo-Aufführung in Berlin abgeschlagene Köpfe von Jesus, Buddha und Mohammed auf der Bühne lagen, blieb die evangelische Kirche stumm, während ein möglicher Bombenanschlag von Islamisten die Veranstaltung kippte. Diesen sinnlosen Fanatismus hat die evangelische Kirche zum Glück hinter sich gelassen. Doch sie ist über das Ziel hinaus geschossen. Ihre eigenen Symbole sind ihr nicht mehr wichtig. Die evangelische Kirche muss wieder lernen, ihre Symbole und Werte zu verteidigen. Gerade auf die Gefahr hin, dafür angegriffen zu werden. Denn nur dadurch wird sie wird an Profil gewinnen, wird in der öffentlichen Diskussion über Ethik wieder als ernsthafter Partner wahrgenommen werden.
Michael Handel