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18.03.2009 "Mon Allemagne" in der Reihe DEUTSCHLANDBILDER: Deutschland aus europäischer Sicht

Einen Rückblick auf unsere Veranstaltung "Mon Allemagne" mit Philippe Cerf, Generalkonsul der französischen Republik im Saarland, am 18.03.2009 in der Reihe "Deutschlandbilder: Deutschland aus europäischer Sicht" finden Sie hier...

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Die Leiterin des Bildungswerks Saarbrücken Frau Helga Bossung-Wagner eröffnete den Abend und begrüßte neben Frau Dr. Susanna Schlein, der Konsulin der italienischen Republik, den Schirmherr der Veranstaltung Herrn Karl Rauber, den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei des Saarlandes.

Minister Rauber betonte in seinem Grußwort, dass das Saarland auch nach 52 Jahren besonderer Teil der deutsch-französischen Beziehungen sei. Frankreich sei für das Saarland der größte Exportmarkt. Neben der Arbeitsmarktverflechtung fände auch, speziell nach Einführung des Euro, in den Bereichen Kultur, Freizeit und Tourismus ein ständig länderübergreifender Austausch statt.

Auch durch die gemeinsam genutzten Einkaufsmöglichkeiten seien gerade in Lothringen und im Saarland die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich beispielhaft für Europa.

„Ich stimme Minister Rauber zu“ so begann Philippe Cerf, der Generalkonsul der Französischen Republik im Saarland seinen etwa 40 minütigen Vortrag . „Dennoch ist die heutige Aufgabe für einen Diplomaten ebenso ungewöhnlich wie schwierig.“

Im Rahmen der KAS Reihe „Deutschlandbilder“ hatte auch Philippe Cerf Bilder bekommen, die „typisch Deutsches“ zeigen und Diplomaten – als professionelle Beobachter der Befindlichkeiten des Gastlandes – anregen sollen, ihr ganz persönliches Deutschlandbild zu entwickeln.

Deutschland sei für ihn in erster Linie ein großes Land, ein wichtiger Partner Frankreichs, sowie wesentlicher Teil und Bauherr der europäischen Union. Die Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich sei von Menschen gemacht mit allen möglichen menschlichen Elementen. Schon Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, ebenso wie Valéry Giscard d’Estaing und Helmut Schmidt habe eine gute Partnerschaft verbunden, obwohl sie unterschiedlichen Parteien angehörten.

„Bei der europäischen Union geht es nicht darum, Länder zu einigen, sondern Menschen zu verbinden.“ Trotz unterschiedlicher Ansichten, wie z. B. bei der Klimapolitik (in Frankreich durch Kernenergie - in Deutschland durch Kohle geprägt) gäbe es eine gemeinsame europäische Politik.

„Aber“ so der Generalkonsul „wenn die deutsch-französische Partnerschaft nicht funktioniert, stirbt die EU“.

Ein ganz wichtiger Punkt, in seiner Deutschlandsicht sei vor allem die Identität des Landes. Deshalb läge auch seiner Auswahl der Fotos zugrunde, dass sie die Identität Deutschlands beschreiben.

„Die Berliner Mauer war ein Zeichen der Tragödie, jetzt ist der Mauerfall Teil der Identität“. Deutschland habe sich selbst vor 20 Jahren wieder gefunden. Dieses Gefühl, dass irgendwo anders normal ist, sei für Deutschland ein neues Gefühl, ein Gefühl der Verantwortung. Aus „wir sind das Volk“ zu DDR Zeiten sei „wir sind ein Volk“ geworden. In Berlin stolpere man mehr als in jeder anderen Stadt an jeder Straßenecke über Geschichte.

Die Identität Deutschlands sei aber auch sehr lange, „vielleicht zu lange“ die Währung gewesen. Für die Deutschen sei es lange Zeit nicht machbar gewesen, stolz auf Land und Vorfahren zu sein, deshalb sei man einfach stolz auf die Währung gewesen.

Die Fussball WM – für Cerf eines der wichtigsten Fotos – habe erstmals wieder deutsche Fahnen zugelassen, die positiv besetzt waren.

Es gäbe aber auch ganz andere Teile deutscher Identitäten, z.B. die Freude einer Gruppe anzugehören. „Es gibt in Deutschland eine große Lust am Zusammensein“ so beschreibt Cerf das Bild eines Schützenvereins.

Ebenso sei der Karneval (Bild „Kölle alaaf“) typisch deutsch.

Bei diesen beiden Fotos ginge es zwar, wie auch bei einigen anderen, um Mythen, aber auch Mythen seien Bestandteil einer Identität. Allerdings dürfe man Mythen und deren Funktion nicht vermischen. Dies gelänge, wenn man die Distanz zur Gesellschaft beibehalte. Der Gartenzwerg (ein weiteres Foto) sei zum Beispiel ein Zeichen von Humor und Distanz zur Gesellschaft und...typisch deutsch.

Ganz wichtiger Aspekt seiner Deutschlandsicht, so Cerf, sei aber auch Deutschland als großes Industrieland und als Immigrantenland. Deutschland sei, was Minderheiten beträfe sehr offen und „sogar viel offener, als die Deutschen selbst denken.“

Alleine die Tatsache, dass es viele deutsche Politiker mit Immigranten Hintergrund gäbe, verdeutliche dies in einem besonderen Maße. Das Konzept der Gleichheit gehöre zur deutschen Gesellschaft. „Deutschland ist eine Gesellschaft der Bürger“

Mon Allemagne sei für ihn auch Bach, Goethe und Schiller. Denker und Dichter seien weitere Pfeiler der deutschen Identität.

„Ganz im Gegensatz zu dem Foto von Auschwitz, dies gehört nicht zur deutschen Identität, sondern zur deutschen Geschichte“. Natürlich gäbe es diese dunklen Aspekte der deutschen Geschichte, aber die gäbe es in jedem Land.

„Ich denke“ so beendete Cerf seinen sehr interessanten Vortrag „wir haben genug aus unserer Geschichte gelernt, um uns gemeinsam eine neue Zukunft zu bauen“.

Dies war auch der Grundtenor der anschliessenden kurzen Diskussionsrunde, in der sich das Publikum für sein interessantes, offenes und äußerst positives Deutschlandbild bei Philippe Cerf bedankte.

(Text: Sabine Neu)

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Über diese Reihe

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Saarbrücken Deutschland