Yayımcı(Asset Publisher)
Workshop Poetry Slam
Jugendpolitiktag
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Die jungen Erwachsenen sollten unter Anleitung eines Slampoeten eigene Texte schreiben und sie dann in Form eines Dichterwettstreits vortragen. In den Gedichten und Wortbeiträgen sollten die eigenen Gedanken und Empfindungen wiedergegeben werden.
Workshopleiter:Wolf Hogekamp, Slampoet
Text 1 von Shagom und Fresh T:
Kreuzberg, das Herz, der Fluss der Stadt
Menschenmassen kommen zusammen im grünenden Park.
Man sieht die Jugendlichen mit Kästen auf den Wiesen marschieren
Das billigste Oktoberfest gibt es hier in Berlin
In Berlin gibt es Menschen aus jeder Schicht
Eine Stadt mit vielfältigem Gesicht.
Ob du alleinerziehend oder Alkoholiker bist
Dein Problem interessiert den Politiker nicht
Was für ihn zählt ist die Elektion
Dort trägt er die Früchte für unverdienten Lohn
Politikerprobleme wie jeder seine hat
Probleme werden klein geredet, klein gemacht, klein gehackt
Oder werden auch für Vorteile geschaffen
Korruption hat im Bundestag seinen Platz
Machtposition heißt persönlicher Kampf
Um größere Entscheidung, um höheren Stand
Deutschland nimmt Flüchtlinge auf und trägt jetzt einen Heiligenschein
Wenn Flüchtlingsheime brennen interessiert es kein Schwein
De Maizière danke sehr, unglaublich hoher Mittelwert
Zum Stoppen der Flüchtlingsträume sind Ihnen alle Mittel wert.
Die Parteien distanzieren sich von politischer Hetze
Verschärfen aber selber die Asylgesetze
Die Turnhallen füllen, während Wohnungen leer stehen
Diese bleiben leer, weil den Flüchtlingen der Wert fehlt
Henry-Levy proclama l’attaque de la Lybie
Ainsi des millier des Refugiees cherchez la
Securite et la stabilite dans nos payes.
Ou les condamne comme terrorists, comment
S’ecarter de l’almagame si ils sont
Presente comme musulman dans nos JT
Zum Ende der Appell an die Menschlichkeit, die Toleranz
Flüchtlinge wurden schon in ihrem Land nicht anerkannt
Geflüchtet heißt, Verfolgung am Ursprungsort
Vielleicht musst du weg und lässt deine Familie dort
Stell dir vor, du müsstest das wunderschöne Berlin verlassen
Nur weil andere Idioten dich hier nicht leben lassen
Genau das Gleiche ist Flüchtlingen wiederfahren
Hilf mit, dass sie wieder ein angemessenes Leben haben
Wir schaffen das!
Text 2 von Mika
Es ist mein Kiez, mein Schützengraben,
mein Gran Canaria in bunten Farben.
Berlin, schon lange keine deutsche Stadt,
Berlin, bekannt durch den Multikulti- Wahn,
Berlin, eine Stadt die kein Geld hat,
Berlin, bekannt sind Mohammed und Hassan,
Es ist mein Kiez, mein Schützengraben,
Mein Gran Canaria in bunten Farben.
Berlin, voller Grünflächen und Gewässer,
Berlin, ein Naturparadies mit Havel und Spree,
Berlin, die Bürokratie wird sich nie verbessern,
Berlin, Kinder spielen mit Prinzessin Lilifee.
Es ist mein Kiez, mein Schützengraben,
mein Gran Canaria in bunten Farben.
Es gibt Leute, die sagen:
Was machen die Flüchtlinge hier?
Können nicht einmal fragen,
bezeichnen Sterni als echtes Bier,
Lasst uns den Schutzsuchenden Unterschlupf bieten,
und sie RICHTIG integrieren,
nicht nur ein „Wir schaffen das“ bieten.
Handeln, damit sie nicht erfieren.
Denn es ist mein Kiez, mein Schützengraben,
mein Gran Canaria in bunten Farben.
Text 3 von Jule
Ich fahre durch Berlin – Berlin, meine Heimatstadt
Ich fahre durch Berlin – Berlin, meine Heimatstadt.
Es ist 7 Uhr morgens, ich sitz in der U-Bahn,
trinke meinen Coffee to go und beobachte die
Leute um mich herum.
Mir gegenüber sitzt ein Mann Anfang 30,
groß, schlank, trägt eine Jack Wolfskin-Jacke und
isst seinen veganen Wrap. Er schaut seinen Sitznachbarn,
der gerade genüsslich in seinen Döner mit extra
viel Fleisch beißt, vorwurfsvoll an. Dieser ignoriert’s.
Ich fahre durch Berlin – Berlin, meine Heimatstadt.
Nächste Station – Warschauer Straße.
Eine Jugendclique steigt ein, eindeutig betrunken.
Sie kommen wohl gerade aus dem Club.
Noch mit einer Bierflasche in der Hand torkeln
Sie in die Bahn und grölen sich gegenseitig an.
Eine Oma schreit mit verzogenem Gesicht von der
Anderen Seite des Waggons her: „What’se fuck!
Schnauze!“ und beschwert sich murmelnd
Über „diese Jugend von heute“.
Ich fahre durch Berlin – Berlin, meine Heimatstadt.
Die Bahn wird immer voller. Die Luft ist stickig,
Klimaanlage funktioniert nicht.
Um mich herum höre ich mindestens 4
verschiedene Sprachen. Touristen unterhalten sich
begeistert über die „vielen schönen Sehenswürdigkeiten“
hier in Berlin.
Dann ertönt ein lautes: „Die Fahrscheine bitte!“.
Alle stöhnen auf, kramen aber in ihren Taschen.
Der Fahrkartenkontrolleur, Anfang 40, mit Bierbauch
und Boxerhaarschnitt läuft überlegen durch
den Gang. Er schaut sich die Tickets von jedem
entnervt an.
Dann steht der Fahrkartenkontrolleur vor einer
syrischen Flüchtlingsfamilie.
Er wiederholt seine Aussage ungeduldig:
„Fahrscheine bitte!!“
Die Familie schaut verwirrt.
Schließlich sagt er laut und mit seiner Laune
ganz unten angelangt mit gebrochenem
Englisch: „Show me your tickets!“
Die Familie schaut ihn an; sie verstehen
nun und holen aus ihren Taschen ihre
Tickets.
Doch es scheint etwas nicht zu stimmen,
die Miene des Kontrolleurs ist verkniffen.
Die Flüchtlinge haben wohl die falschen
Fahrscheine gelöst. Sie wussten wahrscheinlich
nicht, welche die Richtigen sind.
Der Fahrscheinkontrolleur wirkt genervt, aber auch
überfordert. „Man braucht das richtige Ticket,
sonst verstößt das gegen das Gesetz!“
Er reagiert aggressiv und schubst die
Familie in Richtung Tür. Wir sind bei der
nächsten Station angekommen.
Die Tür geht auf, der Kontrolleur murmelt
etwas vor sich hin. So etwas wie: „Flüchtlinge!
Klauen nur unsere Jobs und leben auf unsere
Kosten. Lernen unsere Sprache nicht und
kriegen es dann nicht mal auf die Reihe, einen
Fahrschein richtig zu lösen!“
Jetzt will er sie rausdrängen.
Ich fahre durch Berlin – Berlin, meine Heimatstadt.
Endlich geht jemand dazwischen.
Der junge Mann mit dem Döner in der Hand stellt sich
zu der syrischen Familie. „Hey, so nen Verhalten geht
ja ma gar nich! So behandelt man keine Menschen!“
Der vegane Jack-Wolfskin-Träger stellt sich neben ihn:
„Ja genau, das ist echt nicht akzeptabel. Woher sollen
Sie denn wissen, welcher Fahrschein der Richtige ist?“
Immer mehr Leute stehen auf. Alle murmeln wütend durcheinander.
Von der anderen Seite des Waggons schreit die Oma herüber:
„Also wirklich, die arme Familie. Pfui, du Nazi!“
Der Fahrkartenkontrolleur, Anfang 40, mit Bierbauch und Boxerhaarschnitt,
nun aber nicht mehr überlegen, sondern eher verunsichert und ebenso überfordert wird von der
Familie durch die wütenden Menschen erdrückt. Schließlich steigt er gezwungenermaßen aus.
Ja, ich fahre durch Berlin – Berlin, meine Heimatstadt.
Text 4 von Dorian
Kevin wachte auf. Natürlich wachte er auf, es wäre ja auch langweilig, würde er gleich zu Beginn der Geschichte weiter schlafen. Es wäre langweilig, würde aber passen, denn Kevin war faul. Tatsächlich war Kevin so faul, dass die Deutschlandfahne über seinem Bett vor Staub fast nicht wiederzuerkennen war und sein Papiermüll von BILD-Zeitungen überquoll. Außerdem war er jetzt seit einiger Zeit nicht beim Friseur gewesen, so dass sein Boxerschnitt mittlerweile eine kritische Länge erreicht hatte. Er schaute auf seinen Wecker, der gerade von 9 Uhr auf 9.01 umsprang und ihm so den unerbittlichen Fortlauf der Zeit anzeigte. Langsam stand Kevin auf und schlurfte gemütlich in die kleine Küche, in der er sich von den blanken Betonwänden eines Marzahner Plattenbaus immer wie umarmt fühlte. Er setzte Kaffee auf, um dann weiter in den Flur zu schlurfen und nahm, nicht ohne sich vorher umgesehen zu haben, die BILD Zeitung seiner Nachbarin, die sie auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters immer von einem anderen Hausbewohner vor die Tür gelegt bekam. Sie wusste das nicht, weil er sie immer für sich beanspruchte und später seine eigene in ihren Briefkasten unten im Erdgeschoss warf.
Nachdem Kevin sich bei seinem Frühstückstoast über diverse Neuigkeiten aufgeregt, die Lottoergebnisse überprüft, einen neuen Schein ausgefüllt und noch schnell geduscht hatte, stapfte er schwermütig die Treppen hinunter, nahm die Zeitung aus seinem Briefkasten und war sie in den seiner Nachbarin. Dann ging er weiter zum Wagen. Die alte Blechkiste ächzte als er seinen massigen Körper in den Fahrersitz hievte.
In der S-Bahn:
Im ersten Wagon hatten alle ihre Fahrkarten hervorgeholt, als er darum bat. Durch seine langjährige Erfahrung als Kontrolleur wusste er, dass die Leute um die Mittagszeit meistens ihre Fahrscheine hatten und dass ohnehin nicht so viele unterwegs waren. Deshalb hatte er sich auch in diese Schicht eintragen lassen. Hier würde keiner frech werden. Er wurde hier respektiert und seine Autorität nicht in Frage gestellt. Anstrengend war es dann abends, wenn die Massen in die Bahnen strömten. Die Heimkehrer, die erschöpft von der Arbeit waren. Die Rentner, die von ihren Tagesausflügen in brandenburgischen Kirchen und Restaurants zurück in ihr Heim fahren. Das jugendliche Gesindel, das wahrscheinlich zu irgendwelchen drogengeleiteten Partys unterwegs war. Schon beim Gedanken an dieses respekt- und ticketlose Pack lief Kevin rot an. Aber jetzt erstmal entspannen und die Mittagszeit nutzen, um sich auf den folgenden Kampf gegen die Schwarzfahrer vorzubereiten, dachte er sich.
Die Kontrolle der ersten Bahn verlief ohne Zwischenfälle. Er wechselte auf die andere Seite und stieg in den nächsten Zug. Er ließ seinen geübten Blick über die Sitzplätze schweifen, holte tief Luft und grölte: „Fahrscheine rausholen, Zack Zack!“ Fast hatte er das Ende des Waggons erreicht, bisher hatte noch jeder einen Fahrschein gehabt, da fielen ihm drei junge Männer auf, die sich in einer anderen Sprache unterhielten, die er nicht verstand. War es türkisch? Arabisch? So der so hatten in Deutschland Lebende Deutsch zu sprechen. Kevin baute sich vor der Gruppe auf, was sie zunächst verstummen ließ und fragte: „Na, hat da jemand Lust, ein erhöhtes Beförderungsentgeld zu bezahlen?“ Verständnislose Blicke richteten sich auf ihn, dann fingen die Männer wieder zu reden an. Keinen Respekt vor seiner Autorität hatten sie. Es hatte sie nicht länger als fünf Sekunden beschäftigt, dass er überhaupt anwesend war. Kevin wurde ignoriert. Wieder ignoriert. Noch ignoriert. Seine Eltern ignorierten ihn, seine Klassenkameraden ignorierten ihn, seine Lehrer ignorierten ihn und nun wurde er von den drei Flüchtlingen ignoriert.
Keiner hatte seine Fähigkeiten erkannt, keiner war jemals Stolz auf ihn gewesen, für nichts hatte er Anerkennung bekommen. Man war nicht Stolz auf das was er tat und irgendwann war er selbst nicht mehr stolz darauf. Seine Kompetenzen verblassten, verschwanden, woraufhin seine Identität immer weniger komplex wurde, zerfiel bis sie nur noch aus einigen wenigen Komponenten bestand, die somit eine vergleichsweise hohe Gewichtung bekamen. Eine dieser Komponenten war seine Nationalität. Auf diese hat er gelernt stolz zu werden, hat sich in diesen Stolz hineingesteigert, seine Nationalität für sich beansprucht und sie in den Vordergrund gestellt. Die Flüchtlinge respektierten diese Nationalität in seinen Augen nicht, was er sehr persönlich nahm.
Kevins Hände ballten sich zu Fäusten, das Blut schoss ihm in den Kopf, sein Körper wurde mit Adrenalin überflutet. Er riss einen der Männer hoch und stemmte ihn gegen die Wand. In seinen Augen funkelte der Zorn. Er schrie dem Flüchtling ins Gesicht: „Werdet ihr mal so wie ich, dann können wir weiter reden!“
Text 5 von Tobias
Schwama- Haloumi
Deutsche Tradition, Weißwurst Paulaner
Berliner Tradition, Currywurst Schwama
Deutsch Tradition, wir gehen auf diesen Wiesen.
Berliner Tradition… Wurzelpeter,
Deutsche Tradition, Einheitsfrisen
Berliner Tradition, hip sein verstehter.
In Deutschland ist die AfD wieder am Kommen,
In Berlin sehen die Rechten keine Sonne,
in Bayern wollen Seehofer und Söder,
mit Obergrenzen auch die Rechten ködern,
in Berlin haben wir dieselben Probleme,
doch Toleranz für Rassismus – jibt’s keene!
Multikulti, Nachtleben, Partyszene,
Eure Spießerkultur – ich krieg Migräne.
Ich könnte kotzen wenn ich Heidenau sehe,
leider auch wenn ich vor’m LaGeSo stehe.
Doch man sollte helfen, sie bewahren vor Tod und Morden,
Okay, es gibt auch Petry, Höcke und Konsorten,
Du bist Rechts, nennst dich Berliner, ich nenn‘ dich Touri,
Berliner sind tolerant, ich will’n Haloumi.
Text 6 von Johannes
68.000
Meine Heimat, Heimatstadt, Stadt der Toleranz,
Hauptstadt Deutschlands, unser Land, Land der Akzeptanz.
Jetzt in 2015 nun, kommen viele Menschen
In die Hauptstadt hin, und wir, wir reden von Ängsten.
68.000 Menschen, jedem seine Story,
68.000 Storys, jeder hat sein Leid,
68.000 Leiden, 68.000 Mal,
Schmerzen, Tränen, Flehen, Weinen.
Wir wollen die 68.001. sein?!
Wir, die trinken, saufen, bechern,
singen, spielen, illustrieren,
wir als überreizt verreckend, an der eigenen Wollust, Gier?
Wie wollen wir uns das erlauben, wir uns selbst noch akzeptieren?
Was ihr fordert, ich könnt kotzen, rechte Scheiße Laberei!
„Syrer sollen zur Bundeswehr, ihren eigenen Krieg zu kämpfen!“
Sorry, aber was ein Scheiß, sowas darf in Deutschland sein?
Aber weiter was sind Ziele, was pragmatisch durchführbar,
wir können echt noch vielen helfen, noch ist Platz da, hier und da,
aber alle wird nicht gehen, das weiß jeder, sieht man ein,
doch ich werde immer helfen, wenn ein kleines Mädchen weint.
Ganz egal ob Syrer, Deutsche, Moslem, Jude, Atheist,
wir sind Menschen, das heißt menschlich, menschenwürdig, Menschenrecht,
das sagt alles, wir meinen, was wir sollten allen geben,
und das ist simpel, wirklich leicht, das ist einfach
Leben.
Also…Lebst du schon?
Text von 7 Wolfgang
„Schönen gute n Tag, die Fahrausweise bitte!“
Ein süffig süß stinkender Duft durchdringt die Bahn à la Bonheur
Ursache der maskuline Mcfit muskulöse Karten-Kontrolleuer
Eine wahre Ausgeburt der BILD-Zeitung
Läuft dem jungen Goebbels gleich den Waggon entlang
Kaugummikauernder Weise mit depressiv verbittertem Gesicht
Bahnt sich Kontrolleur Kevin seinen Weg durchs Sterni-Kotz-Gemisch
Überall Menschen, doch er lässt sich nicht verwirren
Denn er erblickt mit seinen arisch alles sehenden Augäpfeln
Ein Punker-Mädchen mit ihrem Lebensabschnittstürken.
Sie, hübsch und noch nicht sehr alt
Tabak in der Linken und in der Rechten Alk
Sie hat die Schule abgebrochen
Sie hat sich mit der Familie gestritten
Ihr Vater ein reicher „Jägermeister“
Mit Landsitz auf der „Sternburg“
Und auch noch Geschäftsführer der Fastfood-Kette „BittBurger“
Er, ihr Vater, hält jeden Flüchtling auch für einen „Feigling“
Und auch um seine Tochter hat er sich nie „gekümmerlingt“
Sodass sie jetzt auf der Straße Lieder singt.
Und jetzt sitzt sie da, in der Bahn
Mit Mahmoud, ihrem Freund
Vor zwei Jahren ist er vor dem Krieg geflohen
Mahmoud hat sich sofort in sie verliebt
Doch Kontrolleur Kevin kriegt Hass sobald er den Flüchtling sieht.