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Was können wir mit „Laudato Si“ anfangen?

Eine Enzyklika in der Diskussion

Ein neues und aus der Kirchengeschichte für Päpste nicht überliefertes Stilmittel von Franziskus ist die Überraschung. Er taucht gerne unerwartet im Supermarkt auf oder ruft einfache Bürger an, die das ganze erst für einen Scherz halten - ganz zu schweigen von der Überraschung für manchen Kurialen, vom Heiligen Vater „geistliches Alzheimer“ attestiert zu bekommen.

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Auch in seinen Texten versteckt der Heilige Vater gerne kleine Sprengsätze und Klingeltöne – „diese Wirtschaft tötet“ z. B. aus „Evangelii gaudium“ hat weltweit aufhorchen (und aufheulen) lassen. In diesem Sommer hat er nun seine erste allein verantwortete Enzyklika herausgebracht, „Laudato Si - über die Sorge für das gemeinsame Haus“, allgemein als ökologische Enzyklika verstanden, und wieder fällt eine Einordnung schwer.

Das Politische Bildungsforum NRW der KAS hat daher am 30. Oktober zu einem Fachgespräch „Laudato Si – die Bedeutung der neuen Papst-Enzyklika für die christliche Demokratie“ nach Essen eingeladen, um mit Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region Ruhr sowie Regionalpolitikern und Kirchenvertretern über den Text zu sprechen und politische Lehren daraus zu ziehen. Impulsstatements kamen von Dr. Karlies Abmeier, Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Kirchenexpertin der KAS, Prälat Bernhard Klaschka, Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks für Lateinamerika, Adveniat, und Oliver Wittke MdB, Chef der AG Ruhrgebiet in der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag.

Jeder bewertete den Text aus ihrer/seiner Perspektive, Frau Abmeier analysierend und strukturierend, Prälat Klaschka, indem er den lateinamerikanischen Hintergrund der Enzyklika, also Franziskus‘ Lebenswelt, ausleuchtete, Oliver Wittke aus politischer, also handlungsorientierter Sicht. Zwei wichtige Ergebnisse wurden herausgearbeitet: Die Enzyklika gewinnt an Farbigkeit und Tiefenschärfe durch Franziskus‘ Herkunft „vom anderen Ende der Welt“, wo die Armen die Plünderung der natürlichen Ressourcen als akute existentielle Bedrohung erleben. Aber sie wird dadurch nicht in ihrem Wahrheitsgehalt relativiert. Und – vielleicht noch wichtiger – diese Enzyklika ist mehr als weiterer Text zu ökologischen Fragen, sie ist ein Statement zur „conditio humana“, zum Zustand und zum Bild des Menschen in unserer Zeit, umfasst also auch Fragen sozialer Gerechtigkeit, des Lebensschutzes und des Friedens.

Die anschließende Diskussion arbeitete heraus, dass gerade in dieser „ganzheitlichen“ Sicht der Text seine Stärke und seine Orientierungswirkung für Christdemokraten besitzt, dass aber in den konkreten Handlungsanweisungen und Vorschlägen wie z.B. der Kritik am Handel mit Emissionszertifikaten oder der Idee der gezielten Rezession der entwickelten Volkswirtschaften zugunsten der weniger entwickelten auch Kritikwürdiges verborgen ist. Der Papst hat aus Sicht der anwesenden Politiker einen großen Wurf hingelegt, aber am Kleingedruckten müsse noch gearbeitet werden; die Kirchenvertreter waren da weniger bedenklich.

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Dr. Johannes Christian Koecke

Dr

Referent Politische Grundsatzfragen und Internationale Politik, Büro Bundesstadt Bonn

Christian.Koecke@kas.de +49 2241 246 4400 +49 2241 246 54400

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