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Kooperationsveranstaltung des Auslandsbüros Paris mit dem Goethe Institut Paris

Barbara Honigmann im Goethe Institut Paris über Judentum in Frankreich und Europa

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Warum sie von Ostberlin nach Straßburg gezogen sei, wollte eine Zuhörerin wissen. Um eine Antwort war Barbara Honigmann nicht verlegen. In Frankreich sei es besser für Juden gewesen. Seit 1984 praktiziert sie in Straßburg jüdisches Leben, wie sie sagt, „kosher light“. Woher das kommt und wie das geht, erklärte sie am 28. November im Goethe Institut, das gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung die Autorin  nach Paris eingeladen hatte. Nahezu dreißig Gäste, darunter auch Studierende der Sorbonne, waren gekommen, um die Literaturpreisträgerin der Konrad-Adenauer-Stiftung 2022 zu hören. Dieses Rencontre littéraire sei seit 2016 gute Tradition, so die Veranstalter Nicolas Ehler (Goethe Institut) und Caroline Kanter (KAS Paris) bei ihrer Begrüßung.

Barbara Honigmann stellte, eingeführt und moderiert vom Berliner Literaturreferenten der Stiftung Michael Braun, Essays aus ihrem jüngsten Band „Unverschämt jüdisch“ (2021) vor. Darin geht es um Fragen von Herkunft und Ankunft, um die Vorgeschichten der Eltern, die nach dem Krieg aus London in die DDR zurückgekehrt waren, und um das Weitererzählen dieser Geschichten. Was Jude sein eigentlich heißt, beschrieb Barbara Honigmann in höchst prägnanten Überlegungen über Kafka und Proust: zwei Schriftstellern, Junggesellen, Söhnen starker Väter und jüdischer Mütter, die über Exil, Zugehörigkeit und Assimilation schreiben, der eine in Prag, der andere in Paris, und die vor hundert Jahren die europäische Literatur revolutioniert haben. „Juden heißen wir, seit wir im Exil sind“, resümierte Barbara Honigmann.

Und heute? Auch darauf blieb die Autorin die Antwort nicht schuldig. Sie zähle sich, sagte sie, zu den Juden in Frankreich, die sich „modern orthodox“ nennen: Die ‚modern orthodoxe‘ Frau sei emanzipierter als die ‚klassisch orthodoxe‘, sie stelle Ansprüche an jüdische Bildung, sie besuche vegane Restaurants und reise mehr in der Welt herum. Die Frage der Kopfbedeckung in der Synagoge könne sie aber auch nicht lösen: sie sei eine „Grenzgängerin“ zwischen der nichtjüdischen und der jüdischen Welt, eine Jüdin in Frankreich und eine Schriftstellerin in Deutschland. An diesem Abend war sie auf beste Weise beides, in Paris, in Frankreich.

 

Michael Braun, Nele Wissmann

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