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„Das Digitale kann nicht die face-to-face-Kommunikation ersetzen“

#IKPK16: Workshop und Auftakt-Konferenz zu politischen Kommunikationsstrategien im US-Wahlkampf

Zum Auftakt der zweitägigen 14. Internationalen Konferenz für politische Kommunikation (IKPK) in Berlin erläuterte der internationale Experte Scott Goodstein Strategien der Bernie-Sanders-Kampagne. In der anschließenden Konferenz gewährten Kampagnen-Strategen exklusive Einblicke in die Wahlkampfarbeit für den Republikaner Ted Cruz. Darüber hinaus diskutierten Experten aus Europa über Populismus und seine Mechanismen.

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Scott Goodstein, CEO von Revolution Messaging, erläuterte im Workshop vor der eigentlichen Konferenz, wie eine erfolgreiche Wählerbindung im Wahlkampf gelingen kann. Der Firmenchef leitete 2008 als externer Online Direktor die Kampagne „Obama for America“ und begleitete zuletzt die Bernie-Sanders-Kampagne. Der Schlüssel für einen gelingenden Wahlkampf sei die Persönlichkeit des Kandidaten in den Fokus zu rücken. „Die Wähler sollen sich fühlen als seien sie Teil der Kampagne“, so Goodstein. Sanders Authentizität und Glaubwürdigkeit waren der Erfolgsgarant ihrer Kampagne. „Die Menschen wollen keine Strategie-Papiere auf der Kandidaten-homepage lesen, sondern die Person sehen“, erklärte Goodstein. So wurde die Onlineseite von Bernie Sanders so gestaltet, dass auf der Startseite statt einer umfangreichen Navigationsstruktur und einzelnen Textbausteinen, nur ein großes Foto von Bernie Sanders zu sehen war mit einem Link zum Newsletter und einer weiteren, dezenten Verlinkung hin zu den Wahlkampfspenden. Die Authentizität und Geradlinigkeit, die Sanders habe, sei bei Trump nicht zu erkennen. Er stütze sich auf einen wachsenden Populismus in den USA. Doch Goodstein geht davon aus, dass die Beliebtheit ab einem bestimmten Punkt in eine Art Peinlichkeit umschlagen werde. Mittlerweile würden einige Republikaner bereits Trump den Rücken kehren, so Goodstein.

 

Authentizität und Persönlichkeit

Um die Persönlichkeit des Kandidaten hervor zu heben, müsse auch die in den vergangenen Jahren rasant angestiegene mobile Kommunikation der Wähler genutzt werden. „Digitale Kommunikation umfasst alles“, sagte Goodstein. Dazu gehöre nicht nur Facebook, Twitter, YouTube und Instagram, sondern auch Email-Briefe, Geo-Targeting und Online-Fundraising. „Insbesondere weibliche Wähler nutzen Pinterest“, sagte Goodstein. Seine Firma entwickelte darüber hinaus einen speziellen Filter für Snapshat. So konnten die Nutzer ein Bild von sich mit einer Bernie-Comic-Figur posten und die Snapchat-Freunde sahen dies. Mit den Zielgruppen gerechten mobilen Angeboten sei die Reichweite erhöht worden, berichtete Goodstein. Doch „das Digitale kann nicht die face-to-face-Kommunikation ersetzen“, so der Experte.

 

„Grassroots“

Neben den mobilen Möglichkeiten spielt auch die Basis im Wahlkampf eine entscheidende Rolle. Mark Campbell, Politischer Direktor der Ted-Cruz-Kampagne, gewährte zusammen mit seinem Team einen Einblick in die Wahlkampstrategie. Politik werde auf lokaler Ebene gemacht, so Campbell. „Daher geht es um Nachbarn, die mit Nachbarn sprechen.“ Die Kampagne soll den Nachbarn ermuntern, sich für einen Kandidaten zu entscheiden. Die Kampagnen-Strategen entwickelten hierfür eine Datenbank um Freiwillige zu rekrutieren. Diese wiederum erklärten den Wählern das komplizierte Wahlverfahren getreu dem Motto „keep it simple“. Die klassischen „Grassroots“-Kampagnen seien enorm wichtig, so Campbell. Dies sei ein aktuelles Problem von Donald Trump, der mehr auf seine mediale Präsenz Wert lege.

 

Die Macht der Medien

Dennoch ist Trumps Medienschwerpunkt ein Konzept, das aufgeht. Die TV-Medien würden vielmehr nur noch Trumps an- und abreisen medial begleiten - das Inhaltliche sei nebensächlich, kritisierte Ron Nehring, National Spokesman aus San Diego und ehemaliger Vorsitzender der Ted-Cruz-Kampagne. Das ein oder andere Mal sei die Berichterstattung über Cruz zu Gunsten von Trumps Auftritte unterbrochen oder gekürzt worden. Die Medien hätten eine große Macht und ohne die könne eine Kampagne nicht erfolgreich werden. „Was online oder im TV gesagt wird, ist auch Nachbarschaftsgespräch“, sagte Nehring. Komme es zu Negativschlagzeilen über den Kandidaten, sei schnelle Reaktion vom Kampagnenteam gefragt um den „Brand“ zu löschen. Gerade bei den sozialen Netzwerken sei dies unabdingbar. Obwohl schlussendlich das Kampagnenteam um Ted Cruz sein Ziel, den Präsidentschaftskandidaten zu stellen, nicht erreicht hat, sind sie jedoch zuversichtlich und nehmen viele neue Erkenntnisse mit in den nächsten Wahlkampf.

Den Bericht zum zweiten Tag der #IKPK16 finden Sie hier. Audio-Mitschnitte - auch als Podcast - finden Sie in unserem Kanal bei Voicerepublic.

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