Lindner spekulierte über das Motiv seiner Einladung - zwei Jahre nachdem seine Partei erstmalig nicht mehr in den Deutschen Bundestag eingezogen war: „Wenn christliche Demokraten den FDP-Vorsitzenden einladen, dann muss das Ausdruck ihres karitativen Engagements für die Schwächsten der Gesellschaft sein“.
Was folgte, war im Großen und Ganzen FDP-pur: marktliberal, unternehmerfreundlich, auf die Stärken des Individuums vertrauend, was von manch einem der 800 Zuhörer mit einem freundlichen zustimmenden Nicken quittiert wurde, in etwa so, als grüße man einem alten Weggefährten.
Applaus erntete Lindner eher für seine grundsätzlichen Statements. Das waren erstens: Angesichts der autoritären Herausforderungen, der Fliehkräfte weltweit, müsse der Westen selbstbewusst und wehrhaft seine Werte verteidigen. Zweitens: Auch wenn versucht wird, die Demokratie gegen die Soziale Marktwirtschaft auszuspielen, dürften beide Ordnungen nicht voneinander getrennt werden. Und drittens: Die Bilanz der Demokratie in Deutschland ist ausgezeichnet. Und das trotz aller sicherlich vorhandene n kleineren und größeren Probleme. Insgesamt aber könne man allen Grund haben, zurecht stolz zu sein auf die Republik und die Demokratie. Eines besorgt Lindner indes umso mehr: Die Bürger jubelten leider immer seltener über die Demokratie. Mittlerweile gelte es als chic, sich der Stimme bei Wahlen zu enthalten. Und das in einer Zeit, in der Millionen Menschen weltweit davon träumen einmal in ihrem Leben in freier und geheimer Wahl die Richtung ihres Landes mitzubestimmen. Wie „ein Schlag ins Gesicht“ sei vor diesem Hintergrund die geringe Wahlbeteiligung hierzulande. Lindner: „Das Wahlrecht ist doch eine moralische Verantwortung.“
Es war eine gute Rede. Sichtbar dankbar hat Lindner seine Chance genutzt, die Positionen der neuen alten FDP einem Publikum, das man wohl ohne Unterstellung eher beim langjährigen Koalitionspartner verorten darf, in Erinnerung zu rufen. Dennoch, und auch das kann man ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen nun im Nachhinein sagen, war die Sorge des KAS-Vorsitzenden unbegründet. Er hatte in Richtung Lindner gesagt: „Wir haben Sie nicht eingeladen, damit Sie hier Stimmen holen.“
Der Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung fand bereits zum neunten Mal statt. Das jährlich stattfindende Sommerfest umfasste dabei wie immer mehrere Programmteile: einen Jugendpolitiktag, einen Impuls am Vorabend, eine Gesprächsrunde sowie die Hauptrede und ein anschließendes Gartenfest. Dabei präsentierte die KAS ihre Arbeit und warb für ihren Auftrag, der in diesem Jahr unter dem Motto „Farbe bekennen – Demokratie braucht Demokraten“ subsummiert – ein Zeichen vor allem gegen Politikverdrossenheit und Beliebigkeit und für mehr Parteiengagement sowie den Willen die integrative Kraft der Parteien bewahren zu wollen.
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