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Wirtschaftliche Entwicklung durch innerafrikanischen Freihandel

Historischer Auftakt für die Afrikanische Freihandelszone

Ursprünglich sollte der Handel nach den Regeln des afrikanischen Freihandelsabkommens (AfCFTA) bereits am 1. Januar 2021 beginnen. Mit Verspätung starteten am 7. Oktober 2022 nun acht Staaten mit ausgewählten Warengruppen. Ein Hoffnungsschimmer für die Bevölkerung vor Ort, die von einer Stärkung des intraregionalen Handels profitieren würde. Dafür müssen aber auch gesellschaftliche Institutionen gefördert werden, die sich für eine stärkere Integration des afrikanischen Kontinents einsetzen.

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Der 7. Oktober 2022 ist ein historischer Tag für Afrika. Denn an diesem Tag wurde der Handel nach den Regeln des afrikanischen Freihandelsabkommens AfCFTA im Rahmen einer Pilotphase offiziell gestartet. 54 von 55 afrikanischen Staaten hatten zuvor das Abkommen unterschrieben, mit dem das ambitionierteste Handelsprojekt unserer Zeit auf den Weg gebracht wurde: Ein gemeinsamer Markt für 1,4 Milliarden Menschen, auf dem Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital weitgehend ungehindert Grenzen überschreiten. Nur Eritrea unterschrieb das Abkommen nicht.

 

AfCFTA mit mehr als 21 Monaten Verspätung gestartet

Ursprünglich sollte der Handel nach den Regeln des AfCFTA bereits am 1. Januar 2021 beginnen. Mit mehr als 21 Monaten Verspätung starteten nun acht Staaten mit ausgewählten Warengruppen – wenn auch nur testweise. Zwar haben inzwischen 44 Staaten ihre Ratifikationsurkunden bei der Afrikanischen Union (AU) hinterlegt, verbindliche Zollangebote haben jedoch nur 29 Staaten angemeldet. Und auch die gemeinsamen Ursprungsregeln sind noch nicht ausverhandelt. Dass überhaupt ein zwischenzeitlich obsolet gewordener Starttermin verkündet wurde, ohne die Einigung auf den Minimalkonsens einer jeden Freihandelszone abzuwarten, kann als kreative Verhandlungsführung bezeichnet werden. Im besten Fall ist dieses unorthodoxe Vorgehen ein Beleg für die fraglos vorhandenen Ambitionen, im schlechtesten Fall Wunschdenken.

 

Für signifikantes Wirtschaftswachstum nichttarifäre Handelshemmnisse beseitigen

Unstrittig ist, dass Afrika und seine Bewohner von einem erfolgreich implementierten AfCFTA profitieren würden. Mit Gleichgewichtsmodellen kann berechnet werden, welche BIP-Steigerungen für die Staaten und den Kontinent zu erwarten sind. Dabei ist weniger die vermeintlich exakte Nachkommastelle entscheidend, die auf einer Vielzahl von Annahmen beruht, sondern die grundsätzliche Tendenz der Ergebnisse. Die Modelle zeigen, dass für ein signifikantes Wirtschaftswachstum die sogenannten nichttarifären Handelshemmnisse (NTB) beseitigt werden müssen. Eine afrikanische Freihandelszone, die bei den oben genannten Zolltarifen und Ursprungsregeln Halt macht, wird keine nennenswerte Verbesserung der Lebensumstände mit sich bringen. Umso wichtiger ist es also, beispielsweise technische Standards und phytosanitäre Regulierungen anzugleichen.

 

Bürokratiekosten durch langwierige Grenzabfertigungen und dafür nötige Dokumente

Welchen Faktor NTB ausmachen, lässt sich an den Logistikkosten auf dem afrikanischen Kontinent ablesen: Nach Angaben von Lori Systems macht der Warentransport in Afrika bis zu 75 Prozent der gesamten Produktkosten aus. In den USA beträgt dieser Kostenanteil dagegen nur sechs Prozent. Diese Mehrkosten zahlt der Verbraucher. Schlechte physische Infrastruktur ist dabei das geringste Problem. Viel stärker ins Gewicht fallen Bürokratiekosten durch langwierige Grenzabfertigungen und die dafür nötigen Dokumente.

 

Geringe Wertschöpfung sowie fehlende Diversifizierung bei vielen afrikanischen Volkswirtschaften

Eine panafrikanische Freihandelszone würde die starke Fragmentierung der lokalen Märkte aufheben und somit brachliegende Potenziale heben. Und noch immer zeichnen sich viele afrikanische Volkswirtschaften durch eine geringe Wertschöpfung sowie fehlende Diversifizierung aus. Gehandelt werden überwiegend unverarbeitete Produkte aus der Landwirtschaft und dem Bergbau. Im Gegensatz zum Handel, der den Kontinent verlässt, ist die Exportstruktur des intra-afrikanischen Handels jedoch diversifizierter und die Produkte weisen eine höhere Fertigungstiefe auf. Eine Stärkung des intraregionalen Handels würde somit mehr Wertschöpfung vor Ort ermöglichen und die Volkswirtschaften resilienter machen gegenüber externen Schocks. Bisher werden jedoch lediglich 16 Prozent der afrikanischen Waren innerhalb Afrikas gehandelt, innerhalb der EU beträgt der entsprechende Anteil dagegen fast zwei Drittel.

 

Regionale Wirtschaftsgemeinschaften müssen Integrationsschritte vorwegnehmen

Handelsgespräche sind komplex und langwierig. Dass bei dem AfCFTA gleich 54 Staaten mit ganz unterschiedlichen Interessen miteinander verhandeln, macht die Aufgabe umso herausfordernder. Ein möglicher Ausweg: Die bestehenden regionalen Wirtschaftsgemeinschaften müssen voranschreiten und Integrationsschritte vorwegnehmen. So werden Wachstumspotenziale zumindest auf regionaler Ebene zu einem früheren Zeitpunkt nutzbar gemacht. Zum anderen erhält die Gemeinschaft aller 54 Staaten wichtige Impulse, um festgefahrene Verhandlungen wieder in Gang zu bringen.

 

Staatsgrenzen verlieren durch Freihandel an Bedeutung

Freihandel bedeutet, dass Staatsgrenzen an Bedeutung verlieren und damit eine Quelle vieler heutiger Konflikte. In einem Kontext, in dem vorhandene Grenzen nur sehr schlecht ethnische und nationale Identitäten widerspiegeln, ist diesem befriedendem Element eine besondere Bedeutung zuzumessen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele politische Eliten nicht ohne Weiteres bereit sein dürften, auf eigene Machtausübung zugunsten gemeinschaftlicher Regelsetzung zu verzichten. Umso wichtiger ist es, gesellschaftliche Institutionen zu stärken, die sich für eine stärkere Integration des afrikanischen Kontinents einsetzen.

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Gunter Rieck Moncayo

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