Vorbereitung, Agilität und eine gesetzliche Grundlage
Die Erfahrungen der MERS-Epidemie im Jahr 2016 und die daraus resultierenden gesetzlichen Grundlagen und materiellen Vorkehrungen seien entscheidende Faktoren für Südkoreas Erfolg bei der Eindämmung der aktuellen Corona-Pandemie, so Prof. Dr. M. Jae Moon, Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften der Yonsei Universität. Dadurch sei das Land äußerst schnell reaktionsfähig gewesen und konnte auf bestehende, effektive Strategien und Strukturen, wie beispielsweise eine starke Korea Disease Control and Prevention Agency zurückgreifen. Neben Schnelligkeit ist dabei auch Agilität, die kontinuierliche Evaluation und evidenzbasierte Reaktion essentiell.
Dr. Georg Kippels, Mitglied des Deutschen Bundestages und des Ausschusses für Gesundheit sowie Unterausschusses für Globale Gesundheit, betonte die Wichtigkeit eines gesetzlichen Rahmens für einschneidende Maßnahmen, um dem deutschen Demokratieverständnis und der Rolle des Parlaments gerecht zu werden. Weiterhin sei eine transparente Informationspolitik essentiell für das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger sowie die Akzeptanz und Einhaltung der Maßnahmen. Denn die proaktive Mitwirkung der Bevölkerung, so waren sich Prof. Dr. Moon und Dr. Kippels einig, ist von höchster Wichtigkeit.
In einer anschließenden Paneldiskussion erläuterten Herr Jinhae Kim (Korean Personal Information Protection Commission) sowie Prof. Dr. Kwon Hun-Yeong (Korea University) von der koreanischen Seite, wie E-Governance Tools nicht nur die Nachvollziehbarkeit von Infektionsherden und Kontaktpersonen erleichterten, sondern auch die Arbeit des medizinischen Personals vereinfacht. Auch die Kommunikationswege zwischen Bevölkerung und Regierung würden so beschleunigt – und personenbezogene Daten spätestens nach 14 Tagen gelöscht.
Kommunikation, Transparenz und internationale Verantwortung
Eine schnelle und transparente Kommunikation von Wissenschaft und Politik betonte auch Dr. Dr. Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie und Leiter der Fokusgruppe Globale Gesundheit am Universitätsklinikum Tübingen. Die Zulassung eines Impfstoffes nach nur elf Monaten sei eine phänomenale Situation, die durch die enorme staatliche Förderung, Vorerfahrungen sowie die Zusammenarbeit der Zulassungsbehörden ermöglicht worden sei. Dennoch sei dies nur der erste Schritt: Der Impfstoff müsse nun bei den Menschen ankommen und vor allem akzeptiert werden.
Weiterer Gesprächspunkt des internationalen Dialogs war die Rolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Krise. Hier machte Herr Björn Kümmel, stellvertretender Referatsleiter für Globale Gesundheitspolitik im Bundesministerium für Gesundheit sowie Mitglied des Exekutivrats der WHO deutlich, dass „die WHO nur so gut sein kann wie ihre Mitglieder“. Zwar würden die 194 Unterstützerländer die Wichtigkeit der multilateralen Organisation anerkennen, jedoch bestünde eine Diskrepanz zwischen Erwartungen und tatsächlicher Ausstattung mit entsprechenden Ressourcen. Die Aufgabe multilaterale Kooperation im Gesundheitssektor – im Rahmen der WHO und darüber hinaus – zu stärken und zu reformieren, bleibt bestehen.
Auch wenn Südkorea und Deutschland unterschiedliche Verläufe der Pandemie vorweisen, so gäbe es laut Herr Thomas Yoshimura, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Südkorea, Best-Practices, die in beiden Ländern Erfolgsfaktoren sind: Eine angepasste Teststrategie, ein solides Gesundheitssystem sowie das Vertrauen der Bevölkerung. Die koreanische Botschafterin in Berlin, Ihre Exzellenz Dr. Cho Hyun Ock, beendete die Veranstaltung mit dem positiven Apell, dass die Pandemie verdeutliche, wie wichtig internationale Kooperation sei. Deutschland und Südkorea als Länder mit erfolgreichen Eindämmungsstrategien komme hier eine besondere Bedeutung zu, beispielsweise bei der Impfstoffverteilung.
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