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Zu Beginn der Veranstaltung stellte Sarah Bunk den Unterschied zwischen dem Islam als Religion und dem Islamismus als radikaler Auslegung des Islams mit politischem Gestaltungsanspruch dar. Innerhalb des Islamismus, eines kleinen Teils des Islams, machen die Salafisten eine radikal-konservative Randgruppe aus, die ihr Leben ausschließlich nach den Lehren des Propheten Mohammed und der ersten drei ihm folgenden Generationen seiner Anhänger ausrichtet. Aktuell wird von etwa 10.000 Salafisten in Deutschland gesprochen – 2011 waren es noch 3800, was den Salafismus zur am schnellsten wachsenden islamistischen Bewegung in Deutschland macht. Bremen gilt dabei als Hochburg des Salafismus.
Mit 17 Jahren kam Dominic Schmitz das erste Mal mit dem Islam in Kontakt. Die „beeindruckende Ruhe“ und Gefasstheit, die ein Freund, Mitglied einer salafistischen Moscheegemeinde, ausstrahlte, begeisterte ihn nach anfänglicher Skepsis ebenso wie „die gesamte Zeremonie“ und die „Art des brüderlichen Teilens“ innerhalb der Gemeinde. Deren Mitglieder hießen ihn schnell willkommen und drängten ihn „endlich den Schritt zu wagen“ und zum Islam zu konvertieren. Der Jugendliche fühlte sich dort ernstgenommen und erlebte eine vorher unbekannte Nähe zu Gott. Die klare Aufteilung in „richtig“ und „falsch“ bot ihm die Orientierung und Antworten, die er sich wünschte – eigene Gedanken und Urteile waren unerwünscht. Einen Grund für diese Faszination sieht Schmitz unter anderem in seiner Verunsicherung durch die Trennung der Eltern und seinem Bedürfnis nach Wertschätzung.
Die größte Verlockung des Salafismus für mit ihren Möglichkeiten überforderte Jugendliche sieht Schmitz in der „modernen Rebellion“ einer Hinwendung zum radikal-konservativen Islam. Sie könnten so ihrer Unsicherheit Ausdruck verliehen und ihre sie verunsichernde Freiheit selbst beschränken. So verschob sich auch Schmitz‘ Wertebild nach seiner Hinwendung zum Islam grundlegend, „was vorher wichtig war, begann plötzlich, unwichtig zu werden.“ Schmitz richtete sein Leben ganz nach der Gemeinde aus, sagte sich von seinen früheren Hobbys und Freunden los, hatte kaum Kontakt zu seiner Familie, die selbst mit der Situation überfordert war.
Die Lossagung vom Salafismus begann mit verschiedenen „Schlüsselmomenten“, die erste Zweifel an seinem schwarz-weiß-Weltbild aufkommen ließen. Neben Schmitz‘ nach salafistischen Maßstäben verbotener Freundschaft zu einem nicht-muslimischen, „ungläubigen“ Freund, die er hätte aufgeben müssen, war dies auch ein Gespräch mit einem Bewerbungstrainer, der ihn anhielt „die Brücke zu sein“ zwischen Muslimen und Andersgläubigen, statt sich von anderen zu distanzieren. Anhand dieser Beispiele betonte Schmitz auch, dass Deradikalisierung auf einer emotionalen Basis und der Bereitschaft zum Verständnis beruhen müsse: „Ein Mensch, der stark ist, braucht keine Ideologie, die sagt: ‚Du bist wertvoll.‘“ Deshalb sei es vor allem innerhalb von Familien wichtig, Jugendlichen Halt, Unterstützung und Anerkennung zukommen zu lassen, auch, um den Zugang zu ihnen zu wahren. Eine allgemeine Lösung gebe es dabei jedoch nicht; stattdessen sei es wichtig, jeden Fall einzeln zu beurteilen und die Jugendlichen entsprechend zu begleiten. Durch Besuche an Schulen, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen setzt Schmitz sich heute für eine offene, tolerante Auslebung der Religion ein.
Abschließend bedankte sich Sarah Bunk bei Dominic Schmitz und den Gästen und betonte noch einmal die Wichtigkeit eines differenzierten Umgangs mit der Thematik und der Offenheit für die Sorgen Jugendlicher.
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Politisches Bildungsforum Bremen
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