Im komfortablen Reisebus, bewährtes Transportmittel einer Fahrt durch Raum und Zeit, ließen sich dabei von oben (privilegierte Perspektive im Vergleich zu Auto, Fahrrad oder Beinen) die Kanäle und Wasserlinien betrachten. Deiche und Polder, mühsam dem Meer abgerungen, wurden stets auch als Wehranlagen ausgebaut und mittels Flutung zur Verteidigung eingesetzt. Der kundige Reiseleiter Jörg Talanow erklärte an diversen Windmühlen deren unterschiedliche Technik beim Be- und Entwässern. Die Landschaft aus Eindeichung und Wehranlagen zeigte sich eindrücklich beim Besuch der Wasserburg Loevestein (ein Highlight für jede Fotosammlung!), neben der Waal und Maas zusammenfließen und große Schiffe auf Augenhöhe vorbeifahren.
Mit Leiden, dem Geburts- und Lebensort von Rembrandt, begann der Ausflug in die Kunst. Der einzigartigen Produktivität niederländischer Maler ist der Freundeskreis in nahezu allen europäischen Kunstmuseen zwar schon begegnet. Aber im Mauritshuis in Den Haag (klein, aber fein) sah er endlich an historischem Ort einige der schönsten Perlen der Kunstgeschichte, wie zum Beispiel Jan Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring und seine Ansicht von Delft.
Mit einer völlig anderen Präsentation von Kunst überrascht das Schaulager des Museums Boijmans van Beuningen in Rotterdam. Die Niederländer nennen es „de pot“ und tatsächlich: man geht auf eine riesige gläserne „Salatschüssel“ zu, aus der oben wie Salatblätter die Bäume der Dachterrasse ragen, in der sich die Skyline der Stadt und wir selbst spiegeln, wir werden immer größer und steigen förmlich in sie hinein. Der Architekt Winy Maas setzt mit diesem spektakulären Gebäude und der ebenso überraschenden Markthalle für uns bisher ungesehene architektonische Akzente. Die Wunden der Totalzerstörung Rotterdams (für eine Reisegruppe von Deutschen anhaltend beschämend) wandelt er in einen „Skulpturengarten“ von Wohnen/Leben/Stadt/Natur.
Auch die politische Relevanz der Region war omnipräsent und lieferte reichlich Gesprächsstoff für die stets politikinteressierten Förderer des Freundeskreises: In Brüssel erwartete sie im Eastmen-Gebäude das Haus der Europäischen Geschichte und im Europabüro der KAS ein politisches Gespräch mit MdEP Tom Vandenkendelaere, bei dem über Green Deal und Wettbewerbsfähigkeit, Migration, Ukraine-Krieg und die Erweiterung der EU gesprochen wurde.
Ausführlich besichtigte die Gruppe den 1913 erbauten sog. Friedenspalast in Den Haag, Sitz des Internationalen Gerichtshofs, des Ständigen Schiedshofes und der Haager Akademie für Völkerrecht. Gebäude und Einrichtung zeugen von der Entschlossenheit der Friedensbewegungen Ende des 19. Jahrhunderts. Da die Reise am 7. Oktober endete, am Tag eines erneuten Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel, traf den Freundeskreis hier mit aktueller Wucht die Relevanz, aber auch die Vergeblichkeit einer Hoffnung auf Weltfrieden.
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