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Veranstaltungsberichte

Zu viel Bürokratie, zu wenig Wagniskapital

Start-ups sehen sich noch immer altbekannten Problemen gegenüber

Mitten in der „Scale 11“, der Start-up-Halle der IT-Messe Cebit, trafen gestern daher Unternehmer, Verbandsvertreter und Politiker zusammen. In einer Diskussionsrunde, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, ging es um die größten Baustellen im Miteinander.

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Gründer wünschen sich weniger bürokratische Hürden

Dabei beschrieben die Teilnehmer ein ambivalentes Bild. Die Strahlkraft Deutschlands – und insbesondere Berlins – sei ungebrochen, betonte etwa Laura Kohler, Geschäftsführerin des etventure Start-up-Hubs. 1.000 Bewerbungen von jungen Unternehmen aus ganz Europa habe man kürzlich erhalten, berichtete sie. „Wenn sie dann einmal da sind, könnte es aber besser laufen“, so Kohler. Neun Gänge zu verschiedenen Ämtern seien nötig, bis ein Unternehmen tatsächlich gegründet sei. „Für Gründer von außerhalb gibt es erst einmal einen Schnellkurs in deutscher Bürokratie“, fügte Sascha Schubert hinzu, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutsche Start-ups. Ein Blick in die Ferne zeige, wie es anders gehen könne: „Was in Israel in 14 Tagen klappt, kann in Deutschland 14 Wochen dauern.“

Das Problem: Ein Sonderstatus für schnell wachsende Technologieunternehmen ist rechtlich nur schwer darstellbar. „Wir brauchen auch Leitplanken des Marktes“, betonte Bundestagsabgeordneter Mark Hauptmann und verwies auf die Auseinandersetzungen zwischen Taxifahrern und Diensten wie Uber.

Während der CeBIT gaben wir den Mitgliedern unseres (Alt-)Stipendiaten-Gründernetzwerkes die Gelegenheit, ihre Gründungsideen und Start-ups in einem kurzen Video-Pitch vorzustellen und zu bewerben. Diese Clips finden Sie auf dieser Seite (rechts).

Die Bereitschaft der Politik sich mit Gründern auszutauschen wachse jedoch: „Das Interesse der Politik an neuen Lebensläufen und Geschäftsmodellen ist unglaublich groß“, sagt Hauptmann. In vielen Aspekten blicke die Gründerwelt wohlwollend auf Berlin. Dennoch: „Wir können und wollen noch viel machen.“ Das Tempo, in dem Dinge verändert werden können, so war aus der Gründerecke unisono zu hören, passe jedoch nicht zu den Zielen und Plänen von Start-ups. Unkomplizierte Ideen und gesetzliche Vorgaben und Fristen passen da selten zusammen.

Einigkeit beim Thema Wachstumsfinanzierung

Das gilt auch für die Themen Fachkräfte und Finanzierung. Sechs Wochen habe es gedauert, alle Dokumente zu besorgen, um einen Bewerber aus dem Libanon nach Deutschland zu bringen, berichtete Hub-Managerin Kohler: „Dieses Profil habe ich in Deutschland nicht gefunden, es wäre schön, wenn das dann schneller geht.“ BDSU-Vorstand Schubert brachte mögliche Start-up-Visa ins Gespräch: Die klügsten Köpfe der besten Universitäten weltweit könnten demnach eine automatische begrenzte Arbeitserlaubnis für Deutschland erhalten. Einige Länder weltweit und in Europa haben entsprechende Programme gestartet, in Deutschland verweisen die offiziellen Portale einzig auf die Beantragung einer „Aufenthaltserlaubnis zur Ausübung einer selbständigen Tätigkeit“.

Beim leidigen Thema Wachstumsfinanzierung herrschte eine gewisse Einigkeit auf dem Podium. Auch wenn sich die Situation durch einige gut gefüllte deutsche und europäische Fonds langsam verbessert: Sieben- und achtstellige Summen sind für viele Start-ups häufig nur schwierig zu bekommen.

Hauptmann verwies auf bereits existierende Förderungsmöglichkeiten wie das Zuschussprogramm Invest oder den High-Tech-Gründerfonds. Offen zeigte er sich jedoch dafür, dass in Zukunft auch große Kapitalgesellschaften wie Pensionsfonds und Versicherungen leichter in Start-ups investieren könnten – schon Promille der enormen Anlagesummen könnten der deutschen Gründerszene einen enormen Schub verpassen. „Auf lange Sicht kann es ein hohes Risiko sein, nicht in Risikounternehmen zu investieren“, sagte auch Schubert.

Schnell genug für heutige Gründer wird sich aber mutmaßlich auch in diesem Bereich nichts ändern können. Gründer Wuttke, aktuell mit einer Handvoll Mitarbeiter von Leipzig aus tätig, plant daher eine zweigleisige Strategie: Für Entwickler und Programmierer sieht er den deutschen Standort – trotz aller Hürden – als optimales Terrain. Für die nächsten Finanzierungsrunden, die für das junge Unternehmen bald anstehen, beginne die Suche jedoch in den USA.

Mit freundlicher Unterstützung der Wirtschaftswoche

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