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Monitor

Kritische Knotenpunkte - Die Zukunft des Nordens

von Nick Childs, Ferdinand Alexander Gehringer, James Hackett, Fenella McGerty

Jüngste Entwicklungen im Ostseeraum

Der Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO bringt neue strategische Implikationen und Verteidigungsmöglichkeiten für die Ostseeregion mit sich. Zugleich birgt er angesichts der russischen Ambitionen in der Region auch zusätzliche Herausforderungen für das Bündnis. Während die NATO agile Verteidigungsstrategien entwickelt, wird die Zusammenarbeit zwischen den baltischen und nordischen Staaten noch entscheidender.

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Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die europäische Sicherheitsarchitektur grundlegend verändert. Insbesondere der Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO stellt einen entscheidenden Wandel dar, der dem Bündnis eine nördliche Front verschafft und sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. 

Strategisch bietet der Beitritt neue Möglichkeiten für die militärische Planung. Der Beitritt Finnlands und Schwedens verstärkt das Verteidigungspotential für die baltischen Staaten und reduziert mögliche Verwundbarkeiten. Dennoch bleibt die Ostseeregion ein Schwerpunkt für Russlands Ambitionen. Russische Anti-access/area denial-Fähigkeiten und hybride Kriegsführung erfordern die permanente Bereitschaft der NATO. 

Die NATO wird zunehmend aufgefordert, Flexibilität und Agilität in kontinuierlichen und vielschichtigen Konflikten zu demonstrieren. Dieses Umfeld erfordert eine Umstellung auf agilere und „minilateralistische“ Verteidigungsarrangements, die in der Ostseeregion zunehmend wertvoll und relevant sein könnten. Es besteht ein wachsender Bedarf, Politiken und Strategien zwischen den baltischen und nordischen Staaten sowie in breiteren Rahmenwerken zu harmonisieren. Regionale Gruppierungen wie die Joint Expeditionary Force und die Northern Group könnten sich als effektive Plattformen zur Förderung dieser neuen Verteidigungsansätze erweisen. Sie unterstreichen die Bedeutung der Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und der Angleichung von Politikrahmen, um einheitliche Reaktionen auf gemeinsame Sicherheitsbedrohungen zu gewährleisten. 

Die Neubewertung der Verteidigungsbereitschaft hat auch Mängel in der Einsatzbereitschaft und die Notwendigkeit eines Umdenkens der Streitkräftestruktur hervorgehoben, einschließlich der Überlegungen zum Verschleiß in hochintensiven Kriegen. Länder prüfen derzeit Optionen wie die Wiedereinführung der Wehrpflicht und die Einführung neuer, erschwinglicherer Technologien. Zugleich fokussieren sie sich auf industrielle Nachhaltigkeit und den Schutz kritischer Infrastrukturen angesichts wachsender Abhängigkeiten von Cyber- und Energieinfrastrukturen. Die baltischen und nordischen Regionen dienen mit ihren umfassenden Sicherheitsmodellen, ihrer Widerstandsfähigkeit und Einsatzbereitschaft als potenzielle Beispiele für die NATO und andere Verbündete. 

In Bezug auf ihre Fähigkeiten erhöhen die baltischen Staaten ihre NATO-Präsenz und führen komplexere Übungen zur Abschreckung durch. Finnland stärkt seine Verteidigung mit fortschrittlichen F-35A-Kampfflugzeugen und baut die Marinefähigkeiten aus. Schweden konzentriert sich auf die Verbesserung der Luft- und U-Boot-Kräfte und strebt eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben an. ISR-Fähigkeiten und integrierte Luftverteidigung sind kritische Prioritäten, beeinflusst durch jüngste Konflikte. Außerdem schreiten gemeinsame Beschaffungs- und Betriebsintegrationsbemühungen voran, um die regionale Verteidigungskohärenz zu stärken. 

Die strategischen Veränderungen im Norden markieren einen entscheidenden Wendepunkt, indem sie geopolitische Spannungen und rasante technologische Veränderungen navigieren. Regionale Staaten stimmen ihre Verteidigungsstrategien ab und bewältigen bisherige Unterschiede, indem sie die jüngste NATO-Erweiterung nutzen. Eine effektive Verwaltung dieser Dynamiken ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Stabilität in dieser zunehmend kritischen Region. 

 

Lesen Sie hier den Monitor „Critical Junctures – The Future of the North“ hier als PDF. Die Publikation steht bisher nur in englischer Sprache zur Verfügung. 

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Ferdinand Alexander Gehringer

Ferdinand Alexander Gehringer

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