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„Die gut erzählte Geschichte ist das Zuhause der Reflexion.“

Arno Geiger erhält den KAS-Literaturpreis 2011

Mit einem feierlichen Festakt hat die Konrad-Adenauer-Stiftung in Weimar den Österreicher Arno Geiger als 19. Träger ihres Literaturpreises ausgezeichnet. Die Laudatorin Dr. Meike Feßmann würdigte Geiger für sein großes literarisches Einfühlungsvermögen, seine Dialogkunst und seine Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Existenz. Der Preisträger selbst kritisierte in seiner Dankrede die zunehmende gesellschaftliche Undurchlässigkeit und forderte das Abbauen von gesellschaftlichen Grenzen.

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Rund 400 Gäste wohnten im Musikgymnasium Weimar der Preisvergabe bei, in deren Mittelpunkt Geigers Reflexion über Grenzen stand. Sein Aufwachsen an der Grenze zwischen der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein mache ihn zu einem „Spezialisten für das Grenzgehen“, sagte der Autor, und weiter: „Grenzen sind eine Grundbedingung des Alltags. Der Mensch ist von Natur aus eingeschränkt, die harten Grenzen seines Körpers spürt er nicht erst im Alter.“ Wer seine Unvollkommenheit nicht annehme, vergrößere sie, so Geiger.

Dem gegenüber stellte er Grenzen im geographischen und gesellschaftlichen Sinn, die in den vergangenen Jahrzehnten großen Veränderungen unterzogen waren: „Früher sagte die Grenze nein, heute sagt sie ja.“ Man werde im Inneren Europas nicht mehr Halt machen können oder wollen. Im gesellschaftlichen Bereich allerdings sieht Geiger eine „stille Konjunktur“ für „Wörter wie versperrt und verwehrt, ausgeschlossen und abgeschottet“. Statt dessen aber müsse Zugang geschaffen werden, um Standesschranken abzubauen und die Mobilität innerhalb der Gesellschaft zu erhöhen.

Diese Gedanken verband der Preisträger mit unterhaltsamen Anekdoten aus seiner Jugend im Grenzgebiet und umriss damit gleichsam das Markenzeichen seiner Literatur: „Schlagbaum, Schlaglicht, Schlaghose, Schlag auf Schlag. Dieser Schlag Menschen, dem ich entstamme und dem ich Respekt zolle. Schlagabtausch, Schlag ins Wasser, Schlag auf den Kopf. Schlag dein Notizbuch auf! Erzähl! Die gut erzählte Geschichte ist das Zuhause der Reflexion.“

Die Laudatorin Dr. Meike Feßmann wies in ihrer Rede auf weitere Stärken in Geigers Werk hin. Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor seiner Generation könne die „Balanceakte zwischenmenschlicher Äquilibristik“ so in Szene setzen wie Geiger: „Er kennt seine Figuren ganz genau und führt sie dem Leser plastisch vor Augen, und doch lässt er ihnen genügend Spielraum. Die erlebte Rede ist nicht nur ein Handwerkszeug, sie ist eine Methode, die Welt zu erschließen.“

Seine enorme Wirkung, das sehe man besonders an seinem aktuellen Buch „Der alte König in seinem Exil“, hänge damit zusammen, dass er nicht berichtet, sondern erzählt. „Es ist die Geste des Begleitens und Bergens, die uns anrührt“, so Feßmann über das Buch Geigers, das bisher die meisten Käufer gefunden hat.

Zuvor hatte der Stiftungsvorsitzende Dr. Hans-Gert Pöttering in seiner Begrüßung die Besonderheit des KAS-Literaturpreises hervorgehoben: „Die Stiftung zeichnet damit Autoren aus, die der Freiheit das Wort geben.“ Besonders fasziniert zeigte er sich von Geigers Auseinandersetzung mit dem Heimat-Begriff. „Heimat, das sind soziale Beziehungen und die Neugier für das, was mit uns passiert“, zitierte er den Schriftsteller aus einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Christine Lieberknecht, die Ministerpräsidentin Thüringens, regte in ihrem Grußwort die Aufnahme von Geigers Büchern in den Schulkanon an. „Sie haben mit ihrem Werk Menschen Mut gemacht, Sie zeigen, dass Charakter stärker ist als Intelligenz, und Verstehen wichtiger als Wissen“, sagte sie an den Preisträger gewandt. Geigers Geschichten setzten geistig in Bewegung förderten die Auseinandersetzung mit uns selbst, so die Ministerpräsidentin weiter.

Der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ist vom KAS-Ehrenvorsitzenden Prof. Bernhard Vogel ins Leben gerufen worden und wird seit 1992 verliehen. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Birgit Lermen hatte den diesjährigen Preisträger insbesondere für den Familienroman „Es geht uns gut“ (2005), für den Prosaband „Anna nicht vergessen“ (2007), für den Eheroman „Alles über Sally“ (2010) und für seinen autobiographischen Bestseller „Der alte König in seinem Exil“ (2011) zur Auszeichnung vorgeschlagen. „Arno Geiger schreibt aus einer Ethik der familialen und sozialen Verantwortung heraus, die sich gerade in einer alternden Gesellschaft zu bewähren hat“, heißt es in der Preisurkunde. Zu den früheren Preisträgern des KAS-Literaturpreises gehören Sarah Kirsch, Hilde Domin, Herta Müller, Daniel Kehlmann und Uwe Tellkamp.

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Лица за контакт

Prof. Dr. Michael Braun

Prof. Dr

Referent Literatur

michael.braun@kas.de +49 30 26996-2544

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