Vor 250 Schülerinnen und Schülern eröffnete die Schulleiterin des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums Anke Junge-Ehmke die Veranstaltung. Danach begrüßte Christian Schleicher (Konrad-Adenauer-Stiftung) die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums. Er stellte Professor von Steinau-Steinrück als Vorsitzenden der Stiftung 20. Juli 1944 e.V. vor und betonte gleichzeitig die Relevanz von Erinnerung und Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Professor von Steinau-Steinrücks Familiengeschichte prägt eine wechselvolle Beziehung zum Nationalsozialismus: Sein Großvater Fritz-Dietlof von der Schulenburg wuchs in einer deutschnationalen Familie auf. Er war zunächst überzeugter Nationalsozialist und trat der NSDAP bei. Die Gräuel des NS-Regimes veranlassten ihn dazu seine Position deutlich zu hinterfragen. Er schloss sich dem Widerstand an und versuchte gemeinsam mit den Widerständlern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg Adolf Hitler in der Wolfsschanze zu töten. Der Anschlag am 20. Juli 1944 schlug tragischerweise fehl und Fritz-Dietlof von der Schulenburg wurde in Berlin-Plötzensee ermordet.
Der Vortrag warf nicht nur auf die Widerständler in seiner Familie Licht, sondern skizzierte weitere mutige Widerstandsaktionen, die allesamt knapp gescheitert sind – wie der Anschlag Georg Elsers auf Adolf Hitler. Schon 1938 wollte der gelernte Bau- und Möbelschreiner Georg Elser den Ausbruch des sicher erwarteten Weltkrieges verhindern und Adolf Hitler töten. Der Sprengsatz detonierte lediglich 13 Minuten zu spät. Hitler überlebte und der Zweite Weltkrieg brach aus. Es wird deutlich, dass jede gelungene Aktion im Widerstand immenses Leid verhindert hätte. Oft wurden Wendepunkte der Geschichte nur um Minuten verfehlt. Den unglücklichen Ausgang bezahlten die mutigen Frauen und Männer häufig mit ihrem Leben.
Diese tragischen Rahmenbedingungen machten Widerstand gefährlich und die Frage „Was kann ich tun?“ konnte zur Schicksalsfrage werden. Jeder einzelne musste sich entscheiden, wie er sich zum nationalsozialistischen Regime verhielt.
„Widerstand kommt immer zu spät“. Wird Widerstand zur Notwendigkeit, ist die Gesellschaft bereits aus den Fugen geraten. Mit diesem Zitat von Klaus von Dohnanyi ordnete der Referent die Aktionen des Widerstandes zur Zeit der totalitären NS-Diktatur ein.
In unserer heutigen Gesellschaft ist militanter Widerstand glücklicherweise keine Notwendigkeit. Demokratischer Protest ist legitim. Aber auch heute müsse jeder etwas tun, um Extremismus und Unrecht entgegen zu treten: Meinungs- und Pressefreiheit sind keine Selbstverständlichkeit, sondern wertvolle Errungenschaften unserer demokratischen Gesellschaft.
Auch Angela Merkel betonte 2014 wie wichtig es sei, dass gerade junge Menschen Lehren aus der Geschichte ziehen, um extremistisches Gedankengut zu entlarven und diesem entgegentreten zu können. Für Professor von Steinau-Steinrück ist es deshalb Herzensangelegenheit den Dialog mit jungen Menschen zu suchen. Die Schülergruppe am Bertha-von-Suttner-Gymnasium beteiligte sich rege an der Diskussion und konnte durch ihre informierten Nachfragen wertvolle inhaltliche Akzente setzen.
Im Anschluss an das eindrückliche Gespräch bekamen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit die Wanderausstellung „Was konnten sie tun?“ zu besuchen. Professor von Steinau-Steinbrück war weiterhin gefragter Gesprächspartner und konnte Fragen zur Ausstellung beantworten. Die Wanderausstellung klärt über Art und Weise des Widerstandes auf und zeigt wie vielfältig dieser war: Formen des Widerstandes reichten vom Verteilen von Flugblättern über Wehrdienstverweigerung bis zum Anschlag auf den Kopf des Nationalsozialismus Adolf Hitler.
Insgesamt machte die Veranstaltung ganz deutlich, wie ausgeprägt der Bezug zwischen Geschichte und Gegenwart ist. In der historischen Rückschau zeigen sich gleichsam Relevanz und Fragilität unserer freiheitlichen Ordnung: Sie muss von überzeugten Demokratinnen und Demokraten gemeinsam gestaltet werden. Der Vormittag am Bertha-von-Suttner-Gymnasium stimmte durch die engagierte und geschichtsbewusste Schülergruppe optimistisch, dass dieser Anspruch fortgeführt wird.
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