Fast gleichzeitig sind zwei neue Institutionen auf dem Weltmarkt angetreten, um Einfluss auf die Entwicklungsfinanzierung zu nehmen: Unter massiver Mitwirkung Chinas wurden Mitte der 2010er Jahre die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten, mit Hauptsitz in Shanghai, sowie die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB), mit Sitz in Peking, aus der Taufe gehoben. Durch die Gründung dieser neuen multilateralen Entwicklungsbanken (MEB) mit weltweiter Unterstützung drängt China auf eine Rolle, die spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges den USA vorbehalten schien und untermauert seine globalen Führungsansprüche.
Die Analyse macht deutlich, wie es Peking innerhalb weniger Jahre gelungen ist, mit der AIIB eine anerkannte, globale Institution zu etablieren, deren Glaubwürdigkeit aus Perspektive der Rating-Agenturen gleichwertig mit jener der Weltbank ist. Darüber hinaus konnte China durch die erfolgreiche Mitbegründung beziehungsweise Initiierung zweier MEB seinen relativen Einfluss im Bereich des multilateralen Finanzierungswesens erhöhen – sehr zum Ärger der USA, die der AIIB bis heute nicht beigetreten sind.
Chinas Engagement im Rahmen der multilateralen Entwicklungsfinanzierung ist aber auch unweigerlich Teil eines globalen Systemwettbewerbs. Neben einem Zugewinn an konkreten Handlungsspielräumen konnte China durch sein Engagement in den neugegründeten MEB womöglich auch an „Soft Power“, an Strahlkraft und Attraktivität im Indopazifik und darüber hinaus gewinnen.