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Deutschlands Bevölkerung wird immer älter: Handlungsempfehlungen für die Politik

von Andreas Mergenthaler
Vorschläge in den Bereichen Erwerbstätigkeit, freiwilliges Engagement, Gesundheit, Familienarbeit und geschlechtstypische Unterschiede

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Bevölkerungsentwicklung in Deutschland

In den kommenden Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre in den Ruhestand eintreten. Diese „Babyboomer“-Jahrgänge umfassen in Deutschland rund 18 Millionen Menschen. Somit gehört aktuell etwas mehr als jeder fünfte Bundesbürger zu den Babyboomern.

Durch den Erwerbsaustritt der Babyboomer wird es zu deutlichen Verschiebungen auf den Arbeitsmärkten und innerhalb der sozialen Sicherungssysteme kommen, da die nachfolgenden Jahrgänge zahlenmäßig schwächer besetzt sind. In Folge dieser Entwicklungen wird es nach aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes in den nächsten 20 Jahren zu einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots kommen, der durch Zuwanderung nur vermindert, aber nicht vollständig ausgeglichen werden kann. Waren im Jahr 2018 insgesamt 51,8 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 66 Jahren, wird sich diese Zahl im Jahr 2035 voraussichtlich auf zwischen 45,8 und 47,4 Millionen verringert haben. Hierdurch wird auch das zahlenmäßige Verhältnis zwischen den Personen im Ruhestand und Personen im erwerbsfähigen Alter anstiegen. Die damit verbundenen Belastungen für das Rentensystem hängen in hohem Maße von der Entwicklung der Erwerbsbeteiligung im höheren Erwachsenenalter und bei Frauen ab.

Die Alterung der Bevölkerung stellt Wirtschaft und Gesellschaft somit gerade in den kommenden Jahren vor Herausforderungen, die aber durch geeignete politische Maßnahmen bewältigt werden können. Die nachfolgenden Handlungsempfehlungen können für einige Bereiche dieser Herausforderungen, wie Arbeitsmarkt, Gesundheit, Familie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt Antworten geben.

 

Handlungsempfehlungen für die Politik

Erwerbstätigkeit

Eine hohe Erwerbsbeteiligung älterer Menschen kann die mit der Alterung verbundenen Belastungen des Rentensystems abmildern. Es sollten daher geeignete arbeitsmarktbezogene und beschäftigungspolitische Maßnahmen getroffen werden, damit sich der Trend einer immer stärkeren Erwerbsbeteiligung älterer Menschen nicht abschwächt, sondern weiter gestärkt wird. Neben den Erwerbsquoten ist dabei auch das Arbeitsvolumen zu berücksichtigen, das bei älteren Frauen aufgrund einer stärkeren Verbreitung von Teilzeitarbeit noch deutlich unterhalb der Männer liegt. Dabei sind jedoch unterschiedliche Voraussetzungen und Chancen älterer Menschen zur verlängerten Erwerbstätigkeit zu berücksichtigen. Eine Altersdiskriminierung aufgrund vermeintlicher „Unproduktivität“ am Arbeitsmarkt sollte vermieden werden.

 

Freiwilliges Engagement

Das freiwillige Engagement im Ehrenamt liefert einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gerade in einer Gesellschaft mit einer alternden Bevölkerung stellt das freiwillige Engagement älterer Menschen ein wesentliches Potenzial zum gelingenden Miteinander der Generationen dar. Das freiwillige Engagement älterer Menschen sollte weiterhin gezielt gefördert und Barrieren zur Verwirklichung von Engagementabsichten abgebaut werden. Günstige Voraussetzungen für ein freiwilliges Engagement älterer Menschen entstehen häufig bereits in früheren Lebensphasen. Daher sollten Maßnahmen zur Förderung des Ehrenamts bereits frühzeitig im Lebenslauf einsetzen.

 

Gesundheit

Ältere Menschen in Deutschland weisen auch im europaweiten Vergleich eine gute Gesundheit und eine hohe Lebenserwartung auf. Diese günstige Situation ist durch gezielte gesundheits- und sozialpolitische Maßnahmen weiter zu verstetigen, da Gesundheit in jedem Lebensalter als ein grundlegendes Potenzial für eine selbstbestimmte Lebensführung sowie wirtschaftliche und soziale Teilhabe verstanden werden kann.

 

Familienarbeit

Viele ältere Menschen leisten mit familialer Hilfs- und Sorgearbeit, also vor allem mit der Betreuung von (Ur-)Enkel und pflegebedürftiger Angehöriger, einen unschätzbaren Beitrag zur Solidarität zwischen den Generationen. Da ältere Frauen häufiger in Familienarbeit eingebunden sind als Männer, kann es insbesondere bei fortgeführter Erwerbstätigkeit zu Vereinbarkeitsproblemen kommen. Diese sollten durch flexible Beschäftigungsangebote seitens der Arbeitgeber begegnet werden, um geeignete Rahmenbedingungen für die Ausübung mehrerer Tätigkeiten zu schaffen.

 

Geschlechtstypische Unterschiede

Ungleichheiten in den oben genannten Bereichen zwischen Männern und Frauen bestehen während des gesamten Lebenslaufs und setzen sich in späteren Lebensphasen fort. Vor allem am Arbeitsmarkt sollten ungleiche Chancen zwischen Männern und Frauen verringert werden, um das Erwerbspotenzial älterer Frauen nutzen zu können. Auch hinsichtlich des freiwilligen Engagements sollten Anreize gesetzt werden, um die Beteiligung älterer Frauen zu erhöhen. Gleichzeitig stellt sich die Aufgabe, auch in späteren Lebensphasen günstige Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit verschiedener Tätigkeiten am Arbeitsmarkt, in der Zivilgesellschaft und in der Familie zu schaffen, damit die vielfältigen Potenziale des späteren Lebens von beiden Geschlechtern gleichermaßen genutzt werden können. Auch hier gilt es, Politik für ältere Menschen als „Lebenslaufpolitik“ zu begreifen, die möglichst bereits in früheren Lebensphasen ansetzt und die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen ausdrücklich berücksichtigt.

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Kontakt

Dr. Dana Fennert

Dana Fennert

Gleichberechtigung und gesellschaftliche Vielfalt

dana.fennert@kas.de +49 30 26996-3590
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Elena_Garder / istockphoto
2. März 2020
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