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Einhellig wurde ein positives Bild der Bildungszusammenarbeit gezeichnet. Das hohe Niveau der Ausbildung im Iran, die große Motivation der iranischen Studenten und Promovenden, die nach Deutschland kommen und das enorme Interesse iranischer Universitäten an gemeinsamen Forschungsprojekten mit deutschen Instituten bilden sehr günstige Rahmenbedingungen und haben dazu beigetragen, dass selbst in politische sehr schwierigen Zeiten wissenschaftliche Verbindungen gepflegt wurden, die heute sehr dynamisch weiter entwickelt werden können.
Beispielhaft stellte Dennis Schroeder, der seit zwei Jahren das DAAD-Informationsbüro in Teheran leitet, die Aufbruchsstimmung im iranisch-deutschen Wissenschaftsdialog vor. Auch wenn der Iran derzeit nicht an die Hochphase der Bildungsbeziehungen anknüpfen kann – in den 60er Jahren war er zeitweise noch vor den USA das Entsendeland Nummer 1 für den DAAD (Deutschen Akademischen Austauschdienst) – stellt der DAAD im Iran die weltweit drittgrößte Deutsch-Abteilung. Schroeder äußerte die Hoffnung, dass der Austausch durch das politische Tauwetter weiter zunimmt. Für den zunehmenden Wirtschaftsdialog habe der kontinuierliche Wissenschaftsdialog jedenfalls sehr gut den Boden bereitet. Dies bestätigte auch Houman Liaghati von der Shahid Beheshti Universität in Teheran, der sich mit wichtigen Umweltfragen in seinen Kooperationsprojekten befasst.
Dabei funktioniert der Austausch beidseitig erfolgreich. So sind im Jahr 2014 über 600 iranische DAAD-Stipendiaten gefördert worden, zugleich aber auch über 600 deutsche Stipendiaten in den Iran gegangen. Seit der DAAD im Jahr 1960 den ersten Austausch gefördert hat, ist zudem ein riesiges Alumni-Netzwerk entstanden.
Sehr konkrete Erfolgsgeschichten und teilweise überraschende Erkenntnisse schilderte der Wissenschaftler Eshagh Rahnemah von der Uni Paderborn. Die Zusammenarbeit mit der schiitischen Kaderschmiede in Ghom stellte er am Beispiel eines multireligiösen Dialogprojektes vor. Kontroverse religiöse Anschauungen zwischen evangelischen und katholischen Christen sowie schiitischen und sunnitischen Muslimen wurden in diesem Projekt, das trilateral auch mit der libanesischen St. Josephs Universität (Beirut) durchgeführt wurde, zur Sprache gebracht. Themen wie das Gottes- und Menschenbild im Christentum und im Islam wurden bearbeitet, wobei sehr unterschiedliche Sichtweisen aufeinander trafen. Die direkte Begegnung führte aber gerade bei den konservativeren Teilnehmern zu einer offeneren Haltung. Er unterstrich die Bedeutung des kulturellen Begleitprogramms des wissenschaftlichen Trialogs auf die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Teilnehmer. Besonders beeindruckte die Teilnehmer beispielsweise der Besuch des Jüdischen Museums in Berlin und die damit verbundene Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Gerade diese deutsche historische Verantwortung ist in vielen Austausch- und Stipendienprogrammen von großer Bedeutung. Darauf wies Berthold Gees von der Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung hin, die seit 1970 in der Ausländerförderung 86 Iraner gefördert hat. Die Erfahrungen mit den iranischen Stipendiaten seien außerordentlich gut, die Studenten und Promovenden seien sehr lern- und anpassungsfähig. Gees sieht künftig bei sich weiter verbessernden Rahmenbedingungen noch ein großes Potential für eine intensivere Förderung von Iranern.
Als ehemaliger Stipendiat der KAS schilderte Raed Faridzadeh seine positiven Erfahrungen. Heute lehrt er an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Shahid Beheshti Universität in Teheran, der größten geisteswissenschaftlichen Fakultät im Iran, nachdem er an der FU Berlin promoviert hatte. Die wissenschaftliche Ausbildung hat ihm hervorragende Voraussetzungen für eine Hochschullaufbahn im Iran geschaffen. Diese Erfahrungen wurden von weiteren Teilnehmern des Hafis-Dialogs unterstrichen.
Eine Voraussetzung für das gute Miteinander beschrieb Fatima Chahin-Dörflinger vom Verband deutscher Lehrer im Ausland, die viele Jahre an der deutschen Botschaftsschule in Teheran unterrichtet hatte: die offene Haltung der Iraner zur deutschen Kultur und der Deutschen zur iranischen Kultur.
Ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Beziehungen findet auch auf Think-Tank-Ebene. Adnan Tabatabai von CARPO in Bonn, der ausführlich die politischen Rahmenbedingungen im Kontext der Wissenschaftskooperation analysierte und und Azadeh Zamirirad von der Stiftung Wissenschaft und Politik stellten exemplarisch diese politisch besonders herausfordernde Arbeit vor. Eine wichtige Erkenntnis: Kommunikationskanäle offen zu halten – gerade auch in schwierigen Zeiten – setzt nicht nur Landeskenntnisse, sondern auch viel diplomatisches Geschick und eine vertrauensvolle, intensive Vernetzung auf persönlicher Ebene voraus.
So wichtig die persönliche Ebene ist, potentiell problematisch ist sie allerdings auch, wenn die Projektarbeit an einzelne Personen gebunden ist. Dann kann ein personeller Wechsel möglicherweise einen tiefgreifenden negativen Einfluss auf die Projektzusammenarbeit – bis hin zum Projektende - haben. Dies stellte Behrooz Abdolvand dar, der als DGAP-Fellow energiepolitische Fragen bearbeitet. Umgekehrt ist diese persönliche Verbundenheit aber auch ein wichtiger Faktor, um die wissenschaftlichen Beziehungen erfolgreich zu gestalten, da diese ja letztlich immer auch zwischenmenschliche Beziehungen sind. Auch der Zürcher Philosoph Farsin Banki, der über mehrere Jahrzehnte an verschiedenen iranischen wissenschaftlichen Einrichtungen gearbeitet hatte, und ein großes persönliches Netzwerk zwischen Iran und Europa aufgebaut hat, bestätigte diese positive Rolle des persönlichen Engagements auch im internationalen Wissenschaftsdialog.
In der Wissenschaft kommt es ohnehin eher selten auf schnelle, sondern oft auf sehr langwierige Prozesse an. Über zwei Jahrzehnte etwa widmet sich Silvia Tellenbach bereits dem fachlichen Austausch mit dem Iran beim Max-Planck-Institut für Strafrecht. Gerade in dem sehr sensiblen rechtswissenschaftlichen Bereich, der oft auch aktuelle menschenrechtliche Relevanz besitzt, profitieren der Dialog und die Kooperation von einer nachhaltigen Förderpraxis, die umso gedeihlicher funktioniert, je zuverlässiger die Ansprechpartner den Projektverlauf über viele Jahre begleiten.
In seinem sechsten Jahr hat der Hafis-Dialog in Weimar sich damit einem Thema gewidmet, das eine wichtige Säule der bilateralen Beziehungen darstellt und erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten und Synergien bietet. Auch Fatemeh Rahmati, von der Goethe-Universität in Frankfurt, die den Hafis-Dialog seit dem Beginn im Jahre 2010 moderiert, war von der intensiven Diskussion und der Netzwerkfunktion des Hafis-Dialogs, der erstmals auch als Workshop organisiert worden war, positiv beeindruckt.
Der Ende des Jahres erscheinende Iran-Reader 2015 wird einige Paper enthalten, die von den Referenten für den Hafis-Dialog erarbeitet wurden. Einige Texte sind auch auf der Veranstaltungsseite zu lesen.
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