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Краінавая справаздача

Russlands neue Politik gegenüber Afghanistan und den Taliban

з Matthias Riesenkampff

Droht Afghanistan ein neues „GREAT GAME“?

Am 27. Dezember 2016 fand in Moskau, von den deutschen Medien weitestgehend unbeachtet, eine Afghanistan-Konferenz statt. Neben dem Gastgeberland Russland waren China und Pakistan die beiden anderen teilnehmenden Staaten. Afghanistan selbst, im-merhin Gegenstand der Konferenz, war nicht eingeladen. Diese Nicht-Einladung zu einer die Lage und Zukunft des eigenen Landes betreffenden Konferenz, hat auf afghanischer Seite erhebliche Irritationen und eine Missstimmung in den Beziehungen zu Russland ausgelöst haben. Droht eine Neuauflage des "Great Game"?

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Am 27. Dezember 2016 fand in Moskau, von den deutschen Medien weitestgehend unbeachtet, eine Afghanistan-Konferenz statt. Neben dem Gastgeberland Russland waren China und Pakistan die beiden anderen teilnehmenden Staaten. Afghanistan selbst, immerhin Gegenstand der Konferenz, war nicht eingeladen. Diese Nicht-Einladung zu einer die Lage und Zukunft des eigenen Landes betreffenden Konferenz, war der letzte Höhe-punkt in einer Reihe von politischen Entwicklungen innerhalb der letzten zwei Jahre, die auf afghanischer Seite erhebliche Irritationen und eine Missstimmung in den Beziehungen zu Russland ausgelöst haben. Droht jetzt sogar eine Neuauflage des sogenannten „Great Game“, in dem Afghanistan zum Spielball der unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Interessen der Großmächte in der Region wird?

Der historische Hintergrund: Die Rolle Afghanistans in der Epoche des „Great Game“.

„Now I shall go far and far into the North, playing the Great Game ….“ Mit diesem Satz in seinem 1901 erschienenen Roman „Kim“ hat der britische Schriftsteller Rudyard Kipling für den Begriff des „Great Game“ weltweit bekannt gemacht. Im eigentlichen Sinne bezeichnet das „Great Game“ eine Epoche politischer und diplomatischer Konfrontation zwischen dem damaligen Britischen Empire und dem russischen Zarenreich um die Vorherrschaft in Afghanistan und Zentral- und Südasien. Die erste Verwendung dieses Begriffs wird dem britischen Captain Arthur Connolly zugeschrieben, der seinem Offizierskameraden Major Henry Rawlinson anlässlich dessen Ernennung zum politischen Beauftragten in Kandahar/ Afghanistan im Juli 1840 folgendes schrieb „You've a great game, a noble game, before you“. Bezeichnenderweise kostete genau dieses Great Game Captain Connolly 1842 das Leben, als er im Auftrag der Britischen East India Company versuchte den Emir von Buchara zu einer Allianz gegen Russland zu überreden. Dieser Auftrag endete allerdings nicht mit der gewünschten Allianz, sondern mit Captain Connolly´s Hinrichtung vor dem Emirspalast in Buchara.

Auch wenn Historiker die Epoche des Great Game zeitlich unterschiedlich definieren (so datiert Hopkirk den Beginn auf bereits auf 1807 mit einem Plan Napoleons in einem Bündnis mit Russland in das Britisch kontrollierte Indien einzumarschieren), so herrscht unter Historikern die Sichtweise der Datierung des Great Game auf die Zeit von 1830 bis 1895.

Großbritannien plante neben der Einrichtung einer neuen Handelsroute in das Emirat von Buchara im heutigen Usbekistan, das Emirat Afghanistan als Protektorat in seine Einflusssphäre zu bringen. Ziel war die Schaffung einer geo-strategischen Pufferzone zwischen dem russischen Zarenreich und dem Britischen Empire zum Schutze Britisch-Indiens. Entsprechend versuchte Großbritannien jede weitere russische Expansion in der Region zu verhindern. Vor dem Hintergrund einer russischen Gesandtschaft nach Kabul und einer seit 1835 stattfindenden Annäherung Afghanistans an Russland, forderte 1837 forderte der britische Generalgouverneur von Kalkutta den Emir von Afghanistan, Khan Dhost Mohammad, auf, seine Ansprüche auf Peschawar aufzugeben und jegliche Annäherung an Russland zu unterlassen. Diese Forderungen wurden von Dhost Mohammad als unannehmbar empfunden und der britische Offizier und Repräsentant am Hofe des Khan, Alexander Burns aus Kabul ausgewiesen. Um das afghanische Problem zu lösen, beschloss der britische Generalgouverneur von Kalkutta den Einmarsch der Army of the Indus nach Afghanistan, die Absetzung Khan Dhost Mohammads und die Wiedereinsetzung des zuvor gestürzten Shah Shuja.

Die Folge dieses Konflikts zwischen Russland und Großbritannien war der Ausbruch des ersten Anglo-Afghanischen Krieges von 1839-42, nach dessen Abschluss sich Großbritannien komplett aus Afghanistan zurückzog, da man zu dem Entschluss gelangt war, dass eine dauerhafte Besetzung Afghanistans zu kostspielig sei. Es folgte der Erste Sikh-Krieg von 1845-46, in dem die britische Ostindienkompanie den letzten souveränen Staat Indiens, den Punjab unter seine Kontrolle brachte. Der Zweite Sikh-Krieg von 1848-49 endete mit einem vollständigen britischen Sieg, der Abdankung des letzten Maharadschas und der Eingliederung des Punjab in das Britische Empire. 1873 kam es zu einem ersten Abkommen zwischen Großbritannien und Russland, in dem Afghanistan praktisch zum Pufferstaat zwischen beiden Reichen wurde. Nachdem der Emir von Afgha-nistan, Khan Schir Ali, Russland die Einrichtung einer Gesandtschaft in Kabul erlaubt hatte, kam es 1878-80 zum Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg, der mit einem Sieg Großbritanniens endete. Als Konsequenz kontrollierte Großbritannien de facto die afghanische Außenpolitik. Mit der Implementierung der Durand-Line im Jahr 1893 (benannt nach Sir Henry Durand, dem damaligen Außenminister der indischen Verwaltung) als Grenze zwischen Afghanistan und Britisch-Indien, verlor Afghanistan ca. ein Drittel seines Staatsgebiets und die Kontrolle über die dort lebenden Paschtunen-Stämme. Heute gehören diese Gebiete als Khyber Pakhtunkhwa zu der Islamischen Republik Pakistan.

Mit der Unterzeichnung der „Pamir Boundary Commission Protocols“ 1895, welche die Grenze zwischen Afghanistan und dem Zarenreich festlegte, war Afghanistan endgültig zum unter britischem Einfluss stehenden Pufferstaat zwischen Britisch-Indien und dem in Zentralasien expandierenden russischen Zarenreich geworden. In dem St. Petersburger Vertrag von 1907, welcher Russlands Beitritt zur Entente Cordiale regelte, wurde diese Grenze noch einmal bestätigt. Insofern datiert die Mehrheit der Historiker das Ende des Great Game mit der Unterzeichnung der „Pamir Boundary Commission Protocols“ als friedliche Beendigung der britischen und russischen Expansionsbestrebungen auf das Jahr 1895.

Die afghanische Sicht ist nachvollziehbarerweise eine andere. Für viele Afghanen endet das Great Game erst mit dem den Dritten Anglo-Afghanischen Krieg (1918-19) beendenden Frieden von Rawalpindi vom August 1919, der die faktische Anerkennung Afghanistans als souveräner Staat durch Großbritannien bedeutete.

Trotzdem fühlen sich viele Afghanen weiterhin als mehr oder weniger ohnmächtiger Spielball der Großmächte. Die sowjetische Invasion von 1979-89 und der Einmarsch der westlichen Koalition in den Jahren 2001/ 02 haben diese historisch gewachsene Sorge weiter genährt. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund wird die Aussage eines ehemaligen Mudschaheddin-Kommandeurs gegenüber dem Verfasser verständlich, die diese historisch begründete Angst sehr gut zum Ausdruck bringt: „Das Hauptproblem Afghanistans ist, dass keiner unserer Nachbarn ein geeintes, friedliches und damit starkes Afghanistan wünscht.“

Die Russisch-amerikanische Kooperation im Rahmen des ISAF-Einsatzes in Afghanistan

Seit dem Einmarsch der US-geführten, westlichen Koalition im Jahr 2001 galt Afghanistan quasi als einziges Land, in dem russische und amerikanische Interessen nicht diametral zusammenstießen.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem US-amerikanischen Einmarsch in Afghanistan im Oktober des gleichen Jahres, unterstützte Moskau die von den USA geführte Koalition in Afghanistan. Diese brachte die politischen Teile der sogenannten Nord-Allianz in Afghanistan zurück an die Macht, die zuvor lange Jahre von Moskau unterstützt worden waren. Der Schatten des Afghanistan-Einsatzes und des Globalen Kampfes gegen den Terror erlaubte es Moskau außerdem - dieses Mal von der westlichen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet - die mittlerweile salafistisch dominierte Aufstandsbewegung in Tschetschenien konsequent niederzuschlagen.

In Bezug auf den internationalen Kampfeinsatz in Afghanistan kam es sogar zu einer aktiven Kooperation zwischen der US-geführten Koalition und Russland. Afghanistan als Binnenland verfügt entsprechend über keine eigenen Seehäfen. Der Nachschub für die internationalen Truppen wurde anfangs fast ausschließlich über zwei Routen durch Pakistan (Torkham Border Crossing Point mit Endpunkt Kabul und Chaman Border Crossing Point mit Endpunkt Kandahar) sichergestellt , die beide ihren Ausgangspunkt im Hafen von Karatschi hatten, wo die Güter auf dem Seeweg angelandet wurden. Insofern befand sich ISAF seinen Nachschub betreffend in völliger Abhängigkeit von Pakistan, und war entsprechend auf pakistanischen „Good Will“ angewiesen. Alleine 90% des Nachschubs für die amerikanischen Truppen lief über die durch Pakistan führenden Routen. Die sich aus dieser Abhängigkeit ergebenden Schwierigkeiten zeigten sich erstmals im Jahr 2010, als Pakistan die Nachschublinien für eine Woche sperrte, nachdem in einem Zwischenfall zwei pakistanische Soldaten auf pakistanischem Hoheitsgebiet von einem NATO-Kampfhubschrauber getötet worden waren. Nachdem im sogenannten „Salala-Vorfall“ erneut NATO-Kampfhubschrauber einen pakistanischen Grenzposten bei der gleichnamigen Stadt angegriffen und dabei mindestens 24 pakistanische Soldaten getötet und weitere 12 verwundet hatte , reagierte Pakistan umgehend mit der Schließung aller durch Pakistan führenden Nachschubrouten. Erst nach einer offiziellen Entschuldigung der amerikanischen Außenministerin Clinton öffnete Pakistan die Nachschubrouten wieder im Juli 2012.

Um diese Abhängigkeit zu verringern wurde nach längeren diplomatischen Verhandlungen das 2008 sogenannte Northern Distribution Network (NDN) geschaffen. Hierbei handelte es sich um eine weitere, landgestützte Nachschubroute durch Lettland, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan und natürlich Russland. Zwar betrugen die Kosten für die Nutzung des NDN ungefähr das doppelte im Vergleich zur Nutzung der durch Pakistan führenden Nachschublinien, aber sie waren erheblich niedriger als die ansonsten notwendigen Kosten für den Lufttransport der Güter. Bereits Mitte 2011 liefen schon ca. 40% des gesamten Landnachschubs über diese Route, die ohne die Mitwirkung Russlands nicht möglich gewesen wäre. Durften anfangs lediglich nicht-letale Güter, also weder Waffen noch Munition, transportiert werden, erlaubte Russland bald auch deren Transport durch sein Staatsgebiet. Im Juni 2012 weitete Russland die Transporterlaubnis vom ursprünglich reinen Landtransport auf kombinierten Transport, in diesem Falle Lufttransport, aus. Diese Routen wurden auch für den bis Dezember 2014 abgeschlossenen ISAF-Truppenabzug genutzt.

Doch auf einem anderen Gebiet zeigte Russland Interesse an einer Kooperation. In 2001 war Russland noch Transitland für den Schmuggel aus Afghanistan stammender Drogen, entwickelte sich aber sehr schnell stattdessen zum Absatzmarkt für genau eben diese Drogen. Afghanistan ist das größte Herkunftsland von Heroin, ca. 90% des weltweiten Heroins kommen von dort. Die schnell ansteigende Zahl russischer Drogentoter alarmierte die russische Regierung vor allem für die Zeit nach dem ISAF-Truppenabzug. So äußerte im April 2013 der Chef der russischen Drogen-bekämpfungsbehörde, Herr Viktor Iwanow, dass sich die Heroinproduktion in Afghanistan seit dem Einmarsch Ende 2001 vervierzigfacht hätte und weltweit bisher eine Million Menschen das Leben gekostet hätte. Bereits 2009 wurde die jährliche Anzahl der Drogentoten in Russland mit über 30.000 angegeben. Am 29. Oktober 2010 kam es dann zu einem Novum, dem ersten gemeinsamen amerikanisch-russischem Anti-Drogen-Einsatz in Afghanistan, an dem vier russische Offiziere teilnahmen. Seitdem gab es immer wieder nie offiziell bestätigte Berichte, dass Russland in Afghanistan Einsätze gegen Drogenschmuggler durchgeführt hat, was ohne NATO-Duldung nicht möglich gewesen wäre.

Der Beginn des Auseinanderdriftens amerikanischer und russischer Interessen in Af-ghanistan und seine Auswirkungen.

Das Auseinanderdriften russischer und amerikanischer Interessen in Afghanistan begann, als die amerikanischen Pläne für die Zeit nach dem Truppenabzug aus Afghanistan bekannt wurden. Ursprünglich hatten die USA sogar neun US-Militärbasen in Afghanistan geplant bzw. gefordert. Diese aus russischer Sicht dauerhaft angelegte amerikanische Militärpräsenz in der Region stieß auf heftigen politischen Widerstand Russlands, das Zentralasien seit dem Great Game historisch als seine natürliche Einflusszone betrachtet und seine Interessen in der Region bedroht sah.

Bereits am 26.04.2013 äußerte der russische Vize-Außenminister Morgunow „Ich will auf-richtig sagen, dass für uns die Variante der Umwandlung der internationalen Sicherheits-truppe in eine langfristige ausländische militärische Präsenz in Afghanistan unter einem anderen Aushängeschild, obendrein ohne ein entsprechendes UN-Mandat, unrecht ist“ und fügte hinzu, dass ein solcher Schritt Afghanistan keine Stabilität, sondern nur die Spannungen in der Region verstärken würde.

Seitdem hat sich das russisch-amerikanische Verhältnis massiv abgekühlt. Die bewaffnete Annektierung der Krim-Halbinsel durch Russland im Februar und März 2014 nach dem Sturz des russlandfreundlichen ukrainischen Staatspräsidenten Wiktor Janukowytsch, die von Russland unterstützte Separatistenbewegung im Osten der Ukraine und die dort seitdem stattfindenden Kämpfe mit der ukrainischen Armee, sowie die anschließenden Sanktionen der USA und der EU gegenüber Russland haben zu einer diplomatischen Eiszeit geführt, es wird sogar von einem neuen Kalten Krieg gesprochen. Darüber hinaus greift Russland seit September 2015 auf Seiten der Regierung Assad in den syrischen Bürgerkrieg ein, während die USA die gegen Assad gerichteten Oppositionsgruppen unterstützten.

Diese Änderung der politischen Großwetterlage wirkt sich auch auf Afghanistan und die Politik Russlands in der Region aus. Die gemeinsame Bekämpfung von Drogenschmugglerringen in Afghanistan ist zum Erliegen gekommen, seitdem das US Treasury Department in 2014 Sanktionen gegen den Chef der russischen Drogenbekämpfungsbehörde, Herrn Viktor Iwanow, Sanktionen verfügt hat, da er ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Putin ist. Hatte Russland schon früher Tadschikistan im Hinblick auf die Drogenschmugglerbekämpfung finanziell und bei der Ausbildung seiner Grenztruppen unterstützt, hat es jetzt seine größte Militärbasis im Land deutlich verstärkt. Russische Truppen üben regelmäßig mit der tadschikischen Armee, während 1,2 Milliarden US-Dollar für deren Ausrüstung und Ausbildung bereitgestellt wurden. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar Safi beschuldigte Ende 2016 Tadschikistan, das russische Experten auf tadschikischem Gebiet Waffen und Fahrzeuge, explicit sogar Panzer und schwere Waffen, für die Taliban reparieren. Tadschikistan hat zwar diese Vorwürfe zurückgewiesen, aber dennoch eine offizielle Untersuchung zugesagt. Russland hat die Vorwürfe ebenfalls abgestritten.

Dennoch halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Russland heimlich die Taliban mit Waffen und Geräten beliefern würde. Afghanische Regierungsvertreter der Provinz Farah machten unt er anderem den Zugang der Taliban zu russischen Waffen und Nachtsichtgeräten für die steigenden Verluste der afghanischen Sicherheitskräfte und den Fall mehrerer Sicherheitsposten in der Provinz verantwortlich. Gerüchte und Vorwürfe über Zugang der Taliban zu russischen Waffen und modernem Rüstungsmaterial halten sich seit längerem hartnäckig in Afghanistan, wobei die afghanische Seite Moskau sogar direkt der Waffenlieferungen an die Taliban beschuldigt hat. Russland hat sogar offiziell zugegeben, im Informationsaustausch mit den Taliban zu stehen, wenn es um die Bekämpfung des Islamischen Staates geht.

Die Afghanistan-Konferenz zwischen Russland, China und Pakistan in Moskau vom 27.12.2016

Bereits im Vorfeld der Konferenz hatte der russische Botschafter in Afghanistan, Alexander Mantyskiy, erklärt, dass Russland Kontakte zu den Taliban pflege, dies aber nur auf einem begrenzten Niveau und nur zum Schutz russischer Zivilisten. Naturgemäß führte dies zu einer Belastung in den Beziehungen zu der afghanischen Regierung in Kabul, die durch Russland ihre Legitimität in Frage gestellt und gleichzeitig die Taliban diplomatisch aufgewertet sah. Der kommandierende US-General in Afghanistan, John Nicholsen erklärte daraufhin öffentlich bei einer Konferenz in Washington, dass externe Akteure einen schädlichen Einfluss in Afghanistan ausübten und nannte dabei namentlich Russland, Iran und Pakistan.

An der Konferenz selbst, die fast genau 37 Jahre nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan stattfand, nahmen nur Russland, China und Pakistan teil. Weder die afghanische Regierung, noch die USA oder Vertreter der Taliban waren eingeladen. Ein Sprecher des afghanischen Außenministeriums hat die Bedenken der afghanischen Regierung zum Ausdruck gebracht, dass eine Afghanistan-Konferenz ohne die Teilnahme Afghanistans selbst für die Situation im Lande nicht hilfreich sei und auch nicht zu greifbaren Resultaten führen könne, sondern illegitim und zweifelhaft sei.

Ein Ergebnis der Konferenz war, dass Afghanistan in Zukunft miteingeladen werden solle. Ansonsten warnten die drei Teilnehmer-Staaten vor dem wachsenden Einfluss des Islamischen Staates in Afghanistan und brachten ihre Besorgnis über diese Entwicklung zum Ausdruck. Gleichzeitig befürworteten sie „eine flexible Handhabung um bestimmte Taliban-Vertreter von der UN-Sanktionsliste zu entfernen und so Bemühungen eines friedlichen Dialoges zwischen Kabul und den Taliban zu stärken.“ An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass Präsident Ashraf Ghani selbst im November darum gebeten hatte, den neuen Taliban-Anführer Mullah Haibatullah Achundsada auf eben diese Liste zu setzen. Außerdem bemängelte die afghanische Seite, nicht richtig über die Konferenz und ihre Ergebnisse informiert worden zu sein.

Fazit

Die Gründe für die Annäherung Russlands an die Taliban werden allgemein darin gesehen,

A) die USA politisch unter Druck zu setzen, und

B) mit den Taliban eine Einigung zu erzielen, das weniger Drogen nach Russland gelangen

Russlands Politik gegenüber Afghanistan dürfte bereits in naher Zukunft erheblich davon abhängen, wie sich die russisch-amerikanischen Beziehungen unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump gestalten werden. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt hat es den Anschein, dass es zu einer baldigen Entspannung kommen könnte, was wiederum die russische Politik gegenüber Afghanistan in einen mehr amerikafreundlichen und damit mehr proafghanische Regierung bestimmten Kurs lenken dürfte. Sollte sich eine Annäherung zwischen den beiden Mächten abzeichnen, erscheint es unwahrscheinlich, dass Russland diese aufgrund seiner jetzigen Afghanistan-Politik gefährden würde. Allerdings kann Russland sich diese als politisches Druckmittel jederzeit vorbehalten.

Dennoch wächst vor diesem Hintergrund die afghanische Besorgnis, wieder zum Spielball der Interessenkonflikte anderer Mächte zu werden. Die Erinnerung an das Great Game bleibt auch über 100 Jahre nach dessen Ende in Afghanistan sehr gegenwärtig.

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