Unsere Freundschaft mit Zofia Posmysz begann im Jahr 2011 anlässlich der Veröffentlichung der Erzählung „Christus von Auschwitz“, ihrer sehr persönlichen Erinnerung an das Leben im Konzentrationslager. Diese Geschichte wurde später zur Grundlage einer Bildungsmappe für junge Menschen über die Bewahrung der Menschlichkeit in Extremsituationen; der Titel lautet: „Argument Biografie. Menschliche Werte in einer unmenschlichen Welt“ und sie entstand im Rahmen eines gemeinsamen Projekts der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte („IJBS“) in Auschwitz.
Zofia Posmysz war es wichtig, an Workshops, die mit Projekten dieser Art verbunden waren, so oft es ging persönlich teilzunehmen. Sie war sehr offen und neugierig auf die Konfrontation der heutigen Jugendlichen mit den Lagererfahrungen, die sie an eigener Haut erfahren hatte und von denen sie bis zuletzt auf bewundernswerte Art und Weise Zeugnis ablegte. Unermüdlich und voller Einfühlsamkeit berichtete und erzählte sie Jugendlichen aus Polen, Deutschland und anderen Ländern, wie es wirklich war im Lager: vom Alltag, vom Hunger, von den Krankheiten, der anstrengenden und erschöpfenden Arbeit, aber auch von den Beziehungen zwischen den Menschen, der Demütigung und der Entmenschlichung an diesem dunklen Ort.
Später legte Zofia Posmysz der Stiftung die Herausgabe des Buchs eines jungen deutschen Autoren, Dirk Brauns, ans Herz. Es hieß: „Café Auschwitz“, und sie selbst verfasste zu diesem Werk das Vorwort. Dies lag vor allem daran, dass hier die Geschichte des Lagers sowie die Schilderung eines Lebens mit der damit auf ewig verknüpften Last der Erfahrung auf eine Art und Weise erzählt wird, die Frau Posmysz nahe war: nicht denkmalhaft, sondern menschlich. Gemeinsam waren wir stolz darauf, dieses Buch zuerst auf Polnisch veröffentlicht zu haben, noch bevor deutsche Verlage auf diesen Schatz aufmerksam wurden.
Wir hatten das große Glück, Frau Posmysz auf ihren zahlreichen Reisen in Polen und nach Deutschland begleiten zu dürfen. Ob Lesungen aus ihren Büchern, Diskussionen, ihr gewidmete Ausstellungen oder auch die Opernpremieren von „Die Passagierin“; stets aufs Neue waren dies großartige Erfahrungen und einzigartige Möglichkeiten, von Ihr etwas über Menschlichkeit, Vergebung und Versöhnung zu lernen. Um diese wertvollen Momente, die persönlichen Erinnerungen von Frau Posmysz und die unzähligen Begegnungen mit ihr festzuhalten, haben wir den Dokumentarfilm „Die Schreiberin von Auschwitz“ unter der Regie von Grzegorz Gajewski mitproduziert.
Unser letztes gemeinsames Projekt schließlich war ein Film über ihre Freundschaft mit Marta Sawicka, einer Mitgefangenen aus dem Lager. Er trägt den Titel: „Wie schade, dass wir so weit auseinander sind…“, und er wurde von der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz und der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen für und mit Zofia Posmysz ins Werk gesetzt. Auch darin kommt auf einprägsame Weise sie selbst im Kreise ihre besten und engsten Freunde und Erben zu Wort – über die Sache, die ihr stets am wichtigsten war: die Erinnerung an Auschwitz.
Immer wieder über die vergangenen Jahre hinweg haben wir uns seitens der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen gemeinsam mit unseren Freunden bei der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz bemüht, Zofia Posmysz bei der Erfüllung ihrer Mission zu unterstützen und zu begleiten: Diese war es, die Geschichte von Menschen im Konzentrationslager Auschwitz weiterzugeben. Für diesen Auftrag, wie Frau Posmysz es als Zeitzeugin für sich empfand, kehrte sie zu den düstersten und grausamsten Erinnerungen zurück, wenngleich sie ein äußerst sensibler, warmer und fröhlicher Mensch war. Sie wurde jedoch von der Pflicht getrieben, für das Opfer ihrer Mitgefangenen Zeugnis ablegen zu müssen: für Tadeusz Paolone-Lisowski, für Marta Sawicka, für Zofia Jachimczak ("Ptaszka"), für Dr. Janusz Mąkowski und für so viele andere mehr.
Es ist unmöglich, die Leere zu füllen, die nach dem Tod einer solch reichen und mutigen Persönlichkeit bleiben wird. Doch wir werden immer an ihre Stimme, ihren Glauben an die Menschlichkeit eines jeden Menschen erinnern.