Innovationen gelten als entscheidender Faktor bei der Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser Satz ist fast schon ein Allgemeinplatz in der politischen Kommunikation. Es folgt die Klage, dass die bahnbrechenden Neuerungen („The next big thing“) in den letzten Jahren aber eher nicht aus Deutschland kamen. Der Befund, dass es Deutschland an Venture Capital in vergleichbarer Größenordnung fehle und der Staat mehr investieren müsse, ist selbst schon zum Allgemeinplatz geworden.
Dabei ist die staatliche Förderlandschaft in Deutschland vielfältig und differenziert. Sie beginnt bei der Unterstützung zum Gründen an den Universitäten, reicht über verschiedenste Investitions-Fonds zur Gründungsfinanzierung bis hin zur Bundesagentur für Sprunginnovationen. Natürlich zahlt die staatliche Forschungsförderung genauso in ein Innovations-Ökosystem ein, wie es auch Bildung oder Weiterbildung tun. Was kann der Staat noch leisten, damit mehr gute Ideen oder Erfindungen aus Deutschland in den Markt gelangen, sich dort durchsetzen und dann als Innovationen in der Gesellschaft Mehrwerte schaffen?
In der Reihe „forum digital“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Förderinstitutionen am 8. November 2021 diese Fragen in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Einigkeit bestand schnell darin, dass trotz sehr unterschiedlicher Förderansätze alle nicht nur auf Bewerbungen warten, sondern selbst auch ein aktives Scouting nach den besten Ideen und Projekten unternehmen. Das Einbeziehen kompetenter Netzwerke ist nicht nur bei dieser Suche wichtig, sondern auch bei der Auswahl der dann zu fördernden Projekte unerlässlich, betonte Rafael Laguna de la Vera, Gründungsdirektor der Bundesagentur für Sprunginnovationen. Denn Förderung bedeutet mehr als nur Geld. Der Zugang zu Netzwerken, die Unterstützung von Mentoren und eben auch die Ermutigung und Befähigung, die eigene Idee umzusetzen und marktreif zu machen, sind Bestandteile eines Förderweges. „Wir fördern Menschen“, sagte Karin Kricheldorff, Leiterin des Centre for Entrepreneurship der TU Berlin. Das heißt am Anfang natürlich auch, mit Workshops und Veranstaltungen für den Karriereweg des Gründens zu sensibilisieren.
Zweifellos sind die geförderten Projekte noch eine Option auf die Zukunft. Ob sie sich am Markt durchsetzen, muss sich noch beweisen. Das Risiko, Steuergelder in einem Bereich einzusetzen, zu dem natürlich auch das Scheitern gehört, auch da war man sich einig, ist in der Summe noch immer ein Gewinn. „Scheitern tut natürlich weh“, so Adriana Groh, bis Oktober 2021 Direktorin des Prototyp Fund. Aufzustehen und aus den Fehlern zu lernen, sind jedoch Mehrwerte, die in Deutschland noch nicht hinreichend geschätzt werden.
Was gilt es besser zu machen oder auszubauen? Mehr Anschlussfinanzierungen wünscht sich Dr. Tanja Emmerling vom High-Tech Gründerfond, damit nach der Gründungsphase auch das Skalieren in Deutschland gelingen kann. Dafür gilt es auch, mehr internationale Investoren zu gewinnen. Eine bessere Abstimmung der Förderinstrumente, damit Projekte nach einer Förderung nicht zuerst in ein Loch fallen, sei ebenso notwendig wie eine Verstetigung der Finanzierung bestehender Förderinstitutionen. Weniger Bürokratie sowohl beim Bewerbungsprozess wie auch bei den Verwendungsnachweisen für kleine Ausgaben würde Innovatoren wie auch Förderinstitutionen helfen. Mehr Flexibilität ist angeraten, um während der Laufzeit den Förderrahmen an die sich entwickelnden Bedarfe anpassen zu können. Schließlich appellierte Adriana Groh auch dafür, mehr Innovationspotentiale aus der Zivilgesellschaft zu heben: „Denn da gibt es so viele gute Ideen“. Gut also, dass die ausgelaufene Förderung des Prototype Fund gerade erst um weitere vier Jahre verlängert wurde.
Bundesagentur für Sprunginnovationen
Centre for Entrepreneurship der TU Berlin
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