Wichtiger Multiplikatoreffekt via Twitter
Als einen Hauptgrund für diese Entwicklung führte Stefan Hennewig von der CDU-Bundesgeschäftsstelle den Multiplikatoreffekt an. So seien ausschließlich bei Twitter annähernd achtzig Prozent aller deutschen Chefredakteure mit einem eigenen Accout vertreten. Er berichtete, dass seine Partei nach wie vor auf einen Kommunikationsmix setze und auch weiterhin deutlich mehr Geld für Briefe und Plakate als für Online ausgegeben werde, aber man vor allem die Möglichkeit des Versendens ungefilterter Informationen via Twitter nicht mehr missen möchte.
Manchmal ist weniger mehr
Für einen realistischen Einsatz digitaler Tools, der an die eigenen Bedürfnisse und vor allem die eigenen Ressourcen rückgekoppelt ist, sprachen sich Andreas Jungherr und Alexander Kurz aus. Unter Beachtung der „Wahlkampflogik“ könne es durchaus richtig sein, bestimmte Kanäle gar nicht oder nur punktuell in die eigene Kampagne einzubinden. Ein Direktkandidat ziele mit seinen Aktivitäten nun einmal primär auf die Wähler in seinem Stimmkreis und nicht auf Follower im gesamten Bundesgebiet. Zudem könne weniger manchmal mehr sein. Statt mit viel Aufwand ein tägliches Video in seinem Youtubekanal abzufeuern, erreiche man seine Zielgruppe oftmals auch mit der bloßen Audiodatei.
„Digitales Horserace“
Egal, was man auch mache, nicht unterschätzen dürfe man den Effekt, den der Online-Wahlkampf auf das „digitale Horserace“ habe. Die Bundestagswahlen 2013 hätten gezeigt, dass aus der digitalen Rhetorik ein Symbol für die gesamte Kampagne erwachsen kann. Portale wie wahl.de oder das Twitterbarometer analysierten Social Media-Aktivitäten in Echtzeit und generierten so ein politisches Stimmungsbild, das zurück in die Printmedien zurückgespiegelt wurde. Einfache Formel: viele Tweets und Twitterer = Meinungsführerschaft. Genau hierin sieht auch David Knepper einen Erfolgsschlüssel. Es müsse gelingen, Kommunikationskanäle zu dominieren. Deswegen setzt er vor allem auf Google Adwords. Denn nur wer in den Suchlisten vorne stehe, könne mit seiner Botschaft durchdringen.
Yes-Scotland vs. Better-Together: „Das Referendum ist entschieden, die Schottlandfrage ist es nicht.
Ein Ereignis, das auch deutsche Politikprofis im September 2014 beschäftigte und in Aufregung versetzte, war das Referendum über die schottische Unabhängigkeit. Professor James Mitchell beleuchtete auf der IKPK nun die Hintergründe der „Yes-Scotland“ und „Better-Together“-Kampagnen und warum das Ergebnis schlussendlich deutlich ausfiel.
So hätten sich zum einen fast alle wichtigen Tageszeitungen mehr oder weniger offen gegen die Unabhängigkeit positioniert. Zum anderen hinterfragte er das Elektorat. Ungefähr 800.000 gebürtige Schotten waren nicht stimmberechtigt, weil sie heute in anderen Landesteilen leben. Etwa 400.000 Briten wiederum, die heute in Schottland wohnen, durften ihre Stimme abgeben.
Hoffnung vs. Ängste
Als Knackpunkt der über drei Jahre dauernden Kampagne habe sich aber die inhaltliche Auffächerung erwiesen. Längst ging es am Ende nicht mehr um „Ja oder Nein“, sondern um Hoffnung und Ängste - Ängste, wie etwa um die Zukunft der Landesverteidigung, der Wirtschaft, Währung, EU-Mitgliedschaft und Sozialkassen und die oftmals einen fundierten Hintergrund vermissen ließen, von den Unabhängigkeitsgegnern aber gnadenlos ins Feld geführt wurden. Mit Folgen: Die No-Kampagne überhitzte und verlor an Glaubwürdigkeit. Rettung in letzter Sekunde kam von David Cameron, Nick Clegg und Ed Miliband. In einer gemeinsamen Erklärung versprachen die Parteiführer Schottland mehr Eigenständigkeit. „Das Referendum ist entschieden“, so Mitchells Fazit, „die Schottlandfrage ist es nicht“. Genauso wenig wie „Brexit“, die mögliche Abstimmung über den Austritt Großbritanniens aus der EU.
Krisen-PR mit Twitter
Erneut war es der Kurznachrichtendienst Twitter, der im Mittelpunkt stand, dieses Mal bei einem Panel zum Thema Krisenkommunikation. Mit Andreas Sandre, der für die italienische Botschaft in den USA twittert, Andrea Hoffmann vom Focus und Martin Löffelholz von der TU Ilmenau trafen, wenn man so will, Sender, Empfängerin und Beobachter zusammen. Dabei wurde deutlich, dass folgende Voraussetzungen zu beachten sind, wenn Twitter im Falle einer wie auch immer gearteten Krise eingesetzt werden soll: Der für den Kanal Verantwortliche muss im Krisenstab uneingeschränktes Vertrauen genießen, er muss eng an den Krisenstab angebunden sein und er sollte zu jedem Zeitpunkt wissen, was im Kanal gerade passiert. Sandre räumte in diesem Zusammenhang auch noch einmal mit der leider immer noch weit verbreiteten Annahme auf, Social Media als Verlautbarungskanal nutzen zu können. „Es geht nicht darum, Nachrichten zu verbreiten, sondern darum, mit Menschen in Verbindung zu treten“, so der Profi, dessen privater Account 15.000 Follower aufweist.
Auch bei Twitter gilt: Quellen prüfen
Grundsätzlich könne dank Twitter heute jeder zum Sprecher werden, so Löffelholz. Entscheidend sei, wer die Croud erreicht und überzeugen kann. „Twitter ist deswegen auch ein exzellenter Weg, um falsche Informationen zu streuen“, so Hoffmann, die den Kanal vor allem zur Recherche nutzt. Sie rät Kollegen vorsichtig zu sein und das tun, was sie sonst auch machen: die Quelle überprüfen. Ein gutes Indiz dafür, ob man einem Account vertrauen kann, sei laut Löffelholz die Regelmäßigkeit, in der Tweets abgesetzt werden. Auch aus der Erwähnung eines Accounts in anderen Medien und aus seiner Vernetztheit ließen sich Rückschlüsse ziehen.
Blick in die USA: Midterm-Election wirft ihre Schatten voraus
Traditionell wirft die IKPK auch einen Blick in die USA. So auch in diesem Jahr, hat doch dort zudem wegen der Senats- und Kongresswahlen Anfang November eine gleichermaßen brisante wie hoch spannende Kampagne begonnen. Mit derzeit leichten Vorteilen bei den Republikanern, wie Kristen Anderson, Mitgründerin des Meinungsforschungs-
Unternehmens „Echelon Insights”, berichtete. Auch wenn es im Kongress keinen Wechsel geben wird, so doch eventuell im Senat. Derzeit haben die Demokraten dort noch einen hauchdünnen Vorsprung von sechs Sitzen, der angesichts drohender Niederlagen in West Virginia und Montana weiter zusammenschrumpfen könnte. Paradox, denn eigentlich sehen sich beide Parteien mit miserablen Zustimmungswerten konfrontiert. Den Demokraten macht aber darüber hinaus das schlechten Ansehen Präsident Obamas schwer zu schaffen. Seine an sich guten Werte bei sozialen Themen werden durch sein außenpolitisches Handeln zunichte gemacht. Weitere Zugewinne scheinen daher für die Republikaner in Arkansas, New Carolina, South Dakota und New Hampshire möglich. Analysten sehen eine 65-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass am 4. November die republikanische Partei jubelt.
Republikaner haben sich neu aufgestellt
Und das wäre für das Selbstverständnis dieser Partei und deren Zukunft auch dringend notwendig, wie Sally Bradshaw, Politische Beraterin des ehemaligen Gouverneurs von Florida Jeb Bush, einräumte. Hat man doch 2012 eine vernichtende Niederlage gegen Barack Obama hinnehmen müssen, die immer noch weh tut. Aus der man aber auch gelernt haben will. In einer breit angelegten, schonungslosen internen Analyse hat man Aufarbeitung betrieben. Ergebnis: „Vielleicht sind wir in den Jahren, in denen wir an der Regierung waren, ein wenig arrogant geworden“, so Bradshaw rückblickend. Mittlerweile hat man sich neu aufgestellt und will neue Wählergruppen wie die Hispanics erreichen. Nicht zuletzt, weil mit der Gruppe der weißen alten Männer, das klassische Wählerklientel um zwanzig Prozent geschmolzen ist. „Wenn wir jemals wieder gewinnen wollen, kommen wir an der Gruppe der Hispanics nicht vorbei“, ist sich Bradshaw sicher.
Personell scheint man einige Eisen im Feuer zu haben. Bradshaw nannte neben dem Namen ihres ehemaligen Arbeitsgebers auch die von Ben Carson, Chris Christie, Ted Cruz, Bobby Jindal, Rand Paul, Rick Perry und Marco Rubio.
Big Data: Heute kann man Siege kaufen
Auch der Einsatz moderner Wahlkampftools wurde von den Republikanern geprobt und soll weiter professionalisiert werden. Dazu zählt vor allem Big Data. Ein Feld, auf dem die Demokraten spätestens seit 2004 führend sind und das Barack Obama 2012 die Widerwahl sicherte. Sasha Issenberg hat über den aus deutscher Perspektive oftmals beängstigende Einsatz von Daten aller Art zu Wahlkampfzwecken ein Buch geschrieben. Auf der IKPK machte er deutlich, warum eine moderne Kampagne auf Big Data nicht mehr verzichten kann. Denn auch wenn die Demokraten über ein Vielfaches an finanziellen Mitteln als die Republikaner verfügen, dürfen auch sie ihre Ressourcen nicht verschwenden. Durch das Auswerten einer Menge Daten, wie zum Beispiel aus Einwohnerlisten, Selbstauskünften oder Informationen aus Hausbesuchen, kann Geld effektiver als früher eingesetzt werden. Heute können Kampagnenmanager wie auf einer tagsaktuellen Landkarte genau sehen, wo, welcher Betrag und welcher Einsatz von Freiwilligen notwendig sind. Um eine Stimme zu gewinnen, rechnete Issenburg vor, braucht es 47 Dollar und 14 persönliche Kontakte durch das Wahlkampfteam. Hochgerechnet auf einen Staat wie Georgia sind das 31 Millionen, wo bis zur Mehrheit bei den Midterms noch 660.000 Stimmen fehlen. „Es ist heute möglich, einen Sieg zu kaufen“, sagte Issenburg, „wenn ihr Kontrahent nicht genau dasselbe versuchen würde“. Befragt danach, ob die Wähler von all dem wissen und ob welche Reaktionen es gibt, sagte Issenburg: „Nein, die meisten Wähler haben keine Ahnung davon, was wir machen, es wäre ihnen aber auch egal“.
Landtagswahlen: AfD-Erfolge bieten Chance
Alle andere als egal waren den etablierten Parteien die jüngsten Erfolge der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen. Der Aufschrei war groß und voreilig wurde als es um Verantwortlichkeiten ging mit dem Finger auf das bürgerliche Lager gezeigt. Denn Matthias Jung, Geschäftsführer Forschungsgruppe Wahlen, machte deutlich, dass die Wähler der AfD in allen Parteien zu verorten sind, vor allem aber bei den Linken. Die Wahl in Brandenburg belegt das eindrucksvoll.
Jung sieht im Erstarken der AfD primär eine Chance für die Union. So könne man sich inhaltlich als Partei der Mitte weiter profilieren und die eigene Glaubwürdigkeit in der Auseinandersetzung stärken. Zudem, so paradox es im ersten Moment auch klingen mag, vergrößere die AfD die „mehrheitstechnischen“ Chancen der CDU. Der Traum einer linken Mehrheit werde immer unrealistischer. Eine Regierung ohne Beteiligung der CDU zu zimmern werde zukünftig immer schwieriger.
Fazit IKPK14:
- Twitter wird für die politische Kommunikation wichtiger, eignet sich für die Krisenkommunikation aber nur bedingt
- Durch den Einsatz von Big Data lassen sich Siege kaufen.
- Die GOP ist noch lange nicht bei alter Stärke, dennoch hat sie bei den Midterm-Elections gute Chancen, sich weiter zu erholen.
- Nach dem Schottland-Referendum ist vor Brexit
- polishere, MSL Germany und der Tagesspiegel waren auch 2104 wieder tolle Kooperationspartner
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