Auf einen Blick
- Globale Gesundheitspolitik setzt neben der Bekämpfung von Krankheiten auf die Stärkung und Resilienz von Gesundheitssystemen und die generelle Verbesserung der Lebensbedingungen.
- Bei der Schaffung resilienter Gesundheitssysteme spielen technische Innovationen und nachhaltige Lebensstile, die Biodiversität, Klima und Umwelt schützen, eine besondere Rolle.
- Deutschland unterstützt die WHO als zentralen Akteur der globalen Gesundheitspolitik und setzt international auf multilaterale Initiativen, um globalen Herausforderungen besser begegnen zu können.
- Die Konrad-Adenauer-Stiftung versteht globale Gesundheitspolitik als ein wichtiges Querschnittsthema, das aus verschiedenen Perspektiven und im Zusammenspiel mit anderen Politikfeldern betrachtet werden muss.
- Ein Schwerpunkt unserer Arbeit zu globaler Gesundheit ist die Beratung von politischen Entscheidungsträgern im In- und Ausland.
Inhalt
1. Globale Gesundheit als Querschnittsthema
2. Global und lokal zusammendenken
4. Die WHO als zentraler Akteur sieht große Herausforderungen
5. Deutschland ist konsequenter Unterstützer globaler Gesundheitspolitik
6. Die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung im Themenfeld
7. Unsere Angebote und Projekte zum Thema
8. Publikationen, Veranstaltungen und Medienbeiträge zum Thema
Globale Gesundheit als Querschnittsthema: Unser Verständnis für eine interdisziplinäre Beschäftigung
Globale Gesundheitspolitik besteht nicht nur allein aus der Bekämpfung von Krankheiten, sondern vielmehr aus der Stärkung von Gesundheitssystemen weltweit sowie der Förderung der Lebensumstände der Menschen. Dieses Narrativ, wonach aktiv auf eine Verbesserung der Gesundheit von Menschen und deren unmittelbarer Umwelt hingewirkt werden sollte, schlägt sich idealerweise auch im Handeln der wesentlichen Akteure auf globaler, nationaler und regionaler Ebene nieder. Dazu zählen beispielsweise eine ausreichende physische Aktivität eines jeden Individuums, der Schutz von Biodiversität, ein teilweises Umdenken in der Stadt- und Landplanung hin zu mehr blauer und grüner Infrastruktur sowie der Ausbau von Gesundheitskompetenzen innerhalb der Bevölkerung. Wichtig ist zudem eine globale Kooperation beim Informationsaustausch von Erregern mit Pandemiepotential und einer sicherzustellenden Verteilung von medizinischem Material.
Gesundheit basiert im Wesentlichen auf verschiedenen Determinanten wie Bildung, Teilhabe in der Gesellschaft, Forschung und Entwicklung, Soziale Sicherung, Umwelt, Sozialisation, Ernährung. Diesem Verständnis der Multidisziplinarität von Gesundheit wird auch in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs), insbesondere dem Ziel Nummer 3 „Gesundheit und Wohlergehen“, Rechnung getragen. Die entsprechende politische Übersetzung nennt sich folgerichtig „Health in All Policies“
Global und lokal zusammendenken: Gesundheit muss stets im weltweiten Kontext betrachtet werden
Globale Gesundheit zeigt zudem besonders eindrucksvoll den Global-Lokal-Nexus auf und sollte auch immer in diesem Kontext gesehen werden. Als Beispiel wären hier die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „stille Pandemie“ betitelt werden, zuvorderst zu nennen. So muss der Kampf gegen Resistenzen global geführt werden, denn fortschreitende Resistenzen führen u. a. auch hierzulande und in Krankenhäusern zu Behandlungsmisserfolgen und Todesfällen. Auch hat jüngst die Corona-Pandemie verdeutlicht, dass Gesundheitsgefahren wie beispielsweise Infektionskrankheiten, die in weit entfernten Ländern auftreten, in unserer globalisierten Welt schnell zu einer weltumspannenden Krisensituation werden können.
Zukunftsthema Gesundheit: Resiliente Systeme sind auf Innovationen und eine nachhaltigen Lebensweise angewiesen
Entwicklungszusammenarbeit wie die Förderung von globalen Gesundheitsprojekten ist wichtiger denn je – gerade das sollte nach den Erfahrungen aus der Pandemie deutlich geworden sein. So sind Länder gut beraten, ihre Gesundheitssysteme generell krisenfester zu gestalten, das heißt mehr Personal in den Gesundheitsfachberufen bereitzustellen, eine stabile Versorgung mit Medikamenten und medizinischem Material zu ermöglichen und mehr Kapazitäten in den Krankenhäusern zu schaffen, damit eine fortlaufende Behandlung aller Erkrankten – auch in einer Krisensituation – gewährleistet werden kann. Mit Blick auf die nächste Gesundheitsnotlage ist es unbedingt erforderlich, ein resilientes Gesundheitssystem anzustreben. Das bedeutet auch, der Entstehung und Verbreitung von Zoonosen mit Maßnahmen zum Klima-, Umwelt- und Artenschutz entgegenzuwirken, beziehungsweise sich verstärkt mit Ansätzen aus der Pandemieprävention und Vorbereitung auseinanderzusetzen.
Zudem spielen Innovationen im Gesundheits- und Medizinbereich eine große Rolle für die Entwicklungen auf globaler Ebene. Aus technologischer Sicht gab es vor der Pandemie nur wenige Arten von diagnostischen Tests, die auf Pathogene mit Pandemiepotential ansprechen konnten. Wie bei den Impfstoffen (z.B. mRNA) war allerdings das Innovationstempo bei der Entwicklung diagnostischer Tests in den ersten 24 Monaten der Corona-Pandemie beispiellos. Corona habe sich als eine Art Revolution für die Diagnostikbranche herausgestellt. Dieses Wissen kann nun auch für Fortschritte bei anderen Krankheiten wie Malaria oder Tuberkulose sorgen.
Die WHO als zentraler Akteur sieht große Herausforderungen: Bisherige Erfolge stellen sich schwierigen Zeiten
Seit ihrer Gründung als Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Jahr 1948 spielt die WHO eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung globaler gesundheitlicher Herausforderungen, der Bekämpfung von Krankheiten und der Bereitstellung von Gesundheitsdiensten für vernachlässigte Bevölkerungsgruppen. Inzwischen sind in der Globalen Gesundheit eine Reihe neuer, einflussreicher Akteure hinzugestoßen wie z.B. die philanthropischen Stiftungen (Bill & Melinda Gates Foundation, Wellcome Trust) als auch auf einzelne Themenbereiche fokussierte Organisationen wie z.B. die Global Alliance for Innovative Diagnostics (FIND) oder der Global Fund zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.
Vom Klimawandel über wachsende globale wirtschaftliche Ungleichheiten bis hin zu Pandemien wie COVID-19 oder aber einer zunehmenden Geopolitisierung der Foren der Vereinten Nationen (VN) – überall stehen die bisherigen Erfolge in der Globalen Gesundheit vor großen Herausforderungen. "Bis 2050 wird sich die Zukunft der Gesundheit deutlich verändern", sagte auch WHO Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der WHO fügte der Generaldirektor hinzu "[a]ber es sind nicht die letzten 75 Jahre, die jetzt wichtig sind, sondern die nächsten 75 Jahre […] alle Wege müssen zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung [UHC] führen. Die Frage ist also, wie wir eine Zukunft schaffen, die Gesundheit für alle bringt.“
Deutschland ist konsequenter Unterstützer globaler Gesundheitspolitik
Deutschland versteht sich bisher als konsequenter Unterstützer von multilateralen Initiativen wie dem Zustandekommen eines rechtsverbindlichen Pandemievertrags und einer finanziell solide aufgestellten WHO, wodurch auch eine bessere Versorgung in Krisengebieten zustande kommt.
Weitere Schwerpunkte der deutschen globalen Gesundheitspolitik umfassten bislang den Einsatz gegen Antibiotikaresistenzen, Maßnahmen gegen das Fortschreiten nicht-übertragbarer Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Unterstützung zur Erforschung vernachlässigter Tropenkrankheiten und das Wirken zwischen Gesundheit und Klima.
Viele Fortschritte in den genannten Bereichen wurden durch die Corona-Pandemie und die einseitige Fokussierung darauf zunichtegemacht und erfordern deshalb eine neue verstärkte Aufmerksamkeit, um noch die Trendwende hin zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der VN (SDGs) zu schaffen.
Die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung im Themenfeld: Wir haben ein dezidiert globales Gesundheitsprofil
Mit Veranstaltungen, Studien und Analysen beteiligt sich die Konrad-Adenauer-Stiftung konsequent an den politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zu den großen Gesundheitsthemen. Aber auch Nischenthemen wie z. B. die „Rolle von innovativen Diagnostika bei der Pandemiereaktion und Gesundheitssystemstärkung“ greifen wir auf und versuchen damit Trends zu setzen. Wir verstehen Gesundheit nicht als einzelnes Themenfeld, sondern beleuchten die Debatten aus unterschiedlichen Perspektiven und in abteilungsübergreifender Art und Weise. Als einzige politische Stiftung, die sich dezidiert mit Globaler Gesundheit auseinandersetzt, stechen wir hier in besonderer Weise heraus.
In unseren Maßnahmen adressieren wir Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und generieren so Anregungen für die Auseinandersetzung mit der Thematik in verschiedenen Zielgruppen. Allerdings liegt unser Fokus aber in besonderem Maße in der Beratung von politischen Entscheidungsträgern im In- und Ausland.
Arbeitskreis Globale Gesundheit
Die Verbesserung der Gesundheitssysteme weltweit ist Voraussetzung, Indikator und Ergebnis nachhaltiger Entwicklung sowie die Grundlage für Stabilität und Wohlergehen einer Gesellschaft. Deshalb bündelt und verstetigt die Konrad-Adenauer-Stiftung mit ihrem Arbeitskreis die Expertise zum Thema Globale Gesundheit. Ziel des Arbeitskreises ist es, den Dialog zu aktuellen Fragen der globalen Gesundheit fortzuführen und eine Plattform für den Wissens- und Meinungsaustausch zu bieten, auf der Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Gesundheitsorganisationen ihr Wissen teilen und ihre Ideen einbringen können. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe treffen sich regelmäßig, um sich über aktuelle Themen und politische Entwicklungen in diesem Bereich auszutauschen und entsprechende Lösungsansätze zu entwickeln.
Publikationsprojekte
Die Konrad-Adenauer-Stiftung versucht sich ob der Komplexität des Themas verschiedenen Aspekte der Globalen Gesundheit durch Publikationsserien und konkrete Projekte zu nähern und diese unter Einbeziehung mehrerer – auch divergierender – Perspektiven zu analysieren.
Die Corona-Krise in historischer Perspektive
Wie können historische Ereignisse dazu beitragen, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie besser zu verstehen? Die Konrad-Adenauer-Stiftung lädt Historikerinnen und Historiker ein, ihre Perspektiven auf die Bedeutung vergleichbarer Krisen in der Geschichte und deren Bewältigung zu schildern. Welche Rolle spielt die Regierung im Umgang mit der Pandemie? Was sind die möglichen Folgen für das System der liberalen Demokratie? Und was sind die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen für uns alle? Erfahren Sie mehr darüber in unserer Beitragsserie „Die Corona-Krise in historischer Perspektive“.
Mehr erfahren über die Corona-Krise in historischer Perspektive
Debattenbeiträge zur Triage
Die COVID-19-Pandemie hat uns in vielen Lebensbereichen vor existenzielle Herausforderungen gestellt. Die dramatische Triage-Situation wurde seit dem Beginn der Pandemie immer häufiger auf unterschiedlichen Ebenen diskutiert. Wie geht man mit der Triage um, wenn das Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt und nicht alle Patientinnen und Patienten ausreichend versorgt werden können? Wer trifft die Entscheidungen und wie ist dies gesetzlich geregelt? Wir diskutieren in unseren Beiträgen diese und weitere wichtige Fragen zum Thema Triage und beleuchten die verschiedenen Perspektiven zu dieser komplexen Thematik.