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„Muslimisches Forum Deutschland“ gegründet

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Mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung hat sich das „Muslimische Forum Deutschland“ gegründet. Dem Forum gehören Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an, vor allem aus der Wissenschaft und den Medien. Einzigartig ist die ethnische und religiöse Vielfalt des Forums. So zählen neben Sunniten und Schiiten auch Aleviten, Yeziden und christliche Unterstützer zu den Teilnehmern des Forums. Sie treten für Demokratie und Menschenrechte ein und möchten der Mehrzahl der in Deutschland lebenden und bisher nicht vertretenen Muslime Gehör verschaffen. In ihrer Gründungserklärung beschreiben sie es als ihr Ziel, den „humanistisch orientierten Muslimen eine Stimme zu verleihen“. Auf diesem Weg möchten sie als Bürger in Deutschland aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft und der Verteidigung der Menschenrechte mitwirken.

Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering, sieht das „Muslimische Forum Deutschland“ mit seiner ethnischen und religiösen Vielfalt als eine wichtige Bereicherung in der aktuellen Debatte über den Islam in Deutschland: „Durch die Betonung individueller Freiheitsrechte und durch das klare Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und der europäischen Menschenrechtskonvention gibt dieses Forum einer großen Mehrheit von Muslimen in Deutschland eine Stimme. Ich freue mich sehr, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung einen Beitrag dazu leisten kann, Personen des öffentlichen Lebens verschiedener Glaubensausrichtungen in diesem Forum zu vereinen.“

Die Gründungserklärung des „Muslimischen Forum Deutschland“ wurde bereits am 11. April 2015 in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin verabschiedet:

„Wir sind Menschen, die sich als Bürgerinnen und Bürger Deutschlands und zugleich als Muslime sehen. Wir engagieren uns für das friedliche Zusammenleben in einer immer pluraler werdenden Gesellschaft und sind der Auffassung, dass dies durch die Achtung der Menschenrechte, der Freiheit und der Demokratie gewährleistet werden kann. Wir sind offen für die Unterstützung aller, die unsere Werte teilen. Dabei gilt der Gleichheitsgrundsatz ungeachtet der Religionszugehörigkeit, des Migrationshintergrunds, der nationalen und ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts und der sexuellen Orientierung.

Wir haben das Ziel, den humanistisch orientierten Muslimen eine Stimme zu verleihen. Muslime werden oft nur auf ihre Religionszugehörigkeit reduziert. Sie werden oft mit den weltweit verbreiteten Gewalttaten anderer in Verbindung gebracht. Sowohl gegen die Stigmatisierung als auch gegen menschenverachtende Handlungen wollen wir als Bürger in Deutschland in jeder Hinsicht aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft und der Verteidigung der Menschenrechte mitwirken.

Der Islam weist vielfältige theologische, kulturelle sowie strukturelle Ausprägungen auf, die von den bestehenden muslimischen Institutionen in Deutschland nicht in Gänze repräsentiert werden. Die Mehrheit der Muslime ist unterrepräsentiert. Deshalb wollen wir mit unserer Aktion der Politik einen weiteren Ansprechpartner anbieten, der die unartikulierten Positionen von Muslimen in Deutschland wiedergibt.

Wir setzen uns ein für die Etablierung eines Islamverständnisses, das mit unseren Grundwerten und der deutschen Lebenswirklichkeit übereinstimmt. Dieses Islamverständnis soll theologisch fundiert sein und daher dem Selbstverständnis einer bekenntnisgebundenen Sicht auf den Islam gerecht werden und die Rechte und Freiheiten des Individuums wahren.Wir treten weiterhin aktiv gegen jede Form von Intoleranz und für den Schutz von Freiheit ein. Wir verurteilen entschieden jegliche Form der Diskriminierung, Hasspropaganda und menschenverachtenden Äußerungen, die sich gegen einen „Anderen“ richten. Antimuslimische, antisemitische, rassistische, deutschenfeindliche und homophobe Stereotypen und andere menschenverachtende Hassideologien lehnen wir ab. Sowohl Drangsalierung als auch der Hass auf den „Westen“, bzw. jede Form religiös oder ideologisch motivierter Gewalt müssen friedlich bekämpft werden. Weiterhin sollen Klischees, Zuschreibungen und Feindbilder aus den Herkunftsländern aufgearbeitet werden.

Gleichzeitig sollen Rede- und Meinungsfreiheit geschützt und gefördert werden. Offene Diskussionen über kulturelle Unterschiede, Unterschiede zwischen den Religionen und über die Rolle der Religion in der Gesellschaft sollten aus falsch verstandener Toleranz, im Sinne aus „Angst zu verletzen“, nicht im Keim erstickt werden. Wir unterstützen und verteidigen beharrlich das Recht eines jeden Individuums, seinen eigenen Glauben bzw. seine Weltanschauung zu haben und öffentlich zu zeigen. Die allgemeinen Menschenrechte, die europäische Menschenrechtskonvention und das deutsche Grundgesetz bilden den Rahmen, innerhalb dessen sich jeder frei bewegen darf. Wir lehnen religiös begründete Traditionen und Gesetze ab, die im Widerspruch zu den Menschenrechten bzw. zum deutschen Gesetz stehen. Wir übernehmen Verantwortung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Wir rufen alle Menschen, vor allem Muslime, die unsere Auffassung teilen und sich für die gegenseitige Anerkennung von Menschen einsetzen wollen, auf, sich uns anzuschließen. Wir rufen die politischen Entscheidungs-träger auf, die muslimische Vielfalt in Deutschland zu berücksichtigen und mit uns zusammenzuarbeiten. Angesichts der aktuellen und in ganz Europa zunehmenden Polarisierung sowie der kulturellen und religiösen Spannungen, ist es gerade heute so wichtig wie nie zuvor, die Würde und die Freiheit des Individuums als unser Fundament zu bekräftigen.

Erstunterzeichner der Erklärung (Initiativkreis des Forums):

- Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster

- Jun.-Prof. Dr. Erdal Toprakyaran, Direktor des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Tübingen

- Jun.-Prof. Dr. Handan Aksünger, Juniorprofessorin für Alevitentum, Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg

- Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin, Religionspädagogin und Autorin

- Dr. Marwan Abou Taam, Politikwissenschaftler

- Dr. Ralph Ghadban, Islamwissenschaftler

- Ahmad Mansour, Diplom-Psychologe

- Abderrahmane Ammar, Islamwissenschaftler und Soziologe

- Abdul-Ahmad Rashid, Journalist (ZDF)

- Güner Yasemin Balci, Journalistin und Autorin

- Aladdin Sarhan, Islamwissenschaftler

- Cigdem Toprak, Journalistin

- Ali Yildiz, Jurist, Christlich-Alevitischer Freundeskreis der CDU

- Düzen Tekkal, Journalistin

Zum kommissarischen Sprecher des Forums wurde Abdul-Ahmad Rashid (ZDF) bestimmt.

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