Event
Details
Artikel und Bücher sind über die DDR geschrieben worden, einzelne Aspekte des Systems wurden intensiv analysiert und trotzdem hat man das Gefühl, dass sich das Phänomen „DDR“ einer gerechten Wahrnehmung zunehmend entzieht.
Einerseits neigt ein Großteil der ehemaligen DDR-Bürger zur Verklärung der Vergangenheit. Im Verhältnis zur Gegenwart scheint dann die Vergangenheit ein geradezu erstrebenswerter Zustand gewesen zu sein. Andererseits legt die Bewertung und Aufarbeitung der DDR ihren Fokus auf die verdrängten Teile der Diktaturerfahrung. Sie will und soll bewusst machen, wie verbrecherisch geschlossene Ssysteme werden können, wenn jede Form einer externen Normierung verloren geht. Wenn man als ehemaliger DDR-Bürger ausschließlich mit diesen Fakten konfrontiert und identifiziert wird, fühlt man sich missverstanden.
Beide Haltungen: Relativierung und Dämonisierung, präsentieren die extremen Ppole des Uumganges mit der DDR-Erfahrung. Sie werden dem damaligen Alltagserleben nicht gerecht. Nicht jeder lebte in ständiger Angst und dem Bewusstsein des totalen Überwachungsstaates. Das DDR-System war ein Ideologieschwellensystem, das besonders aktiv wurde, wenn man sich nicht systemkonform verhielt. Dann offenbarte es allerdings alle Dimensionen
eines totalitären Staates. Die (Lebens)Kunst des Einzelnen bestand darin, minimale Kompromisslinien zu finden und nicht vorauseilenden Gehorsam zu leisten. Deshalb wird es notwendig, Gewissenserforschung zu betreiben und sich zu erinnern, wie die DDR war und wie sie erlebt wurde.
Wir sollten beginnen, uns unsere Biographien zu erzählen!
FESTVORTRAG
"Wege zu einer Kultur des Erinnerns: Zwischen persönlichem Erleben und wissenschaftlicher Aufarbeitung"
von
Prof. Dr. Richard Schröder, Berlin
Präsident des Senats der Deutschen Nationalstiftung Weimar
anschließend Podiumsgespräch mit
- Ministerpräsident Stanislaw Tillich
- Prof. Dr. Beate Neuss
- Prof. Dr. Richard Schröder
Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung im Freistaat Sachsen
anschließend Empfang
Die sich an diese Veranstaltung anschließende Ringvorlesung findet ab dem 7. Oktober 2008 bis zunächst zum 3. Februar 2009 immer Dienstag um 20.00 Uhr im Festsaal des Stadtmuseums Dresden statt. Auf Wunsch senden wir Ihnen gern den Flyer zur Reihe mit allen Terminen und Themen in der Übersicht zu.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Freistaat Sachsen, der Semperoper Dresden sowie der TU Dresden statt.
Curriculum vitae Richard Schröder
Richard Schröder (Jg. 1943) wurde in Frohburg/Sachsen geboren. Eine Zulassung zur Oberschule wurde ihm verwehrt, daher erfolgte seine Ausbildung ausschließlich an kirchlichen Institutionen. Schröder studierte 1962 - 68 Theologie und Philosophie an den kirchlichen Hochschulen in Naumburg und Berlin und arbeite danach als wissenschaftlicher Assistent. 1973 - 77 war er Pfarrer in Wiederstedt bei Hettstedt im Harz. 1977 promovierte Schröder. (Die Promotion wurde erst 1990 staatlich anerkannt.) Nach den der Promotion arbeitete Schröder bis 1990 als Dozent für Philosophie an den kirchlichen Hochschulen in Naumburg und Berlin. 1990 wird Schröder als Mitglied in die frei gewählte Volkskammer und danach in den Bundestag gewählt.
Seit März 1990 übt Schröder eine Lehrtätigkeit an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin aus. 1991 habilitiert er sich an der kirchlichen Hochschule Leipzig und wird im Februar 1993 auf den Lehrstuhl für Philosophie in Verbindung mit Systematischer Theologie an der Theologischen Fakultät der HU Berlin berufen. Seit 1993 ist Schröder zudem Verfassungsrichter im Land Brandenburg und Präsident des Senats der Deutschen Nationalstiftung Weimar.Seit 2001 ist er Mitglied des Nationalen Ethikrates.
Schröder übt darüber hinaus weitere Ehrenämter aus. Er wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, so erhielt er etwa 1992 die Ehrendoktorwürde durch die Theologische Fakultät der Universität Göttingen sowie das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.