Etkinlik raporları
Die hybride Veranstaltung fand im Rahmen der Lateinamerika-Karibik-Woche des BMZ statt und wurde von Dr. Jan Woischnik, Abteilungsleiter für Lateinamerika der Konrad-Adenauer-Stiftung eröffnet. Er sprach darüber, dass Lateinamerika in der deutschen Öffentlichkeit wenig und fast ausschließlich durch negative Schlagzeilen wahrgenommen werde und regte an, sich die vorbildlichen Entwicklungen Lateinamerikas anzusehen. Beweggrund dafür sei beispielsweise Kolumbien, welches bereits 2019 im Digital Government Index unter allen OECD-Staaten den dritten Platz belegte, während es Deutschland in diesem Ranking nur auf Platz 24 schaffte.
Pablo Gomez Ayerbe, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München mit Berufserfahrung als KI-Berater im kolumbianischen Präsidialamt, stellte im Anschluss das Beispiel „Digital Colombia“ vor und berichtet über KI und die digitale Verwaltung in Kolumbien. Das Aufzeigen, dass Kolumbien seine digitale Verwaltung durch eine Strategie der Bürgerbeteiligung und Einbeziehungen der UNESCO-Prinzipien für ethischen Umgang mit KI erreicht hat, stand dabei im Vordergrund.
Die brasilianische Perspektive auf den Umgang mit Daten, Digitale Ethik und Privatsphäre bot Prof. Dr. Eduardo Magrani, der auch die brasilianische Internet-Grundrechtecharta („Marco Civil da Internet“) mitentwickelte. In Brasilien würden sich neue Technologien schnell verbreiten, man erkenne die Risiken aber nur eingeschränkt, so Magrani. Kernbegriff des Vortrags war außerdem der Datenschutz, für den in vielen Staaten der Region Gesetze vorhanden seien, diese aber nicht überall konsequent eingehalten würden. Betont wurden ebenfalls die Herausforderungen neuer Technologien für die Demokratie (z.B. durch Manipulation oder Fake News) und die Gefahr, dass die Fähigkeiten von KI perspektivisch über unseren menschlich-physischen Bereich hinausgehen könnte.
Die Frage, welche Lehren Europa und vor allem Deutschland aus den vorgestellten Beispielen ziehen kann, beantwortete Jason Chumtong, Experte für künstliche Intelligenz bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er stellte fest, dass in Lateinamerika die Digitalisierung, im Gegensatz zu Europa, nicht primär mit den Begriffen „Risiko“ und „Gefahr“ in Verbindung gebracht, sondern vor allem als Vorteil und Chance gesehen werde. Als weiteres Problem Deutschlands identifizierte der KAS-Experte fehlende Kommunikation, um die Gesellschaft in der rasanten Entwicklung der Technologie mitzunehmen.
Abschließend kam die Diskussionsrunde mit den Referenten und dem Publikum unter Moderation von Christian Fritzemeier, Referent für die Andenstaaten bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, zu dem Ergebnis, dass sich Lateinamerika im Bereich Digitales sehr an den USA und Europa orientiert, Konzepte wie Privatsphäre aber zum Teil unterschiedlich verstanden werden. Laut Einschätzung der Referenten wird es wahrscheinlich keine weltweit einheitliche Regulierungskultur im Umgang mit Digitalisierung geben. Eine Offenheit für Innovationen sowie eine Konzentration auf die Möglichkeiten sowie ein Mindestmaß an Digitaler Bildung könnten jedoch dabei helfen, die Chancen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz besser zu nutzen. Vor allem in dieser wichtigen Mentalitätsfrage kann sich Deutschland an Lateinamerika ein Beispiel nehmen.
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