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Veranstaltungsberichte

Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus führten das Institut Vaclav Havel, CADAL und Puente Democrático am Montag, dem 24. August, eine Konferenz durch. Die KAS Argentinien unterstützte die Veranstaltung mit Referaten des Journalisten Jorge Elías, des Präsidenten der DAIA (Delegación de Asociaciones Isrealitas Argentinas), Julio Schlosser, sowie des kubanischen Dissidenten Dagoberto Valdés.

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Die Konferenz in den Räumlichkeiten des Centro para la apertura y el desarrollo de América Latina (CADAL) zielte darauf ab, die Erinnerung an die Opfer des Totalitarismus anhand rezenter Beispiele wachzuhalten. Im Anschluss an eine kurze Einführung von Gabriel C. Salvia, dem Präsidenten von CADAL, stellten die drei geladenen Gäste in Kurzreferaten aktuelle Fälle von Menschenrechtsverletzungen vor.

Der Journalist Jorge Elías analysierte einen aktuellen Bericht des Committee to Protect Journalists (CPJ) über die zehn Länder der Welt, deren totalitäre Regime am häufigsten Presse und andere Medien zensieren. Eritrea, Nordkorea, Saudi-Arabien, Äthiopien, Aserbaidschan, Vietnam, Iran, China, Myanmar und Kuba verletzen das Presserecht nicht nur durch Zensur, sondern gehen sogar mit Gewalt gegen Journalisten vor. Viele Journalisten seien daher inzwischen dazu übergegangen, ihre eigenen Texte zu zensieren. Doch auch in anderen Teilen der Welt und insbesondere in vielen Ländern Lateinamerikas könnten Journalisten nicht frei leben und arbeiten. In vielen Fällen weltweit werde der Journalist als Sündenbock für die Missgeschicke des Staates verantwortlich gemacht, schloss Elías ab.

Ein Unschuldiger als Sündenbock – dieses Bild bot sich als Überleitung zum Vortrag Julio Schlossers an, in dem sich der Präsident der Delegación Asociaciones Israelitas Argentinas (DAIA) mit dem Fortbestehen des Antisemitismus in Argentinien befasste. Im heutigen Argentinien würden die Angehörige des jüdischen Glaubens wieder verstärkt Opfer antisemitischer Diskriminierung. Dabei versteckten die Antisemiten ihren Hass häufig unter dem Deckmantel der Israelkritik. An dieser Stelle betonte Schlosser: „Als Argentinier darf ich die Außenpolitik des israelischen Staates kritisieren. Aber dies ist keine Rechtfertigung für Antisemitismus.“ Darüber hinaus erführen gerade ethnische Minderheiten wie etwa in Argentinien lebende Bolivianer, aber auch Menschen mit Behinderung oder einer von der Mehrheit abweichenden sexuellen Orientierung Hass und Ablehnung. Angesichts der wachsenden Zahl an Straftaten forderte Schlosser, den Ursachen der Diskriminierung mehr Beachtung schenken. Die Überwindung von Vorurteilen durch Bildung und Aufklärung sei unerlässlich für eine gerechtere Zukunft, denn: „Wir sind nicht Argentinier mit jüdischen Wurzeln, sondern Argentinier und Juden.“

Der dritte Vortrag der Konferenz beschäftigte sich mit der aktuellen Situation in einem Land, in dem seit langer Zeit die Diskriminierung von Religionsgemeinschaften und Eingriffe in die Pressefreiheit an der Tagesordnung stehen: Kuba. Dagoberto Valdés, katholischer Intellektueller, kubanischer Dissident und Gründer der soziokulturellen Online-Zeitschrift Convivencia, referierte über die Mission und die Herausforderungen der kubanischen Zivilgesellschaft in Gegenwart und naher Zukunft. Der Totalitarismus habe die kubanische Gesellschaft in miserablen Bedingungen hinterlassen, diagnostizierte Valdés: Zum einen habe der Kommunismus sowohl der Natur jedes einzelnen Staatsbürger als auch der nationalen Seele erheblichen Schaden zugefügt, zum anderen habe er die Gesellschaft in einen Zustand des „zivilen und politischen Analphabetismus“ geführt. Etwa finde in Kuba seit 1948 kein Unterricht in zivilgesellschaftlichen und politischen Themen statt. Die Vereinten Nationen hätten diese Vernichtung der kubanischen Kultur, Bildung und Religiosität sogar explizit als „kulturellen Völkermord“ bezeichnet. Seit rund fünf Jahren verbessere sich jedoch die Situation, stellte Valdés fest. So suchten inzwischen die Korrespondenten internationaler Medien die Quelle einer Information, anstatt einfach staatlich gelenkte Zeitungen zu zitieren. Von besonderer Bedeutung sei zudem die Eröffnung der US-amerikanischen Botschaft in Havanna, die das kubanische Volk endlich zu Protagonisten des politischen Geschehens mache. Das neu gegründete Diskussionsforum Espacio abierto de la sociedad civil cubana biete darüber hinaus die Möglichkeit, mit Gruppierungen unterschiedlichster politischer Couleur über zivilgesellschaftliche Angelegenheiten zu diskutieren. Hier fordern die Kubaner einstimmig das Ende der politischen Haft, die Anerkennung der Zivilgesellschaft als vollwertigen Gesprächspartner für ausländische Politiker sowie die Einführung eines runden Tisches für Politiker. Voller Hoffnung blicke man dem Besuch des ersten lateinamerikanischen Papst entgegen – Franziskus wird die Insel im September dieses Jahres besuchen.

Ein paar warme Abschlussworte formulierte Milan Frola, Konsul der Tschechischen Republik, der zudem an den tschechischen Intellektuellen Vaklav Havel erinnerte. Dank der Initiative Havels und anderer Menschenrechtsaktivisten wird am 23. August den Opfern von Stalinismus und Nationalsozialismus gedacht. Den Grundstein für den Internationalen Gedenktag für die Opfer staatlicher Totalitarismen hatte am 3. Juni 2008 das Europäische Parlament in der Prager Erklärung zum Gewissen Europas und Kommunismus gelegt

Sabine Volk

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