Länderberichte
Zu den Gründen für die hohe Nachfrage nach US-Dollar gibt es – vor allem zwischen der Regierung in der Casa Rosada und regierungsunabhängigen Wirtschafts- und Finanzfachleuten und Kommentatoren – unterschiedliche Einschätzungen. Im Vorfeld der am 14. August 2011 durchgeführten Vorwahlen (primarias) waren sich sowohl Regierung als auch unabhängige Experten mehr oder weniger einig, dass die steigende Nachfrage vor allem mit der allgemeinen Unsicherheit in einem Superwahljahr, wie es Argentinien 2011 erlebte, zu erklären sei. Die Frage, wer die Wahlen gewinnen und vor allem wie es danach in der Wirtschafts- und der Wechselkurspolitik weitergehen würde, war eine große Unbekannte. Noch zu deutlich hatten die Bürger Versuche vergangener argentinischer Regierungen zur Devisenbewirtschaftung im Kopf. Man nahm daher an, dass die Bürger ihre Ersparnisse nur für den Fall der Fälle in US-Dollar umtauschten und dass sich die Situation nach den Wahlen wieder normalisieren würde. Allerdings kam es auch nach den primarias, die Cristina Kirchner so deutlich gewann, dass es praktisch keine Zweifel mehr an ihrer Wiederwahl im Oktober gab, nicht zu einer Beruhigung des Dollarmarktes. Die Präsidentin vermied im weiteren Verlauf des ohnehin nur relativ sparsam geführten Wahlkampfs weiterhin jede Äußerung zu konkreten wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die sie beispielsweise zur Bekämpfung der von der Regierung nicht eingestandenen Inflation zu ergreifen gedachte, und versprach lediglich die „Vertiefung des Modells“ (profundización del modelo). Auch der deutliche Wahlsieg Kirchners am 23. Oktober änderte letztlich nichts am Bestreben der Argentinier, Dollar zu kaufen.
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