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Armut und Flucht
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Angesichts der schwerwiegenden Wirtschaftskrise, der grassierenden Hyperinflation und der mangelhaften Versorgungslage kehren immer mehr Venezolaner ihrem Land den Rücken. Als ehemals reiches Land war Venezuela bis vor wenigen Jahren ein Einwanderungsland. Menschen aus den ärmeren Nachbarländern Südamerikas, aber auch Einwanderer aus Europa kamen nach Venezuela um sich ein besseres Leben aufzubauen. Seit 2015 hat sich der Trend ins andere Extrem gekehrt: Das einstige Einwanderungsland blutet aus und ist zum Schauplatz einer der größten Flüchtlingskatastrophen unser Zeit geworden. So sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks rund 4,5 Millionen Menschen seit 2015 geflohen. Bis zum Ende dieses Jahres könnten fast 6,5 Millionen Venezolaner – fast 20% der Bevölkerung – auf der Flucht vor der Krise in Venezuela sein. Damit hat die Flüchtlingskrise in Venezuela eine ähnliche Dimension erreicht wie im bürgerkriegsversehrten Syrien – jedoch ohne vergleichbare internationale Hilfen oder Medienöffentlichkeit.
Die in Venezuela zurückgebliebenen Menschen kämpfen derweil täglich gegen Hunger und Mangel. Da der Lohn aufgrund der extremen Inflation so gut wie wertlos ist, können sie sich nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen und sind auf spärlich bestückte Lebensmittelpakete der Regierung angewiesen. Laut Angaben der Welternährungsorganisation FAO litten in dem einst so reichen Land im Jahr 2019 über 20 Prozent der Bevölkerung an Unterernährung. Wurde Venezuela vor wenigen Jahren noch international für seine Armutsbekämpfung gelobt und erreichte globale Aufmerksamkeit durch die finanzielle Unterstützung von Sozialprogrammen in zahlreichen Ländern, fehlt es vielen Venezolanern heute am Nötigsten. Besonders betroffen sind vor allem die Kinder: Die unzureichende Versorgung prägt durch Mangelernährung im Mutterleib und im Baby- bzw. Kleinkindalter einen großen Prozentsatz der Heranwachsenden. Venezolanische Medien sprechen von der „Generation des Hungers“.