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KLIMAFINANZIERUNG DES PRIVATSEKTORS IN DER DEUTSCHEN DEBATTE
Private Klimafinanzierung wird in Deutschland als die Beteiligung des nichtöffentlichen Sektors an finanziellen Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen verstanden. Während dieser Begriff mehrheitlich in politischen und öffentlichen Diskussionen durch die Regierung und Nichtregierungsorganisationen verwendet wird, ist er im Privatsektor, einschließlich der Realwirtschaft und des Finanzsektors, weniger gebräuchlich.
Die öffentliche Diskussion über die private Klimafinanzierung ist im Allgemeinen eher zurückhaltend, da Investitionsvolumina schwer zu ermitteln sind. Im Gegensatz dazu werden konkrete inländische Probleme und Fragen unternehmerischer Verantwortung deutlich häufiger thematisiert. Investitionen in erneuerbare Energien statt in die Produktion fossiler Brennstoffe, in E-Mobilitätslösungen sowie in einen energieeffizienten und kohlenstoffarmen Wohnungsbau sind bspw. häufig Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Mehr Aufmerksamkeit erhalten in diesem Zusammenhang auch auf den Klimawandel ausgerichtete Finanzprodukte und ein entsprechendes Portfoliomanagement.
Deutschland hat klar definierte Klimaziele, die eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 40 Prozent (auch wenn das 2020er-Ziel wahrscheinlich nicht erreicht wird) und 80 bis 95 Prozent (2050) gegenüber den 1990 gemessenen Mengen vorsehen. Seit November 2016 sind diese Ziele Teil des Klimaschutzplans 2050.
Der Rückzug der USA aus dem internationalen Klimakonsens hat bereits zu einem erneuten klaren Bekenntnis zu der politischen Verpflichtung seitens der deutschen Regierung für das Übereinkommen selbst und das weiter reichende Thema des Kampfs gegen den Klimawandel geführt. Das Pariser Abkommen hat eine entscheidende Rolle darin gespielt, weiteres Vertrauen und eine Orientierungshilfe aufzubauen, um Akteure im Privatsektor davon zu überzeugen, dass der Wechsel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft überlebensnotwendig ist. Die Frage ist daher nicht ob, sondern eher wieeine Transformation stattfinden kann. Der Schritt der USA eröffnet eine Chance für den Privatsektor, seine relativ starke Position beim Angebot grüner Lösungen weiter zu stärken.
AKTIVITÄTEN DES PRIVATSEKTORS
Während sich die Aktivitäten des Privatsektors auf die Energieproduktion und -effizienz konzentrieren, sind Investitionen in Mobilität und Landwirtschaft deutlich weniger ausgeprägt. Der Finanzsektor beginnt gerade erst, kohlenstoffarme Finanzierung systematisch anzunehmen, mit Ausnahme weniger Institutionen (z. B. Allianz oder MunichRe) und Nischenmärkte (z. B. grüne Anleihen).
Im Energiesektor ist die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auf Grundlage des deutschen Einspeisevergütungsmodells weiterhin einer der wichtigsten Bereiche für private Klimafinanzierung (2016 betrug der Anteil 31,7 Prozent). Auch wenn der Anteil von Investitionen in erneuerbare Energien in den Portfolios der Versicherungs- und Pensionsvermögen immer noch gering ist (d. h. üblicherweise unter einem Prozent), vertrauen viele institutionelle Investoren zunehmend dieser Anlageklasse aufgrund der Verlässlichkeit der Cashflows ihrer Diversifizierungsvorteile.
Der Wandel von einer Subventionspolitik auf Basis von Einspeisevergütungen zu wettbewerblichen Versteigerungen hat im Sektor für erneuerbare Energien etwas Unsicherheit ausgelöst. Es gibt eine rückläufige Entwicklung bei Photovoltaikanlagen für neue, zusätzliche Kapazitäten in der Energieerzeugung.
Der Markt für Energieeffizienzmaßnahmen in Deutschland wächst. Maßnahmen sind üblicherweise durch Industrie- und Immobilienunternehmen selbstfinanziert. Aufgrund eines fragmentierten Marktes und relativ geringen Investitionsvolumens pro umgesetzte Maßnahme ist die Beteiligung privater Investoren niedrig. Die Investitionsaktivitäten werden üblicherweise durch Kosteneinsparungen motiviert, die in vielen Fällen (wie etwa LED-Beleuchtung) schnelle Erträge bieten, sowie durch öffentliche Vorschriften. Weiter spielen öffentliche Energieeffizienzprogramme eine wichtige Rolle bei der Stimulation der privaten Finanzierung.
Kohlenstoffarme Mobilität ist im Vergleich zu ambitionierteren Märkten wie China und Norwegen noch auf einem sehr niedrigen Stand. Hier wird jedoch ein Zuwachs erwartet, infolgedessen mit einem stärkeren Fluss privater Investitionen gerechnet wird.
Mit Sicherheit wurde auch der deutsche Finanzsektor durch das Pariser Abkommen beeinflusst. Als Finanzierer der Realwirtschaft spielt er eine stetig zunehmende Rolle als Katalysator für die Transformation zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Er verspricht, durch angepasstes Risikomanagement die Schäden eines ungebremsten Klimawandels zu antizipieren und zu bewerten. Im Vergleich zu anderen Ländern wie dem Vereinigten Königreich und besonders Frankreich, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern hinken die deutschen Finanzinstitute durchschnittlich erheblich darin hinterher, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen und zu einem zentralen Teil ihrer langfristigen Strategie zu machen. Es gibt verschiedene Optionen zur Unterstützung von Klimafinanzierung:
1. Investitionen mit positiver Wirkung, z. B. in erneuerbare Energien
2. Ein nachhaltigeres (Mainstream-)Portfolio im Ganzen
3. Verstehen und Management von Portfolio-CO2-Risiken (Übergangsrisiken sowie physische und rechtliche Risiken)
4. Angebot klimabezogener Versicherungslösungen
5. Transparenz
Finanzinstitute haben auch die Finanzierung bestimmter Geschäftsmodelle auf Basis fossiler Brennstoffe eingeschränkt, insbesondere den Abbau und die Verbrennung von Kohle zur Stromerzeugung (Allianz). Welche Auswirkungen auf die Versicherungsbranche die Ankündigung des französischen Unternehmens AXA haben wird, das nicht länger Versicherungen für Unternehmen anbietet, die mehr als 50 Prozent ihrer Erträge mit Geschäftsmodellen auf Kohlebasis erwirtschaften, bleibt abzuwarten.
Wie in dem Diagramm auf der vorangehenden Seite dargestellt, ist Deutschland mit17,7 Milliarden US-Dollar Emissionsvolumen inzwischen der viertgrößte Markt für grüne Anleihen. Öffentliche Emittenten (NRW.Bank, KfW) ebneten den Weg, gefolgt von nur wenigen Privatemittenten (z. B. Nordex, Senvion, MEP Werke).
Angesichts mangelnder finanzieller Anreize und eines kurzfristigen Anlagehorizonts, der im Schnitt den Zeitpunkt, ab dem Auswirkungen des Klimawandels ersichtlich werden, deutlich unterschreitet, ist die Eigentümerschaft von Anleihen und die Privatnachfrage nach kohlenstoffarmen Finanzlösungen immer noch gering.
Im Vergleich zur internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Klimafinanzierung (z. B. UNEP-Finanzinitiative, Prinzipien für verantwortungsbewusste Investitionen, PRI, und nachhaltige Versicherungen, ClimateWise und die Globale Investorenkoalition gegen den Klimawandel, MGCC) sind nationale Aktivitäten zugunsten der Klimafinanzierung hinter ihrem tatsächlichen Potenzial zurückgeblieben. Dies kann sich ändern, wenn Klimafinanzierung (und nachhaltige/grüne Finanzierung) durch die vor kurzem gestartete Initiative für nachhaltige Finanzierung der Deutschen Börse, den Green Finance Hub des deutschen Rats für Nachhaltige Entwicklung und die hessische Initiative zur Etablierung von Frankfurt am Main als Green Finance Cluster in Zusammenarbeit mit der Branche weiter in den Vordergrund rücken wird.
UNTERSTÜTZUNG UND MASSNAHMEN DES ÖFFENTLICHEN SEKTORS
Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die deutsche Regierung 2015 ca. 8,3 Milliarden Euro für Klimafinanzierung mobilisiert, 900 Millionen davon für die Unterstützung des Privatsektors durch revolvierende Kreditrahmen an lokale (Entwicklungs-)Banken, Teilnahme an strukturierten Fonds und öffentlich-private Partnerschaften.
- Die öffentlich-private Zusammenarbeit mit inländischen Instituten in der Klimafinanzierung ist ein Feld mit Weiterentwicklungspotenzial.
- Die Deutsche Bank bewarb sich erfolgreich um eine Unterstützung durch den Green Climate Fund für ihr Projekt für nachhaltige Energie in Afrika.
- Die Allianz hat sich mit der Internationalen Finanz-Corporation (IFC) der Weltbank zusammengetan.
- Der vom deutschen Umweltministerium und der KfW initiierte Global Climate Partnership Fund gewann Investoren aus dem Privatsektor für seine Anleihen (Pensionsfonds ÄrzteVersorgung Westfalen-Lippe und die niederländische ASN Bank).
Im September 2016 erhielt das deutsche Finanzministerium einen Bericht über die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels auf den deutschen Finanzsektor. Fast gleichzeitig beauftragte das deutsche Umweltbundesamt (UBA) eine Studie zur Analyse und Bewertung des Risikos einer Kohlenstoffblase im deutschen Finanzsystem.
SCHWIERIGKEITEN UND HINDERNISSE
In Ermangelung einer relevanten Internalisierung der externen Klimawirkung (d. h. eines angemessenen CO2-Preises) werden die Märkte durch Investitionsmöglichkeiten vorangetrieben, die bereits wirtschaftlich realisierbar sind oder außerhalb des Emissionshandelssystems ausreichend Unterstützung finden.
Eine zunehmende Nachfrage nach grünen (Finanzierungs-)Lösungen würde die Anbieter dazu bringen, entsprechende Produkte zu entwickeln. Der öffentliche Sektor ist in der idealen Position, all seine Investitionen (z. B. aus öffentlichen Pensionsfonds) an die allgemeinen Klimaziele anzupassen, wie es in einigen Nachbarländern der Fall ist. Transparenz in Fragen von Klimarisiken und der Ausrichtung auf die Klimaziele wird es den Kunden ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Auf der Angebotsseite könnten weitere staatliche und unterstaatliche Emittenten grüne Anleihen ausgeben und somit dem Finanzsektor und anderen (Unternehmens-)Emittenten ihre Realisierbarkeit signalisieren.
Die Entwicklung von Methodologien und Modellen zur Beurteilung von Investitionen würde es den Finanzinstituten erlauben, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen, und ihnen Hilfe bei der Frage bieten, ob sie auf dem richtigen Weg zur Erreichung langfristiger Ziele (science-based targets) sind.
Aufgrund ihres einjährigen Risikohorizonts ist die Finanzregulierung primär kurzfristig ausgerichtet. Sie gibt wenig Anreize, die langfristigen Risiken zu betrachten, was Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, die „Tragedy of the horizon” nannte.
Maßnahmen zur Risikominderung durch den öffentlichen Sektor sind entscheidend für den Zufluss privater Klimafinanzierung in Schwellen- und Entwicklungsländer.
UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE G20
Die G20 hat durch ihre Green Finance Study Group eine nützliche Analyse der Struktur eines nachhaltigen Finanzsystems zur Verfügung gestellt. Auch wenn das G20-Abkommen nicht rechtlich bindend ist, war es wichtig, dass die Mitgliedstaaten die Wichtigkeit des Ausbaus grüner Investitionen erkannt haben und diesen unterstützen wollen. Dies umfasst die Förderung internationaler Zusammenarbeit zur Erleichterung grenzübergreifender Investitionen in grüne Anleihen und des Wissensaustauschs von Umwelt- und Finanzrisiken.
Die Empfehlungen der Taskforce on Climate-related Financial Disclosure (TCFD) des Rats für finanzielle Stabilität sind von entscheidender Bedeutung für den deutschen Finanzsektor. Investoren werden über eine wesentlich breitere Entscheidungsgrundlage verfügen, insbesondere in Bezug auf zukünftige Klimarisiken und -chancen. Es müssen nur noch die Normen und Methodologien dafür entwickelt werden. Erfahrungen aus Paragraph 173 des französischen Energiewendegesetzes könnten die Diskussion über die Umsetzung der TCFD-Empfehlungen prägen.
Deutschland spielt eine entscheidende Rolle darin, die Etablierung von grüner Finanzierung und Klimafinanzierung auf der Prioritätenliste der G20 immer wieder weit nach oben zu setzen.
FAZIT
Deutschland hat das Potenzial, sich intensiver um die richtigen Anreize für den Finanzsektor zu bemühen, damit dieser seine Rolle im Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft übernimmt. Eine glaubwürdige und stimmige Strategie ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Die Steigerung von öffentlicher Nachfrage nach grünen Lösungen ist ein relativ unkomplizierter erster Schritt, wie Maßnahmen der Bundesländer zeigen. Außerdem sollte das systematische Einbeziehen großer institutioneller Investoren eine Priorität des öffentlichen Sektors sein. Ergänzt durch eine Steigerung der Transparenz und die Klimarisikomanagementanforderungen würden Investoren insgesamt dazu angehalten, ihre Rolle im Rahmen ihrer Transformation ernster zu nehmen.
ÜBER DEN AUTOR
Karsten Löffler ist Co-Leiter des Frankfurt School–UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School of Finance & Management.