Vorwort
Niemand kennt die Arbeitswelt der Zukunft heute schon genau. Digitalisierung, Internationalisierung und demografischer Wandel verändern derzeit grundlegend die Anforderungen am Arbeitsmarkt. Inmitten dieser Umwälzungen gilt es, die Bildungs- und Erwerbschancen von Europas Jugend aktiv zu gestalten. Deshalb muss das „Bildungshaus Europa“ groß und dennoch übersichtlich sein. Es muss viele Eingänge, viele Ausgänge und viele Durchgänge haben.
In der Überzeugung, dass dies ein drängendes Projekt ist, das
überparteilich vorangetrieben werden muss, hat das Institut
der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) mit Förderung der
Hans-Böckler-Stiftung, der Konrad Adenauer Stiftung und der
Vodafone Stiftung die Potenziale der Berufsausbildung für
Europas Jugend analysiert.
Berufsbildungssysteme vermitteln konkrete berufliche Qualifikationen und erleichtern somit den Eintritt in den Arbeitsmarkt. Sie ermöglichen jungen Menschen wirtschaftliche und soziale Teilhabe, während sie Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkräftebedarfs unterstützen. Dennoch, so zeigt diese Studie, bleibt die Berufsausbildung in vielen Ländern noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Der Europäische Binnenmarkt ist auch ein Europäischer Arbeitsmarkt. Von Stockholm bis Palermo, von Lissabon bis Warschau muss die Jugend deshalb mit gleichen Chancen auf eine gute Berufsausbildung das Fundament für ihr Erwerbsleben schaffen können. Die Länderanalysen der vorliegenden Studie zeigen, dass die Landschaft der Berufsausbildung in Europa sehr heterogen ist und sein muss. Denn es gibt nicht das „eine“ ideale Ausbildungsmodell. Gleichzeitig wird deutlich, dass alle Länder in bestimmten Bereichen innovative Ansätze gefunden haben, um die Berufsausbildung zu stärken. Ziel der Studie ist es daher, erfolgreiche Ansätze zu identifizieren und so darzustellen, dass Länder voneinander lernen und miteinander gestalten können.
Das „Bildungshaus Europa“ muss attraktiv und zukunftsfest gemacht werden. Es muss der jungen Generation Gestaltungsmöglichkeiten geben, sich in ihren Kompetenzen und Neigungen zu entfalten, um im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gesamtgefüge ihren Beitrag leisten zu können. Das ist eine Aufgabe für Gewerkschaften wie Arbeitgeber gleichermaßen. Denn sie bestimmen in vielen EU-Mitgliedstaaten die Arbeitsbeziehungen und wirken im Zusammenspiel mit Gesellschaftspolitik und Staat daran mit, einer Berufsausbildung Anerkennung und Attraktivität zu verschaffen.