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KAS-Analyse (Fotos und Text: Thomas Ehlen)
„Im Krieg gibt es keine Atheisten.“ Im Irak taufte Pat Aldred 17 Soldaten des in Osnabrück stationierten Duke of Wellington’s Regiment. Der methodistische Geistliche im Rang eines Captain trägt das Kreuz am Kragen seines gefleckten Kampfanzuges. Er ist sich sicher: „Jesus wird überall gebraucht – vor allem auf dem Schlachtfeld. Jesus hatte immer Zeit für Soldaten.“
Wie alle Angehörigen des britischen Militärs nennen die Soldaten des in Osnabrück stationierten Regiments ihren Seelsorger „Padre“. Bald werden die ersten weiblichen Geistlichen ihren Dienst in den Streitkräften antreten. „Werden wir sie auch Padre nennen?", fragt Aldred. Pastoren aller christlichen Kirchen werden ebenso eingesetzt wie jüdische und muslimische Theologen. In der Armee spiele die Konfession der Soldaten keine Rolle: „Wir Priester sollen den Soldaten zuhören – nicht mehr. Am Sonntag geht jeder in seine eigene Kirche.“
Auch Pastor Schehr fragt nicht, wer denn an Bord katholisch sei. Bis zu 60 Prozent der Besatzungen seien ohnehin konfessionslos. Einige Soldaten der Marine hat er bereits getauft. Die Belastung der Bundeswehrangehörigen steige unaufhaltsam. Schehr hat Einheiten der in Wilhelmshaven stationierten Zerstörerflottille nach Djibouti begleitet – an den heißesten Punkt der Erde: bis zu 70 Grad in der Sonne und hundert Prozent Luftfeuchtigkeit. Nicht nur das Klima, sondern auch die Lebensbedingungen der Afrikaner schockieren die Soldaten: „Wie eine Faust schlägt einem die Armut der Menschen ins Gesicht.“ Bundeswehrangehörige opferten ihre knappe Freizeit, indem sie Brunnen bauen, Häuser errichten und an Projekten für Straßenkinder mitwirken. Dank digitaler Technik seien die Soldaten nur Sekunden von der Heimat entfernt: „Ich habe schon erlebt, wie Ehefrauen und Freundinnen der Soldaten per E-Mail die Trennung vollzogen haben.“
Der Methodist Aldred versieht gerne seinen Dienst: „90 Prozent meiner Zeit verbringe ich mit Menschen, die nie in die Kirche gehen. Sie geben mir mehr, als ich ihnen geben kann.“ Auf persönliche Glaubwürdigkeit, gestärkt durch intensives Gebetsleben, komme es an. „Ich bin kein Soldat, sondern Priester. Aber wenn die Soldaten morgens um sechs Uhr ihren Waldlauf beginnen, laufe ich mit.“ Gerhard Schehr - er nennt sich gerne „Verbindungsoffizier Boden-Luft“ - sieht das ebenso: „Viele Soldaten beginnen ihren Dienst morgens früh um sechs. Dann muss ich mich auch früh aus dem Bett schwingen, um für sie erreichbar zu sein.“
Mit Stolz trägt Aldred die Initialen seines Regiments – DWR . Er berichtet: „Unsere Soldaten sind Kämpfer, nicht Hüter des Friedens. Mit drei Tagen Vorlauf sind wir in den Irak-Krieg aufgebrochen. Wenn der Krieg ausbricht, wollen unsere Soldaten am Krieg teilnehmen.“ Jeder zehnte Soldat des Regiments hat eine Deutsche geheiratet. „Noch mehr haben deutsche Freundinnen“, weiß der Geistliche, der sich für die „große Unterstützung der Osnabrücker“ bedankte.
Auch mit irakischen Kriegsgefangenen führte Aldred gute Gespräche: „Wir redeten über Gott. Sie sind gläubige Menschen.“ Im Zweistromland nutzte Aldred die Gelegenheit, Abrahams Heimatstadt Ur zu besuchen. Während des Irak-Krieges und am Osnabrücker Standort ist Captain Aldred in die Kommandostruktur der britischen Armee integriert. Pastor Schehr hat dagegen keinen militärischen Vorgesetzten: „Der Verteidigungsminister bezahlt uns Militärseelsorger. Weisungen erteilt uns aber kein Angehöriger der Bundeswehr.“
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Osnabrücker Sonntagsblatt, 30. November
Osnabrück / Konrad Adenauer Stiftung
„Im Krieg gibt’s keine Atheisten“
Über die Seelsorge bei Soldaten berichteten Padre
Pat Aldred und Pastor Gerhard Schehr. Padre Pat Aldred geht hin, wo die Soldaten hingehen. Ob nach Bosnien, Afghanistan oder jetzt Anfang diesen Jahres in den Irak. Im Gegensatz zu
seinem deutschen Kollegen, dem katholischen Pastor Gerhard
Schehr, betreut Aldred Soldaten im Krieg. „Wenn Soldaten
kämpfen, ist es wichtig, dass ein Pfarrer bei ihnen ist“, begründet Aldred seinen Einsatz an der Front. Während
Caritas und andere Hilfsorganisationen hinter der Front
bleiben, geht Aldred „dahin, wo die Soldaten hingehen“. 17
Soldaten hat er Ostern im Irak getauft. Was er mit Soldaten
tut? Er läßt sie reden, er ist da, wenn sie ihn brauchen. Egal ob
Christ oder Moslem. „Es sind junge Männer, die da kämpfen.
Die meisten sind 18 bis 20 Jahre. Die Mutter ist nicht da, und
der vorgesetzte Colonel nicht unbedingt der akzeptierte Vaterersatz.“
Pastor Gerhard Schehr berichtete von dem Schock, mit
dem junge deutsche Soldaten fertig werden müssen. Nicht
nur die klimatische Umstellung, sondern auch die Konfrontation mit der totalen Armut der Länder am Horn von
Afrika und das offene Sterben verhungernder Menschen auf
der Straße. Gerne opfern die jungen Soldaten ihre wenige
Freizeit, um dem Leid der Menschen entgegen zu wirken.
„Sie bauen Brunnen und Schulen, decken Häuser. Und
dann kommt die e-mail von der Freundin aus Deutschland:
Wenn Du nach Hause kommst, bin ich nicht mehr da.“ Schehr
betont die enorme physische und psychische Belastung der
jungen in Freiheit und Wohlstand groß gewordenen Menschen,
die von heute auf morgen mit einer so nicht vorstellbaren
Armut und Not konfrontiert werden und nur eins wollen,
den Menschen „das Lachen wieder zurück geben.“
Beeindruckende Erfahrungen, die die beide Geistlichen
aus ihrer Arbeit schilderten. Die Moderatoren Landrat
Manfred Hugo und Oberstudiendirektor a.D. Hermann Sommer
dankten im Namen der über 50 anwesenden Gästen
für die offenen Worte.
Die Einladung:
Amerikanische und britische Truppen befreiten im Frühjahr das irakische Volk von der Diktatur Saddam Husseins. Zu den britischen Verbänden zählte das in Osnabrück stationierte Duke of Wellington’s Regiment. Padre Pat Aldred hat den Soldaten während ihres Einsatzes Beistand geleistet.
An der Anti-Terror-Operation „Enduring Freedom“ haben hunderte deutscher Marinesoldaten rund um das Horn von Afrika teilgenommen. Die große Entfernung zur Heimat und das unbarmherzige Klima stellten harte Anforderungen an die Soldaten des Wilhelmshavener Marine-Kontingentes. Pastor Gerhard Schehr hat sie als Militärseelsorger begleitet.
Wir laden Sie herzlich ein zu dem Gesprächskreis „Christ und Gesellschaft“
‚Seid gewiss: Ich bin bei Euch alle Tage ...’
Seelsorge für Soldaten im militärischen Einsatz
am Freitag, 28. November 2003, 17.00 – 19.00 Uhr, im Advena Hotel Hohenzollern,
Theodor-Heuss-Platz 5, 49074 Osnabrück, Telefon 0541 / 33 170.
Eröffnung und Begrüßung:
Dr. Thomas Ehlen, Leiter Bildungswerk Osnabrück der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Einführende Beiträge:
Padre Pat Aldred, Seelsorger des in Osnabrück stationierten Duke of Wellington’s Regiment
Pastor Gerhard Schehr, Katholischer Militärseelsorger bei der Zerstörerflottille Wilhelmshaven
Moderation:
Manfred Hugo, Landrat des Landkreises Osnabrück
Oberstudiendirektor a.D. Hermann Sommer
Melden Sie sich bitte schriftlich an: kas-osnabrueck@kas.de. Ihre Angehörigen, Freunde und Kollegen sind zu dieser öffentlichen Veranstaltung herzlich willkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr