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Der Erste Parteitag der CDU
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Der erste Parteitag der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands fand vom 20. bis 22. Oktober 1950 in Goslar statt.
Erst 1950 - fünf Jahre nach Gründung der Partei - konstituierte sich die CDU, die "Sammlung der Landesparteien" auf Bundesebene. Der Gründungsakt war die notwendige Konsequenz des Erfolges bei der Bundestagswahl 1949 und der Regierungsbildung unter Bundeskanzler Adenauer, aber auch Ergebnis eines schwierigen Prozesses des Ausgleichens und Zusammenkommens der selbständigen Landesparteien und rivalisierenden Landesvorsitzenden.
- Programm des 1. Parteitages (.pdf)
- Statut der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (.pdf)
- Der 1. Parteivorstand der CDU (.pdf)
- Menüfolge im Hotel Achtermann, Goslar (.pdf)
Die Gründung der CDU 1945
Wenige Wochen nach Kriegsende entstanden in vielen Städten Deutschlands spontan und voneinander unabhängig christliche Parteigruppierungen. Christen beider Konfessionen, die vor 1933 unterschiedlichen Parteien angehörten, Christliche Gewerkschafter, Anhänger des Zentrums, von liberalen und konservativen Parteien, fanden sich in der "Union" zusammen. Viele der Gründer waren von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen verfolgt und im Gefängnis oder KZ inhaftiert worden. Sie strebten nun nach dem Zusammenbruch Deutschlands einen demokratischen Neubeginn aus dem Geist christlicher Verantwortung an. Die neue, christlich-orientierte, demokratische Volkspartei sollte Christen beider Konfessionen und Menschen verschiedener sozialer Klassen zu einer starken Kraft beim Wiederaufbau Deutschlands vereinen, um auch die Parteienzersplitterung, eine Schwäche der Weimarer Republik, zu verhindern. Gründerkreise von überregionaler Bedeutung waren: Berlin, Köln, Frankfurt, München, Stuttgart, Freiburg. Die Neugründung, obwohl durch Kriegsfolgen und Besatzungsherrschaft erschwert, war so erfolgreich, dass sie als "Wunder der CDU" bezeichnet wurde. In Berlin beriet Andreas Hermes mit Männern und Frauen aus vormals unterschiedlichen politischen Lagern das Programm der Christlich-Demokratischen Union, das am 26. Juni veröffentlicht wurde. Der Vorstand in der Reichshauptstadt erhob Anspruch auf die "Reichsleitung" der Partei. Im katholischen Rheinland war die Tradition der Zentrumspartei besonders stark. Die in Köln getroffene Entscheidung für eine überkonfessionelle Christlich-Demokratische Partei gab den Ausschlag für die Gründung der CDU im Rheinland und in Westfalen. Die "Kölner Leitsätze" bildeten die programmatische Grundlage. Konrad Adenauer, zunächst Oberbürgermeister von Köln, setzte sich nachdrücklich für die Verbreitung der Christlich-Demokratischen Partei in allen Teilen Deutschlands ein. In Godesberg fand im Dezember 1945 erstmals ein Reichstreffen der Vertreter der christlich-demokratischen Bewegung aus allen Teilen Deutschlands statt, um ein gemeinsames Programm festzulegen; die Teilnehmer einigten sich jedoch nur auf den von Berlin geprägten Namen: Christlich-Demokratische Union Deutschlands, mit Ausnahme der bayerischen Partei, die sich Christlich-Soziale Union nannte.
Selbständigkeit der Landesparteien
Nach der Zulassung von Parteien und der Einsetzung von Länderregierungen kam das parlamentarisch-politische Leben wieder in Gang. Bei den Landtagswahlen 1946/47 konnten die Unionsparteien beachtliche Erfolge, zwischen 20 und 56 Prozent der Stimmen, erzielen. In den Ländern Baden, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern stellten sie den Ministerpräsidenten, das höchste Staatsamt im besetzten Deutschland. Mit wachsenden Aufgaben festigten die Regierungen, Fraktionen und Parteien auf Landesebene ihre Selbständigkeit. Lediglich die CDU-Landesverbände in der sowjetischen und in der britischen Zone bildeten einen Zonenverband. Die CDU der britischen Zone unter dem Vorsitz Konrad Adenauers zeichnete sich durch eine effektive Organisation, eine einheitliche politische Linie und Parteidisziplin aus. Der Zonenausschuss prägte vor allem die programmatische Entwicklung der Anfangsjahre: er beschloss die Programme von Neheim-Hüsten und Ahlen sowie die Düsseldorfer Leitsätze. Die CDU in der sowjetischen Zone errang zwar 1946 gute Wahlergebnisse, geriet aber immer mehr unter den Druck zur Anpassung von Seiten der SED und der Besatzungsmacht, die Ende 1947 den unbeugsamen Jakob Kaiser und Ernst Lemmer als Vorsitzende absetzte. !Überzonale Zusammenarbeit Bereits 1946 bemühten sich führende CDU-Politiker um eine gesamtdeutsche Organisation der Union und einigten sich auf die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands. Bei der konstituierenden Sitzung im Februar 1947 wurde ein neunköpfiger Vorstand gewählt. Das Generalsekretariat in Frankfurt war seitdem eine Verbindungs- und Informationsstelle der Landesparteien, aber keine schlagkräftige Parteizentrale. Es organisierte die Sitzungen des Vorstands und verschiedener Arbeitskreise, gab ein Mitteilungsblatt "Deutschland-Union-Dienst" heraus und knüpfte erste Kontakte zu christlichen Parteien in Westeuropa.
Die Vereinigungen der CDU, die meist aus Arbeitsgemeinschaften auf Landesebene hervorgingen, gaben sich bereits 1947/1948 überzonale Leitungsgremien, z. B. Deutschlandrat der Jungen Union (1947), Frauenarbeitsgemeinschaft (1948), Sozialausschüsse (1947). Das erste überzonale Parlament war der im Juni 1947 konstituierte Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet der britischen und amerikanischen Zone. Die CDU/CSU-Fraktion unterstützte die marktwirtschaftliche Konzeption von Ludwig Erhard, der im Juni 1948 die Aufhebung der Zwangswirtschaft gleichzeitig mit der Währungsreform durchsetzte. Der Parlamentarische Rat, der Konrad Adenauer zu seinem Präsidenten wählte, beriet ab September 1948 in Bonn das Grundgesetz für den künftigen westdeutschen Staat. CDU/CSU und SPD stellten entsprechend den Kräfteverhältnissen in den Länderparlamenten je 27 der 65 Mitglieder. Auseinandersetzungen über Föderalismus oder Kulturpolitik wurden nicht nur zwischen den Parteien, sondern auch innerhalb der CDU/CSU ausgetragen. Die CDU-Landesverbände führten mit Hilfe des Generalsekretariats der Arbeitsgemeinschaft einen erfolgreichen Wahlkampf zum Ersten Bundestag
Die CDU/CSU gewann bei der Bundestagswahl 31 % der Stimmen. Die Regierungskoalition aus CDU/CSU, FDP und DP wählte mit einer Stimme Mehrheit Konrad Adenauer zum Bundeskanzler !Auf dem Weg zur Bundespartei Die Arbeitsgemeinschaft der CDU/CSU, die Vereinigungen, die CDU/CSU-Fraktionen im Wirtschaftsrat, im Parlamentarischen Rat und im Bundestag führten die Unions-Politiker aus den Ländern zusammen und zwangen sie, gemeinsame, länderübergreifende Lösungen zu finden.
Konrad Adenauer hatte als Vorsitzender der CDU in der britischen Zone eine breite Machtbasis, den Anspruch der CDU in Berlin auf die Reichsleitung wies er entschieden zurück. Sein Gegenspieler, Jakob Kaiser verlor nach seiner Absetzung als Vorsitzender der CDU in der sowjetischen Zone seine Verankerung in der Parteibasis; er wurde jedoch weiterhin unterstützt von den Christlichen Gewerkschaftern und den CDU-Flüchtlingen aus der sowjetischen Zone. Mehrere CDU-Politiker, Landesvorsitzende, Ministerpräsidenten und bedeutende Mitglieder des Wirtschaftsrats sowie des Parlamentarischen Rats handelten eigenständig und machten Ansprüche auf die Parteiführung geltend. Bereits 1948 lag der Entwurf des Parteistatuts vor, aber der Zusammenschluss der westdeutschen CDU-Parteien wurde aufgeschoben nicht nur wegen persönlicher Rivalitäten, sondern auch wegen des Bruchs mit der von Nuschke geführten Ost-CDU und des vergeblichen Versuchs, die auf ihrer Selbständigkeit beharrende CSU zu integrieren. Adenauer nahm deshalb eine abwartende Haltung ein; noch 1950 kritisierte er die mangelnde Geschlossenheit der Partei. !Der erste Bundesparteitag in Goslar Nach Gründung der Bundesrepublik genügte die "Arbeitsgemeinschaft" als lose Dachorganisation den Anforderungen nach einer bundesweiten, straffen Parteiführung nicht mehr. Im Mai 1950 einigten sich die Landesvorsitzenden auf die Gründung der CDU-Bundespartei unter dem Vorsitz Adenauers ohne CSU. In den folgenden Wochen wurde das Statut ausgearbeitet, Ort und Programm des ersten Parteitages und die Zusammensetzung des Parteivorstandes beraten. Auf Drängen Adenauers entschieden sich die Landesvorsitzenden schließlich für Goslar nahe der Zonengrenze als Veranstaltungsort - gegen Berlin, Frankfurt oder Heidelberg - , um die geistigen Grundlagen zu beraten und die Geschlossenheit der Partei zu festigen.
In der Kleinstadt am Harz fand der erste Bundesparteitag der CDU unter dem Motto: "Einigkeit und Recht und Freiheit", vom 20. bis 22. Oktober 1950 statt. Am 21. Oktober beschlossen die Delegierten das von den Landesvorsitzenden unterzeichnete Statut. Sie wählten Konrad Adenauer zum Vorsitzenden mit 302 von 335 Stimmen, Friedrich Holzapfel (297 Stimmen) und Jakob Kaiser (304) zu seinen Stellvertretern. In Referaten und Arbeitskreisen wurden die programmatischen Leitgedanken der CDU dargelegt. In seiner Eröffnungsansprache am Abend des 20. Oktober bezeichnete es Konrad Adenauer als Aufgabe Deutschlands, in Europa einen Damm gegen den Bolschewismus zu errichten und Frieden in Freiheit zu schaffen. Verschiedene Referenten behandelten den geschichtlichen Auftrag der CDU, die Kultur-, Wirtschafts- und Sozialpolitik.