Veranstaltungsberichte
Das brasilianische Parlament hat im internationalen Vergleich einern der niedrigsten Frauenanteile - laut den Daten der Interparlamentarischen Union belegt Brasilien nur Position 116 (von insgesamt 190 Ländern). Genau aus diesem Grund organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Frauenorganisation der grössten brasilianischen Oppositionspartei, dem Partido da Social Democracia Brasileira (PSDB, dt. Partei der brasilianischen sozialen Demokratie), das Seminar "Frauen in der Politik". Schwerpunktthemen waren die Kommunalwahlen in Brasilien im Herbst 2016 und die Rolle der Frau in der brasilianischen Politik, ausserdem wurde über die aktuelle politische Situation im Land diskutiert: Wie wird die Rolle der Opposition bei den bevorstehenden Wahlen aussehen? Und was wird die Rolle der Frauen in dieser neuen Situation sein?
Bereits seit 1999 gibt es die Frauenorganisation der PSDB, die sich innerhalb der Partei PSDB für die politische Partizipation von Frauen einsetzt. Indem mehr Frauen für die Politik gewonnen werden, soll die Lebensrealität der brasilianischen Frauen verändert werden. Bildung, vor allem im politischen Bereich, nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Die Frauenorganisation der PSDB besitzt mittlerweile eine starke Präsenz mit Vertretungen in fast allen Bundesstaaten Brasiliens und ausserdem einer zunehmenden Präsenz auf der kommunalen Ebene. Die Partnerschaft mit der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde im Jahr 2008 ins Leben gerufen. Seitdem fanden verschiedene Seminare, Schulungen und Workshops statt, um die Beteiligung von Frauen in der brasilianischen Politik zu fördern.
Der Schwerpunkt des Seminars "Politische Partizipation von Frauen" war, angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen, politische Kommunikation. Ein Überblick über Herausforderungen der gesellschaftspolitischen Partizipation von Frauen machte deutlich, dass diese Beteiligung notwendig ist, um die Belange dieser Bevölkerungsgruppe angemessen zu berücksichtigen und Chancengerechtigkeit zu fördern. Im Bereich Medien und Kommunikation wurde diskutiert, inwiefern soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und sogar Snapchat sinnvoll für politische Kommunikation genutzt werden können - besonders vor derm Hintergrund, dass die brasilianischen Wählerinnen und Wähler diese Medien regelmässig zur Information nutzen.
Mit Blick auf die politische Krise in Brasilien fragte der Politikwissenschaftler Leandro Consentino: "Wird sich die aktuelle Situation verbessern, wenn Dilma ihres Amts enthoben wird?" Die Soziologin Fatima Jordão betonte, dass das Land momentan einen politisch entscheidenden Augenblick erlebe und die brasilianische Wählerschaft heute besser informiert ist als je zuvor. Schliesslich erläuterten die Anwälte Anderson Pomini und Marcos Antônio den Kandidatinnen Reformen der Wahlgesetzgebung und Wahlkampffinanzierung vor, die bei den bevorstehenden Kommunalwahlen zum ersten Mal umgesetzt werden.
Die Teilnehmerinnen nutzen die Diskussionsrunden, um verschiedene Fragen zu den Wahlen in diesem Jahr zu stellen, immer mit Blick auf die aktuelle politische Lage im Land. Könnte die gegenwärtige politische Krise eine Chance für Frauen sein, um mehr Partizipation zu erlangen? Sicher ist jedenfalls, dass der Einsatz für Chancengerechtigkeit weiter gehen wird, unabhängig von den Geschehnissen in der brasilianischen Politik.
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Auslandsbüro Brasilien
Über diese Reihe
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