ناشر الأصول

عنوان واحد

Wokół Auschwitz, 80 lat później

Dodatek historyczny do Tygodnika Powszechnego

80. rocznica wyzwolenia obozu Auschwitz-Birkenau zmusza do refleksji. Podobnie jak w ubiegłych latach chcemy do takiej refleksji pobudzić lekturą dodatku do Tygodnika Powszechnego.

ناشر الأصول

مشاركة

In der diesjährigen Beilage befindet sich auch ein Interwiev mit Prof. Matthias Oppermann, Leiter der Abteilung Zeitgeschichte, Stv. Leiter Wissenschaftliche Dienste der KAS

 

Die Verantwortung der Erinnerung: Pflichten aus der Vergangenheit

 

Łukasz Grajewski: In Ihren Reden betonen deutsche Politikerinnen und Politiker regelmäßig, dass Deutschland weiterhin zu seiner Verantwortung für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs steht. Doch was bedeutet diese Verantwortung konkret?

 

Prof. Matthias Oppermann, KAS: Ich glaube, dass die meisten Politikerinnen und Politiker vor allem an die Pflicht denken, daran zu erinnern und daraus Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen. Die Verantwortung heißt aber nicht nur, dafür zu sorgen, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen, sondern auch, den Opfern und ihren Nachkommen mit Respekt zu begegnen. Dazu gehört, eine partnerschaftliche Beziehung zu den Ländern und Gemeinschaften aufzubauen, die besonders unter deutscher Besatzung und Gewalt gelitten haben. Und das funktioniert nicht immer.

Ich habe da ein Beispiel: Während des Irak-Kriegs 2003 kritisierte Jacques Chirac Polen mit der Aussage, das Land habe „eine gute Gelegenheit zu schweigen versäumt“. Kanzler Gerhard Schröder hat sich dem angeschlossen. Das ist nicht der richtige Umgang. Man kann sagen, man hat eine andere Position, aber tatsächlich, also von deutsch-französischer Seite zu sagen, die Polen sind jetzt neu in diesem Club in der EU und deshalb sollten sie sich zurückhalten, war falsch. Ähnliches gilt für die deutsche Russlandpolitik der letzten Jahrzehnte, die oft die Interessen mittel- und osteuropäischer Länder ignorierte. Ich glaube, was die Verantwortung bedeutet, dass man sich mit den unmittelbaren Nachbarn, so wie es in der Zeit von Helmut Kohl auch gewesen ist, versucht, auseinanderzusetzen und Gemeinsamkeiten zu finden. Vor dem Hintergrund, dass man eben diese Verantwortung für die Zusammenarbeit hat.

Einer Umfrage von Ipsos im vergangenen Jahr im Auftrag des Pilecki-Instituts zufolge gaben 59 Prozent der Befragten an, dass die Mehrheit der Holocaust-Opfer deutsche Juden gewesen seien. Wie kann der Staat dem Rückgang des Holocaust-Wissens entgegenwirken?

Es gibt mehrere Herausforderungen. Zum einen wird Geschichtsunterricht in Schulen immer stärker marginalisiert. Politische Geschichte wird an Universitäten zunehmend von Kulturgeschichte verdrängt. Auch der wachsende Einfluss postkolonialer Perspektiven trägt dazu bei, dass zentrale Themen wie der Holocaust oder deutsche Kriegsverbrechen in den Hintergrund geraten. In Deutschland ist es möglich, Geschichte zu studieren, ohne je eine Veranstaltung zum Nationalsozialismus besucht zu haben.

Man hat auch lange gehofft, dass man mit Zeitzeugen sehr viel erreichen kann. Aber der Zeitzeuge spricht halt über seine Erfahrungen. Das muss noch in einen größeren historischen Kontext eingebettet werden. Das erfordert fundiertes Wissen über Zahlen, Fakten und historische Prozesse. Wenn man die nicht hat, dann nützt das alles nicht sehr viel, abgesehen davon, dass es natürlich bald keine Zeitzeugen mehr geben wird.

Sollten sich auch deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger mit Migrationshintergrund für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs verantwortlich fühlen?

Wenn wir davon ausgehen, was ich immer tun würde, dass Deutschland eine politische Nation ist mit kulturellen Grundlagen und einer Geschichte, dann heißt das aber, dass das Politische im Vordergrund steht. Und die politische Nation bedeutet auch, dass die Zugehörigkeit zur Nation hängt von der Staatsangehörigkeit. Das heißt, dass für jeden, der sich zu Deutschland und zur deutschen Nation bekennt, die gesamte deutsche Geschichte, selbst wenn es nicht die Geschichte der eigenen Vorfahren ist, relevant ist. Und dazu gehört auch die Erinnerung oder ganz besonders die Erinnerung an den Holocaust.

Die Bundesregierung hat ein Konzept zur Erinnerungskultur vorgelegt, das versucht, verschiedene historische Erfahrungen zu integrieren: Holocaust, Kolonialismus und die Geschichten von Migrantinnen und Migranten. Doch diese Erweiterung birgt Gefahren. Wenn alles gleich wichtig wird, droht die Erinnerung an den Holocaust und die deutsche Verantwortung an Bedeutung zu verlieren. Eine solche Entwicklung könnte die gemeinsame historische Grundlage schwächen.

Was soll sich ändern?

Die Erinnerungskultur muss sich stärker in der Tagespolitik widerspiegeln. Besonders wichtig ist der Schutz jüdischer Bürgerinnen und Bürger, der angesichts eines wieder erstarkenden Antisemitismus Priorität haben sollte. In westlichen Gesellschaften gibt es verschiedene Formen des Antisemitismus, darunter einen islamisch geprägten, der in Diskussionen häufig nicht klar benannt wird. Die politische Linke scheut oft davor zurück, diesen Aspekt offen anzusprechen. Doch unsere Verantwortung aus der Geschichte verpflichtet uns, klar Stellung zu beziehen und konsequent gegen Antisemitismus vorzugehen – in jeder seiner Erscheinungsformen.

 

Die ganze Beilage kann man online lesen (auf Polnisch): Wokół Auschwitz, 80 lat później

ناشر الأصول

الشخص الذي يمكن الاتصال

Hanna Dmochowska

Hanna Dmochowska bild

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Organisation

Hanna.Dmochowska@kas.de +48 22 845-9335

comment-portlet

ناشر الأصول

ناشر الأصول

معلومات الطلب

الناشر

Fundacja Tygodnika Powszechnego

erscheinungsort

Kraków