Vom 23. bis zum 26. September fuhr der Demokratie-Bus der KAS erneut durch Niedersachsen. Auf unserer Tour machten wir in Friesoythe, Cloppenburg und in Verden (Aller) Station. Vor Ort führten mit hunderten Bürgerinnen und Bürgern politische Gespräche.
Wieder zeigte sich, Demokratie ist nicht selbstverständlich. Das Stimmungsbild ist derzeit sehr getrübt. Viele machen sich Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unser Gemeinwesen. Insbesondere junge Menschen fühlen sich und die eigenen Vorstellungen in der politischen Landschaft derzeit zu wenig repräsentiert und wünschen sich mehr Beachtung von allen politischen Akteuren. Eine oft formulierte Forderung: „Mehr zuhören!“
Im Folgenden eine Übersicht zu unseren Busstopps:
23.09. in Friesoythe
Am Montag starteten wir direkt mit einem Highlight in die Woche. Von 8 bis etwa 15 Uhr kamen stoßweise Klassenverbünde Friesoyther Schulen zum Demokratie-Bus. Mit der sehr jungen Zielgruppe diskutierten wir über unser politisches System und Herausforderungen in einer Demokratie. Viele der Schülerinnen und Schüler beklagten, dass solche politischen Diskussionen im Alltag aber auch in der Schule oft zu kurz kämen. Umso mehr freuten sie sich offenkundig über den gemeinsamen Austausch.
Die Beteiligung an den Diskussionen war mehrheitlich sehr gut. Die Zusammensetzung der Gruppen waren sehr vielfältig. Mit dabei u.a. Berufsschüler aus dem Bereich Pflege oder auch die gymnasiale Oberstufe. Von Politikverdrossenheit war in den Gesprächen wenig zu spürgen, jedoch vom klaren Unmut vieler junger Menschen. Ein viel gehörter Appell der Jugend aus Friesoythe: Die Politik müsse wieder nahbarer gemacht werden und auch auf die Bedürfnisse der Jugendlichen hören. In den Gesprächen standen insbesondere Themen wie Populismus, (wegfallende) Rente, teurer Wohnraum oder auch die Migration sehr präsent.
Im Lauf des Tages kamen über 400 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrkräften zum Demokratie-Bus. Für uns ein toller Erfolg und kurzweiliges Erlebnis!
23.09. Abendveranstaltung in Friesoythe
Nach zahlreichen Diskussionen am Aktionsstand ging es dann am Abend mit einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung direkt im Bus selbst weiter. In dieser diskutierten wir und ca. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit Lukas Reinken MdL und Jann Christian Hegewald darüber, wieso unser aller Einsatz für die Demokratie so wichtig ist.
In der Diskussion gingen wir u. a. auch darauf ein, welchen Beitrag jede und jeder Einzelne leisten kann. Politik sei nicht Angelegenheit einer kleiner Elite, sondern betrifft uns alle, wurde schnell klar. Dabei ginge es nicht immer um große politische Themen, sondern auch mal darum, ob im eigenen Ort neue Bäume gepflanzt werden oder ein Schwimmbad erhalten bleiben soll. Damit dies gelingt, helfe es, wenn sich möglichst viele Menschen vor Ort engagieren. Die Politik müsse dabei, so Lukas Reinken, darauf achten, dass sie die Menschen vor Ort mitnimmt und auf die Probleme hört, welche die Bürgerinnen und Bürger beschäftigen. Wenn man aufhöre, auf die Leute im Wahlkreis zu hören, würde Vertrauen verloren gehen.
Jann Christian Hegewald bekräftigte Reinkens Ausführungen und wies auf zahlreiche Projekte in Friesoythe hin. Sein eigener Ortsverband würde jeden Monat einen Infostand durchführen, dessen Standort jedes Mal wechselt. So würde es im Optimalfall gelingen, regelmäßig das Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger einzuholen wie auch Interesse am persönlichen politischen Engagement zu wecken.
Im Anschluss an die kleinen Impulse folgte der Austausch mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bestimmendes Thema war vor Allem der Umgang mit den Sozialen Medien wie auch Aufklärung und Extremismusprävention in der Schule. Die Forderung, dass man gezielt auch junge Menschen unter 16 Jahren als Zielgruppe der Präventionsarbeit anspreche, erhielt im Bus viel Zuspruch. Einige verwiesen darauf, dass Präventionsarbeit eigentlich auch deutlich ältere, nämlich die Eltern- und auch Großelterngeneration erreichen müsse. Was jedoch letztlich die Frage aufwarf, wie dies gelingen könne, wenn von der Zielgruppe aus wenig Interesse an der Teilnahme an Politischen Bildungsveranstaltungen besteht.
Aus den Reihen der Teilnehmerinnen und Teil gab es viel positives Feedback bezüglich der gemeinsamen Diskussion und den Wunsch nach einer Fortsetzung.
24.09. in Friesoythe
Am Dienstagmorgen ging es in Friesoythe weiter. Wieder kamen zahlreiche Schulklassen zum Demokratie-Bus. Die Diskussionen waren spannend, die Beteiligung erneut sehr gut. Insgesamt kamen im Laufe des Tages rund 250 Schülerinnen und Schüler zum Bus. Unter ihnen auch eine für uns sehr ungewöhnliche Zielgruppe: Die Schülervertretung einer Grundschule besuchte den Bus, zusammengesetzt aus den Klassensprechern aller Schulklassen.
Die begleitenden Lehrkräfte erklärten, die ganz Jungen wollten auch mal sehen, wieso denn hier vor Ort ein so großer Trubel ist. Nachdem unser Kollege Konstantin Gerbrich den Klassensprecherinnen und Klassensprechern das Busprojekt vorstellte, entstand eine kurzweilige Diskussion darüber, wieso Engagement für ein harmonisches Miteinander so wichtig ist.
Nach zwei sehr spannenden Tagen mit vielen sehr unterschiedlichen Diskussionen in Friesoythe brachen wir Richtung in Cloppenburg auf.
25.09. in Cloppenburg
Leider fiel der Stopp am Mittwoch in Cloppenburg ziemlich ins Wasser. Der Herbst ist angekommen und mit ihm viel Regen und Wind. Aufgrund des ungemütlichen Wetters verweilten leider nur wenige Passanten am Demokratie-Bus. Die prägenden Themen des Tages: „Missmanagement in der Migrationspolitik" und Sorgen um den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Da die schlechte Wetterlage sich gegen Mittag zunehmend zuspitzte, packten wir bereits am frühen Nachmittag ein und machten uns vorzeitig auf zum nächsten Stopp.
26.09. in Verden
In Verden standen wir direkt vor dem Dom am Lugenstein. Das Wetter war diesmal beständiger, stellenweise sogar recht sonnig. Aufgrund der sehr zentralen Lage kamen wir mit vielen Passanten ins Gespräch. Auch hier war wieder die unzufriedene Stimmung omnipräsent. Viele Bürgerinnen und Bürger beklagten vor Ort, dass sie oft das Gefühl hätten, dass man ihnen und ihren Problemen zu wenig Gehör schenke. Insbesondere die Älteren sorgten sich um die politische Zukunft Deutschlands und erklärten, dass insbesondere die Bundespolitik Probleme schnell und erfolgreich angehen müsste, damit Populisten nicht noch mehr Zulauf bekämen.
Als weiteres Problem vor Ort stellte sich die schlechte ÖPNV-Verbindung heraus. Viele beklagten, dass insbesondere in den Abendstunden kaum noch ein Bus führe. Dies führe dazu, dass gerade die Älteren kaum vom Fleck wegkämen und bspw. auch keine Abendveranstaltungen in den Nachbarorten besuchen könnten. Zwei Passanten erblickten daher umso erfreuter unseren Demokratie-Bus und glaubten, dass Flixbus nun auch ihre Region anfahren würde. Eine Forderung daher, die Landesregierung müsse gewährleisten, dass der ländliche Raum nicht den Anschluss verliert.
Andere Anwohner zeigten sich jedoch sehr zufrieden mit der Situation vor Ort. Der Zusammenhalt sei im ländlichen Raum viel größer als in den Städten, lobten einige. Wenn es vor Ort Probleme gäbe, würden diese oft zusammen angegangen und gemeinsam überwunden. Bei den vergangenen Wahlen erhielten die populistischen Parteien auch deshalb bisher eher wenig Zuspruch.
Wir blicken auf spannende Tour-Stopps in Niedersachsen zurück und freuen uns bereits darauf, das Projekt voraussichtlich im Folgejahr in Niedersachsen fortzusetzen!Bereitgestellt von
Politisches Bildungsforum Niedersachsen
Über diese Reihe
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