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CDU Schleswig-Holstein
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Die Gründung der CDU in Schleswig-Holstein
Die Gründung der Landespartei der CDU in Schleswig-Holstein erfolgte später als in anderen Teilen des besetzten Deutschlands. Nach der Zulassung von Kreisparteien durch die Britische Militärregierung am 14. September 1945 kam es im Herbst 1945 in Schleswig-Holstein zur Gründung mehrerer voneinander unabhängiger christlich-demokratischer Kreisparteien. Es lassen sich dabei vier Gründungszentren ausmachen, die die größten Impulse aussandten und am meisten zur Bildung der CDU in Schleswig-Holstein beitrugen. Zunächst gründete Paul Pagel am 15. September 1945 die Christlich-Demokratische Partei im Kreis Segeberg. Parallel dazu erfolgten Gründungen in Plön (Hans Schlange-Schöningen), Kiel (Carl Schröter) und Rendsburg (Theodor Steltzer). Diese Zentren zeichnete eine heterogene politische Prägung aus, die von äußerst liberal (Kiel und Segeberg) bis streng national (Plön) reichte. Bindendes Glied ihrer politischen Vorstellungen war die strenge Abgrenzung vom Kommunismus. Eine spezifisch evangelische Prägung der CDU war in Schleswig-Holstein nicht zu verzeichnen. Vielmehr berief man sich auf das Christentum als allgemeine Wertgrundlage von Staat und Politik.
Nach mehreren Tagungen Ende 1945 und Anfang 1946 sowie unter dem Einfluss der Tagung der CDU in der britischen Zone am 22. Januar 1946 in Herford, bei der die christdemokratischen Parteien Schleswig-Holsteins noch nicht vertreten waren, kam es am 15. Februar 1946 zum Zusammenschluss der christdemokratischen Kreisparteien Schleswig-Holsteins zu einem Landesverband. Die Versammlung einigte sich in Anlehnung an die CDU in der restlichen britischen Zone auf den Namen Christlich-Demokratische Union.
Im Zuge dieser Entwicklung profilierte sich Carl Schröter schnell als treibende Kraft. Er verfolgte das Ziel einer Sammlung aller politischen Kräfte rechts der Sozialdemokratie. Parteiorganisation wie auch die politische Führung der Partei lagen in seinen Händen. So führte er die CDU in die erste Landtagswahl 1947 und in die Opposition im Landtag, nachdem die CDU-geführte Landesregierung Theodor Steltzers, die von den Briten ernannt worden war, auf Grund des Wahlergebnisses zurücktreten musste.
1950–1951: Übernahme der Regierungsverantwortung und interne Auseinandersetzungen
Der Gedanke des Zusammenschlusses aller Kräfte rechts der Sozialdemokratie führte angesichts der Landtagswahlen 1950 zur Bildung des Deutschen Wahlblocks von CDU, DP und FDP. Zusammen mit dem BHE gelang unter Ministerpräsident Walter Bartram die Bildung der Landesregierung. Die in dieser Koalition bereits angedeutete Konzentrationstendenz der konservativen Kräfte setzte sich bis in die frühen 1960er Jahre fort. Bis dahin büßten DP und BHE weitgehend ihre Bedeutung ein und gingen in der CDU auf.
Die dominierende Persönlichkeit Carl Schröters führte wiederholt zu Konflikten in der CDU. 1947 kam es erstmals zu einer Machtentscheidung innerhalb der CDU und zum Rückzug Theodor Steltzers aus der Politik. 1950/1951 stellte sich eine interne Machtfrage um die politische Ausrichtung der Partei zwischen dem Lager um den Carl Schröter und den gemäßigteren Kräften um Ministerpräsident Bartram. Schröter unterlag 1951 in dieser Kraftprobe und musste den Parteivorsitz räumen. Aber auch Bartram blieb nur der Rückzug vom Amt des Ministerpräsidenten.
1951–1954: Friedrich-Wilhelm Lübke konsolidiert das Land und die CDU
Einen Neuanfang, der einen Neuaufbau in Partei und Land ermöglichte, brachte 1951 die Wahl des aus Westfalen stammenden Katholiken Friedrich-Wilhelm Lübke zum CDU-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten. In seine Regierungszeit fielen das Wirtschaftsprogramm Programm Nord, der Wiederaufbau des Polizeiwesens, der Abschluss der Umsiedlungsmaßnahmen für die Heimatvertriebenen und die Konsolidierung des Schulwesens. Seiner Wahl zum neuen CDU-Landesvorsitzenden folgte eine grundlegende personelle Erneuerung des gesamten Landesvorstands, die eine Phase der Entspannung und Festigung der Parteiorganisation einleitete.
1954–1962: Kai-Uwe von Hassel – Kontinuität und Wandel
1954 starb Friedrich-Wilhelm Lübke. Im Amt des CDU-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten folgte ihm der junge Kai-Uwe von Hassel. Obwohl von Hassel bereits viele Jahre der Vertraute Lübkes gewesen war, stieß diese Entscheidung innerhalb der CDU auf Protest. Die neue Generation Politiker konnte sich jedoch gegen innerparteiliche Widerstände durchsetzen. So kam es unter von Hassel zum langsamen Wandel der CDU Schleswig-Holsteins von einer Partei der Honoratioren zu einer modernen und flexiblen Mitgliederpartei. Zugleich stärkte von Hassel das evangelische Moment der CDU massiv sowohl auf der schleswig-holsteinischen als auch auf der bundespolitischen Ebene. Sein Erfolg führte dazu, dass er 1956 zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU gewählt wurde.
Als Ministerpräsident setzte von Hassel die von Lübke begonnene Politik der Konsolidierung und Wirtschaftsförderung Schleswig-Holsteins fort. Darüber hinaus erreichte er 1955 mit der Unterzeichnung der Bonn-Kopenhagener Erklärung eine Lösung der anhaltenden Spannungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark, die aus der jeweiligen Minderheitenpolitik herrührten. 1962 bewährte sich von Hassel angesichts der katastrophalen Sturmflut in seiner Führungsrolle als Ministerpräsident. Dies trug nicht zuletzt dazu bei, dass Konrad Adenauer ihn als Nachfolger von Franz Josef Strauß in das Amt des Bundesverteidigungsministers nach Bonn berief.
1963–1971: Helmut Lemke wird mit dem gesellschaftlichen Wandel konfrontiert
Mit dem Weggang von Hassels übernahm Helmut Lemke (von Soltenitz) 1963 die Verantwortung, wiederum in Personalunion von Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzenden. Der Jurist war bereits seit 1950 im CDU-Landesvorstand und seit 1954 an der Landesregierung beteiligt. Während Kai-Uwe von Hassel noch auf eine verhältnismäßig ruhige Regierungszeit zurückblicken konnte, wurde Lemke mit Entscheidungen konfrontiert, die im Land und in der Partei zu heftigen Debatten führten. Zwar konnte er mit dem Lemke-Plan zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur des Landes Erfolge verbuchen, doch sorgten die 1968 aufkommenden Studentenproteste auch in Schleswig-Holstein für Unruhe. Darüber hinaus musste die CDU in Schleswig-Holstein bei der Bundestagswahl 1969 eine empfindliche Schwächung hinnehmen. 1970 gipfelten die Debatten in Land und Partei in heftigen Auseinandersetzungen um die Gebietsreform. Diese Entwicklungen führten dazu, dass in der CDU der Ruf nach einer Erneuerung laut wurde. Die Forderung der Parteibasis wurde schnell umgesetzt und bereits 1971 wurde der Landtagswahlkampf nicht mehr mit Lemke, sondern mit Gerhard Stoltenberg als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten geführt.
1971–1982: Gerhard Stoltenberg bleibt unangefochten
Stoltenberg hatte sich bereits seit 1947 in der CDU einen Namen gemacht. So war er unter anderem seit 1954 stellvertretender Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein und seit 1955 Bundesvorsitzender der JU. Nachdem Stoltenberg die Landtagswahl mit einem Spitzenergebnis von 51,9% gewonnen hatte, wurde er im November 1971 auch zum Landesvorsitzenden der CDU Schleswig-Holsteins gewählt. Unter seiner Führung wurde die politische Arbeit an der Basis der Partei neu belebt. Die CDU verdoppelte ihre Mitgliederzahl von 1971 (20.000 Mitglieder) bis 1983 (43.000 Mitglieder). Der Erfolg der Parteileitung spiegelte sich auch in den Wahlen: Landtagswahlen und Kommunalwahlen konnte die CDU klar für sich entscheiden. Ausnahmen blieben die Bundestagswahlen, bei denen die CDU im Schnitt leicht hinter dem Durchschnittswert der anderen Bundesländer zurückblieb.
Obwohl sich Stoltenberg stets auf eine absolute Mehrheit im Landtag stützen konnte, bedeutete dies nicht, dass Spannungen im Landtag und innerhalb der Regierungspartei ausblieben. Themen wie das neue Hochschulgesetz, der Abschluss der Gebietsreform 1974, das neue Rundfunkgesetz oder die Zulassung des Kernkraftwerks Brokdorf sorgten immer wieder für Auseinandersetzungen.
1982–1988: Uwe Barschel und die Folgen seiner Regierungszeit
Mit der Wahl Helmut Kohls zum Bundeskanzler 1982 verließ Gerhard Stoltenberg Kiel, um in Bonn Bundesfinanzminister im Kabinett Kohl zu werden. Sein Weggang leitete in Schleswig-Holstein eine neue Ära ein. Erstmals seit 1951 lagen Landesvorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten nicht mehr in einer Hand. Stoltenberg behielt das von ihm erfolgreich geführte Amt des CDU-Landesvorsitzenden, während der 38-jährige Uwe Barschel zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Barschel war, obwohl noch sehr jung, bereits seit 1960 in der JU aktiv und gehörte seit 1969 dem CDU-Landesvorstand an. Als Vorsitzender der CDU-Fraktion von 1973 bis 1979 und als Innenminister von 1979 bis 1982 hatte er schon reichlich politische Erfahrung gesammelt. Er stand zunächst vor der Herausforderung, das Erbe des beliebten Ministerpräsidenten Stoltenberg anzutreten. Mit der Erhöhung der Förderung dänischer Schulen in Schleswig-Holstein konnte er schon bald einen politischen Erfolg verbuchen. Bei der Landtagswahl im März 1983 verteidigte die CDU ihre absolute Mehrheit im Landtag und Ministerpräsident Barschel wurde im Amt bestätigt. In der folgenden Legislaturperiode verschlechterten sich jedoch die Beziehungen zwischen der CDU und der SPD-Opposition im Landtag. Am Vorabend der Landtagswahl am 13. September 1987 berichtete der „Spiegel“, Barschel habe veranlasst, den SPD-Spitzenkandidaten, Björn Engholm im Wahlkampf gezielt zu verleumden und beschatten zu lassen. Durch die „Barschel- oder Waterkant-Affäre“ fiel die CDU auf 42,6% zurück. Die SPD wurde mit 45,2% der Stimmen stärkste Partei. Im Landtag entstand zwischen CDU und FDP auf der einen und SPD und SSW auf der anderen Seite eine Pattsituation. Obwohl Barschel auf der berühmten „Ehrenwort-Pressekonferenz“ am 18. September 1987 alle Vorwürfe abstritt, weigerte sich die FDP, Koalitionsverhandlungen mit ihm zu führen. Daraufhin trat Ministerpräsident Barschel am 2. Oktober 1987 von seinem Amt zurück. Er verließ direkt danach Schleswig-Holstein, um in Urlaub zu fliegen. Am 11. Oktober 1987 wurde er jedoch tot in einem Hotel in Genf aufgefunden.
In Kiel bildete der stellvertretende Ministerpräsident Henning Schwarz daraufhin eine Koalition mit der FDP und führte die Regierungsgeschäfte bis zur vorgezogenen Landtagswahl im Mai 1988 weiter. Aufgrund der schwelenden „Barschel-Affäre“ rutschte die CDU auf 33,3% der Stimmen ab, während die SPD mit 54,8% die absolute Mehrheit gewann. FDP und Grüne scheiterten an der 5%-Hürde.
1988–1997: Ottfried Hennig beginnt mit dem Wiederaufbau
Infolge der Affäre hatte die CDU Schleswig-Holstein nicht nur Wähler, sondern auch Mitglieder verloren und war gezwungen, sich zu erneuern. Auf dem Landesparteitag im April 1989 wurde der Landesvorstand nahezu vollständig ausgetauscht. Ottfried Hennig setzte sich in einer Kampfkandidatur gegen die Mitbewerber Peter Kurt Würzbach, Dietrich Austermann und Otto Bernhardt durch und wurde zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Seine Erfahrungen in der Bundespolitik – als langjähriger Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär – halfen ihm, die Neuorganisation und personelle Erneuerung der CDU im Land durchzuführen. Bei der Landtagswahl im Mai 1992 konnte sich die CDU jedoch nur leicht auf 33,8% verbessern. Mit FDP, Deutscher Volksunion (DVU) und SSW waren nun wieder fünf Parteien im Kieler Landtag vertreten.
Nach der Wahl konzentrierte sich Hennig ganz auf Schleswig-Holstein und übernahm neben dem Landesvorsitz von Klaus Kribben auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden, so dass Partei- und Fraktionsführung wieder in einer Hand vereint waren. Ottfried Hennig setzte seine Reformbemühungen fort und versuchte, Schlüsselpositionen in Partei und Fraktion stärker mit jüngeren Leuten und Frauen zu besetzen. Dabei wurde er von der Jungen Union in Schleswig-Holstein unterstützt. In der Landespolitik setzte die CDU auf die Themen Umwelt- und Standortpolitik und warb für die Direktwahl von Bürgermeistern und Landräten. Dieser Kurs zahlte sich bei der Landtagswahl im März 1996 aus: Die CDU konnte auf 37,2% zulegen, während die SPD stark verlor, aber mit 39,8% stärkste Partei im Landtag blieb. Trotz dieses Erfolges verkündete Hennig überraschend im Frühjahr 1997 seinen Rückzug aus der Politik, um die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung zu übernehmen.
1997–2005: Fortsetzung der Konsolidierung
Mit Peter Kurt Würzbach als neuem Landesvorsitzenden und Martin Kayenburg als Fraktionsvorsitzendem wurden die Führungspositionen der CDU Schleswig-Holstein nun wieder auf zwei Personen verteilt. Der bekennende Konservative Würzbach war bestrebt, den Konsolidierungskurs seines Vorgängers fortzuführen, setzte aber auch eigene Akzente – etwa in der Ausländerpolitik. 1999 musste er notgedrungen die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2000 Volker Rühe überlassen.
Bei der Wahl im Februar 2000 kam die CDU jedoch nur auf enttäuschende 35,2%. Das schlechte Ergebnis ist nur vor dem Hintergrund der CDU-Spendenaffäre zu verstehen. Die SPD fiel zwar auf 43,1% zurück – konnte aber zusammen mit den Grünen, die 6,2% erhielten, weiterregieren. Das Wahlergebnis und der Streit um die Spitzenkandidatur führten kurz nach der Wahl zum Rücktritt des Landesvorsitzenden Würzbach. Zu seinem Nachfolger wurde im Juli 2000 der bisherige Generalsekretär der Partei Johann Wadephul gewählt. Oppositionsführer im Landtag blieb Martin Kayenburg. Als der reformfreudige Parteivorsitzende im Mai 2002 bei dem Versuch scheiterte, auch den Vorsitz der Landtagsfraktion zu übernehmen, verzichtete Wadephul auf eine erneute Kandidatur für das Amt. Erst unter dem neuen Landesvorsitzenden, dem langjährigen Bundestagsabgeordneten Peter Harry Carstensen, kehrte ab 2002 wieder Ruhe in die Partei ein.
2005–2012: Regierungsverantwortung unter Peter Harry Carstensen
Mit Carstensen als Spitzenkandidaten gewann die CDU bei der Landtagswahl 2005 40,2% der Stimmen und wurde wieder zur stärksten Partei im Kieler Landtag. Die SPD kam nur auf 38,7%. Da weder SPD und Grüne, noch CDU und FDP zusammen eine Mehrheit im Landtag hatten, wollte sich die bisherige Ministerpräsidentin Heide Simonis mit den Stimmen von SPD, Grünen und SSW erneut ins Amt wählen lassen. Nachdem Simonis jedoch viermal bei der Wahl durchgefallen war, verständigten sich CDU und SPD auf die Bildung einer Großen Koalition. Carstensen wurde zum Ministerpräsidenten gewählt und an die Spitze der CDU-Fraktion trat Johann Wadephul. Martin Kayenburg wurde Landtagspräsident.
Der neue Ministerpräsident sah sich zu einem harten Sparkurs gezwungen, um den Bankrott des Landes abzuwenden. Erschwert wurde diese Politik noch durch die weltweite Finanzkrise, die 2008 fast zum Zusammenbruch der HSH-Nordbank führte. Schleswig-Holstein musste erhebliche Geldmittel zur Rettung der Bank aufbringen. Obwohl der volksnahe Ministerpräsident Carstensen sehr populär war, war die Arbeit der Regierungskoalition insgesamt von Querelen geprägt. Das vorzeitige Ende der Koalition im Juli 2009 war daher keine Überraschung.
Bei der vorgezogenen Landtagswahl im September 2009 fiel die CDU auf 31,5% zurück. Auch die SPD verlor Stimmen und erreichte nur noch 25,4%. Gewinner der Wahl waren FDP und die Grünen, die auf 14,9% bzw. 12,4% kamen. Durch den Erfolg der FDP konnten CDU und FDP eine Regierungskoalition unter Ministerpräsident Carstensen bilden. Neuer Fraktionsvorsitzender wurde der bisherige Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher.
Doch auch unter der neuen Landesregierung kam die CDU in Schleswig-Holstein nicht zur Ruhe: Das Landesverfassungsgericht erklärte 2010 das Landeswahlgesetz für verfassungswidrig und schrieb Neuwahlen bis spätestens September 2012 vor. Weil Peter Harry Carstensen bei der vorgezogenen Neuwahl nicht mehr als Spitzenkandidat antreten wollte, gab er im September 2010 den Landesvorsitz an von Boetticher ab. Im Mai 2011 nominierte die CDU den Partei- und Fraktionsvorsitzenden auch zu ihrem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2012. Als im Sommer 2011 jedoch eine Beziehung von Boettichers zu einer 16-jährigen bekannt wurde, trat dieser von allen Ämtern zurück. Das Amt des Fraktionsvorsitzenden übernahm daraufhin Johannes Callsen aus Schleswig und neuer Landesvorsitzender wurde Wirtschaftsminister Jost de Jaeger. Im November 2011 wurde de Jaeger auch zum neuen CDU-Spitzenkandidaten nominiert.
2012–2017: In der Opposition
Bei der Landtagswahl im Mai 2012 erreichte die CDU nur noch 30,8%. Trotzdem blieb sie stärkste Partei, da die SPD nur 30,4% der Stimmen gewann. Die Grünen kamen auf 13,2% und die FDP auf 8,2%. Neu ins Parlament kamen die Piraten mit 8,2%. Nachdem sich SPD, Grüne und SSW auf die Bildung einer Regierungskoalition (Küstenkoalition) verständigt hatten, wurde der SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Die CDU musste auf der Oppositionsbank Platz nehmen. Da de Jager kein Landtagsmandat gewonnen hatte, blieb Johannes Callsen Vorsitzender der CDU-Fraktion. Im Januar 2013 gab der Landesvorsitzende jedoch völlig überraschend bekannt, sich ganz aus der Politik zurückziehen zu wollen. Zum Nachfolger von Jost de Jager wurde im März 2013 der langjährige Europaabgeordnete Reimer Böge gewählt. Doch auch Böge war keine lange Amtszeit beschieden. Nach einem Herzanfall erklärte er im Oktober 2014, nicht erneut für das Amt des Landesvorsitzenden zu kandidieren. Zum neuen Vorsitzenden der CDU Schleswig-Holstein wurde auf dem Parteitag im November 2014 der Bundestagsabgeordnete Ingbert Liebing gewählt. Da zusammen mit Böge auch der Fraktionsvorsitzende Callsen sein Amt aufgab, trat der ehemalige Landesgeschäftsführer der CDU Daniel Günther an dessen Stelle.
Während er der Opposition neuen Schwung verleihen konnte und die Regierung scharf angriff, gelang es Liebing hingegen nicht, Profil zu gewinnen und die CDU aus dem Umfragetief zu führen. Enttäuscht stellte er im Oktober 2016 sein Amt zur Verfügung. Angesichts des laufenden Wahlkampfes für die Landtagswahl 2017 konnte jetzt nur Daniel Günther Parteivorsitz und Spitzenkandidatur übernehmen. Am 19. November 2016 wurde er zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.
Seit 2017: Zurück in die Regierung mit Daniel Günther
Unter dem Motto „Anpacken statt rumschnacken“ gab Günther dem Wahlkampf neuen Schwung und konnte den Trend umkehren. Bei der Landtagswahl am 7. Mai 2017 verbesserte sich die CDU leicht auf 32% und blieb stärkste Partei. Die SPD fiel hingegen auf 27,2% zurück. Die Grünen kamen auf 12,9% und die FDP erreichte 11,5%. Neu im Landtag vertreten war die AfD mit 5,9%. Schon am Wahlabend sprach sich Günther für eine Koalition mit FDP und Grünen aus. Nach wenigen Wochen konnten die Verhandlungen über die erste Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein erfolgreich beendet werden. Am 28. Juni 2017 wurde Daniel Günther dann vom Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt.
Die neue „Jamaika-Koalition“ regierte das Land weitgehend geräuschlos. Konflikte wurden in erster Linie in vertraulichen Gesprächen intern geklärt – etwa die Entlassung von Innenminister Hans-Joachim Grote 2020. Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Punkte wie z.B. die Änderung des Schulgesetzes, die Reform des Kitagesetzes, die Einstellung neuer Lehrer, der Ausbau der Infrastruktur und die Neuregelung der Abstandsregeln für den Bau von Windkraftanlagen konnten erfolgreich umgesetzt werden. Vor allem Ministerpräsident Günther wurde mit seiner offenen und bürgernahen Art rasch zum beliebtesten Politiker in Schleswig-Holstein. Wie überall überschattete ab 2020 dann die Corona-Pandemie die Landespolitik. Nach Auffassung der meisten Schleswig-Holsteiner hat die Landesregierung diese Krise aber gut gemanagt. Im Vorfeld der Landtagswahl am 8. Mai 2022 war deshalb keinerlei Wechselstimmung festzustellen.
Der Landtagswahlkampf wurde ganz von Ministerpräsident Günther dominiert und endete mit einem erdrutschartigen Sieg der CDU. Mit 43,4 % gewann die Partei mehr als 11% hinzu. Auch die Grünen konnten zulegen und landeten mit 18,3 % auf dem zweiten Platz. Mit nur 16 % und dem schlechtesten Ergebnis ihrer Geschichte zählte die SPD zu den Wahlverlierern. Hohe Verluste hatte auch die FDP zu beklagen, die nur noch 6,4 % bekam. Mit lediglich 4,4 % musste die AfD den Landtag nach einer Wahlperiode wieder verlassen. Der SSW hingegen schaffte mit 5,7 % sogar den Sprung über die 5 %-Hürde.
Obwohl Günther zunächst eine Neuauflage der Jamaika-Koalition anstrebte, scheiterte dieser Plan schnell an der Haltung der Grünen. Die CDU sprach sich daraufhin für Koalitionsverhandlungen nur mit den Grünen aus, die schon am 22. Juni 2022 abgeschlossen werden konnten. Nachdem der Koalitionsvertrag von beiden Parteien genehmigt worden war, wurde Daniel Günther dann am 28. Juni 2022 vom Landtag erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. In der schwarz-grünen Landesregierung ist die CDU mit 6 Ministerinnen und Ministern vertreten und die Grünen mit drei. An der Spitze der CDU-Landtagsfraktion steht weiterhin Tobias Koch.
Dorothea Oelze, aktualisiert von Andreas Grau
Vorsitzende | |
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1946-1951 | Carl Schröter |
1951-1954 | Friedrich Wilhelm Lübke |
1955-1964 | Kai-Uwe von Hassel |
1964-1971 | Helmut Lemke |
1971-1989 | Gerhard Stoltenberg |
1989-1997 | Ottfried Hennig |
1997-2000 | Peter Kurt Würzbach |
2000-2002 | Johann Wadephul |
2002-2010 | Peter Harry Carstensen |
2010-2011 | Christian von Boetticher |
2011-2013 | Jost de Jager |
2013-2014 | Reimer Böge |
2014-2016 | Ingbert Liebing |
seit 2016 | Daniel Günther |
Generalsekretäre (1946-2000) | |
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1946-1949 | Walter Brookmann |
1949-1970 | vakant |
1970-1973 | Hans Eberhard Roesch |
1973-1976 | Dieter Mumm |
1976-1980 | Harm Dallmeyer |
1980-1988 | Rolf-Rüdiger Reichardt |
1988-1989 | vakant (s. Geschäftsführer) |
1989-1990 | Peter-Uwe Conrad |
1991-1995 | Wolfgang Börnsen |
1997-2000 | Johann Wadephul |
Geschäftsführer | |
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1946-1949 | Walter Brookmann |
1949-1951 | Otto Thiel (komm.) |
1951-1955 | Oskar-Hubert Dennhardt |
1955-1962 | Hanns-Ulrich Pusch |
1963-1970 | Gustav Vogt |
1970-1988 | vakant (s. Generalsekretäre) |
1988 | Norbert Kühne |
1988-1989 | Karl Treml (komm.) |
1989-1990 | vakant |
1991-1995 | Jochen von Allwörden |
1995-1997 | Birgit Pohl |
1997-2000 | Johann Wadephul |
2001 | Michael von Abercron (komm. Jörg Hollmann) |
2002-2005 | Peter Bendixen |
2005-2012 | Daniel Günther |
2012-2015 | Sven Müller |
2015-2016 | Axel Bernstein |
2016-2022 | Vitalij Baisel |
2022-2024 | Tim Albrecht |
seit 2024 | Antonia Grage |
Fraktionsvorsitzende im Landtag von Schleswig-Holstein | |
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1946-1950 | Carl Schröter |
1950-1952 | Max Meinicke-Pusch (Fraktion Deutscher Wahlblock) |
1952 | Hermann Böhrnsen (Fraktion Deutscher Wahlblock) |
1952-1958 | Wilhelm Mohr |
1958-1969 | Walter Mentzel |
1970-1975 | Gerd Lausen |
1975-1979 | Uwe Barschel |
1979-1987 | Heiko Hoffmann |
1987-1992 | Klaus Kribben |
1992-1997 | Ottfried Hennig |
1997-2005 | Martin Kayenburg |
2005 | Peter-Harry Carstensen |
2005-2009 | Johann Wadephul |
2009-2011 | Christian von Boetticher |
2011-2014 | Johannes Callsen |
2014-2017 | Daniel Günther |
seit 2017 | Tobias Koch |