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Kann Instagram auch Politik?

od Anna Sophie Kümpel, Diana Rieger

Beeinflussung der Informationsnutzung und Effekte für die Meinungsbildung durch politische Inhalte

Instagram ist das soziale Medium für die 18-bis 24-Jährigen, das am häufigsten für Nachrichteninhalte verwendet wird. Aber kann Instagram auch Politik? Dieser Frage widmet sich unsere gleichnamige Studie. Sie untersucht genauer, welche Bedeutung Instagram für die Nutzung von politischen Informationen und Nachrichten hat. Außerdem wird erklärt, welche Effekte sich für die Meinungsbildung ergeben und welche Rolle dabei Desinformation und Fake News spielen.

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Warum Instagram?

Ein Blick auf aktuelle Nutzungsstatistiken sowie die Kommunikationsaktivitäten von Politikerinnen und Politkern und Nachrichtenanbietern zeigt, dass Instagram auch für die politische Informationsnutzung immer relevanter wird. Tatsächlich ist die Plattform für die unter 18- bis 24-Jährigen derzeit das soziale Medium, das am häufigsten für die Nutzung von Nachrichteninhalten verwendet wird. Und auch in der Politik wurde Instagram als wichtiges Outlet für die Kommunikation erkannt – sowohl im Alltagsgeschäft als auch und insbesondere in Wahlkampfphasen.

Welche Bedeutung hat Instagram für die Nutzung von politischen Informationen und Nachrichten?

Angesichts des vergleichsweise schnellen Wandels vom vorrangig für die private Kommunikation genutzten Bilderdienst hin zu einer auch öffentlich relevanten Informationsplattform, steht die Forschung zu Instagram noch am Anfang. Nichtsdestotrotz liefern erste Studien Hinweise auf die Bedeutung, die Instagram für die Kommunikation von Parteien und Politik sowie von Medien- und Nachrichtenanbietern spielt. Beide Gruppen hoffen vor allem, auf Instagram junge (bzw. jüngere) Menschen mit ihren Inhalten zu erreichen. Zudem wird das Potenzial für Publikums- bzw. Wählerbindung geschätzt, da Instagram gut für das Gewähren eines Blickes „hinter die Kulissen“ geeignet scheint. Untersuchungen zu den Inhalten politischer Instagram-Posts zeigen indes, dass Politik auf Instagram nicht nur personalisiert, sondern auch plattformkonform („insta-friendly“) ästhetisiert wird. Trotz der dadurch suggerierten persönlichen Nähe scheint Instagram vor allem für die Verbreitung bzw. Vermittlung von Informationen verwendet zu werden, während Interaktionen und (politische) Diskussionen kaum stattfinden. Angesichts dieser Tendenzen wird von einigen Studien eine Entpolitisierung bzw. „Lifestyleisierung“ von Politik befürchtet, wobei ungeklärt ist, ob Instagram diese allgemeinen Trends in der Politikdarstellung tatsächlich verschärft oder ob diese dort nur besonders anschaulich beobachtet werden können.

Wie beeinflussen die Besonderheiten der Plattform die Rezeption von Information?

Gerechtfertigt ist ein genauerer Blick auf die politische Informationsnutzung auf Instagram nicht zuletzt aufgrund der Besonderheiten der dortigen Informationsumgebung. Der Fokus auf Visualität und Ästhetisierung, die unvermeidliche Personalisierung des Informationsangebots und der vermeintlich oder tatsächlich beiläufige Kontakt mit einzelnen politischen Inhalten, verändern den Prozess der Informationsnutzung und haben Implikationen für die Meinungsbildung. Es muss weiterführend untersucht werden, inwiefern durch Instagram-Posts oder -Stories politisches Wissen erworben werden kann oder welche Inhalts- und Darstellungsmerkmale darüber entscheiden, ob eine weiterführende Auseinandersetzung mit einem auf Instagram entdeckten politischen Thema stattfindet.

Welche Effekte ergeben sich für die Meinungsbildung?

Auch bei Betrachtung von „normalen“ Instagram-Inhalten stellt sich die Frage nach den Effekten dieser Art von Politikvermittlung. So könnte der stark visuelle Fokus, insbesondere auf ästhetisierte und/oder inszenierte Bilder, dazu führen, dass sich die Auswahl an kommunizierten Themen nicht an deren Wichtigkeit, sondern an ihrer Darstellbarkeit und „Instagrammability“ orientiert. Darüber hinaus ist aus der psychologischen Forschung bekannt, dass Bilder besser erinnert werden als textuelle Informationen und so auch für die Urteilsbildung besondere Relevanz besitzen. Entsprechende Untersuchungen zeigen beispielsweise, wie Kamerawinkel, die Arbeit mit hellem oder dunklem Bildhintergrund, Gesichtsausdrücke oder daraus ableitbare Emotionen beeinflussen, wie Politikerinnen und Politkern beurteilt werden. Die Instagram-Profile und die dort geteilten Inhalte könnten also eine zunehmend zentrale Rolle für die Wahrnehmung und Evaluation der Persönlichkeit oder Sympathie der politisch handelnden Personen spielen. Werden politischen Informationen und Nachrichten vorrangig oder ausschließlich auf Instagram abgerufen, kann dies aber auch hinsichtlich der breiteren Informationsversorgung problematisch sein. Ähnlich wie bei der Konzernmutter Facebook sorgt die durch Algorithmen und Nutzerpräferenzen gesteuerte Auslieferung von Inhalten dafür, dass der Kontakt mit politischen Informationen vor allem für diejenigen zu erwarten ist, die sich ohnehin schon für Politik und das tagesaktuelle Geschehen interessieren.

Da im öffentlichen Diskurs die Befürchtungen steigen, dass sich Ausmaß und Wirkungspotenzial von (audio-)visueller Desinformation vergrößern, müssen diesbezügliche Fragen verstärkt durch empirische Untersuchungen gesichert werden. Zudem ist im Kontext von Instagram ein eingehender Blick auf (audio-)visuelle politische Memes angeraten, vor allem auf solche, die hasserfüllte oder antidemokratische Inhalte mit Unterhaltungselementen verbinden. Instagram arbeitet weltweit mit Faktencheckern zusammen, um dem entgegenzuwirken. Nichtsdestotrotz wird auf die Gefahr von sogenannten Deep Fakes hingewiesen.

Trotz neuer Aufbereitungsmöglichkeiten politischer Inhalte in Form von Instagram-Stories oder illustrierten Fotos muss das Potenzial von Instagram als Plattform für Politisches daher (kritisch) im Auge behalten und untersucht werden.

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Daphne Wolter

Daphne Wolter

Leiterin der Abteilung Demokratie, Recht und Parteien

daphne.wolter@kas.de +49 30 26996-3607

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