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Veranstaltet wurde die Diskussion in Zusammenarbeit mit dem Verein von Mitgliedern der ehemaligen Volkskammerfraktion CDU/DA e.V. Dessen Vorsitzende Dr. Sabine Bergmann-Pohl nannte es zur Eröffnung des Abends bedenklich, dass die Unkenntnis über das DDR-Unrecht vor allem bei jungen Deutschen immer größere Ausmaße annehme. Mit einem Vortrag über die Biermann-Ausbürgerung und ihre Folgen legte dann Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann von der Technischen Universität Berlin die Grundlage für den weiteren Diskussionsverlauf.
„In einem System des Stillstands war die Ausbürgerung von Wolf Biermann ein kleines Ereignis, das eine große Wirkung hervorrief.“ So beschrieb Zimmermann die Bedeutung des 16. November 1976. Zuvor habe die SED zur Durchsetzung ihrer Interessen die Kreativität der Gesellschaft immer weiter beseitigt. Wie ein Parasit habe die Partei von der Produktivität der Gesellschaft gelebt. Die anfängliche große Begeisterung vieler Intellektueller für die DDR erklärte der Literatur-Professor in diesem Zusammenhang mit der These, dass Intellektuelle auf der Suche nach Orientierung empfänglicher für Ideologien sind. Der Ausbürgerungsvorgang bei Biermann war dann aber ein Novum. Andere kritische DDR-Intellektuelle wie Peter Huchel waren in den frühen Jahren der DDR noch unter Hausarrest gestellt worden. Biermann war für die SED allerdings eine besondere Bedrohung, so Zimmermann: „Die Kritik eines bekennenden Sozialisten war für die Partei schlimmer als die Kritik des Klassenfeindes.“
Nach der Ausbürgerung Biermanns kam es zu einem bis dahin unerreicht intensiven Künstlerprotest. Innerhalb von 5 Tagen nach der Ausbürgerung unterschrieben über 100 DDR-Künstler eine Protestnote, die 13 namhafte DDR-Schriftsteller am 17. November verfasst hatten. Darin baten sie die Partei, den Vorgang um Biermanns Ausbürgerung noch einmal zu überdenken. Als sich an der Position der SED nichts änderte, reisten viele der Unterzeichnenden aus oder erhalten großzügige Auslandsvisa. Intellektuelle wie die Dichterin Sarah Kirsch, der Romanautor Jurek Becker oder des Schauspieler Manfred Krug gingen der DDR dadurch verloren. Andere wie Christa Wolf blieben, zogen sich aber aus der Gesellschaft zurück.
Auf dem Diskussionsforum erinnerte sich dann die Bürgerrechtlerin und Journalistin Doris Liebermann an die Folgen der Protestaktion an der Universität Jena. Dort landete sie zusammen mit anderen kritischen Studenten in Untersuchungshaft und musste die Universität verlassen. Später wurde sie zusammen mit den Anführern des Protests ausgewiesen. In anderen Gegenden der DDR war Biermann durch die Ausweisung überhaupt erst bekannt geworden, wie Rainer Eberhard Krziskewitz vom Verein von Mitgliedern der ehemaligen Volkskammerfraktion CDU/DA berichtete. Der Bürgerrechtler Dr. Erhart Neubert umriss die weiteren wichtigen Eckdaten des Jahres 1976: Honecker sei auf dem Höhepunkt seiner Macht gewesen, aber die Selbstverbrennung des Theologen Oskar Brüsewitz und die Biermann-Ausbürgerung hätten allen Regime-Kritikern deutlich gezeigt, dass man etwas tun kann und auch tun muss.
Der Schriftsteller Uwe Saeger antwortete auf die Frage, ob Biermanns Ausbürgerung das Anfang vom Ende der DDR gewesen sei: „Ein Land, das seine Dichter nicht erträgt, ist am Ende.“ Neubert wies darauf hin, dass die ersten großen Oppositionsbewegungen bald nach der Ausbürgerung entstanden. Für die weitere Aufarbeitung der Geschehnisse empfahl Doris Liebermann, die Einzelschicksale der vielen Protestler zu untersuchen, die nach der Biermann-Ausbürgerung verhaftet wurden.
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