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Angelika Kauffmann. Nur eine „LIEBE MADONNA“?

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„Mir träumte vergangene Nacht, Sie waren wiedergekommen, ich sah Sie von ferne – und eilte Ihnen entgegen bis zur Haustüre, fasste Ihre beiden Hände, die ich so fest an mein Herz gedrückt habe, dass ich davon aufwachte. Ich war böse auf mich, dass ich mein geträumtes Glück so lebhaft gefühlt und mir dadurch das Vergnügen abgekürzt habe…..“ (in: Ursula Naumann Geträumtes Glück)

 

Der Empfänger dieses Briefes vom 5. August 1788, den die Malerin Angelika Kauffmann von Rom aus schrieb, war Johann Wolfgang von Goethe. Nach seiner Abreise litt sie unter Trennungsschmerz und war voller Hoffnung, ihn nach der gemeinsamen Zeit in Rom wiederzusehen. Sie wird ihn nie wiedersehen. Goethe blieb ihre heimliche Liebe, aber sie wurde nicht erwidert. Für ihn war sie seine römische Gesprächspartnerin und treue Zuhörerin, wenn er aus ‚Iphigenie’ vorlas. Es war ausgerechnet Goethe, der Angelika Kauffmann zwar „ein ungeheures Talent für ein Weib“ zusprach, ihre Zeichnungen und Gemälde bewunderte, aber ihren Malstil eigentlich zu schön und zu gefällig fand. Genie sprach er ihr völlig ab - das war etwas für Männer. In seinen oft herabwürdigenden, mitleidigen Komplimenten hat er ein negatives Bild der Künstlerin geprägt, was sich aufgrund von Goethes Autorität sehr lange hielt.

 

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Angelika Kauffmann. Selbstbildnis 1780 Chur, Bündner Kunstmuseum

 

 

Angelika Kauffmann (1741-1807) war im 18. Jahrhundert die bekannteste Malerin, intelligent, kultiviert, von anziehender Persönlichkeit und in ganz Europa geschätzt. Als Frau überschritt sie schon damals geografische und sprachliche Grenzen, indem sie ab ihrem 20. Lebensjahr erst in Rom, dann in London und später wieder in Rom lebte und arbeitete. Sie fühlte sich in diesen Städten wie zuhause, sprach und schrieb in vier Sprachen, deutsch, englisch, französisch, italienisch. Ganz im Gegensatz zu den meisten ihrer männlichen Malerkollegen hat Kauffmann es geschafft, freischaffende Künstlerin zu bleiben und sich trotz verlockender Angebote nicht an einen der Höfe zu binden. Der europäische Hochadel kam zu ihr ins Atelier und gab Portraits und Gemälde in Auftrag. Sie portraitierte die Königsfamilie von Neapel und wenige Jahre vor ihrem Tod den bayerischen König Ludwig I. Lebenslang hat die Künstlerin ihre Aufträge selbst organisiert und forderte für damalige Verhältnisse extrem hohe Preise für ihre Bilder, was auf künstlerisches Selbstbewusstsein schließen lässt, damit hat sie zum eigenen Künstler-Image beigetragen. Trotz der unsicheren Position einer freischaffenden Malerin kam sie zu großem Erfolg und Reichtum.

 

Angelika Kauffmann stammte aus einfachen Verhältnissen. Sie war in Chur/Schweiz geboren, weil sich ihre Eltern zu diesem Zeitpunkt gerade dort aufhielten. Ihre ‚Seelenheimat’ blieb immer das kleine Dorf Schwarzenberg bei Bregenz/Österreich, wo ihr Vater herstammte. Der Vater war Maler, erkannte die künstlerischen Fähigkeiten seiner einzigen Tochter und förderte sie, wo er nur konnte. Er unterrichtete sie nicht nur in der Maltechnik, sondern reiste mit ihr nach dem frühen Tod der Mutter in die Kunststädte Norditaliens.

 

Mit 23 Jahren lebte die junge Künstlerin erstmals zwei Jahre in Rom. Diese Stadt hat sie inspiriert, Themen aus der römischen Geschichte und der mythologischen Welt nach Homer und Vergil zu malen. Die größte Anerkennung für die junge Künstlerin war die Aufnahme in die Accademia San Luca, die berühmte Kunstakademie Roms. Kauffmann war mit Winckelmann befreundet, schätzte seine Kenntnisse der Antike und sie portraitierte ihn in der Pose des Gelehrten am Schreibtisch. Dieses Bild machte sie schlagartig über Rom hinaus als Portraitmalerin bekannt. Durch den anschließenden 15-jährigen Aufenthalt in London, hatte Kauffmann mit ihren Werken erneut den Blick der Engländer auf die römische Kunst und den neuen klassizistischen Stil gelenkt. Danach entschied sich die Malerin, nun für immer in die Stadt ihrer Sehnsucht- Rom umzusiedeln. Nach einer kurzen mysteriösen Ehe mit einem vermeintlichen schwedischen Grafen in London, hatte sie kurz vor ihrer Abreise aus England den venezianischen Maler Antonio Zucchi, einen Freund der Familie, geheiratet. Eine Vernunftehe? Zucchi liebte seine Frau, schätzte und unterstützte sie als Künstlerin und gab dafür die eigene künstlerische Tätigkeit auf. Angelika Kauffmann bestand darauf, ihren Mädchennamen zu behalten, unter dem sie bekannt war.

 

1782 kam das Ehepaar in Rom an, wo sie bleiben werden. Sie wohnen im Künstlerquartier an der Spanischen Treppe, in einem großen Haus mit fünfzehn Zimmern, Garten und Atelier in der Via Sistina 72, heute neben dem Hotel Hassler gelegen. In Rom fand Kauffmann als längst berühmte Portraitmalerin schnell internationale Auftraggeber, darunter viele reiche Adlige auf Bildungsreise, das sicherte ihr ein geregeltes Einkommen. In London hatte sie zwar mit großem Erfolg gearbeitet, aber nur eine Stadt wie Rom konnte ihr neue kreative Impulse für ihre Stilentwicklung geben. Nur hier waren der Geist der Antike und die mythologische Götterwelt noch lebendig und auf Schritt und Tritt sichtbar. Der Mythos bot ihr den Stoff für die überwiegend weiblichen Akteure in ihren Bildern. Es waren oft trauernde oder verlassene Frauen, die sich in ihr Schicksal fügen. Es waren Frauen von starkem Charakter und gleichzeitig anti-heroisch, zerbrechlich und verletzbar und sprachen den Betrachter auf emotionaler Ebene an.

 

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Angelika Kauffmann. Arianna abbandonata da Teseo 1782 Dresda Pinacoteca

 

Eines ihrer stärksten Bilder ist „Ariadne von Theseus verlassen“ von 1782 (Dresden, Gemäldegalerie). Dieses Bild unterscheidet sich von ihren anderen Werken im intensiven Gefühlsausdruck. Ariadne, eine bezaubernd schöne und starke Frau, fügt sich nicht ihrem Schicksal. In furioser Haltung voller Wut und Trauer schaut sie dem kleinen Schiff mit dem Geliebten Theseus nach, der sich davon gemacht hatte, während sie schlief. Vielleicht auch ein Spiegel eigener Erfahrungen aus früheren Jahren der Künstlerin?

 

Wie schon in London wurde das Wohnhaus von Kauffmann in Rom kultureller Treffpunkt für Römer und internationale Romreisende. So kam auch Goethe gleich in seinen ersten römischen Tagen in ihren Salon in der Via Sistina. Kauffmann und Goethe fühlten sich seelenverwandt und schlossen Freundschaft. Die Wochenenden verbrachten sie gemeinsam mit Museumsbesuchen und Ausflügen nach Tivoli und die Albaner Berge. Sie lehrte ihn zeichnen. Doch er nannte sie nie seine „Kunstlehrerin“ auch wenn er viel von ihr gelernt hat.

 

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Angelika Kauffmann. Ritratto J.W. von Goethe 1787 Weimar, Museo Goethe

Das Portrait, das sie von Goethe malte (heute im Goethehaus in Weimar), gefiel ihm nicht, „immer nur ein hübscher Bursche, aber keine Spur von mir“ lamentierte er, wollte er doch lieber überhöht und göttergleich gesehen werden, wie ihn Tischbein darstellte. Aus Ihren Briefen liest man heraus, dass Goethe ihr zur heimlichen Liebe wurde. Er hingegen beließ es auf der intellektuellen Beziehungsebene. In einem Brief an den Kurfürst Carl August schrieb er auch warum, „sie ist eine gar zarte, jungfräuliche Seele, wie eine liebe Madonna“, d.h. er hielt sie wohl bestenfalls eines platonischen Verhältnisses zu einem Mann fähig, gestand ihr aber die Rolle der „guten Freundin“ zu. Sollte etwa auch Goethe für Angelika Kauffmann nur eine ‚Muse’ und anregender Gesprächspartner gewesen sein? Wir werden es nie wissen.

 

Angelika Kauffmann starb 1807 mit 66 Jahren in Rom. Ihr Grab befindet sich in der Kirche Sant’ Andrea delle Fratte im Spanischen Quartier, in dem sie die letzten 25 Jahre gelebt hatte. Gemälde von ihr finden sich heute in den großen Museen Europas: u.a. in Rom, Florenz, Paris, London, Dresden, Zürich.

 

Weiter geht der Rundgang mit 'Rubens begegnet Seneca in Rom'

 

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Literatur

 

 

Waltraud Maierhofer. Angelika Kaufmann 1999

 

 

Ursula Naumann. Geträumtes Glück 2007

 

 

Ausstellungskatalog, Angelika Kauffmann, Bregenz 2007

 

 

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