Справаздачы аб імпрэзах
Besondere Würdigung erfuhr der Festakt in der Sindelfinger Stadthalle, bei dem alle 14 Preisträger ihre Urkunden erhielten, durch den Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Er hat, wie er nicht ohne Stolz erzählte, einst selber als Lokaljournalist gearbeitet. Seitdem haben sich die Zeiten zweifellos geändert und mit ihr die Herausforderungen für den Zeitungsmarkt. Stichwort Internet, genauer, Social Media. Für Schäuble keine Konkurrenz, wie er in seiner Rede kundtat, denn: „Seriöser Qualitätsjournalismus ist heute wichtiger denn je. Er bündelt Informationen, sortiert und ordnet sie ein.“ Wenn er hingegen die Beiträge auf Facebook und Co auf sich wirken lasse, sei er nicht unbedingt von der Seriosität überzeugt. Vielmehr beobachte er eine Scheinrealität und inszenierte Aufgeregtheit. Im digitalen Zeitalter sei das Lokale für die Demokratie daher „lebensnotwendig“. Andernfalls drohe das Geschehen vor Ort aus dem Blick zu fallen. Ein gutes Beispiel dafür sei die Flüchtlingskrise. Thematische Verengungen wie sie oft im Netz zu finden seien, könnten durch den Lokaljournalismus aufgebrochen werden.
Der Lokaljournalismus und die Demokratie. Über ihr Abhängigkeitsverhältnis ist schon so viel gesagt und an dieser Stelle auch schon geschrieben worden, dass es nicht noch einmal wiederholt werden soll. Nur dies: Auch Schäuble hob selbstverständlich noch einmal darauf ab. Wirklich neu war aber eine andere Botschaft, die von jemandem, der sich vermutlich selber als News-Junkie bezeichnen würde, aufhorchen ließ. Schäuble sagte, im „medialen Hochgeschwindigkeitshandel“ biete sich durch den Lokaljournalismus die Chance, sich nicht in den Strudel des Monothematischen mit hineinziehen zu lassen. „In der Entdeckung der Langsamkeit steckt ein ungeheures Potenzial“, sagte Schäuble und appellierte an die Preisträger gerichtet: „Nehmen Sie sich die Zeit, sich der Wirklichkeit angemessen anzunehmen.“ Dann, so Schäubles Antwort auf die selbstgestellte Frage danach, ob der Journalismus noch zeitgemäß sei, habe er mit Sicherheit eine Zukunft.
Zurück zur Zerreißprobe. Sie ist Titel und Thema der jetzt mit dem „Zeitungsoscar“ ausgezeichneten Serie über Schäden, die durch Geothermiebohrungen entstehen. Der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung ist es damit, so die Jury des Lokaljournalistenpreises, in vorbildlicher Art und Weise gelungen, das Zeitgeschehen mit dem konkreten Lebensumfeld der Menschen zu verbinden. Nachdem es durch fehlerhafte Erdbohrungen im Raum Böblingen zu massiven Schäden an zahlreichen Gebäuden darunter viele Privathäuser gekommen war, übersetze die Zeitung das doch recht komplexe Thema und schnürte ein multi- und crossmediales Angebot nicht nur für die Betroffenen. Und mehr noch: Akribisch recherchiert und aufwendig gestaltete Themenseiten in der Printausgabe der Zeitung werden bis heute durch ein multimediales Dossier im Internet regelmäßig ergänzt und begleitet. Das überzeugte die Jury nachhaltig.
Der Oberbürgermeister der Stadt Sindelfingen und der Verleger der Zeitung waren entsprechend stolz. Bernd Vöhringer attestierte der Redaktion mit ihrem „hochwertigen Lokaljournalismus“ ein engagierter Teil der Gesellschaft zu sein, der einen Beitrag zur kulturellen und wirtschaftlichen Zukunft der Stadt leiste. Wolfgang Röhm lobte seine Mitarbeiter und bedankte sich bei der Stiftung. Die KAS habe mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis maßgeblich zur Qualitätssteigerung desselben beigetragen.
Der Wettbewerbsjahrgang 2014/15 ist dafür ein guter Beleg. Nicht nur war das Interesse mit knapp 500 Einsendungen wieder enorm, sondern der Preis hat im 35sten Jahr seines Bestehens ein so hohes Niveau erreicht, dass die Jury wieder vor der Qual der Wahl stand und schlussendlich drei zweite Plätze und zehn Kategorie-Preise verlieh. Wie im vergangenen Jahr wurden auch wieder zwei Volontärsprojekte gewürdigt. Wunderbares Fazit des Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering: „Die vermeintlich kleinen Zeitungen sind in Wahrheit die großen.“ An diesem Tag war das mit Sicherheit so.
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