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Analysen und Argumente

Von Titan bis Taurus

von Jakob Kullik, Juliana Süß, Yilmaz Akkoyun

Ukrainische Rohstoffe und europäische Lieferketten-Resilienz in Zeiten des Krieges

Die Ukraine verfügt über hohe Rohstoffvorkommen, deren Förderung die wirtschaftliche Lage und die Finanzierung des Wiederaufbaus des Landes erheblich verbessern könnte. Einige dieser Rohstoffe sind essenziell für die Herstellung von Waffensystemen. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit der EU könnte die Ukraine in den europäischen Binnenmarkt integrieren und ihre Eigenproduktion von Militärtechnologien fördern. Entscheidend ist jedoch, politische Herausforderungen zu minimieren, um notwendige Investitionen zu ermöglichen und die Rohstoffvorkommen nicht an Russland zu verlieren.

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Die Ukraine verfügt über ein hohes Maß an noch nicht vollends erkundeten Rohstoffvorkommen. Bekannt ist, dass es sich unter anderem um Vorkommen von Eisenerz, Steinkohle, Lithium und seltenen Erden handelt, die von Schlüsselindustrien weltweit benötigt werden. Die Erschließung und die industrielle Nutzung dieses Rohstoffpotenzials liegen im strategischen Interesse der Ukraine, denn die Rohstoffförderung kann einen nachhaltigen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leisten. Gleichzeitig lassen sich ökonomische Gewinne erzielen, die die aktuell prekäre Finanzlage verbessern könnten. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit der EU im Rohstoffsektor fördert die Integration der Ukraine in den europäischen Binnenmarkt.  Der notwendige politische Rahmen für die Kooperationen zwischen der EU und der Ukraine zur Erschließung dieses Rohstoffpotentials wurde 2021 durch das Memorandum of Understanding geschaffen. Eine diversifizierte und strategische Rohstoffpartnerschaft mit der Ukraine steht im Einklang mit den rohstoff-strategischen Zielen der EU, wie sie im Rahmen des Critical Raw Materials Act definiert sind.

Das strategische Interesse um die Abbaugebiete der ukrainischen Regionen wird aber vor allem vor dem Hintergrund der Rüstungsproduktion deutlich, denn die Rohstoffe sind Grundlage für eine ganze Reihe von Waffensystemen und Militärtechnologien, die im Krieg gegen Russland zum Einsatz kommen und auch künftig unentbehrlich sein werden. Die europäische Intension ist es, dass in der Ukraine eine lokale Weiterverarbeitung strategisch wichtiger Rohstoffe wie Titan und Mangan, und Industriemetalle stattfindet, wodurch das Land zu einem bedeutenden Rüstungsproduzenten Europas heranwachsen könnte. Idealerweise würde eine geschlossene Wertschöpfungskette, die vom Abbau der Rohstoffe bis zum fertigen Endprodukt reicht – also vom Rohstoff Titan bis zum Marschflugkörper Taurus.

Entsprechend groß ist auch das Interesse Russlands an den Rohstoffvorkommen in der Ukraine. Betrachtet man die Lokation der Rohstoffe, so zeigt sich, dass seltene Lithium-Vorkommen und Prospektionsfelder mit Seltenerd-Gehalten sowie Nichteisenmetalle wie beispielsweise Kobalt und Kupfer, teilweise in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine zu finden sind. Die geographische Nähe zur ukrainisch-russischen Front stellt die Rohstoffförderung derzeit vor Herausforderungen und hat für Investoren eine potenziell abschreckende Wirkung. Trotzdem ist es entscheidend, die Investitionsbedingungen beispielsweise auch durch das Zurückdrängen der Korruption zu verbessern, um notwendige Investitionen zu ermöglichen. So könnte die Ukraine für die EU zu einem strategischen Rohstoffpartner im Zuge ihrer globalen Diversifizierungsstrategie werden und im Sinne des „De-Riskings“ die bestehende Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen verringern.

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Über diese Reihe

Die Reihe informiert in konzentrierter Form über Analysen der Konrad-Adenauer-Stiftung zu relevanten aktuellen Themen. Die einzelnen Ausgaben stellen zentrale Ergebnisse und Empfehlungen eigener und externer Expertinnen und Experten vor, bieten Kurzanalysen von rund fünf Seiten und nennen KAS-Ansprechpartnerinnen.

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