Persönliches Engagement für eine integrative und funktionierende Gesellschaft, das war die Kernbotschaft der Kanzlerin. Sie machte deutlich, dass in der Integrationsdiskussion kein Platz für Pauschalisierung oder Übertreibung ist: „Wir brauchen eine Debatte mit Maß und Mitte.“ Dazu gehören aus Merkels Sicht vor allem zwei Grundsätze: „Erstens: Wir reden nicht über, sondern mit Migranten. Und Zweitens: Wir fördern und wir fordern.“
Anerkennung von Bildungsabschlüssen
Was das Fördern betrifft, so sieht die Kanzlerin durchaus noch Verbesserungspotential. Vor allem die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und beruflicher Qualifikationen ist ihr ein Anliegen, das durch die unterschiedlichen Vorgehensweisen in den Bundesländern allerdings noch erschwert wird. Die Dringlichkeit eines Anerkennungsgesetzes werde unterschätzt, viele Migranten könnten ihr Potential deswegen nicht voll einbringen, so Merkel. „In einem weltoffenen Land müsste es die Möglichkeit geben, dass auch Berufe wie Mediziner oder Steuerberater anerkannt werden“, sagte sie.
Schule und Bildung sind weitere Bereiche, für die die Bundeskanzlerin verstärkte Anstrengungen ankündigte. Den Prozentsatz der Schulabbrecher mit Migrationshintergrund will die Regierung bis 2015 halbieren, unter anderem durch die teilweise Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen sowie durch eine insgesamt höhere Durchlässigkeit zwischen den Schulformen. „Die Sprache ist der Schlüssel für Integration“, mahnte Merkel an, „sie muss daher nicht nur in Kursen, sondern auch in der Praxis angewandt werden.“
Dank an Gastarbeiter der ersten Stunde
Die Kanzlerin dankte allen gesellschaftlichen Gruppen, die sich für die Integration einsetzen, und hob dabei besonders die Sportverbände hervor. Ausdrücklich bedankte sie sich zudem bei den Gastarbeitern der ersten Generation für deren Beitrag zum Wohlstand in Deutschland. Zugleich sei es schön zu sehen, wie viele von ihnen sich heute in Deutschland zu Hause fühlen. Die ersten, die dazu einen „unermesslichen Beitrag“ geliefert haben, seien die Gewerkschaften mit ihren Forderungen nach betrieblicher Gleichbehandlung gewesen, betonte Merkel.
Abschließend forderte die Kanzlerin ihre Zuhörer auf, sich für eine gelingende Integration wieder insgesamt stärker mit den eigenen Wurzeln zu beschäftigen. „Wenn es in Deutschland zu wenig christlich-abendländische Kultur gibt, dann liegt das an niemand anderem als uns selbst“, sagte sie. Nur wer auf einem festen eigenen Fundament stehe, könne sich ohne Angst mit anderen Kulturen auseinandersetzen: „Völker und Gruppen, die sich abgrenzen, sind niemals erfolgreich. Völker und Gruppen, die bereit sind, ihr eigenes Selbstverständnis zu erweitern und anderen offen und neugierig gegenüberzutreten, waren immer erfolgreicher in der Geschichte.“
Die Rede der Bundeskanzlerin war der Höhepunkt beim Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung, der in diesem Jahr ganz im Zeichen des Arbeitsschwerpunkts Integration stand. In Lesungen, Präsentationen und Filmvorführungen wurde die nationale und internationale Arbeit in diesem Bereich vorgestellt. Der KAS-Vorsitzende Dr. Hans-Gert Pöttering hatte bereits in seiner Begrüßung die Bedeutung des Themenfelds für die gesellschaftliche Zukunft in Deutschland hervorgehoben. Die KAS wolle einen Beitrag leisten, damit Integration erfolgreich ist. „Wir wollen zielgerechte Bildungsangebote gestalten, neue Konzepte unterstützen und gesellschaftliche Akteure qualifizieren. Wir leben in der Vielfalt, wir leben von der Vielfalt“, sagte Hans-Gert Pöttering.
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