Veranstaltungsberichte
Vier von fünf Lateinamerikanern wohnen schon heute in Städten, Tendenz steigend. Da diese zum Großteil an Küsten und in klimasensiblen Ökosystemen liegen, sind sie von den Auswirkungen des Klimawandels besonders stark betroffen. Auch in Brasilien werden daher Städte als Akteure für die Vermeidung von und Anpassung an den Klimawandel immer wichtiger. Das VII. Nationaltreffen des Dialogforums CB27 (Capitais Brasileiras 27, dt. brasilianische Hauptstädte), das mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung am 29. und 30. März in Rio de Janeiro stattfand, versammelte daher die Umweltdezernentinnen und –dezernenten von 24 brasilianischen Hauptstädten, um zusammen mit den Partnerinstitutionen über die Folgen des Klimagipfels von Paris (COP21) und die Zukunftsperspektiven des Dialogforums CB27 zu diskutieren.
Das Dialogforum CB27 vereint die Umweltdezernentinnen und –dezernenten der 27 Hauptstädte der brasilianischen Bundesstaaten. Die Mitglieder des Forums tauschen sich regelmäßig über städtische Umweltpolitik angesichts der Herausforderungen des Klimawandels aus, etwa mit Best-Practice-Beispielen. Das Forum wurde 2012 während der Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) durch den Umweltdezernenten der Stadt Rio de Janeiro, Carlos Alberto Muniz, gegründet. Genau vier Jahre nach seiner Gründung kehrte das Forum nun für das VII. Nationaltreffen nach Rio de Janeiro zurück. Im Gegensatz zu den Regionaltreffen, bei denen Projekte für die spezifischen Umweltprobleme der vier Regionen Brasiliens diskutiert werden, nehmen an den Nationaltreffen die Umweltdezernentinnen und –dezernenten aller Hauptstädte teil. Im Vordergrund stehen daher umweltpolitische Herausforderungen, die das gesamte Land betreffen.
Das Nationaltreffen CB27 fand in einem Moment statt, in dem die politische Krise in Brasilien immer weiter Fahrt aufnimmt. Auch in diesen Zeiten zunehmender politischer Polarisierung ermöglichte das Dialogforum einen pragmatischen Austausch über konkrete politische Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten – über Parteigrenzen hinweg. Die 2015 verabschiedeten, weltweit gültigen UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung bedeuteten für Nelson Franco, Geschäftsführer des Forums CB27, „das Spiel wird in den Städten entschieden“. Die Treibhausgasemissionen Brasiliens stammen in zunehmendem Umfang aus dem Energiesektor. Nachhaltige Umweltpolitik in Brasilien bedeutet daher nicht nur weniger Abholzung des Regenwalds und eine nachhaltigere Landwirtschaft, sondern auch Strukturwandel in den Städten. Nur so können die Ziele zur Emissionsreduktion, die sich Brasilien bei der Klimakonferenz in Paris (COP21) setzte, erreicht werden. Daher wurden im Anschluss konkrete Projekte aus verschiedenen Städten vorgestellt, die den Folgen des Klimawandels begegnen. Schließlich besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nationaltreffens das Museu do Amanhã (dt. Museum der Welt von morgen), in dem Visionen für zukünftige Herausforderungen entwickelt werden – auch und besonders für die Städte von morgen.
Alle Beteiligten waren sich einig darüber, dass nachhaltige Umweltpolitik eine Querschnittsaufgabe ist, die langfristig positive Auswirkungen auch auf angrenzende Politikbereiche hat. Eduardo Lima de Matos, Umweltdezernent der Stadt Aracajú im Nordosten Brasiliens und neu gewählter Koordinator des Forums CB27, musste in seiner Stadt das Umweltamt erst aufbauen und erklärte, wie sehr ihm der Austausch mit anderen Städten dabei half. Die Umweltdezernentinnen und –dezernenten diskutierten daher, wie dieser Dialog in Zukunft noch effektiver gestaltet werden könne – etwa durch neue Veranstaltungsformate und einen besseren Austausch von Daten über Demographie und Umwelt. In den kommenden Monaten wird sich also nicht nur zeigen, inwiefern die politische Krise in Brasilien in der Kommunalpolitik spürbar wird – schließlich sind im Oktober Kommunalwahlen. Vielmehr bleibt abzuwarten, inwiefern die Ergebnisse der entwicklungs- und umweltpolitischen Gipfeltreffen des vergangenen Jahres in konkrete Politikvorschläge für Brasiliens Städte umgesetzt werden. Diese Fragen werden die Umweltdezernentinnen und –dezernenten aus Brasiliens Norden und Westen in den kommenden Monaten bei den Regionaltreffen des Forums in Rio Branco und Cuiabá diskutieren.
Bereitgestellt von
Auslandsbüro Brasilien
Über diese Reihe
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