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Deutscher Lokaljournalistenpreis
Demokratie beginnt im Kleinen
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Der „Oscar“ für Lokaljournalistinnen und -journalisten
Lokaljournalistinnen und -journalisten moderieren das Gespräch vor Ort, sie dienen der Gesellschaft und der Demokratie. Ihre Leistungen und die Bedeutung ihrer Arbeit will der Lokaljournalistenpreis fördern. Der Bezug zum Namensgeber der Stiftung erinnert daran, dass Konrad Adenauer stets der Kommunalpolitik eng verbunden war.
»In einer von Informationen überfluteten Welt orientiert der Lokalredakteur den Bürger auf seine eigentliche, sein Leben bestimmende Umwelt, macht sich darin zum Anwalt des Bürgers. Er bringt Nähe und bürgerliches Verantwortungsbewusstsein in die Städte und Gemeinden. Er trägt wesentlich dazu bei, die demokratische Kultur in unserem Land zu pflegen und weiter zu entwickeln.« Aus dem Gründungsdokument des Deutschen Lokaljournalistenpreises
Ausschreibung
Die Konrad-Adenauer-Stiftung zeichnet Journalistinnen, Journalisten und Redaktionen aus, die Vorbildliches für den deutschen Lokaljournalismus geleistet haben. Dazu gehören:
- Einzelbeiträge zu beliebigen lokalen Themen
- kontinuierliche Berichterstattung zu ausgewählten lokalen Themen
- bürgernahe Redaktionskonzeptionen zu beliebigen Themen
- engagierter Leserservice und leserfreundliche Aufmachung
- beispielhafte Initiativen und Aktionen
- Konzepte und Serien
- Komposition von Text und Bild
- multi- und crossmediale Konzepte von lokalen Themen
Wichtige Fragen zur Ausschreibung
Wer kann sich bewerben?
Festangestellte und freie Journalistinnen und Journalisten sowie Volontäre können ihre Arbeiten selbst einreichen, ebenso Autorenteams. Vorschlagsberechtigt sind auch Ressortleiter, Chefredakteure, Verleger und Leser.
Wo und wann muss der Beitrag erschienen sein?
Die Arbeiten müssen in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember eines jeden Wettbewerbsjahrgangs in einer in Deutschland erscheinenden Zeitung bzw. deren Onlineauftritt veröffentlicht worden sein. Jahresübergreifende Serien sind ebenfalls teilnahmeberechtigt.
Kann ich mehrere Beiträge einreichen?
Autorinnen und Autoren können sich mit einem oder mehreren Beiträgen bewerben.
Kann ich bei Serien einzelne Teile auswählen?
Das ist grundsätzlich möglich. Allerdings ist es besser, die komplette Serie einzureichen, weil die Jury damit einen besseren Gesamteindruck bekommt.
Welche Unterlagen werden benötigt?
Die Arbeiten sollen als pdf-Datei, Original oder gute Kopie eingesandt werden. Hilfreich ist zusätzlich eine Beschreibung der Idee hinter der Story, des Konzepts, der Hintergründe, Umsetzung, Reaktionen etc. Besonders bei Serien und Redaktionskonzeptionen ist dies unerlässlich. Es erleichtert der Jury die Bewertung.
Wie reiche ich Online-Geschichten oder Konzepte ein? Welche Formate werden benötigt?
Bei multi- und crossmedialen Beiträgen URL und ggf. Zugangsdaten angeben.
Welche Angaben sind erforderlich?
Der Preis spricht nicht nur gut ausgerüstete Großstadtredaktionen an, auch Lokalredaktionen mit knapper Besetzung bekommen ihre faire Chance. Bei der Preisvergabe berücksichtigt die Jury diese Unterschiede in der redaktionellen Ausstattung. Deshalb ist folgendes erforderlich: Name des Einsenders, Funktion, Kontaktangaben, Name des Mediums, Auflagenhöhe/Reichweite, Verbreitungsgebiet, Anzahl der Lokalausgaben usw. Ganz wichtig und hilfreich für die Einschätzung: Wie ist die Geschichte/Serie/Aktion entstanden, wie ist sie konzipiert und umgesetzt worden, wer war alles beteiligt, wie war die Publikumsresonanz, gab es Schwierigkeiten, die überwunden wurden usw. All diese Angaben knapp, präzise und übersichtlich.
Wann ist Einsendeschluss?
Einsendeschluss ist der 31. Januar.
Wohin soll ich meine Bewerbung schicken?
Bitte nutzen Sie unser Online-Bewerbungsverfahren unter www.deutscher-lokaljournalistenpreis.de.
Wann fällt die Entscheidung über die Preisträger?
Die Jury wählt aus den eingegangenen Arbeiten bis zum Frühsommer die Preisträger aus.
Wie hoch ist das Preisgeld?
Der 1. Preis ist mit 6.000 Euro dotiert, der 2. Preis mit 3.000 Euro, der 3. Preis mit 1.500 Euro, der Sonderpreis für Volontärsprojekte mit 2.000 Euro. Werden mehrere Bewerber in einer Kategorie ausgezeichnet, werden die Preisgelder auf die Gewinner verteilt.
Was ist der Sonderpreis für Volontärprojekte?
Er wird seit 2013 vergeben. Der Sonderpreis richtet sich an junge Journalistinnen und Journalisten, vorrangig mit Volontärstatus. Sie können sich bewerben mit ihren Ideen, Texten und Projekten, vor allem solche mit einem interaktiven Ansatz, mit Veranstaltungen, Online-Foren und Leserkontakten aller Art.
Unsere Kriterien
Die Kriterien sind anspruchsvoll. In die Auswahl kommen nur Zeitungen, die bürgernahe Konzepte umsetzen, schwierige Themen aufgreifen, sich zum Anwalt der Leser machen oder engagierten Service bieten. Vorbildliche Einzelbeiträge sind ebenso preiswürdig wie Serien und Redaktionskonzepte sowie leserfreundliche Aufmachung.
Unsere Jury
Die Auszeichnung, die seit 1980 vergeben wird, hat sich längst als wichtigster Medienpreis Deutschlands etabliert. Dies liegt vor allem an der unabhängigen Jury, die seit Anbeginn journalistische Qualität und keine Gesinnung auszeichnet. Die Meinungsbildung der Jury erfolgt frei, unabhängig und allein auf der Grundlage ihrer fachlichen Kompetenz.
Mitglieder der Jury im Überblick
© Fotos: privat, Michael Gründel (Riepe), Tobias Koch (Blind)
Unsere Preisträger
Der Deutsche Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung wird seit 1980 verliehen. In den nunmehr 44 Jahren seines Bestehens sind über 200 Lokalredaktionen bzw. Lokalredakteurinnen und -redakteure mit ihm ausgezeichnet worden.
2023
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Jana Klameth hat unter den insgesamt 297 Einsendungen des Preisjahrgangs 2023 ihre Entscheidung getroffen.
Die Preisträger
1. Preis: Der Tagesspiegel für seine „Interaktive Schulserie“
Wer im falschen Berliner Bezirk wohnt, hat schlechte Chancen auf eine vernünftige Schulbildung. Am schlimmsten ist der Mangel an Lehrkräften in Marzahn-Hellersdorf. Dort hat nur eine einzige von 44 öffentlichen Schulen genug Lehrer. – Das ist eine von vielen Schlussfolgerungen, die das Innovation Lab des Tagesspiegels aus seiner großen Analyse der Daten zur Lehrerbesetzung an Berliner Schulen gezogen hat. Auf Statistiken der Behörden konnten die acht Journalistinnen und Journalisten dabei nicht zurückgreifen – die Pressestelle der Bildungsverwaltung verwies lediglich darauf, dass die Daten ja im Porträt jeder einzelnen Schule online abrufbar seien. Das war für das Tagesspiegel-Team nicht das Ende der Geschichte, sie nahmen die Herausforderung an und sammelten die Daten der 588 Berliner Schulen aus dem Netz zusammen und bereiteten diese interaktiv auf. So kann jetzt jeder Interessierte auf der Homepage des Tagesspiegels nachschauen, wo wie viele Lehrer für wie viele Schüler wie viele Unterrichtsstunden im Schuljahr 2022/23 absichern konnten. Allein diese Daten zeigen, dass es um das Bildungssystem in Berlin nicht zum Besten steht. Doch die Redaktion ist nicht bei der Datenaufbereitung stehen geblieben, sondern hat diese als Ausgangspunkt für große Recherchegeschichten und Analysen genutzt: So erzählt eine Schulleiterin sehr offen, was der Lehrermangel für konkrete Folgen hat. Eine dieser Folgen ist, dass immer mehr Eltern ihre Kinder in Privatschulen schicken – und auch das thematisiert der Tagesspiegel. Die Jury sagt: Indem es der Redaktion gelungen ist, die Daten und Fakten mit den Erfahrungen der Betroffenen zu verbinden, unterscheidet sich die Serie des Tagesspiegels vom gängigen Datenjournalismus. Die Serie ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie man auf der Grundlage einer riesigen Datenmenge ein akutes gesellschaftliches Problem darstellen und zu den tatsächlichen Problemen und Folgen vordringen kann und wie man Daten und Fakten nutzt, um Geschichten zu erzählen. Dass es Lehrermangel in Berlin – so wie überall in Deutschland – gibt, das war auch ohne diese Serie mehr oder weniger allen Eltern bewusst. Dass sich aber der Lehrermangel so extrem unterschiedlich verteilt, das haben wahrscheinlich die wenigsten geahnt. Auch auf die Frage, wie man aus der Misere herauskommen kann, gibt die Recherche erste Antworten. Diesen lösungsorientierten Ansatz sollte die Redaktion noch weiterverfolgen, empfiehlt die Jury, die diese herausragende, datenbasierte, interaktive und zugleich menschliche Schulserie mit dem Lokaljournalistenpreis 2023 auszeichnet.
2. Preis: Hamburger Abendblatt für die Dokumentation „Ein Jahr am Polizeikommissariat 38“
Mehr als ein Jahr lang hat er sein Projekt verfolgt: Stephan Steinlein vom Hamburger Abendblatt hat über Monate immer wieder eine Dienstgruppe der Hamburger Polizei bei ihrer Arbeit begleitet. Herausgekommen ist eine hochspannende Dokumentation darüber, was die Polizistinnen und Polizisten tagtäglich auf der Straße erleben und was das bei ihnen auslöst. Die Jury lobt sowohl den langen Atem als auch das Vermögen des Reporters, das nötige Vertrauensverhältnis zu den Polizeibeamten aufzubauen. So ist ihm ein absolut spannender Blick hinter die Kulissen gelungen. Die Texte, die aus der Langzeitrecherche entstanden sind, zeichnen sich vor allem durch ihre Tiefe aus. Das ist dem Reporter gelungen, weil er seine Serie nicht parallel zur Recherche umgesetzt, sondern von vornherein als thematisch strukturierte Dokumentation am Ende des Jahres geplant hat. Das ermöglichte ihm, größere Zusammenhänge und Tendenzen zu erkennen und in seinen Texten darzustellen. So hatte Steinlein ursprünglich die Idee zu überprüfen, wie sehr der Respekt vor der Polizei schwindet und die Aggression steigt. Die Langzeitrecherche hat dann jedoch gezeigt: Das größte Problem, mit dem sich die Frauen und Männer in den Streifenwagen herumschlagen müssen, ist nicht der mangelnde Respekt vor ihrer Arbeit, sondern die steigende Zahl psychisch gestörter oder instabiler Menschen, deren Verhalten in Ausnahmesituationen kaum steuerbar ist. Mit seinem langen Atem bei der Recherche, seinen tiefgründigen Texten, den hintergründigen Interviews und seinem einordnenden Kommentar hat das Hamburger Abendblatt nicht nur seinen Lesern besten Lokaljournalismus geboten, Reporter Stephan Steinlein hat mit seiner Serie auch die Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung überzeugt – und erhält den zweiten Preis.
3. Preis: Landshuter Zeitung für die Berichterstattung zum Historien-Spektakel „Landshuter Hochzeit“
Berichterstattung über Feste – das ist doch das Normalste für jede Lokalredaktion. Das machen alle. Das ist nichts, was man auszeichnet. Aber warum eigentlich nicht? Vor allem, wenn es so gut gemacht ist, wie es die Landshuter Zeitung mit ihrer Berichterstattung über die „Landshuter Hochzeit“ getan hat. In der Stadt findet seit über 100 Jahren dieses Spektakel statt, seit 1985 alle vier Jahre; 2023 nach Corona endlich wieder im ganz großen Stil. Und die Redaktion entschied sich, ganz groß mitzumischen. Neben Altbewährtem – Beilagen und tagesaktuelle Berichterstattung in Print und online samt interaktiver Karte, Bildergalerien und Videos – konzipierte die Redaktion diesmal eine Reihe von neuen Formaten: Es gab Veranstaltungen von Podiumsdiskussion bis zu Konzerten, die Redaktion legte einen satirischen Liveblog auf und produzierte einen Podcast mit acht Folgen. Es wurde ein Projektteam berufen, das sich während der drei Wochen – im Kostüm – unter die Besucher mischte und permanent berichtete. Über viele gelungene Veranstaltungen, aber auch über kritische Dinge wie die chaotische Besucherlenkung am ersten Festwochenende. Die Jury war beeindruckt. So umfassend, originell und kreativ sieht man Festberichterstattungen in Regionalzeitungen nicht alle Tage. Das ist Lokalberichterstattung im besten Sinne des Wortes. Der dritte Platz des Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung geht an die Landshuter Zeitung.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Elena Everding vom Göttinger Tageblatt für die Reportage „Das Martyrium einer Doktorandin“
Es ist ein schwieriges Thema, das sich die Volontärin des Göttinger Tageblatts ausgesucht hat. Keins, das man von jemandem erwartet, der erst Journalist werden will. Die meisten Volontäre werden in ihren Verlagen eher ermuntert, sich in Projekten auszuprobieren, mit neuen Formaten zu spielen oder für neue Kanäle zu arbeiten. Doch die Göttinger Volontärin Elena Everding hatte sich vorgenommen, das Thema Machtmissbrauch an Universitäten zu recherchieren. Anfang 2023 haben ihre Recherchen begonnen, im November ist der Text erschienen. Die erste Herausforderung war, so beschreibt sie es selbst, Protagonisten zu finden und vor allem das Vertrauen der betroffenen Frau – in dem konkreten Fall einer Doktorandin – zu gewinnen. Da das Opfer nach wie vor Angst vor ihrem Peiniger hatte, musste der Text komplett anonymisiert werden – und trotzdem allen journalistischen Qualitätsanforderungen entsprechen. Das bedeutete viel Zusatzrecherche: Gespräche mit Experten – kann das so gewesen sein? Gespräche mit Personen aus dem Umfeld der Protagonisten – wie haben sie die Situation miterlebt? Dazu kam die umfangreiche Sichtung von Material (Chats, Briefe, E-Mails). Herausgekommen ist eine Geschichte, die am konkreten Beispiel exemplarisch die Dynamiken von Machtmissbrauch in der Wissenschaft erzählt. Die Jury sagt: Eine absolut beeindruckende Recherche auf ganz hohem Niveau. Eine Geschichte, die klar erzählt ist und zugleich emotional berührt. Der Volontärspreis der Konrad-Adenauer-Stiftung geht an Elena Everding vom Göttinger Tageblatt.
Endauswahl: Von den 246 Einsendungen zum allgemeinen Wettbewerb waren außer den Preisträgern noch folgende Arbeiten in die Endauswahl gelangt: die Augsburger Allgemeine, die anlässlich der bayerischen Landtagswahl einen siebenteiligen interaktiven Stadtrundgang konzipiert hatte; die Badische Zeitung für die investigativen Recherchen über die Aktivitäten einer erzkonservativen evangelikalen Organisation; die Frankfurter Neue Presse mit ihrer umfangreichen, lesernahen Berichterstattung zum 175. Jubiläum der Nationsversammlung in der Paulskirche; die Frankfurter Rundschau für ihre investigativen Recherchen zu den Hintergründen des Hanauer Attentats; der Fränkische Tag über öffentliche Gelder für fragwürdige Esoterik-Symbole in einem sozialen Wohnungsbauunternehmen; die Main-Post für ihre Recherchen, wie viel Wasser jedes Jahr aus Flüssen, Seen und dem Grundwasser in Unterfranken entnommen wird; die Mitteldeutsche Zeitung, die mit einer multimedialen Serie an den Jahrestag eines rechtsextremen Anschlags aus Judenhass in Halle erinnerte; die Nordsee-Zeitung für gelungenes Storytelling mit ihrem True Crime Special anlässlich eines Mordprozesses. Von den 51 Einsendungen zum Volontärswettbewerb erreichten zusätzlich zur Preisträgerin die Endauswahl: die Badische Zeitung für ihr Volo-Projekt über verschiedene Aspekte des Lebens auf dem Dorf; die Schwäbische Zeitung für ihre Videoreportage über den Streit um Kiesabbau in Oberschwaben.
Was der Jury bei den Einsendungen zum Wettbewerbsjahrgang 2023 noch auffiel, können Sie in unserem pdf-Dokument nachlesen (Lokaljournalistenpreis 2023 – Was der Jury auffiel).
2022
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Jana Klameth hat unter den insgesamt 313 Einsendungen des Preisjahrgangs 2022 ihre Entscheidung getroffen.
Die Preisträger
1. Preis: Kieler Nachrichten für die Aktion „Licht zeigen“
Sie wollten niemals wieder deutschen Boden betreten. Diesen Schwur haben die Nachkommen von Akiva Posner, dem letzten Kieler Rabbi vor dem Holocaust, im Dezember 2022 gebrochen – sie waren in Berlin. Stefanie Gollasch, die Chefredakteurin der Kieler Nachrichten, hat dafür folgende Erklärung: „Vorausgegangen war diesem Besuch mehr als ein Jahr vertrauensbildende Arbeit und ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt der Kieler Nachrichten und des Freundeskreises Yad Vashem in Berlin.“ Der Freundeskreis ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach neuen Wegen der Erinnerungskultur. Denn schon bald wird es keine lebenden Zeitzeugen mehr geben, die aus erster Hand über den Holocaust berichten können. Und so entstand die Idee, Ausstellungsstücke aus Yad Vashem wieder mit ihrem Herkunftsort zu verknüpfen. Der Chanukka-Leuchter der Familie Posner sollte den Anfang machen. Mit diesem Ansinnen kam der Freundeskreis auf die Kieler Nachrichten zu. Die Redaktion hätte es sich einfach machen können: Sie hätte die Geschichte des Leuchters und ihrer Besitzer erzählen – und sich dann wieder den aktuellen Themen zuwenden können. Hat sie aber nicht. Ausgehend von der spannenden Geschichte des Chanukka-Leuchters und des symbolträchtigen Bildes von eben diesem Leuchter hat sie den Bogen bis in unsere Zeit gespannt. Indem die Redaktion berichtete, wie das jüdische Leben heute in Kiel aussieht, eröffnete sie eine Debatte, die bis zu den Wurzeln unseres Zusammenlebens reicht: Warum ist unsere Gesellschaft so polarisiert? Wie kann es sein, dass Juden gerade heute wieder sowohl von rechts- als auch linksextremen Kräften in Deutschland angegriffen werden? Warum tritt der Staat nicht stärker Judenhass von Seiten muslimischer Flüchtlinge entgegen? Wie kann es gelingen, dass sich Juden in Deutschland nicht mehr verstecken müssen, weil sie Angst vor Anfeindungen, vor Ausgrenzung, vor Gewalt haben? Mit dieser Diskussion ist die Redaktion sicher noch nicht am Ende. Doch es ist ihr schon jetzt gelungen, das Thema in die Öffentlichkeit zu holen. Nicht zuletzt auch durch die Aktion „Licht zeigen“: Am 24. Januar – also kurz vor dem Holocaust-Gedenktag – hat die Zeitung über ihre gesamte Auflage einen Sticker verteilt, der den Chanukka-Leuchter zeigt. Die Folge: Überall in Kiel – und weit darüber hinaus – klebt dieses Motiv an Fensterscheiben und sorgt für Gesprächsstoff. Im Stadtmuseum läuft darüber hinaus eine Ausstellung rund um den Leuchter und das Foto. Und die Stadt Kiel hat ein neues Institut gegründet, um die Geschichte der Stadt während der Nazi-Zeit besser zu erforschen. Ist das vielleicht zu viel des Guten? Ist das schon eine Kampagne? Auch mit dieser Frage hat sich die Jury des Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung auseinandergesetzt. Und sie ist zu einem klaren Ergebnis gekommen: Die Rolle der Medien wandelt sich. Menschen haben ein Bedürfnis nach Veränderung – dem müssen Medien gerecht werden, indem sie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Das ist der Redaktion mit ihrer Berichterstattung über das jüdische Leben in Kiel und ihrer Licht-zeigen-Aktion in herausragender Weise gelungen. Der Lokaljournalistenpreis 2022 geht an die Kieler Nachrichten.
2. Preis: Main-Echo für die Serie „Retter in Not“ von Veronika Schreck
Die Lage im Rettungswesen ist dramatisch. Personalmangel auf der einen Seite, steigende Einsätze auf der anderen. Dazu kommen oftmals schlechte Arbeitsbedingungen, viel Bürokratie, Forderungen nach besserer Bezahlung. Das hat man alles schon mal gelesen – aber selten so wie im Main-Echo. In acht Teilen widmet sich Blaulicht-Redakteurin Veronika Schreck dem Thema und nutzt dabei konsequent die Reporter-Grundtugenden: Hingehen, zuhören, nachfragen, einordnen, Schuldige benennen, Konsequenzen fordern. Ihre Reportagen, Berichte und Kommentare ermöglichen dem Nutzer einen Blick hinter die Kulissen und machen Probleme deutlich, die nicht allein von Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen zu lösen sind. Auch die Anspruchshaltung vieler Menschen bringt die Retter in Not. Keine Tabletten mehr im Haus? Der Notruf wird gewählt. Keine Lust auf langes Warten beim Hausarzt? Der Notruf wird gewählt. Heute wird der Pflegedienst nicht benötigt – der Anruf landet in der Rettungsleitstelle… Die Jury sagt: Veronika Schreck ist es in ihrer breit angelegten Serie hervorragend gelungen, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und die Debatte um Hilfe für den Rettungsdienst neu anzufachen. Und das auf allen Kanälen. Neben der Serie in gedruckter Form gibt es Videos und einen Podcast.
3. Preis: Kölner Stadtanzeiger für die investigative Recherche „Betäubt, missbraucht, im Stich gelassen“ von Lena Heising
Zu diesem Beitrag kann man nicht nichts sagen – darüber war sich die Jury einig. Was im Bielefelder Klinikum Bethel passiert ist, weckt Urängste: Patientinnen werden im Krankenhaus von einem Arzt betäubt und vergewaltigt. Wäre das nicht schon furchtbar genug, kommt noch Versagen sämtlicher Verantwortlicher hinzu. Trotz Indizien und Nachfragen einiger betroffener Frauen finden sie kein Gehör beim Klinikpersonal. Als Polizei und Staatsanwaltschaft dann doch ermitteln, werden die Betroffenen nicht informiert. Und am Ende müssen sie gar noch von einer Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten erfahren. Dass die Öffentlichkeit heute von diesem ungeheuerlichen Vorgang Kenntnis hat, ist nicht zuletzt der Reporterin Lena Heising vom Kölner Stadtanzeiger zu verdanken. Sie hat – ebenso wie eine Fernseh-Autorin des ARD-Magazins „Kontraste“ – monatelang zu dem Thema recherchiert. Beide Journalistinnen haben ihre Erkenntnisse gebündelt und geteilt. Ergebnis der Recherche von Lena Heising, die laut Redaktion gegen das hartnäckige Schweigen der Verantwortlichen erfolgte, war eine große Reportage, in der die Geschehnisse aus der Perspektive mehrerer Opfer nachgezeichnet werden – ohne Sensationslust und mit viel Feingefühl für die Opfer. Die Jury sagt: Dank dieser hartnäckigen Recherche haben sich die Chancen erhöht, dass sich solche Vorgänge nicht wiederholen.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Volontärinnen und Volontäre der Märkischen Oderzeitung und Lausitzer Rundschau für das crossmedial umgesetzte Projekt „Alles Nazis in der Provinz? Rechtsextremismus in Brandenburg“
In diesem Jahrgang gab es sehr viele sehr gute Volontärseinsendungen zu sehr relevanten Themen: Wohnungsnot in großen Städten, Inflation im Alltag, Mobilität in der Bodenseeregion, Klimawandel in der Stuttgarter Region… Und die allermeisten Volo-Projekte wurden hervorragend crossmedial umgesetzt. Es gab kurze, knackige Videos, gute Online- und Print-Reportagen, angereichert mit hervorragend aufbereiteten Daten, es gab Instagram-Angebote und Podcasts. Und doch kehrte die Jury immer wieder zu der Einsendung der jungen Redakteurinnen und Redakteur aus Brandenburg zurück, die sich mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftigen. Normalerweise machen Redaktionsneulinge um dieses Thema einen Bogen. Es ist schwierig. Es ist unbequem. Die Recherche kann gefährlich werden. Umso überraschender, dass die zwölf Volontärinnen und Volontäre von Märkischer Oderzeitung und Lausitzer Rundschau sich genau dieses Thema als ihr Jahres-Projekt wählten – und damit die Jury überzeugten. Diese kam zu folgenden Einschätzungen: Ein extrem wichtiges Thema. Sehr relevant. Sehr mutig. So ein Thema umzusetzen – das ist Aufgabe der Medien. Es ist wichtig hinzuschauen. Die Volontärinnen und Volontäre haben Klischees aufgegriffen, sind aber nicht in die Klischeefalle getappt. Mit diesem Projekt haben die Zeitungstitel dafür gesorgt, dass die Gesellschaft im Dialog bleibt. Die Beiträge zeichnen sich durch große Sachkunde und hohe Sachlichkeit aus. Die Volontärinnen und Volontäre haben sich mit dem Thema professionell auseinandergesetzt. Sie haben sich von Expertinnen und Experten Inputs geben lassen, Sicherheitstrainings absolviert und Lösungsangebote gemacht. Der Nachwuchspreis geht deshalb in diesem Jahr an die Volontärinnen und Volontäre der Märkischen Oderzeitung und Lausitzer Rundschau.
Endauswahl: Von den 267 Einsendungen zum allgemeinen Wettbewerb waren außer den Preisträgern noch folgende Arbeiten in die Endauswahl gelangt: die Berliner Morgenpost für eine Reportage von Julian Würzer, die an einem Beispiel erzählt, wie sich Inflation und Energiekrise auf das Alltagsleben der Menschen in Berlin auswirken; der Fränkische Tag, der seine Langzeitrecherchen über Affären im Bamberger Rathaus fortführte und einen Fake-Account-Skandal beim SPD-Fraktionschef aufdeckte; der Kölner Stadtanzeiger für die kontinuierliche investigative Recherche von Reporter Joachim Frank über den Missbrauchs- und Finanzskandal im Erzbistum Köln; die Märkische Allgemeine Zeitung, deren Autorin Nadine Fabian im Rahmen der Berichterstattung über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit Zeitzeugen sprach, die als Kinder den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten und mit den Traumata bis heute kämpfen; die Saarbrücker Zeitung, in der Reporterin Aline Pabst über Unregelmäßigkeiten bei einer Wahlversammlung der Grünen berichtet hatte; die Süddeutsche Zeitung, die durch eine exzellent recherchierte und hervorragend gestaltete Multimediastory Einblicke in die Abgründe des größten Polizeiskandals in München ermöglichte; der Zollern-Alb-Kurier, in dem Reporterin Nicole Leukhardt aufgedeckt hatte, dass seit Jahrzehnten die immer gleiche Fördergesellschaft ganz ohne Vergabeverfahren Millionenaufträge für die Landesgartenschauen erhält. Von den 46 Einsendungen zum Volontärswettbewerb erreichten zusätzlich zum Preisträger-Projekt die Endauswahl: die Berliner Zeitung, für die Elizabeth Rushton eine Online-Reportage über den „Pick-up-Artisten DonJon“ schrieb, der nach schnellem Sex sucht und die dabei entstandenen Videos ungefragt ins Netz stellt; die Volontärinnen und Volontäre der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung für ihr multimediales Projekt #hannovermietet, das mit einer großen Live-Diskussion abgeschlossen wurde; die Volontärinnen und Volontäre des Südkuriers, die sich in einem digital angelegten Projekt „Unterwegs in die Zukunft“ mit der Mobilität in der Bodenseeregion beschäftigten.
Was der Jury bei den Einsendungen zum Wettbewerbsjahrgang 2022 noch auffiel, können Sie in unserem pdf-Dokument nachlesen (Lokaljournalistenpreis 2022 – Was der Jury auffiel).
2021
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Jana Klameth hat unter den insgesamt 348 Einsendungen des Preisjahrgangs 2021 ihre Entscheidung getroffen.
Die Preisträger
1. Preis: Zeitungsverlag Waiblingen für die Recherchen von Redakteur Alexander Roth zur Querdenker-Szene in der Region Stuttgart
Mit den Beschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte, begannen Proteste gegen die Einschränkungen der persönlichen Freiheit. In Stuttgart hatte sich im Frühjahr 2020 eine Gruppe der Querdenker gegründet, deren Ableger bald deutschlandweit aktiv wurden. Einer, der diese Bewegung von Anfang an beobachtete und begleitete, ist Alexander Roth vom Zeitungsverlag Waiblingen. Er schaute genau hin, wollte wissen, wer sich bei den Protesten traf. Waren das tatsächlich nur Menschen, die sich mit den Einschränkungen der Freizügigkeit nicht abfinden wollten? Die aus unterschiedlichen Gründen eine Impfung verweigerten? Die einzelne Corona-Maßnahmen in Frage stellten? Seine Recherchen ergaben: Die Bewegung wurde vom ersten Tag an von rechtpopulistischen und rechtsextremen Kräften unterwandert – wenn nicht sogar initiiert. In den Reihen der Protestler tummelten sich Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Hetzer. Die Strukturen, Ziele und Folgen hinter den Protesten aufzudecken, dieser Aufgabe widmete sich Alexander Roth in einer Vielzahl von Beiträgen. Für seine Recherchen war er bei Demonstrationen vor Ort unterwegs. Er hat mit den Köpfen der Querdenkerbewegung direkt gesprochen. Er verfolgte intensiv die Telegramm-Kanäle der Szene. Er stand aber auch im Austausch mit Sicherheitsbehörden und Kolleginnen und Kollegen in seinem Verlag und im gesamten Bundesgebiet, die ebenfalls zum Thema Querdenker recherchierten. Die Beiträge stießen nicht nur auf großes Leserinteresse, sie wurden auch deutschlandweit wahrgenommen. Alexander Roth wird mittlerweile von anderen Medien als Experte angefragt. Seine Recherchen hatten aber auch Schattenseiten: Alexander Roth berichtet von Drohungen aus der Querdenkerszene. Er erhält beleidigende Mails und sogar Morddrohungen. Querdenker demonstrierten vor dem Zeitungsverlag und sind schon in die Räume eingedrungen. Doch weder die Redaktion noch Alexander Roth selbst haben sich von diesen Aktionen einschüchtern lassen. Die Berichterstattung wird bis heute fortgesetzt. Diese mutige und vor allem gesellschaftlich extrem relevante Berichterstattung erhält den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2021. Die Jury sagt: Alexander Roth ist dank der intensiven und weit über die Stuttgarter Region hinausgehenden Recherchetätigkeit eine herausragende Dokumentation der Querdenkerbewegung, ihrer Strukturen und Ziele gelungen. Er ordnet die Fakten ein, macht Hintergründe deutlich und legt Verbindungen zwischen den führenden Köpfen der antidemokratischen Bewegung in den einzelnen Bundesländern offen. Kurz gesagt: absolut auszeichnungswürdig.
2. Preis: Alfelder Zeitung für die investigative Recherche von Redakteur Marco Althaus zum Hildesheimer Landrat und seinem unter dubiosen Umständen erworbenen Doktortitel
Investigativen Geschichten in den Medien geht meist ein Tipp voraus: Ein Whistleblower meldet sich oder im Redaktionsbriefkasten landet ein Umschlag mit brisanten Papieren. Doch in Alfeld war es anders. Lokalredakteur Marco Althaus stolperte beim Routineblick auf Social Media darüber, dass Landrat Olaf Levonen von der SPD plötzlich einen Doktortitel führte. Die Neugier des Reporters war geweckt. Vier Wochen lang hat Marco Althaus das Internet durchstöbert, digitale Datenbanken, Firmenregister, Bibliotheken, Internetseiten und -archive in Dominica in der Karibik, Italien, Großbritannien, Malta und den USA gecheckt, er hat an Universitäten telefonisch nachgefragt – und konnte schließlich eine schier unglaubliche Geschichte schreiben: Über Landrat Olaf Levonen, der einen wertlosen Doktorgrad einer Pseudo-Universität führt – erhalten von einer Titelfabrik aus dem Internet, registriert auf einer Bananeninsel. Sein Doktorvater: ein Hochstapler. Eine irre Geschichte, von der ohne aktive und unabhängig tätige Lokaljournalisten vor Ort wohl niemand je erfahren hätte. Doch damit solche Beiträge letztendlich tatsächlich veröffentlicht werden, bedarf es eben auch eines Journalisten wie Marco Althaus, der neugierig ist, Distanz zu den Mächtigen im Verbreitungsgebiet wahrt, Hartnäckigkeit beweist, Rückendeckung durch die Redaktion erhält und ein gutes Handwerk beherrscht. Herausgekommen ist ein spannender, unterhaltsamer und zugleich demokratisch wichtiger Beitrag, der zeigt: Auch auf dem flachen Land kann in Deutschland (noch) niemand machen, was er will. Es gibt Journalisten, die ihre Kontrollfunktion ernst nehmen. Übrigens hat sich der Landrat nach Erscheinen des Beitrags krankgemeldet und ist auch nicht mehr zurückgekehrt. Er schied im Oktober aus, ohne die Dienstgeschäfte an den neu gewählten Landrat übergeben zu haben und ist mit 54 Jahren in den Ruhestand gegangen.
3. Preis: Bonner Generalanzeiger für seine Berichterstattung über die Flutkatastrophe im Juli 2021
Die Flutkatastrophe, die im Juli 2021 über große Teile von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hereinbrach und insgesamt über 180 Todesopfer forderte, haben alle dort ansässigen Medienhäuser ausführlich dokumentiert, hinterfragt und viele haben selbst über Spendenaktionen Hilfe geleistet. Unter den vielen guten Einsendungen zu diesem Thema hat sich die Jury dafür entschieden, die Flutberichterstattung des Bonner Generalanzeigers auszuzeichnen. Noch in der Flutnacht am 14. Juli haben die Mitglieder der Online-Redaktion des GA bis morgens 3.30 Uhr die Stellung gehalten und mit ihren Beiträgen versucht, die Menschen zu warnen und über die Ereignisse so zeitnah wie möglich zu informieren. Nach zwei Stunden Pause ging es am 15. Juli um 5.30 Uhr mit einem Ticker weiter. Parallel zur Online-Berichterstattung, die für alle frei zu lesen war, hat die Zeitung ihre gewohnte Struktur aufgelöst und über zwei Wochen lang täglich Sonderseiten produziert. Vor allem die erste Printausgabe nach der Flut hat die Jury überzeugt: Sie war mutig in der Optik. Und es gab neben der aktuellen Berichterstattung, die sich durch große Relevanz und Emotionalität auszeichnete, bereits hintergründige Beiträge zur Ursachenforschung. Insgesamt lieferte der GA eine konzeptionell durchdachte Arbeit über alle Ausspielkanäle hinweg ab und überzeugte mit Teamleistung und Innovation. So wurde beispielsweise der Redaktionsstandort in Ahrweiler geräumt und die Büros mietfrei an eine Apotheke abgegeben. Die Redaktion hat als Ersatz einen Kleinbus angeschafft, der als rollender Arbeitsplatz in der Region unterwegs war. Und schließlich ist es dem GA beispielhaft gelungen, die Flutberichterstattung mit Videos und Podcasts ins Digitale zu verlängern.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Reportage von Nina Breher vom Tagesspiegel über einen Essenskurier in Berlin
Sich das Essen liefern zu lassen, das hat in der Corona-Krise stark zugenommen. Fahrradfahrer mit ihren Boxen auf dem Rücken sieht man nicht nur in Großstädten, sondern überall im Land. Aber wer ist mit so einem Lieferanten schon mal direkt ins Gespräch gekommen? Nina Breher vom Tagesspiegel hat das gemacht. Ihr Text „Der Würfelspieler“ erzählt die Geschichte von Arian Berndt, der sagt: „Ich liebe meinen Job – obwohl die Bedingungen mies sind.“ In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Reportage, die auf den Straßen Berlins spielt. Nina Breher erzählt, wie der 40-jährige Fahrradkurier gegen die Uhr und den manchmal lebensgefährlichen Straßenverkehr kämpft. Sie beleuchtet den umkämpften Markt einer Service-Industrie im Umbruch, die schwierigen, teils prekären Verhältnisse der Fahrerinnen und Fahrer. Die Autorin beschreibt die Parallelwelten der Großstadt zwischen edlen Lobbys und dreckigen Hinterhöfen. Und sie erzählt das Leben eines Mannes, der in verschiedene Richtungen durchs Leben rast und seinen Platz schließlich als „Rider“ fand. Ein Mann, der sich auch für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt, den die Autorin mit dem Satz zitiert: „Was wir brauchen, ist nicht Mitleid. Sondern Anerkennung und Respekt für körperliche Arbeit.“ Die Jury sagt: Entstanden ist eine Geschichte, die für sich steht und zugleich die generellen Probleme dieser Boom-Branche und unserer Gesellschaft insgesamt aufzeigt. Die Herangehensweise an das Thema, die Nähe der Reporterin, die runde Geschichte und das herausragende Handwerk haben die Jury überzeugt, auch wenn man das Thema sicher noch zusätzlich digital hätte weiterdrehen können.
Endauswahl: Von den 310 Einsendungen zum allgemeinen Wettbewerb waren außer den Preisträgern noch folgende Arbeiten in die Endauswahl (Shortlist) gelangt: die Frankfurter Rundschau, die den Vater eines beim Anschlag in Hanau Ermordeten einfühlsam begleitet hat; der Kölner Stadt-Anzeiger für seinen „Schul-Check“, mit dem die Qualität des digitalen Lernens verbessert werden sollte; die Süddeutsche Zeitung mit einem innovativen und aufwändigen Storytelling über Münchens größten Drogenskandal; die Elbe-Jeetzel-Zeitung für ihre neuen Wege in der Kommunalwahl-Berichterstattung in Zeiten der Pandemie; die Hannoversche Allgemeine Zeitung, die sich in der Reihe „Wie reden wir miteinander?“ mit Alltagsrassismus, Gendern und der Frage, wie wir miteinander umgehen, beschäftigte; der Nordkurier, der sich in einer achtteiligen Serie niedrigen Löhnen, geringen Renten und programmierter Altersarmut widmete; der Weser-Kurier, bei dem sich der Chefreporter einen Monat lang in einen Kiosk stellte und den Kunden ihre Geschichten entlockte; die Märkische Allgemeine Zeitung, die multimedial militärische Brachflächen im brandenburgischen Kreis Teltow-Fläming vorstellte; die Rheinische Post, die mit einem datenjournalistischen Ansatz sichtbar machte, wieviele Waffen es in Nordrhein-Westfalen gibt – und wer die Menschen dahinter sind; die Neue Presse Hannover, die anlässlich des 75. Geburtstages des Landeskriminalamts einen spannenden multimedialen Einblick hinter die Kulissen ermöglichte.
Von den 38 Einsendungen zum Volontärswettbewerb erreichten zusätzlich zum Preisträger-Projekt die Endauswahl (Shortlist): zwölf Volontärinnen und Volontäre von Märkischer Oderzeitung und Lausitzer Rundschau mit ihrer multimedialen Berichterstattung über Brandenburg im Klimawandel; elf Volontärinnen und Volontäre der Mitteldeutschen Zeitung mit einem crossmedialen Projekt über die fünf menschlichen Sinne.
2020
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Jana Klameth, stellvertretende Chefredakteurin der Freien Presse in Chemnitz, hat unter den insgesamt 354 Einsendungen des Preisjahrgangs 2020 ihre Entscheidung getroffen.
Die Preisträger
1. Preis: Südkurier für die Corona-Berichterstattung mit dem Schwerpunkt der Grenzschließung zur Schweiz
Anfang 2020 hätte das niemand für möglich gehalten - doch am Montag, den 16. März 2020 wurden in Deutschland die Grenzen zu Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Dänemark geschlossen. Für die Redakteurinnen und Redakteure des Südkuriers war klar: Das ist für die 900.000 Menschen in den Landkreisen in der Grenzregion zur Schweiz ein einschneidendes, mitunter traumatisierendes Ereignis. Und so haben sie es sich vom ersten Tag der Grenzschließung an zur Aufgabe gemacht, für das Miteinander an der Grenze zu kämpfen. Man sieht an der Aufarbeitung des Südkuriers, wie nicht nur das selbstverständliche Zusammenleben der Menschen in Grenzregionen massiven Schaden genommen hat. In Wort, Bild und Grafik, gedruckt in der Zeitung und online in einem großen Dossier widmete sich die Redaktion allumfassend diesem Thema. Die Grenzschließungen waren selbstverständlich auch in vielen anderen Redaktionen in Corona-Zeiten ein Thema, doch mit der Vielfalt der Aspekte, der Tiefe der Recherche, der gelungenen optischen Umsetzung und der crossmedialen Aufbereitung hat der Südkurier Außergewöhnliches geleistet und Maßstäbe im Lokaljournalismus gesetzt. Die Redaktion verstand sich als Verbündeter der Leserinnen und Leser, nahm sich der alltäglichen Sorgen und Nöte an, beantwortete drängende Fragen, lieferte Service, ging der Frage nach, ob diese Grenzschließungen überhaupt rechtens sind, und sie reflektierte auch die nicht immer störungsfreien Beziehungen zwischen den Einwohnerinnen und Einwohnern beiderseits der Grenze. Fazit der Jury: Das ist Lokaljournalismus vom Feinsten.
2. Preis: Hamburger Morgenpost für die Serie „Jüdisches Leben in Hamburg“
In Hamburg soll die in der Reichspogromnacht 1938 zerstörte Bornplatzsynagoge wieder aufgebaut werden. Das Vorhaben wird heiß diskutiert und ist umstritten. Für die Hamburger Morgenpost war das der Anlass für die Serie „Jüdisches Leben in Hamburg“, in der vor allem Menschen im Mittelpunkt stehen. Die Jury sagt: Die Redaktion hat Mut bewiesen, sich in diesem Umfang und mit dieser Intensität dem Thema zu widmen. Und das auf eine Art und Weise, die Spaß macht, die Geschichten zu lesen. Die Beiträge sind optisch hervorragend umgesetzt, die Texte zeichnen sich durch eine wohltuende Sachlichkeit und zugleich einen hohen Unterhaltungswert aus. Hervorzuheben ist, dass die Serie von einer Volontärin – Nicola Daumann – gemeinsam mit der Redakteurin Nina Gessner entstanden sind. Beide haben ein relevantes Thema frühzeitig erkannt und hervorragend umgesetzt. Sie haben agiert statt zu reagieren. Auch wenn die Jury eine digitale Umsetzung des Themas vermisste, hält sie diese Serie für absolut preiswürdig.
3. Preis: Hanauer Anzeiger für die erste Ausgabe nach dem Terror-Anschlag (21. Februar 2020), bei dem elf Menschen getötet worden waren
Am 20. Februar 2020 war in Hanau nichts mehr wie vorher. Der 43-jährige Sportschütze Tobias R. hatte in der Nacht zuvor neun Menschen mit ausländischen Wurzeln, seine Mutter und sich selbst erschossen. In der Stadt gab es kein anderes Thema mehr – und die ortsansässige Zeitung, der Hanauer Anzeiger, reagierte entsprechend: Alle redaktionellen Kräfte – Online, Print, Layout und freie Fotografen – erarbeiteten ein Konzept und stemmten eine Ausgabe, die die Jury mit dem dritten Preis auszeichnet. Dem kleinen Team ist es von der ersten bis zur letzten Seite der Ausgabe eins nach dem Terroranschlag gelungen, ein allumfassendes Bild der Ereignisse zu zeichnen. Dabei ist es Dank einer sehr guten Bildarbeit und sensibler Berichterstattung gelungen, die Opfer des Attentats und das Leid der Angehörigen in den Mittelpunkt der Berichterstattung zu stellen. Die Redaktion hat den Opfern ein Gesicht und Würde gegeben.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Rheinische Post für das Projekt „Die RheinStories“
Wo und wann informieren sich heutzutage junge Leute? Maren Könemann und Marie Ludwig – damals beide Volontärinnen bei der Rheinischen Post – haben da offensichtlich klare Vorstellungen. Instagram wird genutzt, vielleicht auch ein Podcast gehört – wenn denn die Themen wirklich auf Interesse stoßen. Die beiden Journalismus-Schülerinnen haben von diesen Überlegungen ausgehend das Konzept der „RheinStories“ entwickelt, mit denen sie junge Menschen zwischen 24 und 45 erreichen wollten. Dabei setzten sie auf die Themen Nachhaltigkeit, Heimatliebe und Freiheit. Acht Wochen lang sind die beiden mit einem elektrisch angetriebenen T1-Bulli durchs Rheinland getourt und haben täglich Stories produziert – locker, unterhaltsam, spannend, lehrreich. Erschienen sind die Geschichten letztlich auf allen möglichen Kanälen – neben Instagram und als Podcast auch auf RP-Online und im Print. Das Urteil der Jury lautet: Das Projekt ist glänzend gemacht, gut durchdacht und super strukturiert. Ein gelungenes Beispiel für guten Lokaljournalismus der Zukunft.
2019
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Heike Groll, leitende Redakteurin in der Chefredaktion der Volksstimme, hat unter den insgesamt 362 Einsendungen des Preisjahrgangs 2019 ihre Entscheidung getroffen (Lokaljournalistenpreis 2019 – ausführliche Jurybegründung).
Die Preisträger
1. Preis: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag sh:z für das multimediale Langzeitprojekt „Man kann nicht jedes Kind retten - Wie eine Grundschule gegen Gewalt unter den Kleinsten kämpft“
Der Ausgangspunkt waren immer zahlreicher werdende Berichte über Gewaltvorfälle an Grundschulen. Aber wie stellt sich Gewalt konkret dar, und wie begegnet man ihr? sh:z- Reporterin Dana Ruhnke begleitete ein halbes Jahr lang einmal wöchentlich die dritte Klasse einer Grundschule, die als Brennpunktschule gilt. Ihre multimediale Serie beleuchtet einen Mikrokosmos, in dem Kinder mehrerer Nationen, mit unterschiedlicher sprachlicher, emotionaler und sozialer Kompetenz zusammenkommen und in dem vor Lesen, Schreiben und Rechnen erst einmal Grundlagen für das Zusammenleben erlernt werden müssen. Ohne die gebotene journalistische Distanz zu verlieren, zeigt die Autorin mit großem Einfühlungsvermögen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beispielhaft die Herausforderungen und Chancen, Erfolge und Rückschläge, denen Schüler, Lehrer und Eltern tagtäglich gegenüberstehen. Das Projekt setzt sich auf Basis einer außergewöhnlich fundierten Recherche und unter klugem Einsatz multimedialer Darstellungsformen mit einem hochrelevanten gesellschaftlichen Thema auseinander – herausragender Lokaljournalismus.
2. Preis: Zeitungsverlag Waiblingen für die Serie „Der Amoklauf in Winnenden - Zehn Jahre danach“
Mit ihrer Berichterstattung über den Amoklauf in Winnenden am 11. März 2009 hatte die Lokalzeitung bereits damals Maßstäbe gesetzt und bis heute nachwirkende Debatten in der Gesellschaft, Politik und Medien befördert. Zum zehnten Jahrestag greift sie das Thema noch einmal in einer 15-teiligen Serie auf, und erneut wählt die Redaktion einen Weg, der die lokale Berichterstattung fundamental von der überregionalen und internationalen Darstellung unterscheidet. Ihre Maxime: die Opfer und die ihnen nahestehenden Menschen nicht ein zweites Mal zu Opfern zu machen. Nüchtern und sachlich erzählen die Journalisten, was geschehen ist, wie es den Menschen heute geht und – vor allem – welche Lehren aus dem Amoklauf gezogen wurden und wo nach wie vor Defizite bestehen. Ein Lehrbeispiel für verantwortungsvollen, professionellen Lokaljournalismus.
3. Preis: Badische Neueste Nachrichten für die investigative Recherche "Das Gift in uns – der PFC-Skandal in Mittelbaden"
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist Mittelbaden zur Kulisse eines der größten Umweltskandale in der Geschichte der Bundesrepublik geworden, mit fast 1000 Hektar belasteten Ackerflächen und Gift im Grundwasser. Die Redakteure Julia Weller und Markus Pöhlking und die freie Journalistin Patricia Klatt stellen in ihrem Print- und Online-Dossier umfassend dar, welche Auswirkungen das Gift für die Region hat und warum die Schuldfrage schwer zu klären ist. Zudem machen sie deutlich, warum die Tragweite des Falles weit über Mittelbaden hinausgeht. Den Journalisten gelingt es, ihre akribische und detailreiche Recherche eines komplexen, auf Anhieb schwer zugänglichen Themas anschaulich und nachvollziehbar aufzubereiten – eine gelungene Vereinigung von Wissenschafts- und Lokaljournalismus.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: die Volontäre der Südwest Presse, der Märkischen Oderzeitung und der Lausitzer Rundschau für ihr gemeinsames Wende-Magazin „Ein Land“ zu 30 Jahren Mauerfall
Drei Zeitungen – ein Projekt: 22 Volontärinnen und Volontäre, alle nach 1989 aufgewachsen, schauen 30 Jahre nach dem Mauerfall mit „Ostblick“ und „Westblick“ auf unser Land. Was sie sehen, erleben und erfragen, fließt in ein 60-seitiges „Wende-Magazin“, das auch buchstäblich zum Umdrehen gedacht und in beide Richtungen lesbar ist. Das Konzept überzeugt, ebenso die differenzierte, von schnellen Vorurteilen freie Auseinandersetzung mit der Frage, wie es um das Zusammenwachsen von Ost und West heute bestellt ist. Facettenreich, sorgfältig recherchiert, frisch präsentiert – eine gelungene Kooperation der jüngsten Journalistengeneration.
2018
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Heike Groll, leitende Redakteurin in der Chefredaktion der Volksstimme, hat unter den insgesamt 390 Einsendungen des Preisjahrgangs 2018 ihre Entscheidung getroffen (Lokaljournalistenpreis 2018 – ausführliche Jurybegründung).
Die Preisträger
1. Preis: Freie Presse Chemnitz für das Leserdebatten-Format „Chemnitz diskutiert“
Nach einer Messerattacke kommt es in Chemnitz zu gewaltsamen Ausschreitungen. In diesem Ausnahmezustand übernimmt die Redaktion Verantwortung. Sie organisiert den Dialog und bringt die Bürger ins Gespräch.
2. Preis: Pforzheimer Zeitung für das crossmediale Projekt „50 Jahre Tornado“
Im Juli 1968 fegte ein verheerender Tornado durch Pforzheim und die Region. Die Redakteure sprechen mit Zeitzeugen und Experten und arbeiten das Drama in bewegenden Bildern, Texten, Tönen und Videos auf.
3. Preis: Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für für die investigative Recherche zu „Pannen bei der Landtagswahl in Hessen“
Nach der Landtagswahl in Hessen im Oktober 2018 entdecken die Redakteure gravierende Unstimmigkeiten. Sie recherchieren akribisch und hartnäckig und finden heraus: Die Stimmenauszählung war ein Chaos.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Kreiszeitung Syke für das Projekt „Klimawandel in der Region. Wie sich die Umwelt in Niedersachsen verändert.“
Die Volontärin beschreibt in ihrem Multimedia-Dossier den Klimawandel in der eigenen Region. Sie schafft ein fundiertes und überzeugend umgesetztes Gesamtbild über die lokalen Auswirkungen eines globalen Problems.
2017
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Heike Groll, leitende Redakteurin in der Chefredaktion der Volksstimme, hat unter den insgesamt 396 Einsendungen des Preisjahrgangs 2017 ihre Entscheidung getroffen (Lokaljournalistenpreis 2017 – ausführliche Jurybegründung).
Die Preisträger
1. Preis: Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten für die Investigativrecherche über einen Bandenkrieg zwischen türkischen und kurdischen Rockerclubs
Seit 2016 tobt in Stuttgart und Ludwigsburg ein blutiger Kampf zwischen türkischen und kurdischen Rockerclubs. Es ist ein Bandenkrieg buchstäblich vor der Haustür, mit bundesweiten und internationalen Verflechtungen. Rafael Binkowski aus der Lokalredaktion Ludwigsburg deckt, gemeinsam mit Kollegen, auf, wie der Kampf um die Vorherrschaft im Drogen- und Türstehermilieu, um Gebietshoheit und Fragen der „Ehre“ von innenpolitischen Konflikten in der Türkei motiviert wird. Der Journalist dringt in eine kriminelle, hochpolitisierte und ideologisch unterfütterte Szene ein, die für Außenstehende kaum zugänglich ist. Mehrere Monate recherchiert er im Untergrund, spricht mit Informanten und Ermittlern, verfolgt Gerichtsprozesse. Auch massive Drohungen für Leib und Leben bringen ihn nicht zum Schweigen. Stück für Stück legt er Strukturen offen und nennt Akteure beim Namen. Eine mutige, überragende journalistische Leistung und ein beeindruckendes Beispiel für den Wert der Pressefreiheit.
2. Preis: Pforzheimer Zeitung für die Serie „Verschwiegene Verbrechen“
Wie sicher fühlen wir uns in unserem Alltag, und wie sicher leben wir tatsächlich? Was und wie Medien berichten, beeinflusst in hohem Maße, wie Menschen die Wirklichkeit wahrnehmen. Verantwortung dafür trägt – neben den Medien selbst - auch die wichtigste Quelle für Informationen über Kriminalität, die Polizei. Sie entscheidet mit der Themenauswahl für ihre Pressemitteilungen, von welchen Delikten und Tatverdächtigen die Öffentlichkeit erfährt und von welchen nicht. Die Journalisten Julia Falk und Simon Walter haben 4000 Pressemitteilungen aus dem für die Region zuständigen Polizeipräsidium und 70000 Straftaten analysiert. Sie stellen die – für viele Leser überraschende - Diskrepanz zwischen veröffentlichter und realer Kriminalität dar und machen die Kriterien deutlich, nach denen Informationen in die Öffentlichkeit gelangen. Nicht Polizei-Bashing ist ihr Anliegen, sondern journalistische Selbstreflexion durch Transparenz über grundlegende Mechanismen medialer Vermittlung. Ein gelungenes Beispiel für lokalen Datenjournalismus und ein wichtiger Beitrag zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Informationen.
Kategorie Kommunalpolitik:Tölzer Kurier für die Berichterstattung über die Kläranlage Benediktbeuern-Bichl
In der Kläranlage Benediktbeuern-Bichl wird das Abwasser von 7000 Bürgern aus drei Gemeinden gereinigt; verwaltet wird die Anlage von der Kämmerei in Benediktbeuern. Die Kosten steigen kontinuierlich. Es geht um öffentliche Gelder, also recherchiert Christiane Mühlbauer. Sie entdeckt, was ganz und gar nicht sauber gelaufen ist: Unkontrollierte Einleitungen von Fäkalien, Auftragsvergabe ohne Ausschreibung und Beschluss, ein womöglich überdimensionierter Neubau. Seit anderthalb Jahren bringt sie immer neue Ungereimtheiten ans Tageslicht. Rathaus- und Verwaltungsspitze gefällt das gar nicht. Die Redakteurin macht unbeirrt weiter, sachlich und unaufgeregt erfüllt sie ihren journalistischen Auftrag. Aufgrund der Berichterstattung nimmt die Staatsanwaltschaft erneut Ermittlungen auf, die staatlichen Rechnungsprüfer schalten sich ein. Lokaler Investigativjournalismus mit spürbaren Folgen auch für die Bürger: Mittlerweile läuft die Anlage im verkleinerten Betrieb, die Gebühren in einer Gemeinde sind gesunken.
Kategorie Wächteramt: Main-Post, Redaktion Ochsenfurt für die Berichterstattung über das Bauprojekt Öchsner-Villa in Tauberrettersheim
Im Außenbereich eines Dorfes, ehemals Landschaftsschutzgebiet, soll eine Villa gebaut werden. Die Bauherrin bekommt die erforderliche Ausnahmegenehmigung, weil sie ankündigt, auch einen Pferdestall zu planen, und der soll wegen befürchteter Emissionen Abstand zur Wohnbebauung halten. Pikant: das Grundstück gehört dem Bürgermeister. Die Bauherrin ist seine Tochter. Und der Pferdestall bleibt leer. Seit vier Jahren berichtet Thomas Fritz und fügt der Geschichte Kapitel um Kapitel hinzu. Er legt die Fakten auf den Tisch und kommentiert, lässt sich nicht einschüchtern. Nach seiner Berichterstattung nahm auch das Landratsamt den Fall genauer unter die Lupe. Leser erwarten, dass ihre Zeitung den Akteuren der Lokalpolitik kritisch auf die Finger schaut. Der Journalist nimmt sein Wächteramt vorbildlich wahr, unabhängig und beharrlich.
Kategorie Recherche: Kieler Nachrichten für die Langzeitrecherche in der „Rocker-Affäre“
Die Vorwürfe klingen unglaublich: Hat der ranghöchste Polizist der Landespolizei unbequeme Mitarbeiter gemobbt, gar bespitzelt? Waren wichtige Aussagen zu einem Rockerüberfall bewusst nicht in Ermittlungsakten aufgenommen worden? Und hat man im Kieler Innenministerium die Ergebnisse einer internen Untersuchung jahrelang unter den Teppich gekehrt? Offiziell will sich fast niemand dazu äußern. In mühevoller Kleinarbeit recherchieren Bastian Modrow und Christian Longardt die Hintergründe, belegen Vorwürfe mit Fakten. Sie decken auch bislang sorgsam verborgene Seilschaften mächtiger Polizeiführer auf. Trotz heftigster Anfeindungen und Widerstands aus Polizei und Politik bleiben sie auf Kurs. Ihre Arbeit führt dazu, dass ein Untersuchungsausschuss eingesetzt werden soll und die Hauptverantwortlichen ihre Posten verlieren. Der Rechtsstaat setzt sich am Ende durch - nicht zuletzt dank der herausragenden Leistung der Journalisten vor Ort.
Kategorie Wirtschaft: Nordwest-Zeitung, Oldenburg, für die Print- und Multimedia-Reportage „Dangast – das gespaltene Dorf“
Dangast, ein Dorf mit 540 Einwohnern, ist das älteste Nordseebad Deutschlands, man lebt vor allem vom Tourismus. Am Projekt Nordseepark manifestiert sich ein Konflikt, wie er auch andernorts schwelt. Der Komplex mit über 50 Neubauten spaltet das Dorf, manche reden nicht einmal mehr miteinander. Die einen sagen: Wir brauchen das Projekt dringend, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die anderen befürchten, dass Massentourismus die Tradition und das Flair des Ortes zerstört. In seiner Reportage fasst Karsten Krogmann die über die Jahre weit verzweigten Handlungsstränge zusammen und macht die Hauptdarsteller dieses großen Dramas im Kleinen sichtbar. Sein Kollege Christian Ahlers erzählt die Geschichte multimedial, mit Videos, Audiobeiträgen und interaktiven Karten. Im Dorf bekommen die Journalisten viel Lob von beiden Seiten, die Jury schließt sich an: Ein lokales Wirtschaftsdrama, ausgezeichnet recherchiert und dicht erzählt.
Kategorie Gesellschaft: Nordkurier, Neubrandenburg, für die Analyse „Gespaltenes Deutschland – wo verläuft die neue Grenze?“
Es geht ein Riss durch Deutschland, westlich davon ist es hell, östlich düster. Das ist die landläufige Meinung. Aber stimmt das überhaupt? Carsten Korfmacher macht sich ein eigenes Bild. Er spricht mit Menschen, die in Neubrandenburg, Gelsenkirchen und Münster leben, vergleicht Zahlen zur ökonomischen und politischen Entwicklung. Auf seiner Suche nach Ursachen und Erklärungen findet er den deutschen Osten im Westen und den deutschen Westen im Osten. Dabei entdeckt er Grenzen, die weniger vom Wohnort als vom Verlust von Heimat und der Suche nach Identität markiert werden. Vergangenes Unrecht wird nicht verleugnet, doch im Mittelpunkt steht das Verbindende. Der Beitrag steht in einer Reihe von Beiträgen seit 2015, die konsequent dagegen angehen, Menschen aufgrund ihrer Ansichten in Schubladen einzusortieren. Nur ein offener Dialog, so das Credo der Redaktion, ist geeignet, auch das Vertrauen der Leser zu gewinnen. Eine kluge Analyse, die mehr für das Verständnis zwischen Ost und West leistet als ein belehrender Leitartikel.
Kategorie Datenjournalismus: Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten für das crossmediale Projekt „Feinstaubradar“
Das Neckartor in Stuttgart ist wegen der hohen Feinstaubbelastung als die „dreckigste Kreuzung Deutschlands“ bekannt. Kaum im Blick hingegen ist die Situation in den Stadtteilen und den Orten im Umland. Mit dem „Feinstaubradar“ schließt die Redaktion diese Informationslücke und liefert ihren Lesern zugleich handfesten Nutzwert für den Alltag. Eine Live-Karte visualisiert die Partikelbelastung, die Daten stammen u.a. von der Stuttgarter Ortsgruppe der Open Knowlegde Foundation (OK Lab). Zu jedem Standort gibt es täglich aktuelle, von einer Text-Software verfasste Feinstaubberichte. Was die Automatik nicht kann, leisten die Journalisten mit Bravour: In der Printzeitung und in einem aufwändigen Multimedia-Dossier stellen sie Hintergründe dar und ordnen ein. Eines der Ergebnisse: im Umland ist die Belastung teilweise deutlich höher als am Neckartor. Mit Erfolg regt die Redaktion die Leser an, sich zu beteiligen, Videoanleitung zum Selbstbau eines Messgeräts inklusive. So wird die Datenlage stetig besser. Inzwischen hat das Radar 2000 Nutzer täglich. Die Redaktion nutzt moderne Technik und datenjournalistische Mittel als Werkzeuge, um ihre journalistische Kompetenz bei einem politisch brisanten Thema auszuspielen: Big Data im Lokalen.
Kategorie Inklusion: Zeitungsverlag Waiblingen für die Serie „Was bedeutet Inklusion?“
„Was bedeutet Inklusion?“ Eine ganz einfache Frage. Nicht so guter Journalismus würde es nun möglicherweise ganz einfach bei einer zu Herzen gehenden Schicksalsreportage belassen. Sehr guter Journalismus macht es sich schwer und betrachtet ein so komplexes Thema aus vielen Perspektiven. Pia Eckstein spricht nicht über, sondern mit allen Betroffenen, dem schwerstbehinderten Schüler Dimitrios und seine Mutter, mit Mitschülern, Lehrerinnen, den vielen Fachleuten in Institutionen und Ämtern. In ihrer Serie schildert die Redakteurin, was notwendig ist, um Inklusion zu organisieren und zu finanzieren; sie führt vor Augen, was gelingt und wo guter Wille an praktischen Problemen scheitert. Mit großem Einfühlungsvermögen und klarem Blick gelingt es ihr, ein vielschichtiges Thema differenziert und anschaulich darzustellen. Die Reaktionen aus der Leserschaft sind so kontrovers, wie in Deutschland insgesamt über Inklusion diskutiert wird. Die Autorin liefert ihren Lesern die Basis, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Kategorie Gesundheit: Weser-Kurier, Bremen, für die Serie „Ein Leben“ aus dem Leben eines Schwerkranken
Ein Mann, 35 Jahre alt, drei Kinder, hat ALS. Die Ärzte gehen davon aus, dass er bald sterben wird. Christian Weth stellt in seiner Serie dar, was es für einen Menschen bedeutet, wenn seine Zeit extrem begrenzt ist. Und was dies für das Umfeld, Frau, Kinder, Freunde, Verwandte heißt. Er lässt die Betroffenen sprechen und Experten zu Wort kommen. Der Journalist ist bei Situationen der tiefen Verzweiflung und des großen Glücks dabei. Er kommt den Menschen, über die er berichtet, sehr nahe, bleibt jedoch immer als Journalist erkennbar, der sicher auf dem schmalen Grat zwischen Nähe und Distanz balanciert. Bei den Lesern findet die Serie starke Resonanz, bis hin zu konkreten Hilfsangeboten. Eine bewegende Serie über eine beeindruckende Familie.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Allgemeine Zeitung Mainz für die Serie „Auf der Bank“
Das Prinzip ist simpel: Ein junger und ein alter Mensch treffen sich und sprechen über brennende Fragen der Zeit. Schaffen wir es, das Flüchtlingsthema zu bewältigen? Soll man heute noch Kinder kriegen? Wie viel medizinischen Fortschritt verträgt unsere Gesellschaft? Haben sich Jugend und Politik auseinandergelebt? Intensive Gespräche legen die Basis für das Projekt; die ansprechende visuelle Umsetzung, dazu eine stilistisch eigene Handschrift sind die Bausteine, aus denen die Volontäre den Dialog der Generationen zu einer sehr besonderen Serie wachsen lassen. Videos und Multimediareportage ergänzen die Printserie. Die Volontäre meistern, was auch für erfahrene Interviewer eine Herausforderung ist. Sie lassen echte Gespräche entstehen und geben dem Leser mit scheinbar leichter Hand viel Stoff zum Nachdenken über Grundfragen der Zeit.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Badische Zeitung, Freiburg, für die Serie „Digital vernetzt“
Digitalisierung ist allgegenwärtig, Zukunftsdebatten bewegen sich oft zwischen Technikeuphorie und düsteren Szenarien. Hilfreicher als ein Schwelgen in Extremen ist der genaue Blick darauf, was Digitalisierung konkret bedeutet, in diesem Falle: wie sie das Leben der Menschen in Südbaden verändert. Mit ihrer Serie, im Print und als digitales Magazin umgesetzt, treffen die Volontäre den Nerv der Leser, 5000 Downloads allein der Digitalversion sprechen für sich. Die Themen reichen vom Familienleben über Job- und Partnersuche bis zum Geldverdienen im Netz oder den Einfluss sozialer Medien auf unseren Umgang mit dem Tod. Die jungen Journalisten machen Funktionsweisen in der digitalen Welt transparent, sie zeigen Chancen und Risiken einer rasanten Entwicklung auf. Die Serie legt ein ausgezeichnetes Fundament dafür, wie sich diese Entwicklung aktiv gestalten lässt.
2016
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises unter dem Vorsitz von Heike Groll, leitende Redakteurin in der Chefredaktion der Volksstimme, hat unter den insgesamt 335 Einsendungen des Preisjahrgangs 2016 ihre Entscheidung getroffen (Lokaljournalistenpreis 2016 – ausführliche Jurybegründung).
Die Preisträger
1. Preis: Landeszeitung für die Lüneburger Heide für das crossmediale Projekt „Aufwachsen als Flüchtlingskind“
Mehr als 800 Flüchtlingskinder leben in und um Lüneburg. Sie sind meist die Ersten, die Deutsch lernen und ihren Familien das Tor zum Leben in Deutschland öffnen. Zu selten wird realisiert, welch große – zu große? - Verantwortung sie als Übersetzer bei Ärzten, in Schulen, bei Behörden tragen. Ohne ihre Kinder hätten viele erwachsene Flüchtlinge keinen Zugang zu Informationen, die über die weitere Zukunft der ganzen Familie entscheiden können. Da es zu wenige professionelle Dolmetscher gibt, kompensieren diese Kinder zudem Lücken im staatlichen Hilfesystem. Die Redaktion beleuchtet aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, was Kinder und Jugendliche für den Integrationsprozess insgesamt leisten. Sie zeichnet persönliche Schicksale nach, ordnet sie in einen breiten Kontext ein und wagt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung. Eine Themenwoche in der Printausgabe, ein Multimedia-Dossier und ein Online-Blog verbinden sich zu einem vielschichtigen Gesamtpaket, das durch ausgezeichnete Recherche und sensible Herangehensweise überzeugt und die Leser mit neuen Erzählformen zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Thematik einlädt. Dies gelingt hervorragend, wie die starke Resonanz beweist. Ein kleines Team macht vor, wie Lokaljournalismus der Spitzenklasse geht.
2. Preis: Kölner Stadt-Anzeiger für die „Kölner Botschaft"
Die Redaktionen des Kölner Stadt-Anzeigers und des Express hatten sehr früh die Tragweite der Vorfälle in der Silvesternacht 2015/16 erkannt. Mit ihren Recherchen trieben sie die Aufklärung der Ereignisse wesentlich voran. Inmitten einer hochemotional geführten Debatte über die Flüchtlingsthematik generell und über ein Versagen von Behörden, Politik und Medien initiiert der Stadt-Anzeiger den Aufruf, der später als „Kölner Botschaft“ in fünf rheinischen Zeitungen veröffentlicht wird. Die Redaktion gewinnt den renommierten Schriftsteller und Friedenspreisträger Navid Kermani als Mitautor und holt zahlreiche prominente Bürger als Unterstützer ins Boot. Sie verschafft der Botschaft gegen Gewalt und Polarisierung Gehör – und damit den vielen Stimmen der Vernunft, die im Konzert der Schreihälse unterzugehen drohten – und leitet so die Versachlichung der öffentlichen Debatte ein. Die Redaktion bewegt sich bewusst aus der reinen Beobachterrolle heraus und übernimmt als Akteur Verantwortung für die Grundwerte der Demokratie.
Kategorie Geschichte: Augsburger Allgemeine Zeitung für die Serie „Auf Spurensuche: Das geheime Waldwerk Kuno“
Die Serie macht erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt, was viele bislang allenfalls vom Hörensagen wussten: im Waldwerk Kuno, einer geheimen Rüstungsanlage im Dritten Reich, ließen die Nazis den ersten serienreifen Düsenjäger der Welt bauen. Dafür setzten sie auch Zwangsarbeiter und Häftlinge aus dem Konzentrationslager Burgau in Schwaben ein. 71 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus erinnert der Redakteur an das Leiden der Opfer; er ehrt aber auch die stillen Helfer, die unter Lebensgefahr ein Stück Menschlichkeit in einem unmenschlichen System bewahrten. Die Recherchen fanden starkes Echo bei den Lesern, der Serie folgten ein umfangreiches Magazin, Vorträge und eine Sonderausstellung. Ein großartiges Stück Erinnerungsarbeit, fern jeder oberlehrerhaften Attitüde.
Kategorie Verkehr: General-Anzeiger, Bonn, für die Serie „Mobil in der Region“
Alle wollen doch nur eines: Von A nach B gelangen, schnell, kostengünstig und bequem. Stattdessen Stau, Umwege, Verspätungen. Die Zeitung greift auf, was ihre Leser jeden Tag ärgert, doch sie geht weit über die Beschreibung des Status quo hinaus. Die Redaktion schildert und testet, welche Vor- und Nachteile Auto, Rad, Leihsystem, Bus und Bahn im Alltag bieten. Sie gibt zudem weniger bekannten Themen wie Mobilstationen, Faltrad oder Mobilitätsmanagement breiten Raum. Und sie fragt, wie heute noch exotisch anmutende Verkehrsmittel wie Seilbahnen und selbstfahrende Autos die Mobilität revolutionieren werden. Indem sie sich konsequent von der Suche nach Lösungen leiten lässt, leistet die Zeitung im Interesse ihrer Leser einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsgestaltung in der Region, inhaltlich und visuell vorbildlich umgesetzt.
Kategorie Gesundheit: Mitteldeutsche Zeitung, Halle, für die crossmediale Serie „Gesundes Sachsen-Anhalt“
Relevant, nah an den Menschen dran, hilfreich – diesem Dreiklang hat sich die Mitteldeutsche Zeitung in ihrer Gesundheitsserie verpflichtet. Mit Hilfe von regionalen Experten aus Wissenschaft und Politik analysiert sie die wichtigen Gesundheitsthemen und erklärt fundiert auch für Nicht-Mediziner verständlich den neuesten Forschungsstand. An konkreten Beispielen zeigt sie Wege auf, wie Betroffene ihre Krankheit in den Griff bekommen können. Die Printserie beeindruckt durch kompetent recherchierte, informativ und unterhaltsam geschriebene Reportagen, die durch das Layout wirkungsvoll in Szene gesetzt werden. Ein Digitaldossier und eine Gesundheitsmesse komplettieren das Angebot.Praktische Lebenshilfe mit hervorragend eingesetzten journalistischen Mitteln.
Kategorie Alltag: Stuttgarter Nachrichten für die Kolumne „Stadt des Lächelns“
Journalisten sollen die Welt abbilden, wie sie ist. Missstände publik zu machen, ist ihr Auftrag. Der Redakteur der Stuttgarter Nachrichten tut das, was weniger selbstverständlich ist, er rückt die andere Seite der Wirklichkeit ins Licht. Dafür holt er sich kompetente Unterstützer: er bittet die Leser, ihm wahre Geschichten von freundlichen Erlebnissen und von Begegnungen zu schildern, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern. In mehr als 120 Folgen erzählt er diese Geschichten weiter, und er illustriert sie mit Zeichnungen aus eigener Feder. Ein charmantes Kontrastprogramm des spektakulär Erfreulichen in einer Zeit, die von bedrückenden Nachrichten dominiert wird.
Kategorie Soziale Medien: Süddeutsche Zeitung für die Reportage „Schrille Post“
Eine Millionenstadt gerät binnen weniger Stunden in einen völligen Ausnahmezustand, weil sich Gerüchte wie eine Lawine ausbreiten und den Amoklauf eines Einzeltäters als Terroranschlag mit 67 Zielen erscheinen lassen. So geschehen am 22. Juli 2016 in München. Wie konnte das passieren? Die Redaktion untersucht, welchen Einfluss Polizei, Medien und User auf die Massenpanik hatten. In langwieriger Kleinarbeit rekonstruiert sie, wie sich Meldungen über Twitter entfalten, und vergleicht sie mit den tatsächlichen Geschehnissen. Das Protokoll dieses Abends macht die verheerende Wucht der digitalen Gerüchteküche bewusst und zeigt, wie rasch der Punkt erreicht werden könnte, ab dem sie womöglich nicht mehr zu beherrschen wäre. Ein Lehrstück über die Mechanismen sozialer Medien und den hohen Wert professioneller journalistischer Arbeit.
Kategorie Kultur: Hamburger Abendblatt/Harburger Nachrichten für das Projekt „Ein Song für Harburg“
Auf den ersten Blick eine Leseraktion, die einfach Spaß machen soll – bei näherem Hinsehen ein hochpolitisches Projekt. Die Redaktion der Harburger Nachrichten bringt in nur vier Monaten Menschen aus vielen Nationen, Bürger aus 17 Stadtteilen, zusammen, gewinnt Musiker, Sponsoren und weitere Unterstützer. Am Ende lässt sie 17 000 Menschen buchstäblich mit einer Stimme sprechen und die eigens für das Projekt komponierte Stadtteil-Hymne „Ich bin Harburg“ singen. Die Redaktion zeigt, wie bunt und stark der in vieler Hinsicht kritisch gesehene Stadtteil tatsächlich ist. Das Projekt stiftet Identifikation, es gibt den Harburgern neues Selbstvertrauen und beweist eindrucksvoll, was Bürger – ermutigt von ihrer Lokalzeitung - durch ihr Engagement in Bewegung setzen können.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: General-Anzeiger, Bonn, für die Serie „Bonn macht erfinderisch“
Porträtserien über Existenzgründer gibt es viele. Die Volontäre des Bonner General-Anzeigers wählen einen originellen Ansatz. In ihrer Serie folgen sie der Dramaturgie einer wirklichen Existenzgründung, von der Produktidee über Finanzierung und Marketing bis zum Alltag eines Jungunternehmers. Am Beispiel von Start-Ups in der Region gehen sie den großen Fragen nach, auf die Unternehmer Antworten finden müssen. Sie erzählen Geschichten von ehrgeizigen Visionen, vom Scheitern und dem Mut zum Weitermachen. Ein gelungenes Beispiel für modernen lokalen Wirtschaftsjournalismus.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Rheinische Post für die investigative Reportage im Altenheim „Füttern. Waschen. Weiter.“
Das Thema Pflege gehört zu den größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Über die Zustände in Alten- und Pflegeheimen kursieren teils erschreckende Berichte. Die Journalistenschülerin will wissen, wie es wirklich ist. Sie bewirbt sich als Praktikantin in einem Altenheim und erlebt dort, unerkannt als Reporterin, elf Tage lang den Pflegealltag. Schon am zweiten Tag kommt sie an ihre Grenzen. Ihre Erlebnisse und Beobachtungen, Gespräche mit Mitarbeitern und Heimbewohnern gleicht sie mit Faktenrecherchen und Experteneinschätzungen ab, sie konfrontiert schließlich die Verantwortlichen des Heims mit ihren Recherchen. Probleme und Widersprüche werden sichtbar. Das Feature dramatisiert nicht, es klagt nicht an, gerade darum berührt es.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: WAZ für das crossmediale Projekt „DIe A 40 – so bunt, so atem(be)raubend und so lebendig wie das Revier“
Ruhrschnellweg oder Ruhrstauweg? Diese Autobahn lässt keinen kalt. Die Volontärinnen begeben sich für die WAZ auf die Reise entlang der A 40 und besuchen Menschen, die täglich auf ihr unterwegs sind, dort arbeiten oder neben der Autobahn zu Hause sind. Herzstück des Projekts ist ein dynamisch aufgebautes und visuell anspruchsvolles Online-Special, das dem Nutzer unter anderem interaktive Grafiken und Zeitreisen bietet. Über Facebook und Twitter steuern User ihre persönlichen Geschichten bei. Die Macherinnen lieben das Ruhrgebiet, die A 40 und die Menschen im Pott. Sie setzen virtuos die Möglichkeiten ein, die multimedialer Journalismus eröffnet, um den Funken auf ihr Publikum überspringen zu lassen. Multimedia trifft Heimat, mitten ins Herz.
2015
Die Jury des von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschriebenen Deutschen Lokaljournalistenpreises hat unter den insgesamt 531 Einsendungen des Preisjahrgangs 2015 ihre Entscheidung getroffen (Lokaljournalistenpreis 2015 – ausführliche Jurybegründung).
Die Preisträger
1. Preis: Freie Presse/Sächsische Zeitung/Leipziger Volkszeitung für ihr gemeinsames Projekt „Ambulant operieren. So zufrieden sind Patienten in Sachsen.“
Erstmals haben sich die drei Regionalzeitungen zusammengeschlossen und die bislang größte Fragebogen-Umfrage zur Patientenzufriedenheit bei ambulanten Operationen gestartet. Dazu haben sie alle wichtigen Akteure aus dem Gesundheitswesen einbezogen und Wissenschaftler der TU Dresden mit der Auswertung beauftragt. In einer fünfwöchigen Serie haben sie Qualitätsbewertungen von Ärzten und Krankenhäusern in Sachsen präsentiert, eingeordnet und um Service-Themen ergänzt. Alle drei Zeitungen verzichteten bewusst auf Anzeigen, um Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten.
2. Preis: Süddeutsche Zeitung für die Serie „Stadt der Frauen“
In München leben mehr Frauen als Männer, doch an den zentralen Stellen in der Stadt sitzen vor allem Männer. Die Redaktion hat Verwaltung, Kommunalpolitik, Unternehmen und andere gesellschaftliche Bereiche unter die Lupe genommen, das eigene Haus inklusive, und nach den Gründen geforscht. Porträts, Analysen und Infografiken sind in eine 17-teilige Serie geflossen, die weitreichende Debatten und sogar Änderungen angestoßen hat.
Kategorie Integration: Neue Presse, Hannover, für die Serie „Geflüchtet. Geblieben. Geschafft.“
Die Not ist groß, die Menschen in die Flucht treibt. In der neuen Heimat Fuß zu fassen, den Start in ein neues Leben zu schaffen, ist ungewiss und schwierig. Flüchtlinge brauchen Hilfe, die bekommen sie. Sie brauchen Zuversicht, die liefert die Serie der Zeitung. Sie stellt Erfolgsgeschichten vor, die Flüchtlinge in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben haben. Die 19 Porträts machen vor allem den Deutschen Mut, die sich engagieren. Denn für sie ist das Motto der Serie Programm: „Geflüchtet. Geblieben. Geschafft.“.
Kategorie Integration: Zeitungsverlag Waiblingen für die Serie „Die Flüchtlinge kommen“
Der Reporter geht dahin, wo es weh tut. Er packt mit an in einer Notunterkunft – eine Woche lang. Aus nächster Nähe erfährt er alle Nöte, die der Flüchtlinge und die der Helfer, die der staatlichen Bürokratie und die der Sozialbetreuung. Seine Reportagen liefern den Einstieg in eine 40teilige Serie. Die Texte sind nahe dran an den Menschen, sie beschönigen nichts. Wer beschönigt, hilft nicht. Aufgabe der Zeitung ist es, Probleme beim Namen zu nennen. Die Zeitung tut es – vorbildlich – und findet die richtigen Worte für das beispielhafte Engagement der Vielen, die helfen, ohne große Worte zu machen.
Kategorie Datenjournalismus: Berliner Morgenpost für das Digitalprojekt „M 29 – Berlins Buslinie der großen Unterschiede“
Die Buslinie M 29 verbindet die Bezirke Grunewald und Kreuzberg - Villengegend, soziale Brennpunkte und Szeneviertel. Das Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost sammelt für jede der 45 Haltestellen überraschende Daten zu den Menschen, die entlang der Strecke leben. In Statistiken, Texten, Video- und Audioreportagen werden Gegensätze deutlich, zum Beispiel im Wahlverhalten oder beim Einkommen. User steigen in den virtuellen Bus und fahren mit ihm durch das soziale Universum Berlins. Die Webreportage lädt zu einer Entdeckungsreise in den Alltag ein, und sie demonstriert, was Lokaljournalismus in seiner modernsten Form zu leisten vermag.
Kategorie Digitale Innovation: Nürnberger Nachrichten für das Wochenendmagazin „Samson“
Die Zeitung traut sich was. Das Wochenendmagazin „Samson“ tritt bewusst als Kontrastprogramm zur gedruckten Zeitung auf - es erscheint nur digital. Es ist nicht gratis. Für die Beiträge müssen sich die Leser Zeit nehmen. Eine eigene Redaktion realisiert pro Ausgabe rund 20 Beiträge, von der Polizeimeldung im fränkischen Dialekt bis zu regionalen Videobeiträgen. Die Macher lassen sich von drei Grundsätzen leiten: regional müssen die Themen sein, die ganze Palette der multimedialen Darstellung wird genutzt, alle Inhalte erscheinen exklusiv zuerst bei „Samson“. Pfiffig und frisch, ein gelungenes Experiment.
Kategorie Interaktion: Braunschweiger Zeitung für das Portal „alarm38.de“
Mit dem Aufregerportal samt App hat die Redaktion ihr 2008 begonnenes Konzept der Bürgerzeitung als tägliches Forum der Leser konsequent weiterentwickelt. Wer sich über vermüllte Spielplätze oder Verkehrschaos ärgert, meldet dies per PC, Tablet oder Smartphone schnell und unkompliziert. Die Redaktion nimmt die Beschwerden auf, hakt bei den zuständigen Stellen nach und sorgt dafür, dass nichts versandet. Nicht allen Kommunen gefällt das, bei den Lesern kommt es hervorragend an. Manches Thema, das die Redaktion sonst vielleicht nicht erreicht hätte, findet einen Platz in der Print- und Online-Ausgabe. Die Redaktion nutzt die Stärken moderner Medien, um für die Leser zu kämpfen - Wächteramt auf digitale Art.
Kategorie Geschichte: Express, Köln, für die Serie „Kölns letzte Kriegstage“
Auf nur 120 Stunden konzentriert sich die Geschichtsserie der Zeitung. Sie beschreibt die schrecklichsten Tage der Stadtgeschichte. Am 2. März 1945 schießen die Flugzeuge der Alliierten die Stadt sturmreif, am 6. März stehen die US-Soldaten am Dom. Der den Krieg sinnlos verlängernde militärische Widerstand ist gebrochen. Die Texte erinnern an die Leiden der Kölner in diesen Tagen, sie erinnern genauso an alle Opfer der Schreckensherrschaft der Nazis in Köln. Die Serie kommt ohne große Kommentierungen aus. Die Texte bewegen, weil sie Tatsachen sprechen lassen. Das reicht.
Kategorie Wohnen: Mitteldeutsche Zeitung, Halle, für die Serie „Lebens(T)räume“
Was wichtig ist und was interessant: Beides zu liefern ist Auftrag der Zeitung. Das Wichtige ist Pflicht, das Interessante mehr als nur Kür. Der Leser will unterhalten werden. Er hat eine Schwäche für das Außergewöhnliche, für Menschen, Begebenheiten, Orte, die aus dem sprichwörtlichen Rahmen fallen. Die Zeitung hat das Besondere in Räumen, in Häusern aufgetan, mit denen die Besitzer sich Lebensträume erfüllt haben. Die Redaktion nimmt die Leser – print wie online - mit auf ihre Entdeckungstouren durch die Region und präsentiert Menschen mit einem ausgefallenen Hobby. Sie lässt Menschen und Häuser erzählen, bietet Unterhaltung im besten Sinne.
Kategorie Alltag: Vilshofener Anzeiger für das Konzept Kurz-Interviews
Die Zeitung hat zu übermitteln, was wichtige Leute zu wichtigen Themen zu sagen haben. Solche Interviews sind der Normalfall. Die Redaktion bezieht alle Leser in ihre Interviews ein. Sie stellt ihre Fragen dem berühmten Mann, der berühmten Frau auf der Straße. So holt sie den Alltag und seine Themen in die Zeitung. Sie gibt Lesern eine Stimme, die Ärger loswerden wollen oder ihre guten Ideen, die Ärgernisse ansprechen oder Verbesserungsvorschläge machen. Die Zeitung wird auf originelle Weise ihrem Auftrag gerecht, Forum zu sein. Nicht nur einige wenige Prominente kommen zu Wort, sondern alle Bürger, denen das Wohl und Wehe ihrer Stadt am Herzen liegt.
Kategorie Menschen: Südkurier, Konstanz, für die Serie „Heimathelden“
Zehn Menschen befördert die Zeitung zu Heimathelden. Sie sind keine Prominenten, sie sind Bestandteil unseres Alltags. Sie tun ihre Pflicht, sie tun sie gern, das Bewusstsein, Held zu sein, ist ihnen fremd. Aber sie sind wichtig: der Mann im Schiffsbauch, die Frau am Krankenbett, der Mann für den Teig, die Frau mit den 21 Kindern. Die Zeitung setzt diesen Menschen ein Denkmal. Das multimediale Projekt macht bewusst, wie wir abhängig sind von Menschen, die der Gemeinschaft ihre guten Dienste leisten. Meist tun sie es still und unerkannt. Ihr Wirken der Anonymität zu entreißen, ist vornehmer Auftrag für die Zeitung.
Kategorie Kommunalpolitik: Westfalenpost, Hagen, für das Projekt „Was braucht Hagen?“
Jede Veränderung beginnt mit Ideen – die Hagener Stadtredaktion sammelt viele Hundert Ideen von Bürgern und Experten zu Themenbereichen wie Sauberkeit, Wirtschaft und Familienfreundlichkeit. Sie schafft eine Plattform, die fern jeder Besserwisserei Probleme benennt und eine Diskussion über mögliche Lösungen in Gang setzt. Die Hagener machen mit, per Post, Mail und vor allem Facebook. Die Botschaft der Bürger ist so laut, dass Verwaltung, Politik und Verbände sie nicht überhören können: Ein Aktionsplan für mehr Sauberkeit ist der Anfang. Die Zeitung wird zum Motor und Moderator für breite Bürgerbeteiligung und eine permanente Debatte zu den zentralen Herausforderungen der Stadt.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Pforzheimer Zeitung für das Projekt „Azubi des Monats“
Wer ist der beste, originellste, kreativste Azubi in der Region? Die Antwort finden die Volontäre der Pforzheimer Zeitung mit ihrem crossmedialen Mitmachprojekt. Azubis und Firmen können sich bewerben. Die Volontäre besuchen ihren „Azubi des Monats“ am Arbeitsplatz. Leser lernen den Gewinner auf einer Themenseite in der Print-Zeitung kennen, User per Video online und auf Facebook. Aus allen Monatssiegern wählt das Publikum den „Azubi des Jahres“, der bei einer von den Volontären selbst organisierten Gala gefeiert wird. Junge Menschen rücken in den Fokus, die regionale Wirtschaft findet sich wieder, die Leser bestimmen mit – Lokaljournalismus, der überzeugt und Freude macht.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Rhein-Zeitung, Koblenz, für die Serie „Gut bei Stimme – Auf den Flügeln des Gesangs“
Keine Lokalzeitung ohne Berichte über Chöre. Die Volontärin schaut genau hin und erkundet die Vielfalt dieser Welt für eine 13-teilige Serie. Sie bringt den Lesern Ensembles aus der ganzen Region nahe, sie fragt Experten, warum wir singen und was Musikunterricht leisten kann. Die Seitenoptiken zeigen Gesichter des Gesangs, online erhalten sie in Audio-Slideshows eine Stimme. Amateur-Kultur wird selten so ernst genommen: eine gut recherchierte und unterhaltsam präsentierte Serie.
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Süddeutsche Zeitung für die Serie „Unter 30“
Wer macht Kommunalpolitik? Meistens sind es die Über-50-Jährigen, die in den Gemeinderäten sitzen. Nur sehr wenige Jüngere engagieren sich dort. Das ist für die Volontärin der Anlass, sechs junge Gemeinderäte vorzustellen. Selbst gefilmte VideoKurzporträts auf Facebook runden die Serie ab. Die Jungpolitiker schildern, was sie antreibt. Sie berichten von Erfolgen und Ernüchterungen, von der Freude am Gestalten und den Mühen der lokalen Ebene. Ein gelungenes Psychogramm des kommunalen Politikbetriebs.
2014 und früher
Die Preisträger
1. Preis: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung für ihr Infopaket „Zerreißprobe“
2. Preis: Berliner Morgenpost, Deister- und Weserzeitung, Stuttgarter Zeitung für ihre Berichte zum Thema Erster Weltkrieg
Kategorie Innovationen: Der Tagesspiegel für das Projekt täglicher Newsletter „Checkpoint“
Kategorie Landwirtschaft: Nordbayerische Kurier für die Serie „Wir ackern“
Kategorie Investigative Recherche: Nordwest-Zeitung für die Recherche im Skandalfall „Pizzafabrik“
Kategorie DDR-Geschichte: Sächsische Zeitung für die Serie „Die Stasi in Riesa“
Kategorie Inklusion: Süderländer Tageblatt für Berichte und Aktionen zum Thema Förderschule
Kategorie Gesellschaft: Südkurier für das Projekt „Rolltreppe des Lebens“
Kategorie Integration: Westdeutsche Zeitung für die Serie „Michas Klasse“
Kategorie Alltag: Weser-Kurier für das Projekt „Hinrichs im Hochhaus“
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Cellesche Zeitung für die Serie zum Thema Flüchtlinge
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Münchner Merkur für die Serie „Wohnung gesucht – und gefunden?“
2013
Die Preisträger
1. Preis: Sächsische Zeitung für ihren „Familienkompass“
2. Preis: Braunschweiger Zeitung für ihre „Antworten-Seite“ und der Zeitungsverlag Waiblingen für die Serie „Christentum heute“
Kategorie Alltag: Der Tagesspiegel mit der Rubrik „Fünf Minuten Stadt“
Kategorie Foto: Oberhessische Presse für die crossmediale Serie „Ich und Ich“
Kategorie Infografik: Berliner Zeitung für die Rubrik „Kopf & Zahl“
Kategorie Katastrophenberichterstattung: Der Prignitzer für die Hochwasserberichterstattung
Kategorie Kultur: Nordbayerischer Kurier für die Berichterstattung „Wie Wagner in Bayreuth funktioniert“
Kategorie Regionale Wirtschaft: Rhein-Zeitung für die Aktion „Kauf lokal!“
Kategorie Stadtreport: Kölner Stadt-Anzeiger für die Serie „Auf den Punkt“
Kategorie Verbraucher: Deister- und Weserzeitung für die Serie „Dewezet-Test“ und die Stuttgarter Nachrichten für die Serie „Wohn-Wahnsinn Stuttgart“
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Neue Westfälische für ihre Reportagen-Serie
Sonderpreis für Volontärsprojekte: Thüringer Allgemeine für ihre interaktive Wahlkampfberichterstattung
2012
Die Preisträger
1. Preis: Thüringer Allgemeine für die Serie „Treuhand in Thüringen“ und das Hamburger Abendblatt für seinen digitalen Straßenratgeber
Kategorie Leser-Blatt Bindung: Zeitungsverlag Aachen für die Aktion „Lesernähe“
Kategorie Marketing: Berliner Zeitung für die Ausgabe „Uff Berlinisch“
Kategorie Alltag: Berliner Morgenpost für die Serie „Wahre Werte“
Kategorie Investigativer Journalismus: Bonner General-Anzeiger für die Berichterstattung zum Fall Trudel Ulmen
Kategorie Inklusion: Express für die Berichte zu „Sarah und Sarah – die Schülerpraktikanten“
Kategorie Integration: Pforzheimer Zeitung für die Serie „Integration unter der Lupe“
Kategorie Heimat: Stuttgarter Nachrichten für das Konzept „Auf gut schwäbisch“
Kategorie Geschichte: Südkurier für das Projekt „Geheimnisse der Heimat“
Kategorie Kontinuität: Leipziger Volkszeitung für die Serie „Warum? - 10 Jahre danach“
Kategorie Recherche: Zeitungsverlag Waiblingen für die Serie „Was passiert in unseren Moscheen?“
2011
Die Preisträger
1. Preis: General-Anzeiger Bonn für das Konzept einer Familienzeitung
2. Preis: Mittelbayerische Zeitung für das Konzept der Themenwochen und Westfälische Rundschau für das Konzept der Themenpräsentation
Kategorie Geschichte: Augsburger Allgemeine für die Serie „Augsburgs starke Geschichte“
Kategorie Service: Badische Zeitung für das Projekt „BZ-Stadtteilcheck“
Kategorie Alltag: Deister- und Weserzeitung für die Serie „Zeitgeschichten“
Kategorie Reportage: Rhein-Zeitung für die Reportage „Lobo, der Wolf vom Zentralplatz“
Kategorie Wirtschaft: Süderländer Tageblatt für die Serie „Höchst elektrisierend – die neue Mobilität“
Kategorie Integration: Saarbrücker Zeitung für die Serie „Nix verstehen?!“
Kategorie Alltag: Stuttgarter Zeitung für die Serie zur Zeit
Kategorie Zeitgeschichte: Thüringer Allgemeine für die Serie „Auf dem Kolonnenweg“
Kategorie Verbraucher: Weser Kurier für das Projekt „Ein Schweineleben“
2010
Die Preisträger
1. Preis: Südkurier für sein Relaunch-Konzept
2. Preis: Sächsische Zeitung für den „SZ-Krankenhausführer 2010“
Kategorie Kommunalpolitik: Badische Zeitung für die crossmediale Berichterstattung zur Oberbürgermeisterwahl
Kategorie Freizeit: Berliner Morgenpost für das Konzept „Berlin live“
Kategorie Schule: Braunschweiger Zeitung für die Serie „Der große Schultest“
Kategorie Investigativer Journalismus: Hamburger Abendblatt für die Berichterstattung zu einem Abschiebeskandal
Kategorie Wirtschaft: Neue Presse Hannover für die Serie „Unternehmensporträts“
Kategorie Zeitgeschichte: Oranienburger Generalanzeiger für die Serie „20 Jahre Wiedervereinigung“ sowie die Thüringer Allgemeine für die Serie „Meine Wende“
Kategorie Lokalsport: Westfälische Rundschau für die Sonderveröffentlichungen „Unsere Sportschau“
2009
Die Preisträger
1. Preis: Weser-Kurier für das Konzept „Überraschend nah“
2. Preis: Berliner Morgenpost für ihr Serienkonzept unter besonderer Berücksichtigung der Serie 20 Jahre Mauerfall: „Wir sind ein Volk – wir sind Berlin“
Kategorie Lebenshilfe: Augsburger Allgemeine für die Serie „Integration als Chance“
Kategorie Investigativer Journalismus: General-Anzeiger Bonn für die kontinuierliche Berichterstattung zur WCCB-Affaire „Die Millionenfalle“
Kategorie Heimat: Reutlinger General-Anzeiger für die Serie „Innenansichten zum Thema Heimat“
Kategorie Serie: Neue Presse Hannover für das Konzept speziell der 13 teiligen Serie „2049 – die Zukunft beginnt jetzt“
Kategorie Zeitgeschichte: Berliner Kurier für Serie und Magazin „20 Jahre Mauerfall“
Kategorie Zeitgeschichte: Berliner Zeitung für Berichte und Aktionen zu 20 Jahre Mauerfall
Kategorie Zeitgeschichte: Fränkischer Tag für das crossmediale Projekt „Grenzenlos - 20 Jahre Mauerfall“
Kategorie Zeitgeschichte: Süderländer Tageblatt für die Serie „Vereint in der Vereinigung“
Kategorie Demokratie: Braunschweiger Zeitung für die Serie „60 Jahre Grundgesetz“
Kategorie Journalistisches Verantwortungsbewusstsein: Zeitungsverlag Waiblingen für den sensiblen Umgang mit einer Katastrophe im Rahmen der Berichterstattung zum Amoklauf von Winnenden.
2008
Die Preisträger
1. Preis: Braunschweiger Zeitung für das Konzept einer „Bürgerzeitung“
2. Preis: Stuttgarter Zeitung für die Reportage-Serie „Nachgeforscht“
Kategorie Journalistische Erzählung: Berliner Morgenpost für Lesestücke mit Tiefgang
Kategorie Text-Bild-Komposition: Abendzeitung München für das Konzept der Report-Seite
Kategorie Crossmediale Serie: Bocholter-Borkener Volksblatt für Erinnerungsstücke aus den 60er Jahren und Stuttgarter Zeitung für die Geschichtswerkstatt
Kategorie Umwelt: Fränkischer Tag für umfassende und faire Berichterstattung
Kategorie Kontinuität: Hannoversche Allgemeine für umfassende Berichterstattung in einem Altlastenskandal
Kategorie Magazin: Neun7 für das Zielgruppenkonzept
Kategorie Aktion: Reutlinger Generalanzeiger für den Kunst-GEA vom 08. November 2008
Kategorie Redaktionelles Marketing: Zeitungsverlag Waiblingen für das Konzept der Familien-Zeitung
Kategorie Wahlen: Passauer Neue Presse für eine ideenreiche Wahlkampfberichterstattung
2007
Die Preisträger
1. Preis: Hamburger Abendblatt
2. Preis (geteilt): Badische Zeitung und Freie Presse in Zwickau
Kategorie Serie: Hamburger Morgenpost
Kategorie Serie: Leipziger Volkszeitung (Lokalredaktion Muldental)
Kategorie Sonderveröffentlichungen: Trierischer Volksfreund
Kategorie Investigativer Journalismus: Tölzer Kurier
Kategorie Investigativer Journalismus: Stuttgarter Zeitung (Ausgabe Ludwigsburg)
Kategorie Investigativer Journalismus: Friedberger Allgemeine
Kategorie Innovation: Braunschweiger Zeitung
Kategorie Leser-Blatt-Bindung: Fränkischer Tag
Kategorie Text-Bild-Komposition: Stuttgarter Zeitung
Kategorie Konzept: Schwäbische Zeitung
2006
Die Preisträger
1. Preis: Zeitungsverlag Waiblingen
2. Preis: Mainpost
3. Preis (geteilt): Braunschweiger Zeitung und Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung
Sonderpreise: Der Tagesspiegel, Mendener Zeitung, Zeitungsgruppe Lahn-Dill, Süddeutsche Zeitung, Hamburger Abendblatt
2005
Die Preisträger
1. Preis: Elmshorner Nachrichten
2. Preis: Berliner Zeitung
3. Preis (geteilt): Badische Zeitung und Kölner Stadt-Anzeiger
Sonderpreise: Schweriner Volkszeitung, Mindelheimer Zeitung, Neue Westfälische, Der Tagesspiegel
2004
Die Preisträger
1. Preis: Neue Württembergische Zeitung
2. Preis: Zeitungsgruppe Lahn-Dill
3. Preis: Stuttgarter Zeitung
Sonderpreise: Berliner Zeitung, Braunschweiger Zeitung, Hamburger Abendblatt, Kölner Stadtanzeiger, Potsdamer Neueste Nachrichten, Der Westallgäuer, Berliner Morgenpost
2003
Die Preisträger
1. Preis: Trierischer Volksfreund
2. Preis: Der Tagesspiegel
3. Preis: Süddeutsche Zeitung
Sonderpreise: Oeffentlicher Anzeiger Bad Kreuznach, Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung, Märkische Allgemeine, Main-Post-Redaktion Kitzingen, Weser-Kurier/Bremer Nachrichten
Sonderpreis 17. Juni 1953: Sächsische-Zeitung-Redaktion Görlitz
2002
Die Preisträger
1. Preis: Leipziger Volkszeitung
2. Preis: Braunschweiger Zeitung
3. Preis (geteilt): Leine-Zeitung und Oldenburgische Volkszeitung
Sonderpreise: General-Anzeiger Bonn, Trierischer Volksfreund, Saarbrücker Zeitung, Tölzer Kurier
2001
Die Preisträger
1. Preis (geteilt): Saarbrücker Zeitung und tz München
2. Preis: –
3. Preis: Berliner Morgenpost
Sonderpreise: Badische Zeitung, Nordbayerischer Kurier, Pforzheimer Zeitung, Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung, Westfalenpost Hagen
2000
Die Preisträger
1. Preis: Süddeutsche Zeitung
2. Preis: Sächsische Zeitung
3. Preis: Peiner Allgemeine Zeitung
Sonderpreise: Badische Zeitung, Der Tagesspiegel, Haller Kreisblatt Westfalen, Hamburger Morgenpost, Südkurier Konstanz
1999 und frühere Jahrgänge
Eine Liste aller Preisträger der Jahrgänge vor 2000 finden Sie im Artikel "Deutscher Lokaljournalistenpreis" auf Wikipedia.
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